Jemandem pauschal das Etikett "böse" anzuheften wirkt ebenso naiv wie zu behaupten, rechtschaffen gut sei sowieso niemand. Meist spiegelt das nur den Wunsch, eigene Unzulänglichkeiten zu überdecken bzw. sich selbst dadurch anzuheben, dass man andere herunterzieht. Das funktioniert offenbar im RL wie im Rollenspiel.
Ich hatte jahrelang einen (an sich tollen) SL, der es aber nie geschafft hatte, NSCs zu kreieren, die nicht seine im Kern misanthropische Grundhaltung geteilt hätten. Also traf man z.B. nie einen NSC, der einem etwas Gutes getan hätten, ohne dafür eine Gegenleistung zu verlangen.
Begriffe wie "gut" und "böse" sind sowieso heikel, wenn man sie als Grundveranlagung oder Wesensbeschreibung versteht. Ich fand es immer schwierig, dass D&D-Charaktere dadurch eine Legitimation zum Mord bekommen haben, dass sie einen NSC als "böse" "gescannt" hatten, vielleicht, ohne dass der Betreffende schon etwas getan hatte. Ob jemand "gut" oder "böse" ist, sollte sich immer an konkreten Taten messen. Jemand ist also nicht, er tut höchstens etwas Böses.
Das wäre im Endeffekt eine Möglichkeit, den Charakter in die Gruppe zu bekommen: Wieso sollte ihn die Gruppe nicht aufnehmen, wenn er sich nicht bösartig der Gruppe gegenüber verhält?