ich hatte vor kurzem eine erhellende Diskussion mit einem U.S.-Amerikanischen Juristen über Recht, Unrecht und Gesetze. In diesem Sinne war es enorm auffällig, wie sehr sich unser deutsches Recht von deren Recht unterschied und wir kamen in eine leicht hitzige Diskussion.
Darüber würde ich gerne mehr hören, gerne auch als PM.
Exkurs: dass Amerikaner zuweilen eine etwas andere Rechtsauffassung haben als Europäer, ist ja bekannt. Aber mit am meisten erstaunt mich da immer wieder, dass eine "True Lawful" Attitüde in den USA nach wie vor mehrheitsfähig ist. Also "Gesetze sind buchstabengetreu zu befolgen, ohne irgendeine Berücksichtigung der Umstände". Und andererseits scheint an vielen das Konzept der Verhältnismäßigkeit zwischen Vergehen und Strafe völlig vorbeizugehen, und auch das ist da drüben mehrheitsfähig.
Das Fazit, das man für ein "reich des Bösen" übernehmen kann sieht wohl so aus:
- Persönliche Macht bietet Schutz
- Recht geht nach Reichtum
Jo, das gehört auf jeden Fall mit rein.
Auch dazu denkbar wären wohl Gesetze, die objektiv betrachtet schlicht ungerecht sind, die aber so erlassen werden, weil sie z.B. so für den Staat am einfachsten zu managen oder am lukrativsten sind.
Als Beispiel erinnere ich mich gerade an einen Subplot aus der Bartimäus-Trilogie. Dort wird das Land von Magiern beherrscht. Offiziell sind Magier und Gewöhnliche zwar vor dem Gesetz gleich, aber in der Praxis hat man in einem Rechtsstreit als Gewöhnlicher gegen einen Magier keine Chance. Da kam z.B. folgender Fall vor:
Ein Commoner-Junge beschädigt versehentlich das Eigentum eines Magiers. Dieser ist darob so wütend, dass er den Jungen verkrüppelt. Die Freundin des Jungen zeigt den Magier daraufhin an. Es kommt zur mündlichen Verhandlung. Der Magier erscheint jedoch zunächst nicht, und es sieht einstweilen so aus, als müsste die Richterin (wenn auch widerwillig) der Darstellung des Mädchens folgen, weil keine Gegendarstellung erfolgt. Obendrein verhängt sie gegen den Magier eine Ordnungsstrafe, weil er nicht zur Verhandlung erschienen ist.
Aber dann: der Magier trifft doch noch ein, in letzter Sekunde. Behauptet einfach "Die Anschuldigung ist nicht wahr". Da Aussage gegen Aussage steht, richtet die Vorsitzende ihr Urteil nach der "Glaubwürdigkeit" der Parteien, und weist die Klage ab. Fall geschlossen. Außerdem erklärt sie dem Mädchen, es sei Brauch, dass die unterlegene Partei sämtliche Kosten der erfolgreichen Partei zu übernehmen hat. Also auch die Ordnungsstrafe. Die für den Magier ein Klacks gewesen wäre, aber für das Mädchen unmöglich zu stemmen ist. Wenn sie nicht binnen 7 Tagen zahlt, kommt sie in den Knast.
Insgesamt also typisch "Lawful Evil". Es ist ja alles streng nach den Gesetzen abgelaufen. Nur bieten die Gesetze halt keine Gerechtigkeit.