Es ist erwachsen geworden.
Einspruch
Wenn ich allein schon die "Buzzkill"-Geschichte im 4er GRW lese...da rollen sich mir die Zehennägel auf.
Das ist so eine Stelle, an der man erkennt, dass sich SR spätestens seit der dritten Edition sein eigenes Untergenre geschaffen hat, wie diffus das auch immer sein mag.
Für "erwachsenes" Private Special Ops-RPG sähen die Quellenbücher, die Flufftexte und die Hintergrundschwerpunkte deutlich anders aus - vgl. z.B. Millennium´s End oder entsprechende GURPS-Bücher.
Wahrscheinlich wussten die meisten Autoren in der Phase, in der diese Special Ops-Richtung erstmals eingeschlagen wurde, noch nicht mal, was ein Red Team ist...und dementsprechend merkt man bis heute, dass SR in dieser Hinsicht weitestgehend ein Fantasiegebilde ist und sich seine eigene Nische geschaffen hat - mit allen Vor- und Nachteilen.
Tatsache ist: Günstige, allgegenwärtige Cyberwarescanner (600 NY für R6, braucht 1 Erfolg zum erkennen der Ware) sowie die aktuellen SIN Regeln (vergleichender Wurf zwischen Scanner und SIN Rating) sorgen dafür, dass professionelle Runner (d.h. diejenigen, die risikoreiche Aufträge in guten Gegenden ausführen) gänzlich auf illegale und offensichtliche Implantate verzichten und die Abenteuer stattdessen anders lösen.
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Kampf heisst in den meisten Fällen, dass man den Auftrag zu einem gewissen Grad vergeigt hat, daher hat man wenig Gründe den klassischen Streetsam mitzunehmen (auffällig, kommt nur mit Mühe an Sicherheitskontrollen vorbei, abhängig von illegaler Ausrüstung etc.).
(fett von mir)
Das ist so ein Punkt, gegen den ich immer gern andiskutiere.
SR krankt hier mMn massiv daran, dass man zum Einen zeitgenössische deutsche Maßstäbe anlegt und zum Anderen die SCs immer schön sauber dastehen sollen.
Wenn Straßensamurai eine Existenzberechtigung haben sollen, sollte man sich eher mal anschauen, was z.B. in den Favelas von Rio und deren Grenzgebieten abging und abgeht, oder in Ciudad Juarez in Sachen Kartellkriege usw..
Der Staat ist in SR dauerpleite und weitgehend machtlos gegen die organisierte Kriminalität.
Gut geschützte Bereiche sind kleine Inseln in einem sehr, sehr unsicheren Sumpf, und wer es versteht, dort schnell rein und wieder raus zu kommen (auch und gerade laut), der steht dann über kurz oder lang auf diversen Abschusslisten - na und?
Von jemandem wissen und ihn auch kriegen sind zwei Paar Schuhe, wenn (für den Staat) die Mittel de facto extrem begrenzt sind und (für die Konzerne) man sich außerhalb des rechtlichen Rahmens bewegt und dementsprechend noch mehr unterm Radar bleiben muss als derjenige, den man jagt - selber hat man nämlich viel mehr zu verlieren.
Es sollte doch immer einer der Kernpunkte von SR sein, dass sich der Runner immer überlegt, wann ihm die Luft endgültig zu dick wird und er die Große Flatter irgendwohin macht, wo ihm die ganzen Arschlöcher mal den Buckel runterrutschen können.
Es fehlt halt noch ein bisschen mehr Kohle - die kommt aber mit dem nächsten großen Ding rein, und dann ist Schluss. Versprochen...
Aber irgendwann sind die Runner zu geradezu ekelhaften Saubermännern geworden, die mit ihrer besten falschen Identität mal mindestens in einem AA-Sektor wohnen und immer mit blütenweißer Weste aus ihren Aktionen rausgehen.
Dass so was dann an vielen Stellen hakt, wundert mich kein bisschen.