Autor Thema: Was ist bei 4E falsch gelaufen...  (Gelesen 92563 mal)

0 Mitglieder und 3 Gäste betrachten dieses Thema.

Offline Arldwulf

  • Mythos
  • ********
  • Beiträge: 8.934
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Arldwulf
Re: Was ist bei 4E falsch gelaufen...
« Antwort #500 am: 9.06.2014 | 14:28 »
Die Kritik gibt es in etlichen Foren, von etlichen Leuten. Und natürlich auch offline. Viel wichtige aber: es ist mit Argumenten begründete Kritik.

Und nein, es ist kein grundsätzliches Problem welches nur in Schwarz und Weiß zu sehen wäre. Hab ich ja auch oben schon geschrieben. Aber man muss eben auch nicht so tun, als ob es nicht existieren würde. Oder als ob es nicht besser ginge.

Offline Wormys_Queue

  • Hero
  • *****
  • Beiträge: 1.154
  • Username: Wormys_Queue
Re: Was ist bei 4E falsch gelaufen...
« Antwort #501 am: 9.06.2014 | 20:03 »
Die Kritik gibt es in etlichen Foren, von etlichen Leuten. Und natürlich auch offline. Viel wichtige aber: es ist mit Argumenten begründete Kritik.

zunächst mal: in diesen "etlichen Foren" läuft in der Realität eine kleine, eigentlich vernachlässigbare Minderheit der Gesamtzahl an Rollenspielern rum; die meisten haben besseres zu tun.. Zweitens: egal in welchem dieser Forum du schaust, gibt es für jeden Kritiker einen Befürworter mit mindestens genauso "fundierten" Argumenten, während die Großzahl der Forenteilnehmer die Diskussion maximal passiv mitlesend verfolgt, ohne eigene Präferenzen deutlich zu machen. Ausnahmen sind Foren, in denen Andersmeinende so schnell wie möglich mundtot gemacht werden. Da gibts dann nur eine gültige Lehrmeinung.

Zitat
Und nein, es ist kein grundsätzliches Problem welches nur in Schwarz und Weiß zu sehen wäre. Hab ich ja auch oben schon geschrieben. Aber man muss eben auch nicht so tun, als ob es nicht existieren würde. Oder als ob es nicht besser ginge.

Das eigentliche Problem ist es, unterschiedliche Themen zu vermischen, und das passiert in besagten Foren ständig.
Ist das Skillsystem der dritten Edition perfekt? Das behauptet meines Wissens niemand, da reicht Diplomacy als Gegenbeispiel.
Muss einem die Spotlightphilosophie des Prä-4E-D&Ds gefallen? Ganz bestimmt auch nicht, da müssen wir auch gar nicht drüber diskutieren, das ist eine Frage des persönlichen Geschmacks/Spielstil/Charakters.

Was allerdings nicht geschehen sollte, ist, dass man die durchaus bestehenden Probleme des 3e-Skillsystems auf diese Grundphilosophie zurückführt, wenn es dafür eigentlich ganz andere Gründe gibt (Stichwort: Skills auf hohen Stufen). Genau das tust du aber, wenn du die (zitat)"Foren Threads ... warum auf hohen Stufen Skills so selten genutzt werden, und es so viele Zauber gibt welche diese ersetzen" auf das Spotlightprinzip zurückführst, Das hat damit nämlich gar nichts zu tun.

Also: Ja, natürlich gehts besser. Vielleicht löst die 4E das Problem der Skill-Anwendung auf hohen Stufen sogar auf eine Weise, die man sich auch für 3E nutzbar machen kann (von den hohen Stufen der 4E hab ich ja immer wieder Dinge gehört, die mir eigentlich ganz sympathisch sind, warum also nicht auch an dieser Stelle).
Das zu erfahren, hätte ich durchaus Interesse. Eine Lösung auf Basis der Abschaffung des Spotlightprinzips ist aber keine, die mich interessiert, da sie vor allem dazu beiträgt, Konflikte mit Leuten zu vermeiden, die ihren Egoismus nicht unter Kontrolle kriegen. Dafür die Vorteile des Spotlightprinzips aufzugeben, wäre töricht, zumal die viel einfachere Lösung ist, nicht mit solchen Spielern (von denen es zum Glück gar nicht so viele gibt) zusammenzuspielen.
Think the rulebook has all the answers? Then let's see that rulebook run a campaign! - Mike Mearls
Wormy's Worlds - aktueller Beitrag: If I could turn back time

Offline Arldwulf

  • Mythos
  • ********
  • Beiträge: 8.934
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Arldwulf
Re: Was ist bei 4E falsch gelaufen...
« Antwort #502 am: 9.06.2014 | 20:26 »
Aufgeben muss man das Spotlightprinzip auch überhaupt nicht. Es kann ja durchaus gewünscht sein, dass mal ein einzelner im Rampenlicht steht. Aber genau dieser bewusste Wille ist hier der Unterschied, mit einer Mechanik welche das Zusammenspiel der Gruppe fördert kann man ja weiterhin auch Einzelaktionen abbilden. Es wird nur weniger zum Automatismus.

