Autor Thema: [The Pool] Erfahrungsbericht  (Gelesen 9916 mal)

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Offline Schwules Lesbenpony

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[The Pool] Erfahrungsbericht
« am: 14.12.2003 | 11:19 »
Nach dem Lesen der Pool-Regeln war ich begeistert, gestern haben wir sie dann umfangreich in der Praxis getestet.

Ich leite seit einiger Zeit eine Horror-Kampagne mit GURPS-Regeln, die in der Welt/in dem Setting von Cthulhu spielt. Die Spieler spielen also schon seit einigen Abenteuern ihre GURPS-Charaktere. Momentan befinden wir uns mitten im Abenteuer "Die Froschkönigfragmente".


Vorbereitungen:
Vor dem Spielabend haben alle Spieler ihren Charakterfokus in 50 Worten geschrieben. Einige haben das Konzept direkt aufgenommen, andere taten sich damit sehr schwer, wiederum andere haben erst während der Spielsitzung erkannt, worum es dabei geht. Es gab auch einen Spieler, der sich darüber beschwerte, dass sein Charakter doch all die schönen Werte in GURPS hätte und die jetzt alle wegfallen würden.
Auch das Setzen der Werte für Merkmale geschah vor dem eigentlichen Spiel.

Am Anfang des Spielabends händigte ich einen Kurzüberblick über die Regeln aus - allerdings eine von mir verändert Regelversion - und erklärte anschließend die Regeln. Wobei ich sehr viel Wert darauf legte, klar zu machen, worauf es bei einem solchen narrativen Spiel ankommt und dass hier die Spieler auch zum Teil die SL-Rolle übernehmen.

Verlauf:
Ich habe mich zunächst als SL sehr stark rausgenommen und höchstens gefragt, wer als nächster Würfeln möchte, um eine Szene zu gestalten.
Die Spieler haben die Spielidee recht schnell aufgegriffen und verschiedene Dinge ausprobiert. Das ging von einfachen Kurzdarstellungen ihrer Erfolge und Misserfolge über die Übernahme von NSCs oder Teilszenen und Eingriffe in die Szenen anderer Spieler bis hin zum Setzen kompletter Szenen.
Einige trauten sich zunächst nicht, Dinge in ihre Erzählungen zu nehmen, die ihrer Meinung nach Plotrelevant waren. Andere waren direkt Feuer und Flamme und schickten den Figuren anderer Spieler Visionen, etc.
Am Ende des Abends stellten die Spieler fest, dass sie noch offensiver in ihrer Erzählgestaltung werden möchten.

Beobachtungen:
Die Spieler waren alle - auch während der Szenen, in denen ihre Figuren nicht anwesend waren - aufmerksamer, weil sie immer etwas tun konnten.
Sie bekamen viel mehr mit, was im Abenteuer passierte, weil sie das Gefühl hatten, dass etwas Neues entstand und nicht etwas Festgelegtes gespielt wurde.
Spieler, die sonst Schwierigkeiten haben in ihre Rolle zu kommen oder Handlungsideen für ihre Figur zu finden, haben im Erzählen eine Alternative gefunden, die sie dann - erstaunlicherweise - wiederum zu mehr Charakterspiel brachte.
Niemand hat sich ausgeklinkt.
Teilweise sind die Spieler rausgegangen um Dialoge einer Szene 'in-character' auszuspielen, die für die Szene nicht so relevant waren.
Es ist im Abenteuer unglaublich viel passiert, die Spieler haben sehr viele Informationen erhalten.

Ich als SL konnte mich noch viel mehr von den Spielern und ihren Ideen überraschen lassen, als sonst, denn diesmal wusste ich wirklich nicht, was passieren würde.
Ich konnte mich viel mehr den Dingen widmen, die mir den meisten Spaß machen: Atmosphäre schaffen und NSCs spielen.
Teilweise habe ich mich aber auch einfach zurückgelehnt und zugeschaut.

Abschluss:
Alle Spieler möchten dieses System beibehalten und auf GURPS verzichten. Das gilt auch für den Spieler, der sich über nichtvorhandene Werte beschwerte, oder den, der zunächst möglichst viele Fähigkeiten in den Charakterfokus bringen wollte, weil sein Charakter sonst nichts können würde.

