Thema: [Rant/Umfrage] Welche Sorte Fantasy würdet ihr gern lesen?

[Grey]

Ich hatte kürzlich im Buchladen mal wieder diesen -Effekt: "Gibt's denn gar nichts Vernünftiges mehr an Fantasy!?"

Zur Zeit werden gefühlte 120% der Bücherregale von "Rassenromanen" gefüllt: Nach "Die Orks", "Die Zwerge", "Die Trolle", "Die Halblinge" usw. folgten Fortsetzungen wie "Der Schwur der Orks", "Der Krieg der Halblinge", "Der Fußpilz der Halbdunkelelfen" usw. usf. bzK.

Was nicht diesem Subgenre zugerechnet werden kann, hat im Allgemeinen eine Depri-Stimmung, die ich nun wirklich nicht auch noch haben will, wenn ich einen Roman aufschlage. Oft geht es um restlos abgehalfterte Helden, die alles, aber wirklich alles können (schon im Prolog mal eben einhändig 20 fremde Krieger ausknipsen o.ä.), vor lauter Weltschmerz aber nicht den Willen aufbringen, die Welt zu retten, die unter Bedrohung XYZÄÖÜ schmachtet.

Ich weiß nicht, wie's euch geht, aber ich habe es satt.

Witzigerweise begegne ich praktisch nie jemandem, der den aktuellen Mainstream gut findet; fast alle, mit denen ich darüber rede, sind davon ähnlich angefressen wie ich. Und noch viel witzigererweise hatte ich auch schon eine Diskussion mit einem hauptberuflichen Fantasy-Lektor, dem es ebenfalls so ging; seine Antwort darauf war: "Es stimmt, so ziemlich jeder sagt, es müsse endlich mal wieder aus dem Schema ausgebrochen werden. Wenn man dann aber zurückfragt, was die Leute denn stattdessen lesen wollen, sagt jeder was anderes."

Schön. Meinetwegen. Jetzt frage ich euch (vor allem all jene von euch, die mit dem aktuellen Fantasy-Markt genauso unzufrieden sind wie ich):

Welche Sorte Fantasy würdet ihr gern lesen?

Meine Frage beschränkt sich auf klassische Fantasy der Form "mittelalterliche oder archaische Welt mit Mystery-Elementen". Auf welche Sorte Geschichten, die nicht dem aktuellen Mainstream entsprechen, könnten wir uns einigen, um dann mit einer Petition, Großdemonstration o.ä. "Das und das wollen wir lesen!" an die Verlage heranzutreten?


EDIT: Statistischer Überblick über die bisherigen Antworten:

Historische Fantasy	2
Sword and Sorcery	6
Explorer	2
Dark Fantasy	2
Low Fantasy	3
(Epic) High Fantasy	1
Fantasy-Kammerspiel	1
Humorvolle Fantasy	1
Märchenhafte Fantasy	2
Generell kürzere Bücher	5
---
Teilnehmer gesamt:	12

[Lichtschwerttänzer]

historische Fantasy a la Kaye, Bradley und Paxon.
Sword and Sorcery
Explorer

[Kearin]

Kenne das Problem. Stehe da auch immer wieder vor den Regalen und ärgere mich, warum ich überhaupt noch in den Buchhandel gehe.

Ich hätte gerne:
Historische Fantasy
Rollenspielige Swords and Sorcery

[Waldgeist]

Ich mag diese "Rassen"-Romane ganz und gar nicht. Zu einseitig. Zu klischeehaft. Langweilig.

Ich würde wirklich gerne mal "substantielle" Dark Fantasy sehen.
Etwas wo man wirklich mal wieder mit den Helden mitfiebern kann.

[Shadom]

Aus genau dem Grund bin ich auf Autoren wie Brandon Sanderson, China Mieville, Jim Butcher und Patrick Rothuss umgestiegen (und noch einige weitere).
Die findet man zwar nur eher selten im Thalia oder so, aber wenn mir der örtliche Buchhandel nicht die Produkte bietet, die ich will, dann bestelle ich eben online.
Vor allem da ich mittlerweile eh nur noch in der Originalsprache lese und die Jungs sind nunmal keine Deutschen.

[YY]

"Gute" zählt wohl nicht als Antwort 

Ich habe auch seit Jahren ziemlich die Schnauze voll von 99,x% an Fantasy-Romanen.
Mittlerweile hat das dankbarerweise auch mein Umfeld mitbekommen und schenkt mir nicht mehr zu jeder Gelegenheit irgendwelchen Rotz 

Rollenspielige Swords and Sorcery

+1


So richtig positiv aufgefallen sind mir in den letzten Jahren* vor allem die Geralt von Riva-Geschichten und Stackpoles "Der Weg des Richters" (haben ja gewisse Schnittmengen...).

