Autor Thema: Auf der Suche nach dem Sense of Wonder  (Gelesen 2846 mal)

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Offline Grey

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Auf der Suche nach dem Sense of Wonder
« am: 22.04.2013 | 09:34 »
Eine Wendung, die in letzter Zeit in Diskussionen immer wieder auftaucht (und die ich auch selbst gern benutze), lautet: "XY verursacht bei mir bestimmt keinen Sense of Wonder!"

Je länger ich allerdings drüber nachdenke, desto mehr frage ich mich: Was ist das überhaupt, dieser Sense of Wonder? Und wie ruft man ihn hervor?

Also, Frage an euch, Leute: Wie äußert sich bei euch der "Sense of Wonder"? Wie fühlt sich so was an? Illustrierende Beispiele ausdrücklich erwünscht.

Und los! :)
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Offline Crimson King

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Re: Auf der Suche nach dem Sense of Wonder
« Antwort #1 am: 22.04.2013 | 10:04 »
Sense of Wonder ist der Effekt, sich von Elementen des Settings faszinieren zu lassen, die nicht notwendigerweise mit dem Plot zu tun haben. Dabei geht es meistens um exotische Elemente, die nicht dem normalen Erfahrungsumfang der Spieler (nicht der Charaktere) ähneln.

Zwei Beispiele:

Wir hatten vor Jahren mal eine Fantasy-Session, deren Inhalt daraus bestand, dass wir in ein verstecktes Tal gewandert sind, in dem Baumwesen lebten. War sehr cool, wegen der Baumwesen, die uns von ihren Sorgen erzählten. Plot nahe 0.

In einer anderen Session in einer Spielwelt, in der Elben Legende sind und seit Jahrhunderten nicht gesehen wurden, hatte ich als SL eine elbische Bibliothek erschaffen. In der wurden allerdings keine Bücher aufbewahrt, sondern Kristallkugeln, die in speziellen Gestellen hingen, in denen sie in Drehung versetzt werden konnten, woraufhin sie sich mit den Bildern einer Geschichte füllten. Die Kristallkugeln enthielten in ihrer Gänze die Geschichte der Elben bis zu dem Zeitpunkt, an dem sie die Welt verlassen hatten. Das war für die Spieler hochgradig faszinierend, für den Plot aber vollkommen irrelevant.

Andere Möglichkeiten sind, auf Größe und Erhabenheit der Dinge, mit denen die Spieler konfrontiert werden, zu setzen. Eine Höhle mit einem schlafenden Drachen kann faszinierend sein, wenn man sie das erste Mal erlebt. Genauso die Erkenntnis, dass der Mond dieses Planeten kein Mond ist, sondern eine Raumstation.

Ich vermute allerdings, dass mit der sich immer weiter vergrößernden Erfahrung als Rollenspieler und mit dem sich kontinuierlich erweiterenden eigenen Horizont der Sense of Wonder-Effekt immer schwieriger zu erzielen sein dürfte. Eine vergleichbare Situation hatte ich seit ca. 15 Jahren nicht mehr. Das liegt möglicherweise auch daran, dass eine in gewissem Maß naive Herangehensweise notwendig ist, um den Sense of Wonder zu spüren, und diese Naivität mit den Jahren durch Erfahrung ersetzt wurde. Bei vielen Dingen, vor allem bei Bombast, setzt schnell ein Gewöhnungseffekt ein (Was? Schon wieder ein Drache? Laaangweilig!).
« Letzte Änderung: 22.04.2013 | 10:13 von Metal King »
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Offline Kearin

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Re: Auf der Suche nach dem Sense of Wonder
« Antwort #2 am: 22.04.2013 | 10:33 »
Sense of Wonder heisst einfach nur Erstaunen bzw. die Verwunderung (=wonder). Jeder sollte das Gefühl kennen.

Offline Weltengeist

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Re: Auf der Suche nach dem Sense of Wonder
« Antwort #3 am: 22.04.2013 | 10:40 »
Ich benutze den "Sense of Wonder" etwas breiter als der Metal King und fasse alles darunter, was mir ein "Wow - wie cool!" entlockt. Es kann sich um Bilder, Charaktere, Szenen etc. handeln. Ob das nun plotrelevant ist oder nicht, spielt dabei erst einmal keine Rolle.

