Vierte Sitzung von "Treason in the Blood"
Vor ihrer Abreise gestattet Katun den Agenten, die Austattung ihres ungewöhnlich gut ausgestatteten Hauses zu verwenden. Vasily und Yuri stellen dort für die gesamte Gruppe neue gefälschte Pässe und Kreditkarten in makeloser Qualität her.
Etwas später erkundigt sich Vasily per Internet über den Stamm der Al-Murrah. Dessen traditionelles Gebiet liegt im Süden und Osten Arabiens. Die Mitglieder sind durch Zusammenarbeit mit Ölfirmen in der menschenfeindlichen Rub´ al Khali, des legendären „leeren Viertels“ der Wüste, reich geworden. Überraschenderweise erfährt Vasily auch noch, dass der Stamm der Al-Murrahs ein paar Anteile der Bank Klopstock & Billreuth gekauft hat. Als Cevas das erfährt, hakt er nach: „Warte mal, daraus kann man doch etwas machen! Wäre doch gut, wenn wir wüssten, ob die Al-Murrahs mit der Lisky Bratva gemeinsame Sache machen oder nicht! Kannst du nicht herausfinden, ob die Araber bei der Hauptversammlung für die Fusionierung mit der Koernersbank gestimmt haben?“ Vasily recherchiert ein wenig länger, dann findet er einen entsprechenden Bericht. Die Araber waren gegen die Fusionierung. „Dann ist es vielleicht eine interessante Information für sie, wenn sie erfahren, in was für ein sauberes Unternehmen sie da investiert haben!“, sagt Cevas. „Sieht für mich so aus, als hätten wir einen Fuß in der Tür des Hauses Al-Murrah!“
Kurze Zeit später sitzen die Agenten wieder in Falluhs Boot, das sie durch das Mittelmeer trägt. Zwei Tage später erreichen die Agenten Alexandria und verabschieden sich von dem jungen Bootsführer. Weil sie damit rechnen, in Riad früher oder später auf Zalozhniye oder Vampire zu treffen, besorgen sie sich alles, was ihnen nützlich erscheint und sich gefahrlos über Grenzen bringen lässt: Knoblauch, Weihwasser, Wildrosen, UV-C Lampen, kugelsichere Westen. Kristina erzählt, dass sie einen Waffenhändler in Riad kenne, über den sie im Ernstfall auch dort noch an Schusswaffen gelangen könne.
Dann bringt Vasily eine weitere wichtige Information in Erfahrung: Das Oberhaupt der Al-Murrah Sippe, Qadeer al-Murrah, starb vor zwei Jahren an einem Herzinfarkt. Seitdem hat sein junger Sohn Harun die Familiengeschäfte übernommen.
Mit der Bahn fahren die Agenten nach Sues und nehmen von dort eine Fähre nach Dschidda. In Saudi-Arabien angekommen mieten sich die Agenten mit ihren gefälschten Papieren zwei wüstentaugliche Allradwagen, mit denen sie nch Riad fahren.
Schließlich kommt die Stadt mit dem bombastischen „Kingdom Centre“ und dem skurrilen Innenministerium, das die Form einer umgekehrten Pyramide besitzt, in Sicht. Die Agenten checken in ein klimatisiertes Hotel aus Glas und Stahl ein, dann ruftYuri in der Geschäftsstelle Harun al-Murrahs an, erzählt seinem Sekretär, dass er wichtige Geschäftsinformationen für Harun hat und verweist auf die Anteile des Stammes bei der Bank Klopstock & Billreuth. Er bekommt einen Termin in zwei Tagen.
In der Zwischenzeit vertreiben sich die Agenten ihre Zeit, aber das Leben in Riad mit den vielen verhüllten Menschen, bei denen nie ganz sicher ist, was sich unter ihrem Niqab verbirgt, macht sie nervös. Einzig Cevas zeigt Initiative und schaut sich ein paar Museen an. In einer Archäologieausstellung findet er einen Hinweis darauf, dass die saudische Regierung 2012 ankündigte, alle Gräber der Stadt zu untersuchen und elektronisch zu überprüfen. Angeblich wurde auf diese Weise ein aktuelles Register der Grabsteine in Riad erstellt. Cevas überlegt sich, was die Regierung mit der Aktion noch bezweckt haben könnte und gerät ins Grübeln.