Insgesamt also ein totaler Auswärtssieg für "Pool".
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Offline Minne

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RE: [The Pool] Erfahrungsbericht
« Antwort #1 am: 14.12.2003 | 11:42 »
Jaa zeigt es Gurps *ggg*

Schön, dass es so gut funktioniert hat. ;)
Im will den Spielern meiner vamire gruppe jetzt auch etwas mehr Selbstständigkeit beibringen, vieleicht nicht ganz so viel wie in the pool, dafür ist mein Spiel viel zu plotgesteuert, aber zumindest soviel, dass sie mich, wenn sie ein neues auto suchen, nicht fragen müssen welches sie denn nun finden, oder die Polts die ih aus ihren charakterhintergründen ergeben relativ frei selbst basteln können, ohne auf mich zurückgreifen zu müssen.

Offline Schwules Lesbenpony

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RE: [The Pool] Erfahrungsbericht
« Antwort #2 am: 14.12.2003 | 11:46 »
Hehe ;D

Meine Spieler haben Blut geleckt. Nächstes Experiment: Universalis.
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Offline Lord Verminaard

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RE: [The Pool] Erfahrungsbericht
« Antwort #3 am: 14.12.2003 | 20:49 »
Klingt gut! Ein paar Fragen hätte ich da noch:

Zitat
Die Spieler waren alle - auch während der Szenen, in denen ihre Figuren nicht anwesend waren - aufmerksamer, weil sie immer etwas tun konnten.

Äh, ist mir da was entgangen? Zumindest nach den Basisregeln beschreiben die Spieler doch nur Szenen, an denen ihre Charaktere beteiligt sind, oder? Nämlich nach einem erfolgreichen Wurf. Hast wohl gleich noch ein bisschen mehr PE reingenommen als ursprünglich vorgesehen? Und da schließt sich natürlich die Frage an:

Zitat
Am Anfang des Spielabends händigte ich einen Kurzüberblick über die Regeln aus - allerdings eine von mir verändert Regelversion

Was genau hast du denn geändert? (Ich kenne bisher nur die 3-seitige Standard-Version.)

Ich überlege auch gerade, mitten in der Kampagne das System zu wechseln, weil mir DSA4 einfach zu umständlich ist. Derzeit neige ich aber noch eher zu einem einfachen simulationistischen System wie "The Window" - obwohl mir das eigentlich auch fast schon wieder ein bisschen zu einfach ist. Mal sehen, was meine Spieler sagen.
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RE: [The Pool] Erfahrungsbericht
« Antwort #4 am: 14.12.2003 | 21:42 »
Ich überlege auch gerade, mitten in der Kampagne das System zu wechseln, weil mir DSA4 einfach zu umständlich ist.

Ich kenne das Problem. Ich will demnächst die Simyala-Kampagne leiten und wollte ursprünglich DSA4 benutzen, habe mich aber doch für Pool entschieden.

Ich hab mir da so ein paar Ideen gemacht, wie ich es gerne anders hätte.

Würfelgelegenheiten:
Gewürfelt kann werden, wenn der Charakter in der Szene ist und ein Konflikt/Problem auftaucht oder wenn der Spieler seinem Charakter ein passendes Merkmal/Motiv verpasst hat (wird ggf. ausdiskutiert), das momentan in die Szene passt, auch wenn der Charakter selbst nicht anwesend ist, oder aber wenn der Spieler irgendeinen wahnsinnig wichtigen Grund dafür hat.

Ich habe noch ein paar Regeln bezüglich der Würfelergebnisse geändert. Ich wollte es halt so haben, dass das Erzählen möglichst stark gefördert wird.

Wenn Du interessiert bist, kann ich Dir meine aktuelle Version von Pool per Mail zuschicken.
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RE: [The Pool] Erfahrungsbericht
« Antwort #5 am: 15.12.2003 | 12:05 »
@ Caynreth

Ich habe auch eine Frage: da du anscheinend einem normalen, veröffentlichten Abenteuer folgst, wie erreichst du, dass die Spieler, wenn sie NSCs übernehmen oder über ihren Charakter hinaus Szenen beschreiben und so Einfluss auf die Handlung nehmen, dass das Ergebnis noch irgend etwas mit dem ursprünglichen Abenteuer zu tun hat?