Meinen letzten "Sense of Wonder" hatte ich beim Spielen von "All for One: Regime Diabolique". Da war es die abgefahrene Art, mit der unser Spielleiter (bzw. das Setting) historische Fakten, Verschwörungstheorien und reale Mysterien mit erkennbaren Fantasy-Elementen zu einem in sich schlüssigen Hintergrund verwoben hat. Das hat mich so begeistert, dass ich jetzt selbst an einer HEX-Kampagne bastele, in der die SC in der Oberwelt nach Atlantis suchen und dabei über ein Netz aus Geheimnissen der Tempelritter, der Tafelrunde, der alten Ägypter, der katholischen Kirche usw. stolpern werden, an dem Dan Brown seine wahre Freude hätte.

Ich gebe dem Metal King aber darin recht, dass es bei erfahrenen Spielern natürlich schwieriger wird, den "Sense of Wonder" noch zu erzeugen. So kann ich beispielsweise die ganze Elfen-Zwergen-Orks-Soße nicht mehr sehen, weder im Rollenspiel noch in Romanen. Aber manchmal reicht schon ein kleiner Settingwechsel (z.B. von Aventurien nach Myranor oder Rhakshazar), um wieder Dinge zu entdecken, die tolle, neue Bilder in meinem Kopf entstehen lassen. Und das ist es wahrscheinlich, was ich als Kopfkinomensch mit "Sense of Wonder" meine.
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Offline Glgnfz

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Re: Auf der Suche nach dem Sense of Wonder
« Antwort #4 am: 22.04.2013 | 11:10 »
Für mich persönlich hängt es sehr mit dem Begriff "Exploration" zusammen. Etwas, das für mich (als Spieler - klar, der Sense of Wonder ist nicht auf den Charakter bezogen) neu und ungewöhnlich ist, würde darunter fallen.
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Online Arldwulf

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Re: Auf der Suche nach dem Sense of Wonder
« Antwort #5 am: 22.04.2013 | 11:14 »
Für mich persönlich hängt es sehr mit dem Begriff "Exploration" zusammen. Etwas, das für mich (als Spieler - klar, der Sense of Wonder ist nicht auf den Charakter bezogen) neu und ungewöhnlich ist, würde darunter fallen.

Mhh....lustigerweise empfinde ich den Sense of Wonder sehr stark auf Charaktere, und nicht auf mich selbst bezogen. Ich fühle das also eher dann wenn der Charakter etwas neues und für ihn faszinierendes erlebt.

So habe ich zwar schon weitgereiste, mächtige Magier gespielt die eigentlich alles gesehen haben. Aber trotzdem mit meinem Stufe 1 Paladin über die Gefahren der Welt gestaunt. Das geht sogar noch weiter, als ich mal eine Bewohnerin einer externen Ebene spielte die auf die materielle Welt kam fühlte sich sogar eine ganz normale Stadt sehr wundersam an, lud zum Entdecken ein und war komischerweise faszinierend.

Am Ende bin es natürlich immer noch ich der dort fasziniert wird. Aber eben über die Situation, in der die Charaktere drin stecken. Man könnte sagen die Faszination kommt erst durch ihre Augen zustande. Das was mich bei einem Charakter fesseln und faszinieren würde ließe mich bei einem anderem vielleicht ganz kalt.
« Letzte Änderung: 22.04.2013 | 11:16 von Arldwulf »

Offline Hotzenplot

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Re: Auf der Suche nach dem Sense of Wonder
« Antwort #6 am: 22.04.2013 | 11:22 »
Ich kann den Sense of Wonder bei mir nicht so genau definierern. Es ist ein sehr emotionaler Moment. Der kann sowohl vom Setting, von den Spielern/SL oder auch vom Plot kommen. Es kommt mehr auf meine Gemütslage an, als auf die exakte Situation/Beschreibung.
Trotz jahrelanger RPG-Erfahrung erlebe ich dieses Gefühl immer mal wieder. Es ist aber sehr von der Gesamtstimmung und meiner Stimmung und Sensibilität abhängig.
Theoretisch kann also ein und die selbe Spielsituation für mich mal den Sense of Wonder tragen, mal nicht.

Auch bei Computerspielen kommt sowas vor. Mir fällt gerade ein, wie ich von der outdoor-Szenerie bei OBLIVION gefesselt war, als ich sie zum ersten Mal gesehen habe. Musik, Grafik und meine Begeisterung für das Spiel haben mich teilweise einfach lange durch die Natur laufen lassen. Ich habs genossen.
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Offline Teylen

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Re: Auf der Suche nach dem Sense of Wonder
« Antwort #7 am: 22.04.2013 | 11:55 »
Das prickelende Gefühl etwas zu sehen, sich etwas vorzustellen, das man noch nicht gesehen hat, das man so noch nicht betrachtet hat. Die Sensation, das erleben der Faszination, der Durst nach mehr, das Gefühl des unentdeckten, die Spannung das die Sinne um eine neue Erfahrung bereichert wurden. Die Freude an dem was da ist und die Erwartung auf das was noch kommt. Das wecken der kindlichen Neugier und das entfachen des einfachen Spieltriebs.