Vasily forscht noch ein wenig über das Verhältnis des Stammes der al-Murrah zum arabischen Königshaus. Dabei findet er einen alten Bericht, in dem erwähnt wird, wie Harun al-Murrahs Großvater mütterlicherseits 1931 sich im Gefolge von König Ibn Saud befand und 1931 mit dem Monarchen das Fest von Eid ul-Fitr (Fastenbrecherfest) feierte.
Schließlich folgt das Treffen mit Harun al-Murrah. Kristina und Cevas bleiben im Auto, Vasily, Yuri und Uliana begeben sich in einen Geschäftsraum eines anderen klimatisierten Hotels. Vasily gibt sich als russischer Neureicher, Yuri als sein Berater, Uliana ist verschleiert und hofft, trotzdem ein wenig zum gelungenen Gespräch beitragen zu können. Endlich treffen die Agenten mit dem Stammesführer und seinem Sekretär zusammen. Harun gibt sich weltgewandt, bietet den Agenten einen Tee an und entschuldigt sich dafür, dass bei ihm vormittags noch kein Alkohol getrunken wird. Die Agenten wundern sich ein wenig. Harun ist ein Mann in den besten Jahren, der sich als arabischer Prinzenplayboy gibt. Auf ein Zeichen von ihm erscheint eine verschleierte Frau und spielt ein paar Stücke auf ihrer Oud. Harun erläutert den Agenten, dass Musik von einigen Moslems zwar als unrein angesehen werde, weil Mohammeds Lieblingsfrau aber selbst Musikerin gewesen sei, halte er es für statthaft, sich durch Musik unterhalten zu lassen.
Dann beginnt das Gespräch. Yuri eröffnet das Gespräch mit seinem Anliegen: „Wir möchten uns einen Ort in der Wüste ansehen, dessen Lage wir allerdings nicht kennen. Wir hoffen, dass Sie uns behilflich sein können. Für ihre Bemühungen erlauben wir uns Sie mit ein paar Informationen zu entschädigen. Wir wissen, dass Sie in die Bank Klopstock & Billreuth investiert haben und haben Informationen für Sie, die Ihren sofortigen Rückzug aus diesem Unternehmen nahelegen.“ Harun ist zunächst skeptisch und erkundigt sich nach seinen Investitionen. Yuri deutet die Verstrickung des Unternehmens in die russische Mafia an. Er behauptet weiterhin, dass ihm viele Dokumente zur Verfügung stehen, die eindeutige Hinweise auf viele unsaubere Geschäfte aufweisen. Vor Gericht seien die Beweise vermutlich nicht ausreichen, ihre Veröffentlichung muss aber als erhebliche Geschäftsschädigung angesehen werden. Harun fragt: „Wer sollte diese Dokumente veröffentlichen?“ Yuri sagt: „Wir beispielsweise“, worauf Harun antwortet: „Aber das werden Sie natürlich nicht tun. Erzählen Sie mir nun von diesem Ort in der Wüste!“ Als Yuri Harun al Murrah von St. John Philby erzählt, erntet er ein verständnisloses Lächeln. Auf eine Handbewegung Haruns hin erscheinen wenige Augenblicke später vier Leibwächter, die sich am Rand des Raumes postieren. Es sieht fast so aus, als ordnete Harun die Agenten als nervtötende Spinner ein. Die Agenten haben den Eindruck, dass Harun nicht viel über Philby weiß.
