Ebenso wie der SL die Möglichkeit hat, einfach hinzuwerfen, wenn sich seine Vorstellung vom Spiel zu sehr von der Vorstellung der Spieler unterscheidet, haben die Spieler doch die Möglichkeit hinzwerfen, wenn ihnen der SL zu dikatorisch wird. Oder postuliest du, dass die Spieler so sehr von einem SL abhängig sind, so glücklich, endlich einen Dummen Freiwilligen gefunden zu haben, der für sie leitet, dass sie sich alles gefallen lassen?
Klar kann man das als Spieler machen. Aber da kommen noch andere Faktoren hinzu, z.B. sind in einigen Gruppen nur wenige Leute bereit, den Spielleiterjob zu übernehmen (was ich nicht verstehe, da das doch gerade beim bestimmten Spielstil der am wenigsten langweilige Job im Rollenspiel ist). Und tatsächlich glaube ich, je länger man mit einem einzigen Spielleiter in Monokultur spielt, desto mehr hält man diesen Spielstil für die einzig whare, wenn nicht sogar die einzige Art, Rollenspiel zu betreiben. Nicht jeder geht gerne auf Cons und lernt - soweit es im Rahmen eines Cons möglich ist - alternative Leitstile kennen.
Wobei ich mich als SL hier den Gruppen anpasse:
Habe ich eine Gruppe, bei der ich weiß, dass die Spieler verantwortungsbewusst ihre Chars zusammenstellen, dann mische ich mich nicht ein, da ich mich drauf verlassen kann, dass eine Runde Sache bei rauskommt. Dann dürfen auch gerne imba oder exotische Chars bei rauskommen, wenn diese durch Absprachen zwischen den Spielern sinnvoll in die Gruppe eingebunden werden. Habe ich eine Gruppe, bei der jeder nur zusammenstellt, was ihm passt, ohne Rücksicht auf den Rest der Gruppe, dann werde ich ggf. die Charwahl einschränken. Es geht nunmal nicht darum, dass einer allein Spaß hat, sondern alle zusammen.
Das ist eben so eine Henne-Ei-Sache. Wer hohe Spielleitermacht gewöhnt ist, und im Gegenzug annimmt, der Spielleiter kümmere sich um alles, der wird von sich aus eher weniger Notwendigkeit dafür sehen, seinerseits auf die Gruppenbedingung zu achten. Ist ja nicht so, dass formale Gruppenabsprachen die Regel sind. Wie oft heißt es: "Dafür, dass alle ihren Spaß am Spiel haben/jeder was zu tun hat/mein Charakter am Abenteuer Interesse hat/die Atmosphäre stimmt/die Story spannend ist usw. ist der SPIELLEITER zuständig"?
Diese aufgeblähte Spielleiterrolle hängt mMn stark damit zusammen, dass der Spielleiter tatsächlich immer mehr Kompetenzen an sich zieht - oder auch aufgedrückt bekommt - die eigentlich Sache aller Beteiligten sind. Oder zumindest sein können.
Da hilft auch ein vorher abklären irgendwie nicht: Vor dem Spiel garantieren sie alle, dass sie aktiv sich einbringen, hinterher bin ich dann doch die Erzähltante und wenn ich nichts ansag, dann läuft nix.
Mein Gott, Du spielst mit einer DSA-sozialisierten Gruppe, da kann man nur... diesen bestimmten 90er-Spielstil betreiben.
Trotz aller Ironie ein Stück weit ernsthaft gemeint. Ich schreibe meine Abenteuer teilweise auch wieder in Storyform und verwende viel (zu viel) Zeit zur detaillierten Szenenplanung, weil es einfach einfacher ist.
So wie du das beschreibst, kam es bei ihm aber nicht rüber! Da hörte sich das eher an wie "Du SL-Sklave, nu mach mal!"
Moment, diejenigen, die im Thread dem Spielleiter diese große
Macht Gestaltungskompetenz zusprechen, sind nach meinem Eindruck doch diejenigen, die darauf beharren, dass der Arbeitsaufwand des Spielleiters überproportional hoch ist. In der Konstellation hat das auch seine Berechtigung, wenn der Spielleiter alles alleine leisten soll (Welt+Story+Regeln+Charaktereinbindung+Atmosphäre+XYZ), und die Spieler in erster Linie zugucken wollen, dann muss der Spielleiter Grenzen setzen, um seine Aufgaben erfüllen zu können, ohne sich einen Wolf zu arbeiten. Es ist aber nur eine mögliche Konstellation von vielen.
Allgemein:
Aus dem Thread ziehe cih so ein bisschen den Schluss, dass man zwischen mindestens drei Ebenen trennen muss:
1. Wie stelle
ich mir den Spielleiterjob als Spielleiter vor?
Damit ist gemeint, was ich selbst als Spielleiter gerne
praktisch machen würde, welche Kompetenzen und Pflichten ich mir zuschreiben möchte, sei es allgemein oder bei einer bestimmten Abenteuerserie bzw. Kampagne. Auch die No Gos, für die ich persönlich mich nicht zuständig fühle. Das sind praktisch die Themen, die man als Spielleiter vor Beginn eines Abenteuers (Serie, Kampagne) zur Sprache bringt.
2. Was möchte
ich als Spieler von einem Spielleiter?
Damit ist gemeint, welche Kompetenzen ich als Spieler einem anderen Menschen, der die SL-Rolle einnimmt, zugestehen kann/muss, und was ich mir im Austausch davon verspreche. Auch, was ich von einem Spielleiter verlange.
3. Allgemeine Überlegungen zu Aufgaben und Pflichten eines Spielleiters (und Spielers).
Damit ist gemeint, welche von den Personen unabhängigen potentiellen Aufgaben ein Spielleiter hat/haben kann. Das ist der Gegenstand, über den man in seinen persönlichen Vorlieben entscheidet.