Ich verstehe das Konzept immer noch nicht, sofern man von einer vorgegebenen Spielsituation ausgeht. Ich kann mir also wohl vorstellen, z. B. ein Spiel mit einer Prämisse wie 'ihr seid neu angekommene Vampire in Berlin, jetzt seht zu, dass ihr euch in die bestehenden Camarilla-Strukturen einreiht' nach einem solchen Muster zu spielen, aber was ist mit Spielen, bei denen die SC ermitteln sollen, was vorgeht? Ich stelle mir vor, dass von dem Ausgangspunkt (z. B. frei nach Cluedo, es war der Butler mit dem Messer im Musikzimmer) nichts übrigbleibt oder man als SL ständig eingreifen muss, weil ein Spieler unzutreffende Informationen oder unpassende Plotelemente einbringt.

Robin
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RE: [The Pool] Erfahrungsbericht
« Antwort #6 am: 15.12.2003 | 16:50 »
Ich versuche es mal mit einer Erklärung:

Ich benutze Kaufabenteuer und auch selbst geschriebene hauptsächlich als so eine Art Trampolin für mein Rollenspiel.
Ich lass die Spieler immer so allerhand machen und schaue, wie sich die Geschichte dann entwickelt. Dabei habe ich kein vorgegebenes Ende im Sinn, aber dafür ein paar Szenen und Ereignisse, die ich gerne einbringen möchte. Den Einstieg in jede einzelne Szene, die ich gestalte, gebe ich vor; die Startbedingungen. Ich habe aber nicht im Kopf, wie das Ende der Szene aussehen soll; der Ausgang der Dinge soll erspielt werden. Es liegt mir auch sehr viel daran, dass die Spieler den Fortgang der Dinge damit mitbestimmen.

Es gibt bei Pool immer die Möglichkeit, dass ich einem Spieler seine Erzählung unterbreche, was ich am letzten Spielabend auch ein Mal gemacht habe. Weiterhin gibt es auch Würfelergebnisse, die dafür sorgen, dass die SL alleine erzählen kann, und ich kann jederzeit meine Spieler mit Würfeln bestechen um die Erzählung zu bekommen.

Zudem gibt es jede Menge anderer Techniken, die ich einsetzen kann. Hier ein paar Beispiele:
Ich kann die Aussage einer Person im Nachhinein für ungültig erklären, indem ich sie als Lügnerin, Wahnsinnig oder sonst was entlarve.
Ich kann bestimmte Dinge (Personen, Gegenstände, Orte, etc.) als für das Spiel tabu erklären: Diese Dinge dürfen die Spieler in ihren Erzählungen nicht manipulieren. Bei mir waren das letztens die beiden Hauptfiguren im Spiel.
Ich kann Erzählungen zusammen mit den Spielern entwickeln (z.B. Frage-Antwort) und hier meine Ideen und Fakten unterbringen. Das wird auch von den Spielern sehr gerne benutzt, wenn sie sich Informationen von außen holen und nur zum Teil selbst bearbeiten wollen.
Ich nehme oft Ideen der Spieler auf, die nicht zu einer Erzählung geworden sind, und baue damit meine eigenen Darstellungen. Damit sind beide Seiten bedient.

Mir kommt es bei dem Ganzen darauf an, dass die Spieler all das in die Geschichte einbringen können, was ihnen wichtig ist. Sie greifen zu den Würfeln, wenn es für sie wichtig ist, sie bringen das Wichtigste in ihrer Erzählung zuerst, sie lassen sich bei solchen Dingen nicht bestechen. Schön. Wenn ihnen das so wichtig ist, dann soll es sich auch so entwickeln.
Ich meinerseits als SL kann das genauso betreiben. Will ich eine Person nicht von den Spielern antasten lassen? Gut, dann ist die halt tabu. Will ich einen bestimmten Szenenverlauf? Ok, dann unterbreche ich die Erzählung. Will ich eine Idee der Spieler selbst weiter gestalten? Auch gut, dann besteche ich sie halt.

Es verläuft nicht so, dass die Spieler irgendwelchen wilden Unfug betreiben. Sie sind ja selber daran interessiert, den weiteren Verlauf der Dinge zu erspielen und das kriminalistische Rästel zu lösen.

Ich hoffe, dass ich so halbwegs einen Einblick darin geben konnte, wie das Rollenspiel bei mir aussieht. Weitere Fragen beantworte ich jederzeit gerne. :)
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Offline Wawoozle

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RE: [The Pool] Erfahrungsbericht
« Antwort #7 am: 15.12.2003 | 16:57 »
Das ganze hat sicher seinen Reiz, mir klingt das im moment allerdings noch zu sehr nach "Fortsetzungsgeschichte mit Regeln".
Ihr wollt doch alle den Nachtisch zuerst !

