Du setzt hier weiterhin "gut" mit "richtig" gleich. Im Gesinnungssystem ist das aber nicht zulässig.
Das System ist, zumindest in der 3.x Edition, absolut und wird von außen definiert. Durch die Planes, die entsprechenden Outsider und die Götter. Die Perspektive des Handelnden ist dafür irrelevant.
Richtig, die Perspektive des Handelnden ist für die von außen definierte, die sozusagen "kategoriale" Gesinnungszuordnung irrelevant. Wo unser Dissenz sich entzündet ist die Annahme, dass die Personen tatsächlich in diesen Kategorien denken. Das könnte für die akademisch-theologisch gebildete Klerikale Oberschicht gelten. Aber selbst das halte ich für sehr konstruiert.
Edit: nochmal mit anderen Worten:
was ich persönlich "erstrebenswert" und "richtig" finde, ist im Kontext der Gesinnungen nicht gleichzusetzen mit "gut". Genau das ist die Falle, die Feuersänger beschreibt. Ich sage "das finde ich gut", meine aber "das finde ich richtig". Wie gesagt, muss man das streng trennen, wenn das Gesinnungssystem funktionieren soll.
Du verstehst immer noch nicht, worauf ich hinaus will. Das Gesinnungssystem funktioniert nur und ausschließlich auf der Meta-Ebene.
Zu glauben, dass eine Person weiß, dass sie Rechtschaffen Böse ist, ist genauso zielführend für eine plausibilisierte Spielwelt, wie anzunehmen, dass die Person weiß, dass sie ein Stufe 7 Krieger mit 6 Skillrängen in Klettern ist.
Ich sage, dass dieser Punkt:
Deine Argumentation wäre eventuell zulässig, wenn der Handelnde das Gesinnungssystem nicht kennen würde (also ingame sozusagen). Das ist im D&D-Multiversum aber nicht so, eben durch die Existenz der Planes, die auch erst Gesinnungs-aktive Magie ermöglicht (Detect Evil z.B.). Allein schon durch die Götter müssen wir davon ausgehen, dass ein Handelnder einen Maßstab hat, um seine Gesinnung selbst einzuordnen. Handle ich nicht entsprechend der Prinzipien, die mir die guten Götter (zugegeben durch ihre Kleriker) bzw. äquivalente Prinzipien vorgeben, handle ich zwangsläufig auch nicht "gut".
völlig unplausibel ist. Das ist eine rein akademische Annahme, die in keiner auch nur ansatzweise plausibilisierten Spielwelt irgendeine Berechtigung hat.
Dass sie wirklich Böse sind, dürfte wirklich nur Dämonen und Teufeln und ähnlichen Kreaturen bewusst sein. All die anderen, die bösen Menschen, die Orks, die Goblins, die Drow... sehen sich nicht als Böse, soweit sie überhaupt über ihre Gesinnung nachdenken.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Zauber "Detect Good" und die Spezialfähigkeit "Smite Good" zumindest bei diesen auch kaum so genannt würden. Was hier passiert ist eine Vermischung von Meta- und Spielebene, die vielleicht bei OotS funktioniert.
Ansonsten ist sie aber in der Spielwelt vom Regelkonstrukt der Zwei-Achsen-Tabelle zu emanzipieren. Die Gleichsetzung von "Gut" und "Richtig" wird jeder für sich selbst vornehmen, der nicht entweder eine ganz und gar unmenschliche Kreatur ist oder ein völlig entmenschlichter Verrückter. Und es gibt nicht genug völlig entmenschlichte Verrückte, um mit ihnen ganze Nationen zu füllen (except a wizard did it).
Die Falle ist nicht die Verwechslung von Begriffen, die Falle ist die Unterstellung einer Awareness bezüglich der eigenen Gesinnung von Spielfiguren.
Und das ist selbstredend auf die Darstellung von Göttern anwendbar. Lies dir mal die Beschreibung von Hextor durch. Wo böse Tyrrannen herrschen, da offenbart sich die Kirche Hextors in all ihrer dunklen Pracht. Wo nicht - da tun sie so, als ginge es ihnen um Fitness, Disziplin und Soldatentum. Der Aspekt der Tyrranei als Agenda Hextors wird dann schön runtergespielt. Es sind sich eben nicht überall alle Menschen darüber im Klaren, was die vier Urkräfte Gut, Böse, Chaotisch und Rechtschaffen bedeuten und sicher auch nicht, wofür alle die vielen Götter stehen. Sie haben das Player's Handbook nicht zur Verfügung.