Stackpoles "Neue Welt"-Reihe fand ich auch recht erfrischend - obwohl die auch nur neu sortiert hat, war das Gesamtbild doch mal was Anderes.

*also zu dem Zeitpunkt, wo ich sie gelesen habe; mit dem Erscheinungsdatum hat das nicht viel zu tun 


Vor allem passen mir die allgegenwärtigen Weltrettungen u.Ä. nicht.
Gut erzählte Geschichten dürfen ruhig deutlich bodenständiger sein.

Ich schließe mich Waldgeists Ruf nach substantieller Dark Fantasy oder Fantasy Noir an.

[Niniane]

Low Fantasy.
Keine Abziehbilder und wandelnde Klischees, sondern echte Charaktere.
Sword and Sorcery, Endzeit
Keine Endlosreihen

[Grey]

OK, ich habe mal angefangen, die bisherigen Ergebnisse oben im OP statistisch auszuwerten.

Ich selbst hätte gern:
- Sword and Sorcery
- Low Fantasy

So furchtbar "uneinig", wie es der Lektor sah, scheinen wir uns also gar nicht zu sein.

Vielen Dank für eure Beteiligung, weitermachen!


P.S.: @Schwerttänzer, was meinst du mit "Explorer"?

[Niniane]

Ich wüsste gerne, was genau mit substantieller Dark Fantasy gemeint ist, denn so konkret kann ich mir da nichts drunter vorstellen. Könnte das eine von denen, die sich das wünschen, mal näher erläutern? Gerne auch in einem anderen Thread

[El God]

Durchdachte High Fantasy ohne comic- oder mangaeinschläge mit nicht-epischer Handlung. Keine Weltrettung, keine stürzenden Königreiche und wiederkehrenden bösen Magier. Warum nicht mal ein guter Fantasy-Krimi oder ein Kammerspiel?

[Grey]

@Dolge: Kurz zur Begriffsklärung, wäre das nicht gerade Low Fantasy? Ich hätte unter "High Fantasy" jetzt auf jeden Fall epische Weltrettung verstanden.

[Waldgeist]

Ich wüsste gerne, was genau mit substantieller Dark Fantasy gemeint ist, denn so konkret kann ich mir da nichts drunter vorstellen. Könnte das eine von denen, die sich das wünschen, mal näher erläutern? Gerne auch in einem anderen Thread

Mit Dark Fantasy meine ich Fantasy in einer dunklen, schlechten Welt. Mit "substantiell" meine ich fühlbar, greifbar, bewegend - im Gegensatz zu platt, klischeehaft, reduziert auf Kulisse für die Protagonisten. Man beachte die Gänsefüßchen: mir fiel schlicht kein besserer Begriff ein.

[Kearin]

Was mir noch einfällt: Kürzer und dafür bitte mit Handlung. Ich hasse diese 600-Seiten-Klopper, in denen nichts passiert.

[Waldgeist]

Genau und außerdem wünsche ich mir eine beschränkte Anzahl von Protagonisten, durch deren Augen ich die Welt erleben kann. Ich mag keine Geschichten, wo aus dem Blickwinkel hunderter erzählt wird oder mal aus Sicht der Protagonisten/mal der Antagonisten.

[El God]

@Dolge: Kurz zur Begriffsklärung, wäre das nicht gerade Low Fantasy? Ich hätte unter "High Fantasy" jetzt auf jeden Fall epische Weltrettung verstanden.

Ich denke da eher an die Durchdringung der Welt mit Magie und die generelle Entfernung zu unserer Realität, auch zum Mittelalter-Vorbild. Ja, bisher sind epische Plots der Standard für High Fantasy, deswegen schrub ich ja dazu, dass ich darauf gern verzichten würde.

[Erdgeist]

Ich mag Fantasyromane, die ein hohes Tempo haben und nicht zig Kapitel zur Entwicklungsgeschichte eines Charakters brauchen; z.B. "The Name of the Wind" habe ich bei jedem Versuch nach etwa 100 Seiten abgebrochen zu lesen. Es soll auch Witz enthalten, ohne aber unbedingt Klamauk oder aufgesetzt zu sein.

Terry Pratchetts Scheibenweltromane mochte ich lange Zeit am liebsten, aber die sind mitunter zu klamaukhaft und vor allem auch zu sehr drauf bedacht, technische und soziale Entwicklungen der Realität auf verdrehte Weise in die Scheibenwelt einzuführen (obwohl das oft gut gemacht ist).

Leider lese ich seit einigen Jahren viel zu wenig, aber ich könnte mir vorstellen, dass Geschichten ähnlich der Drei Musketiere mich fesseln könnten. Das wünsche ich mir. Wobei ich mich da an den actionreichen Filmen orientiere und nicht an den Büchern von Dumas, die ich nie gelesen habe.

