Um das noch einmal zu konkretisieren: Ich habe dies gar nicht zwingend metaphysisch gemeint, sondern würde offen lassen ob es nicht doch eine wissenschaftliche Erklärung gibt. Diese hat nur bis dato keiner gefunden, aber es wäre ein schöner Abenteueransatz wenn einer sie findet oder zumindest glaubt sie finden zu können.
Will man dem Ganzen einen wissenschaftlicheren Anstrich geben, könnte man vielleicht auch mit der potentiellen Dauer von Terraforming argumentieren. In den bislang von Grey geposteten Daten ist ja immer von etwa 800 Jahren die Rede. Nun ließe sich aber leicht behaupten, dass Terraforming kein Prozess ist, der von heute auf morgen mal eben so machbar ist. Die 800 Jahre könnten eine Zeitspanne sein, bei der man grade mal die ersten kleinen Erfolgserlebnisse hat. Die Atmosphäre beginnt, atembar zu werden, hie und dort wachsen Wälder usw. Um mit dem Terraforming wirklich fertig zu werden (wenn man nicht grad auf einem Planeten sitzt, der
permanentes Nachbessern mit technischen Tricks erfordert), müsste schon eine fünfstellige Jahreszahl ins Land gehen. Nun ist die Menschheit, so wie sie zur Zeit tickt, geistig nicht unbedingt auf Großprojekte eingestellt, die locker 10.000 bis 15.000 Jahre dauern können. Den Leuten innerhalb der Welt mag das schlappe Jahrtausend unermüdlicher Arbeit ewig vorkommen - tatsächlich haben sie eigentlich grad erst angefangen. Das eine oder andere Projekt ist natürlich auch an den eigenen Ambitionen gescheitert und liegt nun brach und es kann tatsächlich sein, dass die Menschheit über kurz oder lang jedes Terraformingprojekt schmeißt. Und es kann natürlich auch sein, dass man selbst nach 15.000 Jahren Plackerei wirklich noch an der unkontrollierbaren Komplexität von Ökosystemen scheitert und irgend etwas völlig ungeplantes dabei herauskommt. Aber das sind Dinge, die sich erst in ferner, ferner Zukunft zeigen werden. Momentan benötigt man einen stetigen Ressourcen-Influx und das wird auch noch unzählige Generationen so bleiben. Man könnte natürlich Habitate anlegen, in denen die organischen Zyklen so überschaubar sind, dass sie schon mit heutiger Technologie schaffbar wären. Aber wer wollte in so etwas dauerhaft leben und warum sollte man einen Blecheimer, den man überall hinpacken kann, ohne Not ausgerechnet in drölfzig Lichtjahren Entfernung installieren?
Hintergrundüberlegung wäre: Ingame muss immer noch eine Art "Resthoffnung" da sein, die den ganzen Kolonisationsaufwand rechtfertigt. Ist klar, das Terraforming NIE funktionieren wird, wäre meines Erachtens eine Art "De-Kolonisation" sinnvoll, in welcher die Menschheit den Versuch das All zu kolonisieren, aufgibt. Auch das wäre ein interessantes Szenario (wohin mit den heimkehrenden Siedlern ?), aber so wie ich das sehe nicht die Idee hinter dem Threat.
Das Fermi-Paradoxon würde die Idee eines verdammt langsamen und schwierigen Terraformings im Übrigen auch erklären. Der immense Aufwand sorgt dafür, dass die meisten Rassen sich nicht großartig ausbreiten. Den Aufwand, einen anderen Planeten zu terraformieren, treibt man nur wenn es
wirklich notwendig ist (etwa weil die eigene Sonne langsam ein bisschen zu warm wird) und konzentriert sich sonstig darauf, die Probleme auf dem jeweiligen Heimatplaneten zu lösen und Raumfahrt zu Forschungszwecken zu betreiben. Was man an Raumkolonien sonst noch so benötigt, um an frische Ressourcen zu kommen, funktioniert bei den meisten Spezies eher nach dem Prinzip heutiger Bohrinseln. Die Dinger sind nicht als permanente Behausungen gedacht, sondern dazu, im Schichtbetrieb drauf zu arbeiten. Die Menschheit hat sich in ihrem jugendlichen Überschwang erst einmal mit Terraformingprojekten überladen - ein Fehler den viele Spezies zu Anfang ihrer Zeit als interstellar tätiger Völker machen. Daher gibt es auch oft einen "Trümmergürtel"mit einem Haufen verlassener Ruinen um die Planeten raumfahrender Rassen herum. Die Menschheit ist insofern eher eine typische intelligente Rasse und nichts sonderlich Besonderes.
(Das KI-Problem ließe sich übrigens ähnlich lösen wie Feuersänger vorgeschlagen hat: Eine KI-Zivilisation kann, da sie sich überall ausbreiten kann, jahrmilliarden lang in einem einzigen Sonnensystem austoben, ohne unter "Umzugszwang" zu geraten. Daher breiten sie sich auch nicht heftig aus - sie brauchen es nicht.)