So, mit einiger Verzögerung (und einen durch Absturz verlorenen Beitrag später) komme ich jetzt auch dazu, meinen Senf dazuzugeben.
Erstmal geht es mir rein vom Topic her genau wie dem TE: ich finde PF ganz gut, aber nicht halb so sexy wie 3.5.
Allerdings aus ganz anderen Gründen. Die vom TE genannten sind für mich alle "ferner liefen". Andere Genres interessieren mich nicht, weil ich da gleich maßgeschneiderte Systeme hernehme; die Illus sind mir piepegal, weil ich bei beiden Systemen eh meistens mit Online-SRDs und ähnlichem arbeite. Und Kaufabenteuer nehm ich auch eher selten her; quasi nur wenn mir selber nix einfällt und es pressiert.
Nein, die Gründe, warum ich 3.5 immer noch interessanter finde als PF sind vor allem:
1. Optionsvielfalt. Klassen, Prestigeklassen, Feats, Zauber usw. Klar ist das alles bei PF auch nicht ganz schäbig, aber - Kreuzportierungen mal außen vor gelassen - es gibt halt einfach um ca. 1 Größenordnung mehr offizielles 3.5- als PF-Material.
2. viel wichtiger: diese Optionen ermöglichen bei 3.5 etwas ganz geniales: man kann Klassen (nicht alle, aber einige) damit herrlich "gegen den Strich" spielen. Man Charaktere bauen, die ganz anders funktionieren als man eigentlich erwarten würde, _und_ dabei super effektiv sein. Das ist eigentlich inzwischen das, was mir am meisten Spaß macht.
PF hingegen zwängt einen in den meisten Fällen viel stärker in ein Korsett. Alles ist so klein-klein geregelt, dass jeder Feat wirklich nur genau das macht, was der Autor im Sinn hatte, sodass sich jede kreative Kombination quasi von selbst verbietet. "No thinking outside the box beyond this point."
Nebenbei (aber das fließt hier nicht in die Wertung ein) finde ich das vor allem deswegen ärgerlich, weil die Balance noch lange nicht von diesen Restriktionen profitiert. Das ist vielmehr echt was, was mich an PF massiv ärgert, dass hier die Chance vertan wurde, die Klassen mal echt von Grund auf besser auszutarieren Ich hab mich da ja schon oft drüber ausgelassen.
Wer ist der beste Tank? Der Fighter? Nein, ein Summoner mit seinem Eidolon.
Wer ist der beste Damagedealer? Der Barbar? Nein, ein Summoner mit Eidolon.
Wer ist der beste Scout? --- you get the idea.
Wie gesagt, die Balance ist bei 3.5 auch kacke, aber bei PF ist sie halt nicht wirklich besser, darum hier keine Extrapunkte. PF gibt halt einige der Stärken von 3.5 auf, ohne dafür wesentliche Schwächen auszubügeln; das ist insgesamt ein Minusgeschäft.
3. Außerdem gefallen mir einige der PF-eigenen Mechaniken nicht. Siehe CMB/CMD -- anfangs war ich von dem Konzept so begeistert, dass wir es in unsere D20-Runden übernommen haben, aber schon bald fühlte sich jeder Spezialangriff nur noch "Jacke wie Hose" an, und in der Folge waren wir so gelangweilt, dass wir wieder zu den alten Spezialangriffen zurückgegangen sind.
Dann finde ich einige der PF-Klassen und ihre Mechaniken einfach nur peinlich; vor allem Alchemist und Inquisitor haben da meinen Volkszorn auf sich gezogen. Viel zu Meta, mit an den Haaren herbeigezogenen IG-Begründungen, teilweise einfach nur unpassend. Mein besonderes Feindbild sind da die behämmerten Judgements, mit denen da unmotiviert in der Gegend ruminquiriert wird.
Das ist aber eh auch nur Nebensache.
Für mich bleibt der Hauptschwachpunkt von PF vor allem anderen das "Korsett-Syndrom". 3.5 ist einfach freier.