So in etwa würde ich gerade den Sense of Wonder umreissen.

Kürzer gesagt: Da wo die Augen groß werden und man strahlt.
« Letzte Änderung: 23.04.2013 | 09:49 von Teylen »
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Online Arldwulf

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Re: Auf der Suche nach dem Sense of Wonder
« Antwort #8 am: 22.04.2013 | 14:27 »
Ja, sehr schön beschrieben.  :d

Offline Bad Horse

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Re: Auf der Suche nach dem Sense of Wonder
« Antwort #9 am: 22.04.2013 | 18:09 »
Bei mir entsteht dieses "Das ist ja sooo cool!"-Gefühl ziemlich häufig bei unserer Fulminata-Kampagne, bei der die Charaktere durch die antike Welt schippern und allerlei historischen Gestalten und mythischen Wesen (und Göttern) begegnen. Da fang ich jedesmal an zu strahlen wie ein kleines Kind - gerade wenn ich diese ganzen Sachen nachgoogle und mich freue, dass wir das ja auch "erlebt" haben.

Wenn man das allerdings planen will, wird es schwierig - zuerst braucht man mal Spieler, die sich drauf einlassen. Dann braucht man eine Atmosphäre des Unbekannten, aber im Gegensatz zum Horror sollte sich hier Ehrfucht und Faszination einstellen statt Panik. Trotzdem könnte ich mir vorstellen, dass viele Tricks (Musik, Bilder, Licht), die für Horror funktionieren, auch beim Sense of Wonder helfen könnten - beides lebt ja letzten Endes von der erzeugten Atmosphäre.
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
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Offline blut_und_glas

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Re: Auf der Suche nach dem Sense of Wonder
« Antwort #10 am: 23.04.2013 | 08:34 »
Vielleicht von peripherem Interesse:

Auf rsp-blogs lief vor ein paar Monaten ein Bloggerkarneval mit just diesem Thema ("Sense of Wonder").

Link zum damaligen Organisationsthread samt Artikellinks

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Offline Grubentroll

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Re: Auf der Suche nach dem Sense of Wonder
« Antwort #11 am: 23.04.2013 | 09:12 »
Ich hab das bei einem gut gemachten Setting-Buch oder Regelwerk, das es schafft durch Illustrationen und Texte in mir eine konsistente Welt und vor allem dessen Atmosphäre vor meinem geistigen Auge aufzubauen.

Beispiele dafür waren in meiner Geschichte DSA1 (die allererste Box) anno 1986, Tharun (1987), Dragonlance (1988), Forgotten Realms (old grey Box 1989), dann Planescape im Jahre 1995, und zuletzt würde ich sagen Lady Blackbird mit diesen paar Sätzen zum Setting, und eventuell noch SotC mit seinen auf Dinosauriern durch Afrika reitenden Gorillas und Mathematischen Bösewichtern mit Strahlenpistolen.

Wie man sieht, es wird immer schwieriger, weil man ja mehr kennt je älter man wird, und schwerer noch zu überraschen ist.

Offline Rev. Bilk

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Re: Auf der Suche nach dem Sense of Wonder
« Antwort #12 am: 23.04.2013 | 09:36 »
Zitat
Wie man sieht, es wird immer schwieriger, weil man ja mehr kennt je älter man wird, und schwerer noch zu überraschen ist.

Oh, das sehe ich nicht so. Im Moment schaue ich mir vermehrt die Warhammer Fantasy Regelwerke an, und obwohl auch da viel EDO-Versatzwerk drin ist, sind es immer wieder die "kleinen" Details, die mich immer wieder vor Begeisterung grinsen lassen. Ich sag nur Zwerge und Trolle bzw. deren Überreste.. 8]

Intelligenz und intelligentes Handeln müssen sehr weh tun. Warum sollten sich ansonsten so viele Menschen zwanghaft dumm anstellen, wenn sie damit nicht die Schmerzen vermeiden wollten?

