Dennoch aber zu den gleichen Problemen führen kann. Ähnlich sieht dies mit anderen Beispielen aus. Wenn der Spielleiter sagt "sorry, ich hatte keine Zeit mehr als den wahrscheinlichsten Weg für euch auszugestalten, ich möchte darum nicht dass ihr vom Weg abweicht", die Spieler damit einverstanden sind und dies einhalten erfüllt dies ebenfalls alle drei Kriterien. Und ist dennoch Railroading. Begründetes, nachvollziehbares Railroading. Aber eben dennoch dies.
Wenn ich das richtig verstanden habe, geht es hier primär um die Frage, warum sich Rollenspieler über gewisse Dinge beschweren und mit welchem Begriffsarsenal sie dies tun - und ob diese Termini nicht letztlich im Rahmen der einschlägigen Diskussionen nicht zielführend sind, weil sie sich letztlich auf das Vorhandensein oder Ausbleiben von Fairness zurückführen ließen.
Die Fixierung auf Begriffe wie SL-Willkür oder Railroading führt eben zu vereinfachten Aussagen ("Sandboxen ist das einzig Wahre, wer rairoadet frisst vom Teller des Teufels!"), die differenzierter ausfallen könnten, wenn man die Störung des Rollenspielerlebnisses auf einen anderen Begriff - nämlich den der Fairness - runterbrechen würde.
Die Frage wäre demnach, warum sich Leute beim Railroading unfair behandelt vorkommen könnten. Eine mögliche Antwort wäre: Den Spielern ist das gemeinsame Spielen gerade mit der Argumentation schmackhaft gemacht worden, indem ihnen vom SL versichert wurde, dass die Charaktere frei über ihre Handlungen entscheiden könnten - anders als in einem Buch oder in einem Computerspiel.
Wird dieser "Vertrag" dann während des Spiels gebrochen, können sich Spieler mit Recht unfair behandelt vorkommen.
Es ist aber mitnichten so, dass Railroading per se zu einem schlechten Rollenspielerlebnis führen würde. Einige meiner schönsten Erlebnisse hatte ich in ziemlich eng "gescripteten" Szenen.
Die vielzitierte "SL-Willkür" ist in dieser Hinsicht eben auch ein problematischer Begriff, weil sie nur denjenigen Teilbereich der eigentlichen willkürlichen Macht des SL bezeichnet, der vom Spieler auch negativ - ergo: unfair - erfahren wird.
Denn die generelle Befugnis, bei einem Würfelwurf die Ergebnisse A und B definieren zu dürfen, übertrifft an Potenz jederzeit das Manipulieren des zwischen A und B entscheidenden Würfelwurfs - nur wird dieses von den Spielern als Willkür angekreidet, während jenes still und unauffällig als normale Spielleiter-Kompetenz betrachtet wird.
Anstatt also unscharf die "SL-Willkür" an sich anzugreifen, dürfte es tatsächlich sinnvoller sein, als Gruppe Maximen für ein faires Spielen herauszuarbeiten. Denn wer mit der Kritik an der SL-Willkür am Problem herumdoktert, landet leicht beim Abschneiden derjenigen Bereiche, die für ein schönes, stimmungsvolles Spielen wichtig sein können, und die die Befugnis miteinschließen, dass die Beschreibung des SL den Regeltext zu bestimmten Zeiten überschreibt.
Ich denke allerdings, dass es neben der Fairness in all diesen Diskussionen noch um einen anderen basalen Begriff geht, nämlich um den der Immersion. Aber das wäre als Gedanke im anderen Thread wahrscheinlich besser aufgehoben.