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RE: [The Pool] Erfahrungsbericht
« Antwort #8 am: 15.12.2003 | 17:22 »
Das ganze hat sicher seinen Reiz, mir klingt das im moment allerdings noch zu sehr nach "Fortsetzungsgeschichte mit Regeln".


Hm, das verstehe ich nicht so ganz. Ist nicht jedes Rollenspiel eine Fortsetzungsgeschichte und hat Regeln?  ???
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Offline Wawoozle

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RE: [The Pool] Erfahrungsbericht
« Antwort #9 am: 15.12.2003 | 17:29 »
Das mag der Unterschied sein den ich und Du unter Rollenspiel verstehen.
Ich begeb mich gern in das Setting, dass der Meister für seine Spieler vorbereitet hat.
Klar wir verwirren ihn und machen alles, nur nicht das was er sich vorstellt. Aber ich hab zumindest immer die Illusion "mein Meister hat nen Plan".

Wenn ich ihm diesen Plan auch noch abnehmen soll, indem ich Szenen und komplette Locations für ihn Miterfinden soll.
Dann nehm ich doch lieber einen dicken Stapel Papier, setz mich mit "Meister" und "Spielern" hin und erzähle los.
Das klassische "Es war einmal... "-Spiel und jeder kriegt nen Satz (oder 3,4 oder 5), reihum mit einer begrenzten Anzahl von Veto's.

Völlig ohne Meister, ohne Würfel aber total Empowert.
« Letzte Änderung: 15.12.2003 | 17:30 von Wawoozle »
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Offline Bitpicker

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RE: [The Pool] Erfahrungsbericht
« Antwort #10 am: 15.12.2003 | 17:33 »
Ich könnte mir vorstellen, dass Wawoozle meint, es ginge -um bei literarischen Vergleichen zu bleiben- eher in die Richtung z. B. der Diebeswelt-Stories, die von mehreren Autoren verfasst werden. Es gibt einen Figuren-Kanon und die Regel, dass Hauptfiguren eines der Autoren ohne dessen zustimmung von keinem anderen umgebracht werden können; ansonsten hat jeder Autor das gesamte Setting für seine Story zur Verfügung.

Dementsprechend kann bei dem von dir beschriebenen Spielstil ein Spieler weit mehr beeinflussen als nur seinen Charakter. Das verschiebt den Fokus von dem Führen eines einzelnen Charakters mit all seinen Stärken und Schwächen in einer ansonsten für den Spieler unkontrollierbaren Umwelt zu einer Betonung der Geschichte als ganzem; so dass man nachher als Spieler vielleicht weniger das Gefühl hat, als Charakter X Erfolg gehabt zu haben, sondern vielmehr als Co-Autor der Geschichte Erfolg gehabt zu haben. 'Ich habe den Geist ins Spiel gebracht' eher als 'ich habe das Rätsel des Geistes gelöst'.

Wenn dem so ist, stimme ich Wawoozle zu und gehe sogar noch weiter: hat sicher seinen Reiz, aber nicht für mich.

So ein ähnliches Bild habe ich auch von Universalis: man entwickelt eine Geschichte als Autorenteam, nicht aber (als Spieler) ausschließlich die Geschichte seines Charakters.

Was mich angeht, als Spieler möchte ich gar nicht mehr kontrollieren als meinen Charakter, als SL möchte ich keine Kontrolle mit Ausnahme der Kontrolle über die SC aufgeben.

Robin
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RE: [The Pool] Erfahrungsbericht
« Antwort #11 am: 15.12.2003 | 19:07 »
Es ist schon richtig, dass das Spielziel sich zum Miterzählen der Spielgeschichte hin verschoben hat. Allerdings ist es nicht so, dass den Spielern das Lösen von Problemen oder Aufgaben abhanden kam.

Es gibt eine Aufgabe zu lösen. Das haben meine Spieler auch sehr deutlich gemerkt. Wir waren genau in der richtigen Atmosphäre für Cthulhu: surreale Rätsel in einer surrealen Welt. Am Ende des Abends waren alle viel tiefer in den Fall eingetaucht und hatten auch daher viel mehr herausgefunden, als sonst. Dadurch dass die Spieler die Geschichte miterfinden konnten, hatten sie einerseits viel mehr Ideen, mit denen sie mich beliefert haben. Andererseits wurde für sie das Spielerlebnis viel intensiver, weil sie jederzeit das Gefühl hatten, dass ihre Handlungen doch irgendwie zum Ziel führen.