Offline Abaton23

  • Experienced
  • ***
  • Beiträge: 299
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Abaton23
Re: Was ist bei 4E falsch gelaufen...
« Antwort #503 am: 10.06.2014 | 12:14 »
zunächst mal: in diesen "etlichen Foren" läuft in der Realität eine kleine, eigentlich vernachlässigbare Minderheit der Gesamtzahl an Rollenspielern rum; die meisten haben besseres zu tun..
Das kann ich einfach nur bejahen. Schade, dass diese "vernachlässigbare Minderheit" oft die öffentliche Wahrnehmung prägt und die Meinung diktiert, wie gutes Rollenspiel auszusehen hat. So altert die Denkweise der Systeme im Maße der Spieler am Tisch.

Ausnahmen sind Foren, in denen Andersmeinende so schnell wie möglich mundtot gemacht werden. Da gibts dann nur eine gültige Lehrmeinung.
Jepp, aber man muss dort zum Glück nicht mitdiskutieren. Es geht ja nur um eine "vernachlässigbare Minderheit".

TOPIC: Ich denke, was bei D&D 4.0 schief gelaufen ist, liegt stark im Auge des Betrachters. Das System lebt eben enorm von Bestandskunden. Diese erwarten etwas in der Tradition des vorherigen Systems. Wird diese Erwartung nicht erfüllt, so wird's gleich als Riesenscheiß empfunden. Hätte die 4-E nen anderen Titel als D&D gehabt -- wer weiß, villeicht wäre die Akzeptanz dann höher gewesen? Die 4-E hat eben sehr viele neue Mechaniken im Gegensatz zur Tradition eingeführt. Dazu fast zeitgleich das traditionsorientierte Pathfinder mit vielen ursprünglichen Autoren der 3.5-Ed. als Stachel im Fleisch...
Hie_ gibts einz_lne Buchst_ben zu ve_kauf_n

Offline Thandbar

  • Famous Hero
  • ******
  • Beiträge: 2.890
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Thandbar
Re: Was ist bei 4E falsch gelaufen...
« Antwort #504 am: 10.06.2014 | 12:34 »
Die 4-E hat eben sehr viele neue Mechaniken im Gegensatz zur Tradition eingeführt.

Hm ... hat das die 3E zu ihrer Zeit nicht auch gemacht? Ich denke, dass da der Begriff der "Tradition" generell schwierig ist. Ich erinnere mich, dass es eine - kleine - Zahl von Rezensenten gegeben hat, die die 4E eher als Rückbesinnung auf das traditionelle Kerngeschäft von D&D verstanden hatten, im Gegensatz zur dritten Edition, die in verschiedene Bereiche hineinmäanderte.
"Du wirst direkt in diesem Moment von einer Zilliarde grünkarierter Kakerlakeneinhörner in Tweedanzügen umzingelt, die mit Fallschirmen aus gebeiztem Vanillepudding aus der nächstgelegenen Dattelpalme springen und dich zu ihrer Avonberaterin krönen - und die Krone ist aus Dr. Frankensteins bösartig mutiertem Killernougat! Streich dir 78000 Hirnschadenspunkte ab und mach sofort eine Jodelimprovisation!"

Offline kalgani

  • Legend
  • *******
  • Die Bibliothek des unnützen Wissens
  • Beiträge: 4.124
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: kalgani
Re: Was ist bei 4E falsch gelaufen...
« Antwort #505 am: 10.06.2014 | 13:04 »
Ich empfand nur zwei Dinge bei 3E ggü. 2E als einschneidend: ThAC0 is dead und Feats
Wir haben auch die 2E schon immer mit einem "Skillsystem" gespielt.
Beides fand ich und alle die ich kenne gut. PrC´s hab ich immer nur als eine Option gesehen.

Offline Crimson King

  • Hat salzige Nüsse!
  • Titan
  • *********
  • Crimson King
  • Beiträge: 19.137
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Stormbringer
Re: Was ist bei 4E falsch gelaufen...
« Antwort #506 am: 10.06.2014 | 13:14 »
Hm ... hat das die 3E zu ihrer Zeit nicht auch gemacht?