Offline Oberkampf

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Re: Auf der Suche nach dem Sense of Wonder
« Antwort #13 am: 23.04.2013 | 13:48 »
Ich würde unter Sense of Wonder einfach den Eindruck beschreiben, dass eine Spielwelt abgefahren genug ist, um über ihre Elemente oder Zusammenhänge zu staunen und zu denken "Hey, das ist cool, das möchte ich (weiter-)spielen". Oder den Eindruck, dass ein Regelwerk/Rollenspielsystem etwas ermöglicht, was man im Rollenspiel bisher noch nie (flüssig&regelgerecht) tun konnte und was weiter auszuprobieren Spaß macht.

Beides passiert mir nicht oft.
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Offline Grey

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Re: Auf der Suche nach dem Sense of Wonder
« Antwort #14 am: 23.04.2013 | 17:03 »
Was bei mir von den bisherigen Replys am ehesten eine Saite zum Schwingen gebracht hat, war die Erkenntnis: das, was den Spieler zum Staunen bringt, muß nicht zwingend etwas Neues sein; eine neue Sicht auf etwas Altbekanntes kann den Sense of Wonder mindestens ebenso intensiv hervorrufen.

So ein Fall wäre z.B., wenn der Spieler schon dutzende Male am Meer war, aber sich tief in einen mittelalterlichen Charakter reinfühlt, der das Meer bislang nur aus Erzählungen kennt und es zum ersten Mal vor sich sieht.
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Online Arldwulf

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Re: Auf der Suche nach dem Sense of Wonder
« Antwort #15 am: 23.04.2013 | 17:10 »
Ganz genau, und das betrifft umgekehrt auch neue Dinge bei einem Charakter der ständig neue Dinge sieht.

Mein Erzmagier wird immer mal wieder etwas entdecken was er vorher nicht kannte. Das bringt ihn aber nicht zwingend zum staunen.

Umgedreht würde wohl jedoch alles davon niedrigstufigere Charaktere von mir - und damit auch mich zum staunen bringen, faszinieren.

Offline Grey

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Re: Auf der Suche nach dem Sense of Wonder
« Antwort #16 am: 23.04.2013 | 17:58 »
Das, worüber man als Spieler staunt, ist also gar nicht so sehr das Wahrgenommene, sondern der Charakter, der es wahrnimmt. Beziehungsweise das Zusammenspiel von beidem, die Empfindung, die es in dem Charakter auslöst.

Eine Form von Sense of Wonder im Rollenspiel besteht demnach darin, diese Empfindung so authentisch wie möglich vom Charakter auf den Spieler zu transportieren.

Das aber erfordert, den Charakter bereits in Situationen zu kennen, die für ihn alltäglich sind. Erst durch den Kontrast zwischen Normalem und Staunenswertem kann man als Spieler an dieser Stelle das Staunen nachempfinden.

Aus Sicht des Spielers kann sich auf der anderen Seite aber auch ein Sense of Wonder über das einstellen, was für den Charakter normal ist - oder vielmehr ein Staunen darüber, daß es für den Charakter normal ist. Der Alltag eines Jäger-und-Fallensteller-SC hat für ihn als Fallensteller nichts Besonderes, aber wenn ich als Spieler ihn zum ersten Mal bei der Arbeit spiele und erlebe, kann das Sense of Wonder auslösen.
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Offline Crimson King

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Re: Auf der Suche nach dem Sense of Wonder
« Antwort #17 am: 23.04.2013 | 18:08 »
Das, worüber man als Spieler staunt, ist also gar nicht so sehr das Wahrgenommene, sondern der Charakter, der es wahrnimmt. Beziehungsweise das Zusammenspiel von beidem, die Empfindung, die es in dem Charakter auslöst.

Eine Form von Sense of Wonder im Rollenspiel besteht demnach darin, diese Empfindung so authentisch wie möglich vom Charakter auf den Spieler zu transportieren.

Das aber erfordert, den Charakter bereits in Situationen zu kennen, die für ihn alltäglich sind. Erst durch den Kontrast zwischen Normalem und Staunenswertem kann man als Spieler an dieser Stelle das Staunen nachempfinden.

Aus Sicht des Spielers kann sich auf der anderen Seite aber auch ein Sense of Wonder über das einstellen, was für den Charakter normal ist - oder vielmehr ein Staunen darüber, daß es für den Charakter normal ist. Der Alltag eines Jäger-und-Fallensteller-SC hat für ihn als Fallensteller nichts Besonderes, aber wenn ich als Spieler ihn zum ersten Mal bei der Arbeit spiele und erlebe, kann das Sense of Wonder auslösen.

Ich glaube, es gibt einen reinen Spieler-Sense of Wonder, sowie einen Sense of Wonder, der durch die Charaktererfahrungen auf den Spieler übertragen wird.