Es steigert einfach IMHO die so oft beschworene 'willing suspension of disbelief'.

Es war auch nicht so, dass die Spieler das Gefühl gehabt hätten, die SL hätte gar keinen Plan. Gerade für Pool musste ich sehr gut vorbereitet sein, weil ich jederzeit in der Lage sein musste - trotz der Einschübe meiner Spieler - den Faden wieder aufzunehmen.

Auch ist Pool nicht wirklich mit Universalis oder 'Es war einmal' zu vergleichen. Es ist dem 'klassischen' Rollenspiel viel ähnlicher. Was vermindert wird oder wegfällt, ist, dass der SL weiß, wie eine Szene ausgehen wird. Ich setze eine Szene und lasse dann die Spieler ran. Da aber das ganze Spiel aus vielen Szenen besteht, wird das Spiel dadurch nicht ins totale Chaos gestürzt, wie Viele oft befürchten.

Abschließend fallen mir zwei Dinge ein:
Ich kenne Leute, bei denen ich mir gut vorstellen kann, dass "Pool" überhaupt nichts für sie wäre. Daher sehe ich es als Geschmackssache an.
Ich hatte auch so meine Schwierigkeiten, mir den Spielverlauf vorzustellen, bis ich es ausprobiert hatte. Wer ein wenig Experimentierlust hat und wen es ein wenig angesprochen hat: ausprobieren. :)
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RE: [The Pool] Erfahrungsbericht
« Antwort #12 am: 15.12.2003 | 23:34 »
@ Caynreth:

Zitat
Wenn Du interessiert bist, kann ich Dir meine aktuelle Version von Pool per Mail zuschicken.

Also das wäre also ja sowas von... Das würdest du machen? Für mich? :D *schmatz*
(Will sagen: ja gerne! ;) Einfach auf den Briefumschlag da links unter meinem Avatar klicken...)

Die Sache mit dem Scene Framing als Werkzeug der Kontrolle muss ich mir merken. Und das mit den Tabus ist auch gut, schließlich will man die Spieler ja doch immer noch überraschen können.
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RE: [The Pool] Erfahrungsbericht
« Antwort #13 am: 15.12.2003 | 23:54 »
Wenn der Maildämon nicht versagt hat, dann ist das Teil unterwegs. :)
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RE: [The Pool] Erfahrungsbericht
« Antwort #14 am: 16.12.2003 | 09:56 »
Ist angekommen, werd's mir die Tage mal reinziehen. *nochmal schmatz* Dangö! :D
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RE: [The Pool] Erfahrungsbericht
« Antwort #15 am: 16.12.2003 | 10:17 »
Also interesse hätte ich da auch mal...
« Letzte Änderung: 16.12.2003 | 10:17 von Wawoozle »
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RE: [The Pool] Erfahrungsbericht
« Antwort #16 am: 16.12.2003 | 14:25 »

Es steigert einfach IMHO die so oft beschworene 'willing suspension of disbelief'.

Und das ist es, was ich überhaupt nicht nachvollziehen kann. Wenn ich als Spieler über meinen Charakter hinaus Szenen mitgestalte, kommt doch überhaupt keine Immersion in den Charakter zustande. Dann sehe ich nicht drei Spieler, die Charaktere führen, sondern drei Mit-Autoren, die an der Geschichte herummodeln und schlimmstenfalls jede Kohärenz sausen lassen.

Beim herkömmlichen Rollenspiel habe ich das Gefühl, mein Charakter X hat etwas erreicht; bei diesem auf die Geschichte fokussierten Ansatz (nehme ich an) hätte ich vielmehr das Gefühl, zu einer Geschichte über verschiedene Charaktere meinen Senf gegeben zu haben; ein bisschen so, als würde ich nicht den Film gucken oder das Buch lesen, sondern bloß die Rezi dazu.

Zitat
Auch ist Pool nicht wirklich mit Universalis oder 'Es war einmal' zu vergleichen. Es ist dem 'klassischen' Rollenspiel viel ähnlicher. Was vermindert wird oder wegfällt, ist, dass der SL weiß, wie eine Szene ausgehen wird. Ich setze eine Szene und lasse dann die Spieler ran. Da aber das ganze Spiel aus vielen Szenen besteht, wird das Spiel dadurch nicht ins totale Chaos gestürzt, wie Viele oft befürchten.