War mein erster Gedanke. Tatsächlich haben die tonnenweise Splatbooks sowie diverse Klassenfähigkeiten in der zweiten Edition die Feat- und Talent-Optimiererei der dritten Edition bereits vorweg genommen. Skills für alle war wohl eher etwas, was sehnsüchtig erwartet wurde, und das Multiclassing konzeptionell genial. Was bleibt, ist der Point Buy statt es Auswürfelns der Charaktere.

Insgesamt war der Bruch der 4. Edition deutlich größer: klar definierte Rollen, Powerz für alle, Angriffswurf statt Rettungswurf bei Zaubern, völlig andere Rettungswurf-Regeln,Healing Surges,  feste HP als Pflicht, Defender Marks, Attribute bis 30. Das alles ist deutlich anders als bei allen Vorgängereditionen und solche Wünsche wurden von niemandem vorher so artikuliert.

Alles in allem wirkte die 3. Edition wie ein generalüberholtes modernisiertes DnD, die 4. Edition wie ein neues Spiel mit der gleichen Core Story.
Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen
Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei,
Wenn hinten, weit, in der Türkei,
Die Völker aufeinander schlagen.
Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus
Und sieht den Fluß hinab die bunten Schiffe gleiten;
Dann kehrt man abends froh nach Haus,
Und segnet Fried und Friedenszeiten.

J.W. von Goethe

Offline Arldwulf

  • Mythos
  • ********
  • Beiträge: 8.934
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Arldwulf
Re: Was ist bei 4E falsch gelaufen...
« Antwort #507 am: 10.06.2014 | 13:22 »
Mhh...aber da sind doch zwischen Ad&d und 3e noch größere Unterschiede. Aber Wahrscheinlich ist es irgendwo einfach eine Frage der Wahrnehmung. Sieht man irgendwo auch an dem Beispiel mit den Mehrfachattacken. Letztlich ist die Mechanik dahinter weder in AD&D, noch in 3e oder der 4e gleich. Eher sogar in der 4e wieder etwas ähnlicher.

Aber ob es als Unterschied wahr genommen wird hängt nicht an der Mechanik allein. Sondern vor allem daran wie das System als ganzes wahr genommen wird, und mit welcher Vorabmeinung man hineingeht.

Ich habe eigentlich noch niemanden getroffen der mir sagen konnte warum es besser sein sollte Mehrfachattacken fix an die Bewegung zu binden, und nicht daran was der Charakter tatsachlich für eine Aktion durchführt. Es ist wohl auch eher selten dass dieses Detail explizit als Kritik aufkommt. Und das gilt für viele der Änderungen. Die Details der Änderungen und die Gründe für sie werden kaum diskutiert.

Offline kalgani

  • Legend
  • *******
  • Die Bibliothek des unnützen Wissens
  • Beiträge: 4.124
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: kalgani
Re: Was ist bei 4E falsch gelaufen...
« Antwort #508 am: 10.06.2014 | 15:43 »
Alles in allem wirkte die 3. Edition wie ein generalüberholtes modernisiertes DnD, die 4. Edition wie ein neues Spiel mit der gleichen Core Story.

+1

Offline Vendes

  • Experienced
  • ***
  • Beiträge: 152
  • Username: Vendes
Re: Was ist bei 4E falsch gelaufen...
« Antwort #509 am: 21.06.2014 | 14:06 »
D&D 4e hat gleich zu Anfang viel Potential verspielt, weil die ersten Produkte qualitativ nicht überragend waren:

- Wenig inspirierende "Core Books" mit insgesamt weniger Inhalt als die D&D-3.x-Gegenstücke
- Kaufabenteuer mit einer unglücklichen Mischung aus Standardkost und innovativen Elementen
- Erstaunlich schlechte Abstimmung mit den hauseigenen Miniaturen- und Dungeon-Tiles-Linien

Wenn man nur den Stand von Mitte/Ende 2008 betrachtet, auf dem die deutsche Ausgabe ja hängengeblieben ist, kann ich manche harsche Kritik an dem System schon verstehen. Leider sind aber auch die viele der selbsternannten Kritiker auf diesem Stand stehengeblieben - wenn sie sich überhaupt eingehend mit der Edition beschäftigt haben. Das hält sie aber natürlich trotzdem nicht davon ab, Vergleiche mit D&D 3.5 und Pathfinder anzustellen, ganz so, als hätte es von D&D 3.x keine Version 3.0 gegeben - 3 Jahre vor der Überarbeitung mit D&D 3.5. Während diese "Kritiker" (ich setze das mal bewusst in Anführungszeichen) dem von ihnen favorisierten System also etliche Jahre Reifezeit in Form von Erfahrungen aus dem echten Spielbetrieb zugestehen, lassen sie das gleiche für D&D 4e nicht gelten. Das ist schon konsequent. ;)