Schließlich berichtet Yuri aber von den Geschehnissen auf dem Bashoura Friedhof in Beirut aus dem Jahr 1975, bei denen Haruns Vater einen Toten an einen anderen Ort überführt hat. Harun al-Murrah denkt einen Moment nach und erzählt dann von einem seltsamen Ereignis in seiner Kindheit. Als er ein Knabe war, nahm ihn sein Vater mit zu einer Höhle tief in der Wüste und behauptete, dass es sich dabei um „die andere Kaaba“ handele. Harun erzählt, dass die Kaaba die heiligste Stätte des Islams sei, ein Gebäude im Herzen Mekkas, das einen Stein enthält, von dem behauptet wird er sei vom Himmel gefallen. Er selbst habe nicht verstanden, was sein Vater mit seinen Worten meinte und verstehe es auch heute noch nicht. Er erinnere sich allerdings noch daran, wie ein mitreisender Beduinenreiter auf den Ausdruck seines Vaters hin gelacht und den Ritt als „Hajj Shaitan“ (Pilgerfahrt zum Teufel) bezeichnet hat.
Yuri versucht im Folgenden nähere Informationen über die Lage dieser Höhle herausfinden, aber zunächst zeigt sich Harun misstrauisch. Er will genauer wissen, was die Agenten dort vorhaben. Yuri erzählt ihm, dass ihn wissenschaftliche Interessen antreiben. Der Leichnam, den sein Vater in Beirut ausgegraben habe, sei der St. John Philbys gewesen, und über den Mann schreibe er gerade eine wissenschaftliche Forschungsarbeit. Vasily sei ein Mann, der der Wissenschaft zugetan ist, und unterstütze ihn bei seiner Arbeit finanziell. Es sei wahrscheinlich, dass die von Harun erwähnte Höhle irgendwelche Hinweise auf den Verstorbenen enthielte. Schließlich einigen sich die Parteien: Yuri muss versprechen, dass er den Ort nicht öffentlich macht. Er darf von dort auch nichts mitnehmen: alles in der Wüste gehöre ihm und dem Stamm der al-Murrah! Eine Forschungserlaubnis kann er jedoch haben, wenn er Harun die Unterlagen über Klopstock & Billreuth überlässt. Nachdem sich Yuri einverstanden zeigt, verrät ihm Harun al-Murrah, dass sich die Höhle, von der er gesprochen habe, etwa 200 Kilometer südöstlich der Stadt Al-Kharj befindet, mitten im „leeren Viertel“. Es sei leider nicht einfach dorthin zu kommen. Yuri drückt ihm einen USB-Stick mit den Dokumenten in die Hand und verabschiedet sich.
Wieder zurück in ihrem Hotelzimmer verbringen Vasily und Cevas einige Stunde vor dem Rechner und studieren Satellitenaufnahmen von der Rub´ al Khali Wüste. Irgendwann glauben sie, den Ort gefunden zu haben, wo sich die von Harun al-Murrah erwähnte Höhle befinden könnte. Kristina stattet in der Zwischenzeit dem ihr bekannten Waffenhändler einen Besuch ab und erwirbt Schrotflinten, Automatikgewehr, Granaten und auch zwei Ladungen „Dragon´s Breath“. Uliana und Yuri statten sich mit Utensilien für ihre Wüstentour aus. Neben Wasser und Benzin kaufen sie auch eine Seilwinde.
Dann geht es los und die Agenten fahren mit ihren beiden Jeeps durch das leere Viertel, einen Ort, der so menschenabweisend, ausgedörrt und trocken ist, wie nur wenige andere Orte auf der Welt. An über hundert Kilometern Sanddünen vorbei fahren sie in ein leeres Gebiet ohne jegliche Spuren, die erstmalig 1932 ein Mensch aus dem Westen durchquert hat: St. John Philby. Kristina und Yuri haben entsprechende Überlebenstrainings durchgeführt und leiten ihre Mitreisenden so gut an, wie es geht. Auf einen Führer wird verzichtet.
Einen ganzen Tag ihrer Reise sind die Agenten bei bis zu 51°C unterwegs ohne Straßen zwischen endlosen Sanddünen. Das Vorankommen ist beschwerlich, es ist kein Wasser zu sehen, keine Straßen, nichts als Wind und Sand. Die Agenten sind so allein und verlassen, wie es nur wenige Menschen auf der Welt je erleben. Dennoch gelingt es ihnen nicht abzuschalten. Permanent werden Theorien darüber geäußert, was sie an ihrem Ziel erreichen möge.
