Man sollte jedoch davon ausgehen, dass sich Leute an die Regeln halten die man für sein Spiel geschrieben hat, ansonsten kann man gar keine Entscheidungen treffen.
Hehe, das ging ja schnell!
Ich vermute mal, dass du mit den Pathfinder-Regeln nicht so vertraut bist. Ich bezog mich auf folgenden Passus - hier mal auf englisch:
The Most Important Rule
The rules presented are here to help you breathe life into your characters and the world they explore. While they are designed to make your game easy and exciting, you might find that some of them do not suit the style of play that your gaming group enjoys. Remember that these rules are yours. You can change them to fit your needs. Most Game Masters have a number of “house rules” that they use in their games. The Game Master and players should always discuss any rules changes to make sure that everyone understands how the game will be played. Although the Game Master is the final arbiter of the rules, the Pathfinder RPG is a shared experience, and all of the players should contribute their thoughts when the rules are in doubt.
Quelle: http://paizo.com/pathfinderRPG/prd/gettingStarted.htmlHervorhebung durch mich.
Daraus geht eines relativ deutlich hervor: Es geht nicht um die Ausrufung der Anarchie, es wendet sich in erster Linie an den Spielleiter und ja, der Spielleiter sollte tatsächlich auf die Wünsche seiner Spieler hören und diese sich trauen, ihre Wünsche zu äußern!!
Ich will auf dem Thema nicht zu sehr herumreiten, es ist halt ein Themenbereich, in dem mir der Unterschied zwischen Anspruch (Zitat oben) und Realität (Fülle der Regelfragen in div. Foren) besonders auffällt.
Das mag in Pathfinder damit zusammenhängen, dass es sich nun mal in erster Linie an Umsteiger von 3.5. richtete und die meist schon ein sehr genaues Spielgefühl vor Augen hatten. Neulinge hangeln sich da oft ersatzweise an den vorgesetzten Regeln entlang - ich spreche wiederum v.a. vom Spielleiter, da der m.E. entscheidend dafür ist, wie das Spielgefühl ist.
Wie oft gab es schon Berichte über schlechte SL, die ein Spiel für die Gruppe ruinieren konnten oder super SLn, die dem Spiel aus Sicht der Spieler eine neue Dimension geben konnten...
Wenn neuen SLn, die ja wieder wie bei allen bisherigen Editionen die Regeln am genauesten lesen werden, noch deutlicher gemacht wird, dass das Spiel v.a. Spaß machen sollte, kann es m.E. nicht groß genug in die Regeln hineingeschrieben werden.
EDIT: Off topic
Spielspaß wird m.E. dadurch am wirksamsten unterbunden, dass Regeln bestimmte Spielweisen wirkungsvoll unterbinden.
Wahrscheinlich ist dadurch erst so richtig eine Kluft zwischen 3.5- und 4e-Spielern entstanden:
Es gab einerseits zufriedene 3.5-Spieler, die nicht akzeptieren wollten, dass 4e mal eben so die Hälfte der ungeschriebenen Regelstandards über Bord warf, um das Spiel zu entrümpeln.
Und es gab 4e-Fans, die an dieser "D&D-Tradition" weniger hingen und einfach nur das Entmüllen der Regeln begrüßten.
Beim Wechsel von AD&D 2nd. ed. zu 3e war der Aufschrei verhaltener, denn 3e bot v.a. eines: Mehr Auswahlmöglichkeiten (vielleicht in der Endversion zu viele, was dann zu 4e führte), also mehr Freiheiten: Zwerge durften Kleriker werden und für Klassen wie Waldläufer, Barde, Druide und Paladin mussten nicht mehr von Spielern als willkürlich empfundene Mindest-Attributswerte vorgewiesen werden.
Wenn es D&D Next schafft, die Regeln zu entmüllen und dennoch alte Standards des Spiels zu würdigen (es muss nicht THAC0/ ETW0 sein und auch nicht Mindest-Attributswerte, aber vielleicht z.B. die Stufenzahl oder das Vance'sche Magiesystem), könnte D&D Next etwas tolles werden.
Idealerweise hätte das Spiel sogar eine Art grobe Kompatibilität zu 3.5/ PF, so dass Materialien des einen Spiels mit vertretbarem Aufwand im anderen Spiel verwendet werden können.
Das o.g. Zitat steht ganz vorne auf Seite 1 des Grundregelwerks/ der Core Rules, gleich im zweiten Absatz.
Es ist trotzdem der wahrscheinlich am häufigsten missachtete Regelabschnitt, wenn ich mir viele Forenbeiträge vor Augen führe.
LG
Günther