Aus Sammelwut habe ich mir nebenbei fast alle deutschsprachigen D&D-3.5-Bücher besorgt und wollte das System demnächst mal meistern (schon um meine Investitionen zu rechtfertigen :)). Beim Einlesen fiel mir schnell auf, wie umständlich, unlogisch und uninspirierend erhebliche Teile des Systems sind. Ein gutes Beispiel dafür sind die detaillierten Fertigkeiten- und Talent-Anforderungen für die meisten Prestige-Klassen, die unterschwellig eigentlich nur eine Botschaft transportieren: "Überlege dir am besten schon vor Spielbeginn, was aus deinem Charakter einmal werden wird, und lass es sich ja nicht aus dem Rollenspiel heraus entwickeln". Oh, und was machen die wichtigsten Prestige-Klassen bitte im Spielleiter-Handbuch? Hat was von Giftschrank. :D

Aus meiner Sicht ist das Hauptproblem von D&D 4e, das einige der besten Produkte zu spät herausgekommen sind und dadurch nicht die Beachtung erfahren haben, die sie verdient gehabt hätten. Ich schätze, es war auch etwas viel verlangt von den Spielern, sich schon nach 2 Jahren die Grundregelwerke neu zu kaufen und die bis dahin erschienenen Splat Books in die Ecke zu stellen.

Die gesamte D&D-Essentials-Linie fühlt sich für mich jedoch sehr nach D&D an, manchmal vielleicht etwas mehr nach AD&D als nach D&D 3.5, aber das muss ja nichts Schlechtes sein. Ein gutes Beispiel dafür ist die D&D Essentials Red Box, das  mit Abstand beste D&D-Starter-Set, das ich bislang gesehen habe. Es könnte noch etwas umfangreicher sein, aber es war jeden Cent der ca. 15 Euro, die ich dafür bezahlt habe, wert. Das beiliegende Abenteuerheft erzeugt für mich genau das typische D&D-Feeling, das einige der 4th Edition so gerne absprechen. Das Abenteuer ist in gewisser Weise ein klassischer Dungeon Crawl, enthält aber auch einige nichtlineare und rollenspielfördernde Elemente, z. B. den Seitenwechsel eines Monsters, der zur Moralfrage für die Gruppe werden kann. Der Dungeon ist zwar nicht spektakulär, aber - anders als in der Pathfinder-Einsteigereinsteigerbox - keine krude Ansammlung von parcourartigen Spielelementen, sondern aus einem Guss. Mit Hilfe der Erweiterungen, die Wizards of the Coast für das Abenteuer im Laufe der Zeit herausgebracht hat, kann man daraus sogar eine kleine Kampagne machen.

Auch bei den Essentials-Spielerbüchern "Heroes of the Fallen Lands" und "Heroes of the Forgotten Kingdoms" kann ich nicht erkennen, was daran nicht D&D sein soll. Klar gibt es immer noch Kräfte statt Zauber und einige andere Besonderheiten. Aber es ist längst nicht mehr so ein Power-Gamer-Baukasten wie noch das erste Player's Handbook. Ich habe erst heute morgen wieder im 3.5er-"Buch des Krieges" (aka "Complete Warrior") gelesen, einem der "Must Have"-Bücher für D&D 3.5, wie man oft im Netz lesen kann. Es mag kein ganz fairer Vergleich sein, aber wenn man diese lieblose Aneinanderreihung von D&D-3.5-Regelbrocken mit ihren Comic-Stil-Bildchen einfach mal neben die liebevoll gestalteten, von fantastischen Ideen regelrecht überquellenden "Heroes of the Feywild" legt, kann mir keiner mehr erzählen, dass in D&D 3.5 mehr Rollenspiel drinsteckt als in D&D 4e.
« Letzte Änderung: 21.06.2014 | 15:35 von Vendes »

Offline Slayn

  • Mythos
  • ********
  • Zu doof für ein "e", zu individuell für ein "j"
  • Beiträge: 9.615
  • Username: Slayn
Re: Was ist bei 4E falsch gelaufen...
« Antwort #510 am: 21.06.2014 | 14:48 »
@Vendes:

Hat das nicht mehr oder weniger damit zu tun dass man es pre-4E den Spielern überlassen hat ihre Aktionen auch zu beschreiben (aka Fluff) und diese nicht komplett kodifiziert hat?
Wenn wir einander in der Dunkelheit festhalten .. dann geht die Dunkelheit dadurch nicht vorbei
I can hardly wait | It's been so long | I've lost my taste | Say angel come | Say lick my face | Let fall your dress | I'll play the part | I'll open this mouth wide | Eat your heart

Offline Vendes

  • Experienced
  • ***
  • Beiträge: 152
  • Username: Vendes
Re: Was ist bei 4E falsch gelaufen...
« Antwort #511 am: 21.06.2014 | 15:09 »
Die Zaubersprüche in D&D 3.x sind nicht nur ähnlich stark kodifiziert wie die Kräfte in D&D 4e, oft genug sind sie sogar noch mehr kodifiziert. Denn selbst bei vielen einfachen Zaubern gibt es willkürlich festgelegte Materialkomponenten, wie es sie bei D&D 4e höchstens bei den Ritualen gibt. Selbst bei einem einfachen Zauber wie Shield of Faith steht in den D&D-3.5-Regeln:

"Material Component: A small parchment with a bit of holy text written upon it."

Ein Kleriker, der aus einem Kulturkreis stammt, in dem geschriebene Texte nicht bekannt sind oder keinen hohen Stellenwert haben (z. B. ein Barbarenvolk) wird wohl kaum Pergamente mit heiligen Texten mit sich führen. Bedeutet das, dass er diesen Stufe-1-Zauber nicht wirken kann? Anscheinend ja. Im Gegensatz dazu gibt es bei den Kräften in D&D 4e keine so starke Kodifizierung und man kann entscheiden, wie der Charakter seine Kraft einsetzt. Die "Flavor-Texte" sind klar vom Regeltext getrennt.
« Letzte Änderung: 21.06.2014 | 15:20 von Vendes »

Offline Thandbar

  • Famous Hero
  • ******
  • Beiträge: 2.890
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Thandbar
Re: Was ist bei 4E falsch gelaufen...
« Antwort #512 am: 21.06.2014 | 15:21 »
@Vendes:

Hat das nicht mehr oder weniger damit zu tun dass man es pre-4E den Spielern überlassen hat ihre Aktionen auch zu beschreiben (aka Fluff) und diese nicht komplett kodifiziert hat?

Die 4E hat den Outcome kodifiziert und nicht den Fluff. Das hat es mir persönlich einfacher gemacht, "kreativ" in der Beschreibung zu sein und das erzählende Element zu variieren.
Problematischer für die Beschreibungsfreude und die Erzähllust sind imho eher die längeren Kämpfe, wie sie bei mäßig gebauten Charakteren oder gegen Biester der Machart des ersten Monsterhandbuchs vorkommen können.
"Du wirst direkt in diesem Moment von einer Zilliarde grünkarierter Kakerlakeneinhörner in Tweedanzügen umzingelt, die mit Fallschirmen aus gebeiztem Vanillepudding aus der nächstgelegenen Dattelpalme springen und dich zu ihrer Avonberaterin krönen - und die Krone ist aus Dr. Frankensteins bösartig mutiertem Killernougat! Streich dir 78000 Hirnschadenspunkte ab und mach sofort eine Jodelimprovisation!"

Offline Elden

  • Experienced
  • ***
  • Beiträge: 185
  • Username: Elden
Re: Was ist bei 4E falsch gelaufen...
« Antwort #513 am: 23.06.2014 | 16:14 »
Die 4E hat den Outcome kodifiziert und nicht den Fluff. Das hat es mir persönlich einfacher gemacht, "kreativ" in der Beschreibung zu sein und das erzählende Element zu variieren.
+1
Kenne einige, die Powers völlig uminterpretiert haben und sogar umbenannt haben, damit der Fluff stimmt. Outcome ist natürlich gleich geblieben.
Dies ist eine Signatur.

Offline Mouncy

  • Adventurer
  • ****
  • Beiträge: 916
  • Username: Mouncy
Re: Was ist bei 4E falsch gelaufen...
« Antwort #514 am: 23.06.2014 | 16:23 »
+1
Kenne einige, die Powers völlig uminterpretiert haben und sogar umbenannt haben, damit der Fluff stimmt. Outcome ist natürlich gleich geblieben.

+1

Ein Chaos Zauberer aus einer meiner Runden hat z.B. jedesmal ne komplett neue Beschreibung rausgehauen, selbst für At-Will Spells... da flogen von explodierenden Feuer-Äpfeln bis hin zu Klavieren alles mögliche durch die Gegend.