Davon abgesehen würde ich festhalten wollen, dass das gerne mal abfällig belächelte Ausspielen von Alltäglichkeiten sowie klassischer Partizipationismus für das Erreichen des Sense of Wonder-Effektes förderlich ist. Dem steht das moderne Spiel mit aggressivem Scene Framing, Player Empowerment und jeder Menge Metagaming eher entgegen. Diese Aussage ist allerdings nicht absolut zu verstehen. Auch mit FATE lässt sich der Sense of Wonder-Effekt erzielen. Es wird nur einfacher, wenn man sich voll auf das einlässt, was der SL einem vorgibt, und der SL die nötige Kreativität hat, um die Spielwelt und die Abenteuer entsprechend zu gestalten.
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Re: Auf der Suche nach dem Sense of Wonder
« Antwort #18 am: 23.04.2013 | 18:15 »
Ich muss bei dem Thema immer ans Engel-Regelwerk denken, in dem ich jeden Funken Information förmlich aufgesaugt habe. :)

Kann aber bestimmt auch durch Erwartungshaltungen kommen. Wenn irgendetwas passiert, das zwar plausibel, aber trotzdem völlig überraschend ist (sei es ein Plottwist oder ein fremdartiger Ort an einer unerwarteten Stelle), neige ich schon zum "Woah!"-Effekt. ^^'

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Re: Auf der Suche nach dem Sense of Wonder
« Antwort #19 am: 24.04.2013 | 13:20 »
Ich glaube, es gibt einen reinen Spieler-Sense of Wonder, sowie einen Sense of Wonder, der durch die Charaktererfahrungen auf den Spieler übertragen wird.

Mhh...ich überleg mir nur gerade wie ich mir dies vorstellen muss.

Sense of Wonder der nicht per Charakter übertragen wird. Wie sieht das aus? Worüber genau staune ich dann, wenn nicht über das was der Charakter gerade erlebt?

Offline Weltengeist

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Re: Auf der Suche nach dem Sense of Wonder
« Antwort #20 am: 24.04.2013 | 13:25 »
Sense of Wonder der nicht per Charakter übertragen wird. Wie sieht das aus? Worüber genau staune ich dann, wenn nicht über das was der Charakter gerade erlebt?

Über die Bilder in meinem Kopf. So ist das zumindest bei mir.
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Online Arldwulf

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Re: Auf der Suche nach dem Sense of Wonder
« Antwort #21 am: 24.04.2013 | 13:31 »
Soweit so gut - blos was sind das dann genau für Bilder? Doch trotzdem die des Spielgeschehens, oder?

Luxferre

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Re: Auf der Suche nach dem Sense of Wonder
« Antwort #22 am: 24.04.2013 | 13:33 »
Ich glaube, ich laufe dem verklärt-nostalgischen und verlorenen sense of wonder seit langer Zeit hinterher.
Klingt traurig, aber ist wohl so. Und Fragmente dieses Zustandes kommen immer mal wieder, aber es sind eher Schatten dessen, was einst (vielleicht) war.
Man liest sich in immer mehr Welten und Systeme, setzt sich in Foren mit hunderten anderen Leuten und deren Ideen auseinander, liest Spielleitenhandbücher und geht viel zu tief in das Thema, als dass es noch ungezwungen Spaß bringen könnte.
Dem kann man gut entgegen setzen und sich wieder davon lösen, aber die Zeiten und Überraschungen von Damalstm bringt es nicht zurück.

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Offline Teylen

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Re: Auf der Suche nach dem Sense of Wonder
« Antwort #23 am: 24.04.2013 | 13:40 »
Mit dem Sense of Wonder ist es wie mit der Liebe.
Er ist da bzw. kommt oder nicht. Erzwingen geht nicht.
Bei manchen brennt er kurz und heftig, bei anderen glüht bzw. er lange und sanft.
Manche haben ihre einzig wahre Liebe gefunden und wieder verloren, andere haben viele Eisen im emotionalen Feuer.
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Re: Auf der Suche nach dem Sense of Wonder
« Antwort #24 am: 24.04.2013 | 13:50 »
@Arldwulf:
Wie beim Film. Der Sense of Wonder kann durch die Erfahrungen des Charakters entstehen. Das kann aber ähnlich wie beim Film über die Erfahrungen des Charakters hinaus gehen.
Oder anders:
Das Spielgeschehen besteht nicht nur aus Charaktererfahrungen.
Ich bin viel lieber suess als ich kein Esel sein will...
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Nicht Sieg sollte der Zweck der Diskussion sein, sondern
Gewinn.

Joseph Joubert (1754 - 1824), französischer Moralist