Zunächst einmal weiß ich das auch nicht; die Spieler können ja über ihre Charaktere Einfluss auf die Szene nehmen und sie lenken. Im Extremfall können sie der Szene aus dem Weg gehen oder eine völlig andere Szene oder einen anderen Verlauf nötig machen.

Bei dem Story-Ansatz würde ich allerdings annehmen, dass man zwar die Geschichte zu einem Ende bringt, nicht jedoch die vorgeplante Geschichte. Statt des (geplanten) Esoterischen Ordens von Dagon sind also plötzlich, weil die Spieler es so wollten, die Bewohner von Dunwich der Grund für die okkulten Vorkommnisse.

Das kann vielleicht nett sein, aber es würde mich als Spieler nicht zufrieden stellen (und als SC schon gar nicht), denn letztendlich weiß man schon vorher, dass es gut ausgehen wird. Mir fehlt die Herausforderung, die Situation, die nicht meiner eigenen Fantasie entsprungen ist, zu meistern, bzw. als SL die SC zu beobachten, wie sie mit den Auswüchsen meiner kranken Fantasie zurecht kommen.

Robin
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RE: [The Pool] Erfahrungsbericht
« Antwort #17 am: 16.12.2003 | 18:08 »
Und das ist es, was ich überhaupt nicht nachvollziehen kann. Wenn ich als Spieler über meinen Charakter hinaus Szenen mitgestalte, kommt doch überhaupt keine Immersion in den Charakter zustande. Dann sehe ich nicht drei Spieler, die Charaktere führen, sondern drei Mit-Autoren, die an der Geschichte herummodeln und schlimmstenfalls jede Kohärenz sausen lassen.

Ich konnte es mir auch nicht wirklich vorstellen, aber ich war neugierig und wollte etwas verändern.
Ich bin begeistert und meine Spieler auch. Die Immersion in die Charaktere und in die Geschichte war so stark gewesen, wie kaum zuvor.
Vielleicht probierst Du es aus, und stellst fest: Das ist Mist! Damit kann ich gar nichts anfangen.

Ich befürchte bloß, dass ich Dir die Atmosphäre des Spiels und das Spielgefühl, das bei uns entstand, niemals werde adäquat beschreiben können. Zumal Du - berechtigterweise - sehr misstrauisch bist. Ich kann immer nur beschreiben, was bei uns passiert ist. Das lässt Dich aber nichts nacherleben.

Ich kann Dich nur ermutigen, falls es Dich reizt, es auszuprobieren. Das ist wie Vanilleeis. Wenn Du es nicht probiert hast, kann ich Dir ganz viel davon erzählen. Ob es Dir schmeckt, weißt du erst, wenn du's probiert hast. :)

Zitat
Das kann vielleicht nett sein, aber es würde mich als Spieler nicht zufrieden stellen (und als SC schon gar nicht), denn letztendlich weiß man schon vorher, dass es gut ausgehen wird. Mir fehlt die Herausforderung, die Situation, die nicht meiner eigenen Fantasie entsprungen ist, zu meistern, bzw. als SL die SC zu beobachten, wie sie mit den Auswüchsen meiner kranken Fantasie zurecht kommen.

Zum einen: Es ist auf jeden Fall auch Deiner 'kranken' Fantasie entsprungen, denn ihr fantasiert zusammen herum! ;)
Zum anderen: Gerade hier, weiß keiner, wie es ausgehen wird. Ich nicht und auch die anderen Spieler nicht. Wir lassen uns gemeinsam von dem Geschichtenverlauf überraschen.
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RE: [The Pool] Erfahrungsbericht
« Antwort #18 am: 16.12.2003 | 18:24 »
Ah ja, ich würde mich sehr über Kommentare zu 'Mein Pool' freuen!
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« Antwort #19 am: 17.12.2003 | 08:40 »
@ Robin:

Zitat
Das kann vielleicht nett sein, aber es würde mich als Spieler nicht zufrieden stellen (und als SC schon gar nicht), denn letztendlich weiß man schon vorher, dass es gut ausgehen wird.

