Zunächst einmal ignoriere ich im folgenden die humoristische Überspitzung Deines Beitrags, auch wenn ich sie durchaus zu schätzen weiß.
Und ich würde das nicht verallgemeinern wollen und nach Systemen / Settings / Spielstilen unterscheiden. Dann hättest Du für F&D und AoR Recht.
Bliebe EotE, und da würde ich schon behaupten, dass Du viele solcher Charaktere antriffst. Die Obligations verleiten ja geradezu dazu einen Charakter zu bauen der am Anfang im Dreck sitzt und da raus will.
Und das ist dann der Aufhänger warum der Charakter in seine ersten Abenteuer stolpert.
Das trifft ja z.B. (mehr oder weniger) auch auf alle Charaktere aus der Einsteiger-Box zu. Die haben alle eine Hand voll sehr überschaubarer Ziele, Probleme und vielleicht noch den Wunsch nicht arm zu sterben.
Han Solo, Boba Fett u.s.w. hätten ihren Job wohl auch noch gemacht, nachdem sie reich geworden wären. Aber das Geld hätte ihre Motivationslage massiv verändert. Und das trotz der Tatsache, dass sie von vorne herein als Charaktere konzipiert wurden die sich durch Geld nicht von Abenteuern abhalten lassen würden. Für die Geld vielleicht nie die hauptsächliche Motivation war.
Und gerade bei EotE werden halt viele der üblichen Plots und Plotaufhänger beliebig dämlich, wenn die Charaktere zuviel Geld haben. Flieg diese Kiste Krayt-Dragons von Wüstenplanet A nach Planet Metropolplanet B. Warum tut mein Charakter das, wenn nicht fürs Geld? Und warum tut er das für 2.000 Credits, wenn er 150.000 Credits auf der hohen Kante hat. Vor allem, wenn er genau weiß, dass ihm der Hutte dem Rancor zum Fraß vorwirft, wenn dabei was schief geht.
Die Maid in Nöten kann weiterhin funktionieren. Und es gibt auch sicherlich weiterhin coole Abenteuer. Aber viele der typischen Edge of the Empire Themen fallen halt einfach mal aus.
Und letztendlich stellt sich halt die Frage warum? Ich würde einen armen und motivierten Charakter stets einem reichen und demotivierten vorziehen.
Und ich beobachte seit Jahren in all meinen Runden das selbe Phänomen:
Spieler von armen Charakteren jammern gerne mal darüber, dass ihre Charaktere arm sind. Aber das tun sie meistens mit einem Lächeln. Und sie bleiben motiviert das zu ändern. Oft freuen sie sich gerade auch deshalb auf die nächste Session, weil sie noch irgendein Ziel haben für das sie Geld benötigen.
Spieler von reichen Charakteren jammern selten darüber, aber sie wirken oft weniger motiviert. Credits sind für sie kein Anreiz mehr. Ausrüstung irgendwann auch nicht mehr. Sie haben eines ihrer Ziele erreicht und lassen sich nur noch sehr schlecht durch zusätzliches Geld als Belohnung triggern.
Möglich. Es hindert einen ja auch nichts daran, den Charakter dann einfach in den Ruhestand zu schicken und mit einem anderen neu anzufangen, oder?
Das (zer)stört die Kontinuität der Story. Gerade bei einer langen Kampagne gibt es doch nichts ärgerlicheres als einen Spieler der alle paar Abenteuer seinen Charakter wechseln will, weil die Motivation abhanden gekommen ist diesen weiter zu spielen. Das wirft ja auch weitere Probleme auf, wie z.B. den Powerlevel.
Will ich partout beides nicht...tscha, dann ist das erst mal mein Problem, nicht das der Spielleitung. Schließlich bin ja ich die Partei, die sich bockig stellt.
Die Wahrheit liegt wohl eher zwischen den beiden Extremen. Wie so oft. Und ich würde daraus nur sehr ungerne eine Diskussion um Schuld und Verantwortung machen.