(Primarschüler hier, Hauptschüler dort)
(....)
In der Ablehnung von Laissez-faire stimmen wir überein. Leider muss ich aus meiner Erfahrung feststellen, dass antiautoritäre Erziehung meist nur als Verkleidung des schlecht auszusprechenden französischen Fremdwortes daherkommt und meist scheitert. Und ich kann dann die Scherben zusammenfegen und die (Erziehungs-)Vase kitten (meine Funktion an der Schule), soweit das noch geht.
Mal davon abgesehen, dass auch Laisses-faire nicht bedeutet, einfach alles laufen zu lassen, aber das ist hier denke ich egal:
Verstehe ich das oben stehende richtig, dass du an einer Hauptschule unterrichtest?
Da bezweifel ich mal stark, dass viele der Eltern deren Erziehungsprobleme du ausbügelst, ernsthafte theoretische Ansätze zu dem Thema haben.
Ich bin zwar keine Pädagogin, aber seit mein ältestes Kind in den Kindergarten geht in der Elternvertretung verschiedener Einrichtungen aktiv (was immerhin schon 10 Jahre sind).
Da bekommt man einiges mit, auch einiges an ernsthaften Problemfällen. Und da habe ich auch einige Pädagogen die so drauf sind, wie du dich hier darstellst und ich habe mit bekommen, was daraus wird:
Es wird nicht wirklich auf die Familie geguckt, sondern nur darauf, dass die Kinder mehr Konsequenz brauchen - was interessanterweise immer auf Strafen hinausläuft, und nur sehr selten damit begleitet wird, den Eltern klar zu machen, dass das auch in die andere Richtung funktioniert, sprich die Eltern zuverlässiger werden müssen.
Da das Konzept alleine nicht aufgeht, lernen die Kinder entweder gut genug zu lügen, dass sie von da an unauffällig durchkommen, oder es eskaliert völlig, was natürlich den Eltern als immer noch mangelnde Konsequenz angelastet wird, aber sicher nicht den Pädagogen. Am Ende werden die Kinder dann wahlweise geschlagen oder emotional misshandelt (ignorieren, Liebesentzug, das kann richtig übel werden), damit sie endlich lernen zu gehorchen. Irgendwann sind die Kinder dann 18 und ziehen aus, weil sies zuhause nicht mehr aushalten.
Habe ich beides mehr als einmal mit bekommen.
Und dein Posting, auf das ich geantwortet habe, läuft genau darauf hinaus. Dein Vorschlag war, das Kind auszuschliessen.
Es gibt da auch nicht nur die zwei Pole: "Hart durchgreifen" contra "Einfach laufen lassen", auch wenn das in den Populär-Medien gerne so dargestellt wird. Man kann sich sehr um seine Kinder kümmern, auch lenkend eingreifen, ohne dabei autoritär und bestimmend zu sein.
Es ist auch bezeichnend, was du aus meinem Posting einfach ignoriert hast: "Ursachenforschung" und "was lernt das Kind daraus"
Also: wirklich drauf schauen, warum das Kind etwas macht, und was es gemacht hat.
Denn, da sollten wir mal auf dem Teppich bleiben: Es hat erzählt, wie ein nicht-existenter Krieger eine nicht-existente Frau mit einem nicht-existentem Schwert bedroht hat, um sie zum Sex zu nötigen, der auch nicht stattfinden sollte. Getan hat das Kind gar nichts. Es hat nicht mal ein Mädchen angeguckt für die Aktion, geschweige denn einem Mädchen etwas angetan.
Es hat davon gesprochen, und auch nicht in der Form, es als Handlung anzukündigen, sondern als Handlung einer fiktiven Figur.
Und der Grund dürfte klar sein: Seine erste Aktion (einfach die Frau fragen) ist gründlich daneben gegangen. Allerdings würde ich dem Jungen da glatt noch Pluspunkte für Ehrlichkeit zugestehen. (Für die direkte Frage, nicht für die späteren Aktionen)
Nun ist aber der Grund für sein späteres Entgleisen wohl kaum, mangelndes sozialverhalten, und ich schätze mal ihm wird klar sein, dass mit dem Schwert bedrohen und zum Sex zwingen keine akzeptablen Handlungen sind. Sein ursprüngliches Problem: Wie spreche ich eine Frau so an, dass auch was draus wird, bleibt aber unberührt.
Was hat das Kind nun gelernt?
Das es das nicht tun darf.
Wenn es rausfliegt nicht einmal, warum es das nicht tun darf, bzw. es lernt, dass es das nicht darf, weil es verboten wurde, und man besser gehorcht, weils sonst Strafe gibt. Super Sache, dass sind dann die Leute die später "nur Befehlen gefolgt sind".
Bei Hubertus erfährt es, dass seine Handlung Folgen hat: Nämlich, dass das Opfer darunter leidet.
Daraus kann ein Kind lernen, das bestimmte Handlungen schlecht sind, und sie darum später unterlassen. Nicht weil sie verboten sind, sondern weil sie unerwünschte Folgen haben.
Damit gibt es aber auch gar keinen Grund mehr, das Kind zu bestrafen, denn das hat nur etwas erzählt. Die Handlung war ingame, die Folgen waren ingame, finde ich absolut sinnvoll.
Nun wäre es natürlich schön, wenn das Kind auch lernen würde, was es tun kann um sein Ziel doch noch zu erreichen.
Und da würde ich in so einer Situation viel früher eingreifen, nämlich schon bei der ersten Frage, und das Kind fragen, ob es "Wollen wir ficken" nicht erstmal etwas suptiler angehen will, und der Frau vielleicht ein nettes Kompliment machen. Das meinte ich dann auch mit "Erklären": Dem Kind erklären wie es ohne etwas falsch zu machen, an sein Ziel kommt.