Und ich selbst habe einen Warden / Pitfighter Shifter zu einer Art Eisbär-Menschen Dings "reskinned". Inspiriert von diesen Panzerbären aus äh.. na wie hieß das gleich... ach ihr wisst schon :-P

Man kann der 4E echt viel vorwerfen, aber gerade das, das kann man nicht.

Offline Arldwulf

  • Mythos
  • ********
  • Beiträge: 8.934
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Arldwulf
Re: Was ist bei 4E falsch gelaufen...
« Antwort #515 am: 23.06.2014 | 16:48 »
Was die Bücher ja auch immer wieder mit Kommentaren und Tips unterstützen und für richtig erklären. Aber letztlich geht das ja auch bei den meisten anderen Editionen, ich kenn z.B. keinen SL der die Materialkomponenten in solchen Fällen in 3.5 nicht auch variabler gestalten würde.

Der große Unterschied ist eher die Frage wie die Effekte zu Beschreibungen passen können, ob Charaktere für ihr Flair auch die passende Mechaniken haben können, damit man nicht die Relevanz der Beschreibung verliert. Und es ist eben wichtig dort möglichst variable Aktionen zu bieten. Dort hat das Power System seine Vorteile, denn wie genau eine Power funktioniert sagt letztlich die Power selbst, sie ist modular und nicht daran gebunden alles wie die Powers zuvor zu machen.

Was eine größere Auswahl bietet bei der Wahl der passenden Mechanik zur Beschreibung. Verschiedenere Beschreibungen davon sind nur ein Nebenprodukt.

Offline Thandbar

  • Famous Hero
  • ******
  • Beiträge: 2.890
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Thandbar
Re: Was ist bei 4E falsch gelaufen...
« Antwort #516 am: 23.06.2014 | 17:03 »

Und ich selbst habe einen Warden / Pitfighter Shifter zu einer Art Eisbär-Menschen Dings "reskinned". 

Das ist tatsächlich auch etwas, was ich - aus der Sicht eines notorischen Druidenspielers - an der 4E auch super fand. Da gibt's ein Wildshape und dann die Option, sich das Viech so auszumalen, wie man möchte.
Bei Next kriegt man dann so zwölfzig Optionen, wo jedes Tier genau vorgekaut wird, von der Eule bis zum Triceratops.
"Du wirst direkt in diesem Moment von einer Zilliarde grünkarierter Kakerlakeneinhörner in Tweedanzügen umzingelt, die mit Fallschirmen aus gebeiztem Vanillepudding aus der nächstgelegenen Dattelpalme springen und dich zu ihrer Avonberaterin krönen - und die Krone ist aus Dr. Frankensteins bösartig mutiertem Killernougat! Streich dir 78000 Hirnschadenspunkte ab und mach sofort eine Jodelimprovisation!"

Offline Vendes

  • Experienced
  • ***
  • Beiträge: 152
  • Username: Vendes
Re: Was ist bei 4E falsch gelaufen...
« Antwort #517 am: 23.06.2014 | 19:30 »
Als Spielleiter empfinde ich auch das Verändern und Erstellen von Monstern bei D&D 4E sehr angenehm.

Siehe auch: Instant Monster

Neulich brauchte ich Spielwerte für die Hornteufel-Miniatur aus dem Goblin-Set von Dungeon Command. Die Miniature hat eine Kette in den Händen, die ich gerne auch in ihrem Kampfstil widergespiegelt  sehen wollte. Auf Basis des Mul Chainfighters aus dem Dark Sun Creature Catalog habe ich innerhalb weniger Minuten erinnerungswürdige Spielstatistiken für den Hornteufel zusammenbekommen, natürlich angereichert um ein paar teuflische Extras. >;D

Offline Feuersänger

  • Orcjäger
  • Moderator
  • Titan
  • *****
  • Deadly and Absurdly Handsome
  • Beiträge: 33.716
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Feuersänger
Re: Was ist bei 4E falsch gelaufen...
« Antwort #518 am: 25.06.2014 | 15:59 »
Das ist tatsächlich auch etwas, was ich - aus der Sicht eines notorischen Druidenspielers - an der 4E auch super fand. Da gibt's ein Wildshape und dann die Option, sich das Viech so auszumalen, wie man möchte.
Bei Next kriegt man dann so zwölfzig Optionen, wo jedes Tier genau vorgekaut wird, von der Eule bis zum Triceratops.

