Hallo Slayn,
Ich bin, wenn man so will, immer noch überrascht darüber dass das Endlos-Spiel so ein wichtiger Teil unseres Hobbies ist und sich nie jemand Gedanken darüber macht. früher mit den Mega-Dungeons war das irgendwo klar, da hat man versucht so weit zu kommen wie man konnte und im nächsten Anlauf den davor aufgestellten Rekord zu brechen, alles klar, nur "null literarischer Anspruch" dahinter, also es wollte keine Story erzählt werden.
Nehmen wir uns jetzt die Heldenreise oder "düstere" oder "kulturelle" Settings vor, dann kommen wir an den Punkt wo "Ende" eine gewollte oder sogar "gute" Option ist, etwas das dem Endlosspiel entgegensteht.
Hier finde ich erst mal eine Frage wichtig: Warum liegt uns so viel daran, den Charakter zu entwickeln, zu verbessern? Gäbe es das nicht und der Charakter wäre ein "Fertiger Erwachsener Mensch", würden wir dann noch so viel Mühe ins Überleben stecken?
ich versuche mich Mal an einer Antwort. Ich merke gerade das mir ein Haufen unsortierter Gedanken zum Thema im Kopf herum schwirren.
Hier also Mal eine unsortierte Auswahl an Gedankengängen.
Ich hoffe es ist nicht allzu wirr und man kann die Tendenz erkennen.
Ich und wohl auch einige Regelautoren sind darauf sozialisiert worden das man einen Charakter entwickelt. Entsprechend sind dann auch die Regeln aufgebaut.
Die meisten fertigen Abenteuer bieten dann eben auch eine Geschichte mit Herausforderungen die dazu führen das man den Charakter steigern kann.
Rollenspiel ist ein Gruppenspiel viele literarische oder sonstige mediale Vorgaben zentrieren sich auf einen Protagonisten.
Auf einen Charakter zentrierte Geschichte ist häufig für die Mitspieler langweilig. Zudem gibt es Spielleiter die gerne fertige Abenteuer verwenden die dann noch mehr selbstgeschriebene Abenteuer nicht auf die Gruppe oder gar einzelne Charaktere und ihre Entwicklung eingehen.
Viele Geschichten die sich als Buch nett lesen lassen, etwa Lovecrafts "Die Berge des Wahnsinns", siehe
http://www.hplovecraft.de/index.php?id=werke , sind als nach gespielte Geschichte eigentlich total uninteressant. Im klassischen Rollenspiel Abenteuer hätte man gerade Mal die erste Herausforderung gesehen und einen Ausblick auf den Endgegner bekommen bei Lovecraft ist die Geschichte zu Ende.
Charaktere wachsen mir mit längerer Spieldauer ans Herz und entwickeln auch dann erst eine Persönlichkeit.
Neben ihrer Hauptbedeutung, etwa Physik Professor, also Physik: 100, haben ja auch reale Personen noch Gebiete in denen sie ganz unterschiedlich gut sind. Der Physik Professor könnte also etwa noch Schwimmen auf Niveau Landesmeisterschaft und Origamie Falten auf Stufe 100 Blatt = 1 gelungenes Origamie und japanische Teezeremonie auf beherrscht die Basis haben. In solchen Gebieten will man sich dann vielleicht noch verbessern.
Ein eigentlich fertiger Charakter ist eben nicht fertig. In einem Action Roman würde der Physik Professor vielleicht noch Schießen und rasant Autofahren lernen. In einer Cthulhu Geschichte würde er vielleicht noch Urgeschichte, seltsame Religionen und Cthulhu Mythos lernen.
Die meisten Systeme quantifizieren solche Dinge und irgendwie müssen sich diese Werte dann also ändern.
Rollenspiel erlaubt gerade Fortsetzungen zu Geschichten die einen interessieren. Was sagte etwa die Versicherung zu den Vorgängen in Westworld, siehe
http://de.wikipedia.org/wiki/Westworld .
Ist die Byrd Expedition,
http://www.youtube.com/watch?v=JNLSPTf4Jmg , das Ergebnis von Charakteren die die Ereignisse in den "Bergend des Wahnsinns" eindringlich dem Militär geschildert haben?
Was passiert wenn ich Cthulhu Mythos, den Hellraiser Würfel, siehe
http://de.wikipedia.org/wiki/Hellraiser_–_Das_Tor_zur_Hölle#Die_Box , und T. Meier, siehe bei meinen Infos zusammen in den Vietnamkrieg schickt wo sie auf Rambo, da braucht doch hoffentlich keiner einen Link?, treffen?
Je nach Spielrunde kann innerhalb eines Abends die Palette von Spaß und Slapstick über Pulp bis zum blanken Terror angespielt werden. Das sprengt jede literarische Vorgabe.
Gruß Jochen