Ich zähle ebenfalls zu den "Grognards", die deutlich spüren, daß sie zurück zu den Wurzeln (von D&D) gehen.
Warum ist das so? Das frage ich mich auch. Ich argwöhnte, dass es einfach ein Nostalgie-Anfall ist. Und das ist sicherlich nicht vollkommen unbegründet. Wenn ich eines der alten "boxed sets" aus der Ära TSR aufmache, dann fließt kurzzeitig wieder jenes "sense of wonder" durch meine Adern, dass mir bei neueren Produkten (meistens) abgeht. Da wird durch das Betrachten einer alten Hexfeld-Karte mit ein paar eingefärbten Bereichen für Meer, Wüste und Wald nebst kurzen Einträgen in abgegriffenen Softcovern mehr in Wallung gebracht als beim Lesen ausführlicher Hintergrundbeschreibungen in neueren Hochglanz-Hardcovern mit ihren graphisch aufwändigen "production values".
Kurzum: es muss wohl Nostalgie sein.
Aber Nostalgie um der Nostalgie willen? Weil altes Zeug irgendwie en vogue ist?
Das glaube ich nicht. Ich denke, so wie es einige hier schon geschrieben haben, daß es die gefühlt größere Freiheit ist, die man in den alten Settings/Regeln verspürt. Dies liegt aber wohl auch daran, daß aktuelle/moderne Regelwerke wie Pathfinder, 3.5 oder 4E soviel durch gedesignt und kodifiziert haben, das man sich mit der Improvisation schwerer tut als zu früheren Zeiten. Der Vorbereitungsaufwand ist größer, wenn man regelkonform leiten und spielen möchte. Die Rolle des SL als Regelschiedsrichter, -stifter und -ausleger wurde durch größere Regelvereinheitlichung, -zunahme und -exaktheit zu einem gut Teil aufgelöst. Für die Spieler wird also dieser Aspekt des SL unerheblicher, was in gewisser Weise auch dessen Autorität verringert. Eine informierte Regelimprovisation seitens des SL in besonderen Situationen wird seltener notwendig. Die Frage, ob dieser Umstand nun gut oder schlecht ist, möchte ich für mich mehr und mehr mit "schlecht" beantworten.
Ich sehe übrigens nicht, dass die alten Regelwerke (AD&D und Co.) per se mehr Fokus auf "Story" gelegt hätten. Ich vermute eher, daß durch den eben von mir beschriebenen Effekt und die damit verbundene Notwendigkeit für den SL, im Spiel stärker vermittelnd und erklärend einzugreifen, dieser Eindruck von mehr "Story" in den Erinnerungen nachhallt.
Daher kehre ich nun also Schritt für Schritt zurück zu den alten Regelwerken zurück - mit all ihren Lücken, ungelenken Sondernmechanismen und Unschärfen. So habe ich vor zwei Monaten auf einer Veranstaltung unter dem Motto "40 Jahre D&D" eine neue Mystara-Runde mit dem alten Basis Set von D&D ins Leben gerufen und die Begeisterungsfähigkeit der Mitspieler (von denen die Hälfte Rollenspielneulinge sind) erzeugte bei mir einen Auftrieb, den ich zuvor über Jahre nicht mehr empfunden habe. Ich freue mich enorm darauf, endlich wieder das viele angesammelte Material von damals entstauben und neu interpretieren zu können.
Trotz einer noch bestehenden Pathfinder-Runde würde ich jederzeit 3.5 vorziehen. Und aktuell würde ich jederzeit (A)D&D gegenüber 3.5 vorziehen.