Da gehen halt wohl die Meinungen auseinander. Ich bin ein Fan von WYSIWYG und darum kein Freund von beliebigen Trappings. Das hat nichts mit "vorkauen" zu tun sondern mit Abschätzbarkeit. Wenn ich einer Kreatur gegenüberstehe, die aussieht wie eine Ente, watschelt wie eine Ente und quakt wie eine Ente, erwarte ich auch, dass sie die Kampfwerte einer Ente hat und nicht eines Triceratops.
Der :T:-Sprachführer: Rollenspieler-Jargon

Zitat von: ErikErikson
Thor lootet nicht.

"I blame WotC for brainwashing us into thinking that +2 damage per attack is acceptable for a fighter, while wizards can get away with stopping time and gating in solars."

Kleine Rechtschreibhilfe: Galerie, Standard, tolerant, "seit bei Zeit", tot/Tod, Stegreif, Rückgrat

Offline Grubentroll

  • Famous Hero
  • ******
  • ...back from Trollhalla
  • Beiträge: 3.700
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Grubentroll
Re: Was ist bei 4E falsch gelaufen...
« Antwort #519 am: 21.07.2014 | 17:11 »
Ich hätte ja nach wie vor gerne eine 4E im Format der schönen Hardcovers mit den angenehmeren Illustrationen und Beschreibungen der Essentials.

Mir geht dieses "Bad Ass"-tum der anfänglichen 4E so unglaublich auf den Nerv.

Selbst Halblinge schauen aus und werden beschrieben wie die krassesten Killerfreaks.

Kaum eine Klassenbeschreibung, die nicht erstmal darin aufgeht, wie der Charakter auf dem Schlachtfeld aufräumt mit seinen krassen "Zerstörer-Powers".

Passt nur leider nicht zu den Settings, mit denen ich D&D kennen und lieben gelernt habe, wie zB Dragonlance, Planescape, und auch die Realms.

Und ich finde das schade, denn das Spielsystem finde ich an sich sehr schön, und ich glaube, meine alte D&D-Runde von vor 25 Jahren hätte damit viel Spaß gehabt.

Offline Arldwulf

  • Mythos
  • ********
  • Beiträge: 8.934
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Arldwulf
Re: Was ist bei 4E falsch gelaufen...
« Antwort #520 am: 21.07.2014 | 19:28 »
Selbst Halblinge schauen aus und werden beschrieben wie die krassesten Killerfreaks.

naja....beschrieben werden sie als verspielt und leicht zu unterschätzen, als ein vielreisendes Volk das Lieder und Geschichten liebt. Als Pragmatische, nicht von Gold oder Ruhm träumende Gestalten die auf Abenteuer eher aus Wanderlust und Neugierde ziehen. Als liebenswert und Freundlich und mit starkem Familiensinn.

Eine Beschreibung als krasse Killerfreaks sieht anders aus. Um genau zu sein wird sich dort viel Mühegegeben um genau dies zu verneinen.
« Letzte Änderung: 21.07.2014 | 19:33 von Arldwulf »

Offline Thandbar

  • Famous Hero
  • ******
  • Beiträge: 2.890
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Thandbar
Re: Was ist bei 4E falsch gelaufen...
« Antwort #521 am: 22.07.2014 | 09:50 »
Ich finde die Rassen-Beschreibungen in den PHBs eigentlich sehr effizient. Die Bilder zeigen die Charaktere häufig "In Action" (gezückte Waffen, sprühende Zauberstäbe, mitten im Sprung), was dann den Beschreibungen im Flavor-Text durchaus widersprechen kann.

Den Kurzbeschreibungen verschiedener möglicher SCs kann man ja imho auch nicht den Vorwurf machen, hier würden nur Killerfreaks gezüchtet.
Die drei menschlichen Charaktere, zum Beispiel, beinhalten einen desillusionierten Pragmatiker ebenso wie eine weltfremde Idealistin und einen machthungrigen Bastard; halt der Scope, worin Menschen verschiedener Herkunft aufgestellt sein können.

In der Kürze leisten die Flavortexte imho schon einiges. Elfen mit ihren tief empfunden Leidenschaften, die schnell einander abwechseln, Zwerge in ihrer sturen Verlässlichkeit. Tieflinge, zerrissen zwischen den Banden von Gut und Böse, Eladrin als Wesen, die nicht ganz von dieser Welt sind.