Endlich erreichen die Agenten einen einzeln stehenden großen Felsen, der sich wie ein halbverschüttetes Monster aus dem umliegenden Sand erhebt. Im Abstand von einem Kilometer beobachten die Agenten den Ort ohne etwas Auffälliges feststellen zu können. Am nächsten Tag fahren sie an die Gesteinsformation heran und stoßen schon bald auf einen Schacht mit steil abfallenden Flanken, die wie bei einem Brunnen in der Dunkelheit verschwinden. Die Seiten des Schachtes sind glattgeschliffen – vielleicht durch die endlosen Abreibungen des Wüstensandes, vielleicht auch durch langes Polieren.
Vasily lässt seine Drohne nach unten fliegen und stellt fest, dass der etwa 15 Meter tief liegende Boden des Schachts sich an vier Stellen in angrenzende Gänge öffnet. Auf dem Boden des Schachts liegen Schädel und Knochen, hauptsächlich von Kamelen und Ziegen. Cevas meint, hier sei offensichtlich etwas gefüttert worden.
Dann sichern die Agenten Kristina an der Seilwinde und lassen sie nach unten. Sie trägt Panzerweste, schwere Waffen und eine Stirnlampe. Unter angekommen steckt sie zur näheren Untersuchung ein paar Knochen ein. Dann wirft sie noch ein paar Blicke in die angrenzenden Gänge. Sie ist zwei oder drei Meter in den dritten Gang hineingegangen, da ertönt ein wütendes Brüllen und sie wird von einem Klauenhieb getroffen. Ein alptraumhaftes Wesen, das aussieht wie ein dreckiger Sack mit Knochen und Zähnen und einem deformierten Schädel, über den jemand eine kalkweiße Haut gespannt hat, fällt sie an und ehe sie es sich versieht hat sie auch schon einen zweiten Hieb abbekommen. Aus nächster Nähe gibt sie einen Gewehrschuss auf ihren Gegner ab, der erneut wütend brüllt und sie ergreift. Am oberen Ende des Schachts schalten ihre Kameraden den Motor der Seilwinde ein und müssen mit Entsetzen feststellen, dass die Maschine kaum in Gang kommt. Am anderen Ende verhindert irgendetwas sehr Starkes, dass sich das Seil aufrollt. Dann kommt die Maschine glücklicherweise doch in Gang. Kristina wird den Klauen ihres Kontrahenten entrissen, bekommt aber noch einen letzten flüchtigen Hieb mit auf den Weg. Während Kristina nach oben schwebt brüllt das wütende Monstrum vor Zorn und zerschmettert die noch immer im unteren Bereich des Schachts herumfliegende Drohne Vasilys. Kirstina ist knapp der Ohnmacht nahe, kann aber noch eine Splittergranate zünden und nach unten werfen. Eine laute Explosion und ein erneutes Wutgeheul des Monstrums sind zu hören. Dann zieht es sich in einen der Gänge zurück.
Oben angekommen wird Kristina von Cevas verarztet. Er entdeckt ein paar seltsame Blutspritzer von Kristinas Gegner auf ihrer Panzerweste: die Flüssigkeit ist sonderbar hell und weißlich. Weitere Nachdem der erste Schreck überwunden ist, schmieden die Agenten erste Pläne, wie dem Gegner beizukommen sein könnte.
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Eine relativ normale Sitzung, nicht herausragend, aber auch nicht verkehrt. Ein bisschen schade ist, dass die kontemplativen Momente nicht zu ein wenig philosophischem Smalltalk genutzt werden, aber das kann ich schlecht erzwingen. Im Gespräch mit Harun al-Murrah haben sich die Spieler in meinen Augen äußerst geschickt angestellt. Anerkennenderweise habe ich nur wenig Probleme gemacht. Der Angriff des Monsters ist natürlich ein toller Schocker. Das Bild der nicht in die Gänge kommenden Seilwinde fand ich besonders grauenvoll. Toller Moment, den ich mir merken muss!