Wie kann es denn nicht problematisch sein, wenn jemand Settings erschafft, die sich weitgehend so darstellen, wie es dem Weltbild der Rassisten in der Realität entspricht?
Es lohnt sich auf jeden Fall immer, darüber zu reflektieren, denke ich.
Die "Hauselfen" bei Harry Potter entsprechen ja dem Zerrbild, dass die weißen Ausbeuter sich von ihren schwarzen Sklaven gemacht haben: Die sind servil und
wollen dienen, und selbst der Gedanke nach Freiheit muss ihnen erst durch die "Herren" beigebracht werden, obwohl sie selber genügend magische Mittel hätten, sich jederzeit der Kontrolle durch ihre "Meister" zu entziehen (was ja besonders paradox ist).
Zahlreiche Fantasy-Welten bedienen das Klischee vom "harten Nordmann", bei dem mir persönlich auch immer leicht schlecht wird, und Tolkien verglich seine Zwerge selber mit "den Juden". Das ist genauso problematisch, wie wenn in Episode I ein flatterndes Judenklischee namens Watto den Helden Steine in den Weg legt. Bei mir erzeugen diese Szenen zumindest Unbehagen.
Bei den Orks denke ich mir immer, dass sie für das stehen, was Menschen fürchten, selber zu sein. Dass sie archetypisch für das Dunkle in uns, die Andere Seite stehen, die jenseits der rationalen Kontrolle liegt: Das wir im Kern selber Geschöpfe sind, deren Hass auf uns selbst nur überstiegen wird von dem Hass, den wir gegen alles Fremde hegen.
Elben stehen - für mich - nicht so sehr für eine rassistische Idee, sondern für eine Projektion, was wir uns für uns selber oder die Menschheit an sich wünschen würden.
Wir wären ja alle gerne unsterblich, schön, im Einklang mit der Natur und mit uns, musisch begabt, edel, rein und wohlriechend.
Die Frage in Bezug auf Traveller ist ja nun - wenn ich richtig verstanden habe -, inwiefern die "Rassen" (also: Spezies) kolonialistischen Wunschphantasien entsprechen, wie es sie im 18. Jahrhundert bis 20. hinein gegeben hat, um den eigenen Ausbeutungswillen zu rechtfertigen.
Menschen sind genau so wie Spinnen Carnivoren. Die Tatsache, dass jemand Carnivore ist, berechtigt noch nicht dazu, dieses Lebewesen zu meiden.
Wenn ich eine sprachbegabte Fliege wäre, würde ich eine sprachbegabte Spinne meiden. Selbst wenn sie mich höflich in ihr Netz bittet. Ich würde nämlich nicht davon ausgehen, dass Sprache alleine ausreicht, um die Spinne davon zu überzeugen, mich nicht zu fressen, wenn sie in mir nur noch den Leckerbissen sehen sollte.
Und die Frage, ob jemand kriegerisch ist oder nicht, hat weniger etwas mit den Genen zu tun als mit der Kultur. In DSA sind die Ferkina (ein Menschenvolk) zum Beispiel zigmal kriegerischer als die Svelltaler Orks (die verhältnismäßig zivilisiert leben).
Das ist eine settingspezifische Entscheidung, denke ich. In D&D sind Orks je nach Spielwelt eben wirklich chaotisch böse, nicht anders als Dämonen oder gewisse Drachen. Die Jem'Hadar in Star Trek können sich auch nicht entscheiden, friedliebend zu werden (auch wenn ich die Endgültigkeit dieser Aussage immer unbefriedigend fand);
und diie Orks bei Tolkien können ebenfalls nicht "bekehrt" oder "umerzogen" werden. (Angeblich hat der Autor später selbst über diesem Umstand räsoniert und fand diese Endgültigkeit des orkisch Bösen bedauerlich.)