Dieser Thread ist entstanden aus der Diskussion um eine laufende PF-Kampagne, aber prinzipiell gelten die meisten Argumente (mit Ausnahme von CMB/CMD) auch für andere 3.X-Editionen.
Ich versuche mal eine möglichst kurze Zusammenfassung:
(Narubia: nicht um nochmal nachzukarteln, sondern um die Argumente zu strukturieren und für alle zusammenzufassen, die es im Diary-Thread nicht mitbekommen haben.)
Man kann in 3.X die fixe Rüstklasse variabel machen, indem man die Basis 10 durch 1d20 ersetzt. Somit würfelt jede Kreatur, wenn sie getroffen wird, auf "Verteidigung". Durch den 1d20 kann es sein, dass man volle Kiste in einen Angriffswurf 5 reinläuft, oder aber auch enorm guten Angriffen noch ausweicht.
Da sich aber erwartungsgemäß die positiven und negativen "Ausreißer" über die Zeit ausgleichen sollten, bringt das Ganze spielerisch m.E. keinerlei Mehrwert. Dafür hat es einen (für mich dicken) Nachteil: die Kämpfe dauern doppelt so lange.
Der einzige Vorteil ist also lediglich die Illusion, man habe sein Schicksal durch den Wurf selber in der Hand. Aber wie gesagt: aufgrund der sich ausgleichenden Wahrscheinlichkeiten ist es eine Illusion. Das heisst, es gibt einen Sonderfall, bei dem das nicht zutrifft; darauf gehe ich weiter unten noch ein.
Narubia führt auch noch als Argument an, dass man ja als Verteidiger nicht stocksteif dasteht, wie es ein fester Wert suggeriert, sondern sich bewegt und versucht auszuweichen, was durch den Würfel wiedergespiegelt werden soll.
Das ist zwar intuitiv einleuchtend, aber der Haken daran ist: die Abwehrbemühungen des Verteidigers werden durch den _Angriffswurf_ abgebildet. Denn ich garantiere dir: wenn du stocksteif dastehst während ich dich angreife, werde ich _jedes Mal_ treffen und nicht in z.B. 50% der Fälle. Ich muss überhaupt nur würfeln, um dich zu treffen, _weil_ du dich wehrst.
Wenn man überhaupt einen halbwegs realitätsabbildenden Modus haben wollte, müsste man es also eher genau andersrum machen: jeder greift mit einem fixen Angriffswert an, und verteidigt mit einem Wurf. Das ist aber wiederum unintuitiv und das würde glaub ich niemand so haben wollen.
Slayn hat darüberhinaus angeführt, dass AC ja streng genommen auch nichts anderes als ein Save ist -- es unterscheidet sich nur dadurch, wer den Würfel schmeisst: der Angreifer oder der Verteidiger. Nochmal deutlicher: nach Standardregeln würfelt bei physischen Angriffen immer der Angreifer gegen einen festen Verteidigungswert, und bei Zaubern und dergleichen immer der Verteidiger gegen einen festen Angriffswert. Unterm Strich ändert sich nichts. Man könnte das System auch umkehren, wenn man wollte, oder Zauberer zusätzlich einen Magieangriff würfeln lassen.
Es gibt übrigens auch eine Optionalregel "Players Roll All The Dice". Die habe ich zu 3.0-Zeiten mal eine Zeitlang verwendet. Hier haben alle Monster und NSC fixe Angriffs- und AC-Werte, die die Spieler jeweils aktiv zu überwürfeln versuchen. Aber irgendwann wollten die Spieler das nicht mehr, und wir sind zurück zum Standardsystem. Das nur am Rande.
Worauf Slayn meines Erachtens hinauswollte mit seiner für dich unverständlichen Argumentation: die Standard-AC ist, wenn man denn so will, im Prinzip nur ein permanenter Take 10 auf den Verteidigungswurf. Ergo könnte man es - ist jetzt meine Deduktion - auch jedem einzelnen Spieler freistellen, ob er mit Take 10 verteidigt oder würfelt. Natürlich wird man diese Entscheidung treffen müssen, bevor man das Ergebnis des Angriffswurfs kennt.
Wobei ich wie gesagt nur zum kleineren Teil aufgrund des zusätzlichen Zufallselements gegen den Verteidigungswurf bin, sondern in erster Linie aufgrund des höheren Zeitaufwands. Da brächte es auch nicht viel, wenn ich als einziger mit fixer AC spielte und alle anderen würfeln nach wie vor.
Achja fast vergessen: der versprochene Sonderfall. Dieser ist relevant -- und das könnte bei PF durchaus der Fall sein -- wenn die Standard-AC relativ gesehen so niedrig ist, dass sie sowieso nichts nützt. Also, wenn ich z.B. AC25 habe, aber der Gegner hat selber schon +20 Angriff, trifft also in ~75% der Fälle. Dann stehe ich mit aktiver Verteidigung tatsächlich besser da, weil ich zwar eine 50%ige Chance habe, meine AC punktweise zu verbessern, aber nur 25% Risiko, noch schlechter dazustehen als sowieso. Denn alle AC-Ergebnisse, die selbst unter dem Angriffsbonus des Gegners liegen, sind irrelevant.
Aber auch hier gilt wieder: wenn du für die NSCs/Monster auch Verteidigung würfelst, gleicht sich das wieder mindestens aus -- oder noch schlimmer, wendet sich zuungunsten der Spieler, weil du ja viel mehr Monster hast als wir Charaktere.
Ist das soweit jetzt nachvollziehbar?