[YY]

Ich wüsste gerne, was genau mit substantieller Dark Fantasy gemeint ist, denn so konkret kann ich mir da nichts drunter vorstellen. Könnte das eine von denen, die sich das wünschen, mal näher erläutern?

Ich habe ja auch den ähnlichen Begriff Fantasy Noir benutzt - im Prinzip will ich da das Gleiche wie Waldgeist.

Als gutes Beispiel empfinde ich die Capitán Alatriste-Bücher (oder auch den Film) - dort fehlen nur die Fantasyelemente (also nicht, um das Ganze gut zu machen, sondern damit es Fantasy ist  ).

[Skele-Surtur]

Also um mal eine Lanze für die Rassen-Romane zu brechen: Die Trolle und seine Nachfolgeromane fand ich echt toll um nicht zu sagen: Großartig. Die Goblins war zumindest witzig. Sonst hab ich nichts davon gelesen.

Ich würde mir gerne mal wieder bissl Schwertgeklapper mit ein wenig Story drunter geben. Gerne naives Fantasy mit Protagonisten, die man mögen kann, aber auch nicht dermaßen seicht sind, dass sie sich in puren Klischees auflösen. Wenn sich das ganze an historischen Vorbildern orientiert, die passabel recherchiert sind, ohne den Anspruch auf Authentizität, dann macht es das ganze besser. Drei- bis vierhundert Seiten wären voll okay.

[Grey]

@Dolge: Danke für die Begriffsklärung! Ich habe das mal als eigene Kategorie registriert.

Ich würde mir gerne mal wieder bissl Schwertgeklapper mit ein wenig Story drunter geben.

@Surtur: Ich fasse das mal mit unter "Sword and Sorcery", ist das OK?

Ach ja: Der Forderung "Bitte wieder kürzere Bücher" schließe ich mich ebenfalls aus vollstem Herzen an. Etwas leichtverdauliches Lesefutter für zwischendurch (sozusagen Lese-Knabberkram) würde ich gegenüber der aktuellen Monokultur von n-bändigen Zyklen, von denen jeder Band mindestens 600 Seiten hat, eindeutig vorziehen.

[Skele-Surtur]

@Surtur: Ich fasse das mal mit unter "Sword and Sorcery", ist das OK?

Ich weiß nicht. Ich verbinde mit "Sword and Sorcery" eigentlich eher coneske Fantasy. Ich meinte mehr Fantelalter. So mittelwesteuropäisch mit Burgen und Wäldern und Rittern und so. Aber Schwert und Zauberei ist für mich auch ein interessantes Genre. Naja, packs rein, wo du es für richtig hältst, ist ja deine Umfrage und du musst was mit den Ergebnissen anfangen können.

[Feuersänger]

Ich bin auch ob der Begrifflichkeiten etwas verunsichert.
Sword & Sorcery und Low Fantasy ist doch weitgehend dasselbe, oder?
Oder wo soll da der Unterschied liegen?

Zur Frage:
Prinzipiell können fast alle Genres ihre Reize haben. Ich muss mir da noch ein paar Gedanken machen, worauf ich da am meisten Lust hätte.
Was ich jedoch _nicht_ will, sind Schwarten die sich lesen wie das Minutenprotokoll einer Rollenspielrunde.

[Lichtschwerttänzer]

Ich bin auch ob der Begrifflichkeiten etwas verunsichert.
Sword & Sorcery und Low Fantasy ist doch weitgehend dasselbe, oder?

Nein, Elric ist Sword and Sorcery und High Fantasy

S&S ist grimmig, Magie ist meist böse, gefährlich oder korrumpierend

[Niniane]

@Feuersänger: Du hast natürlich recht, dass das ursprünglich das Gleiche ist (wenn man der Wikipedia glauben darf), wobei sich Low Fantasy wohl auch als Bezeichnung für "normale" Fantasy ohne viel Magie und Fabelwesen eingebürgert hat, also eher in Richtung Game of Thrones.

[der.hobbit]

Vom Konzept her fände ich ein weg von den Endlosreihen, bei denen der Autor vor Fertigstellung verstirbt, großartig. Gerne eine konsistente Welt, aber mit vielen Geschichten in dieser (z.B. Conan, The Culture oder auch Lovecraft - wenn man bei letzterem von Konsistenz reden kann).

Inhaltlich möchte ich, dass die Welt etwas Eigenes hat, irgend ein Grundkonzept oder Twist, der nicht schon hundert Mal vorgekaut wurde. Dazu noch realistische Charaktere und eine spannende Handlung, dann ist mir der Rest egal. Low, High, Dark, Epic, Gritty, Gurkensaft - I don't care.

[Lichtschwerttänzer]

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