Das ist so nicht ganz richtig, denn die Würfel entscheiden ja mit: Wenn ein Wurf in die Hose geht, sind nicht nur die eingesetzten Würfel aus dem Pool verloren, sondern es heißt auch, dass die Szene sich zuungunsten des Charakters entwickelt. Herbe Rückschläge und unhappy Ends nicht ausgeschlossen! :)
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RE: [The Pool] Erfahrungsbericht
« Antwort #20 am: 17.12.2003 | 10:09 »
Ok, das verstehe ich. Für meine Spieler ist das aber trotzdem nichts, das sind keine großen Erzähler...

Meine letzte Kult-Sitzung war ganz nach meinem Geschmack: die Spieler haben den ganzen Abend vielleicht zehn Minuten Handlung betrieben und sind vielleicht ein, zwei Stunden Spielzeit weitergekommen, haben aber die gesamte übrige Zeit damit zugebracht, Mutmaßungen über ihre (zugegeben äußerst verwirrende und logisch nicht fassbare) Situation zu diskutieren. Es gab insgesamt einen Würfelwurf (Wahrnehmung), und ich habe fast die gesamte Zeit nur zugehört. Würde ich nun den Spielern in diesem Spiel die Möglichkeit geben, die 'Wahrheit', die der Situation zugrunde liegt, mitzugestalten, wäre das Spiel schon längst zu Ende und nicht halb so interessant - denn keine der Ideen, die bisher aufgekommen sind, kommt der Wahrheit auch nur nahe...

Robin
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RE: [The Pool] Erfahrungsbericht
« Antwort #21 am: 17.12.2003 | 10:16 »
denn keine der Ideen, die bisher aufgekommen sind, kommt der Wahrheit auch nur nahe...

Hm...

Bei 'Pool' entwickeln die Spieler die Wahrheit im Verlauf der Dinge mit. Anstatt zu spekulieren, spielen sie.
Ich habe mich damit gelangweilt, dass meine Spieler nur mutmaßten, anstatt etwas zu tun. Deshalb habe ich zu einer Veränderung gegriffen.

Wenn ihr aber alle das interessant und toll findet, dann nur zu!
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RE: [The Pool] Erfahrungsbericht
« Antwort #22 am: 17.12.2003 | 10:50 »
Die Diskussion, die wir im Spiel hatten, ist vollständig 'in-character'. Die SC sind aus dem Jenseits zurückgekehrt, einer war früher ein Todesmagier, der sich aber weder daran erinnert noch -bis vor kurzem- so ausgesehen hat wie dieser, die anderen sind seine früheren Opfer, die ebenfalls keine Erinnerung mehr haben. Sie nehmen derzeit an, dass sie sich in einer Parallelwelt befinden, aber jede Entdeckung, die sie machen, kommt mit der Erkenntnis, dass alles noch schlimmer und komplizierter ist, als sie bisher dachten. Weil es ein Horror-Spiel ist, ist das auch gewollt. Insbesondere die Machtlosigkeit, aus der dieser Horror erwächst, dürfte sich nicht in ein 'Player-Empowerment'-System übertragen lassen, denn wenn auch der SC als solcher nicht über mehr Macht verfügt, so tut es doch der Spieler.

Robin
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RE: [The Pool] Erfahrungsbericht
« Antwort #23 am: 17.12.2003 | 11:52 »
Ich persönlich stehe als Spieler nicht besonders darauf, so allzu sehr im Dunkeln zu tappen, jedenfalls nicht für lange. Endlose Spekulationen, die sich dann am Ende als abwegig herausstellen, und ständiges Hadern mit der Frage, was man nun weiter tun sollte, finde ich eher ermüdend. So sind die Geschmäcker verschieden. :)

Meine Spieler - jedenfalls einige - sind auch keine "großen Erzähler", aber gerade deshalb hoffe ich, dass "The Pool" sie ein bisschen aus der Reserve locken wird. Na mal sehen. So ganz wirklich kann ich's mir auch noch nicht vorstellen. Aber auf den Versuch werde ich es mal ankommen lassen. Natürlich werde ich ein paar kleinere Probleme mit meinem Kontrollfetisch kriegen... ;)
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RE: [The Pool] Erfahrungsbericht
« Antwort #24 am: 17.12.2003 | 14:53 »
Schreib mal, wenn Du es ausprobiert hast. Bin wirklich gespannt!

Am Wochenende werde ich wahrscheinlich einen 'Uiversalis-Erfahrungsbericht' folgen lassen.
Nicht weil die Dinge schwierig sind, wagen wir sie nicht,
sondern weil wir sie nicht wagen, sind sie schwierig.

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