In den Büchern zu den verschiedenen Spielwelten sehe ich eigentlich auch nicht so den Vorwurf, die Rassen würden zu Badass-Schweinebacken verkommen.
Man kann dem Fluff-Anteilen der 4E vielleicht den Vorwurf machen - und erst recht den Illustrationen -, dass sie nicht dieselbe Faszinationskraft und Eigentümlichkeit der alten Planescape-Bände besitzen, aber ganz so sägig, wie sie teilweise gemacht werden, finde ich sie auch wieder nicht.
 
"Du wirst direkt in diesem Moment von einer Zilliarde grünkarierter Kakerlakeneinhörner in Tweedanzügen umzingelt, die mit Fallschirmen aus gebeiztem Vanillepudding aus der nächstgelegenen Dattelpalme springen und dich zu ihrer Avonberaterin krönen - und die Krone ist aus Dr. Frankensteins bösartig mutiertem Killernougat! Streich dir 78000 Hirnschadenspunkte ab und mach sofort eine Jodelimprovisation!"

Offline Arldwulf

  • Mythos
  • ********
  • Beiträge: 8.934
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Arldwulf
Re: Was ist bei 4E falsch gelaufen...
« Antwort #522 am: 22.07.2014 | 10:07 »
Ist ja auch nicht so als ob sich dies später geändert hätte. Die Beschreibungen z.B. der oben angesprochenen Halblinge im Kontext der Essentialsbände sind nahezu identisch. Und wird dennoch (ja nicht nur von Grubentroll oben, sondern von mehreren die vergleichbare Aussagen treffen) anders bewertet.

Das einzige was sich dort geändert hat ist der Veröffentlichungszeitpunkt. Und damit auch die Rezeption. Es ist relativ einfach Zitate aus der Fluffbeschreibung im PHB zu posten, und dafür dann einen Kommentar ala "so etwas hätte im PHB stehen müssen!" zu erhalten. Ich hab das sogar schonmal gemacht...manche Kritik ist einfach seltsam.

Umgedreht gilt aber auch: WotC hätte solchen Kommentaren viel früher und entschiedener entgegentreten müssen, und bei der Wahl der Bilder auch stärker auf ruhigere Szenen setzen sollen. Die gibt es ja durchaus ebenfalls im PHB, aber die Gewichtung macht halt den Unterschied. Auch wenn ich nicht weiß ob es wirklich etwas ausgemacht hätte. Drüben im 5E Thread gibt es gerade eine Illustration mit einem Drachen und einer Gruppe die gegen ihn kämpft. Die Charaktere sehen aus wie kleine Miniaturen, und wirken eigentlich als ob sie mehr posieren als das sie kämpfen.

Und der erste Kommentar? ...na, das ist mal durchaus schönes Artwork

Und ich würd es nichtmal leugnen wollen. Es ist durchaus hübsch. Aber eben auch etwas für das es in der Vorgängeredition eine Menge böse Postings gegeben hätte. Wie es da zu so einer extremen Vorprägung kam, die dazu führt das selbst Fluff wie jener aus der Beschreibung der Halblinge oben als "krasse Killerfreaks" wahrgenommen wird ist schwer zu erklären.
« Letzte Änderung: 22.07.2014 | 10:09 von Arldwulf »

Offline Mouncy

  • Adventurer
  • ****
  • Beiträge: 916
  • Username: Mouncy
Re: Was ist bei 4E falsch gelaufen...
« Antwort #523 am: 22.07.2014 | 10:12 »
Also in Sachen Layout und Illustrationen ist die 4E mein Lieblingssystem. Sowas ist einfach Geschmachssache, und die Mehrheit der Leute wollen offensichtlich einen eher erdigen, bodenständigen Stil. Ich find Pling Pling Shiny cool  8)

Offline Rhylthar

  • Dämon des Kaufrauschgottes
  • Titan
  • *********
  • Beiträge: 17.354
  • Username: Rhylthar
Re: Was ist bei 4E falsch gelaufen...
« Antwort #524 am: 22.07.2014 | 10:16 »
Zitat
Aber eben auch etwas für das es in der Vorgängeredition eine Menge böse Postings gegeben hätte.
Aber nicht von mir.  ;)

Artwork ist doch, zumindest für mich, nur eines der Kriterien für ein RPG. Wenn ich danach gegangen wäre, hätte ich so manches 3.0/3.5 Buch mit dem Flammenwerfer angehen müssen.
Und vor allem: Geschmackssache.

Bin z. B. bei dem Bild des 5E Warlocks davon ausgegangen, dass es keiner mögen wird. Die Postings dazu waren (fast) nur positiv; ich finde es btw....naja, wie auch andere 5E Artworks.

“Never allow someone to be your priority while allowing yourself to be their option.” - Mark Twain

"Naja, ich halte eher alle FATE-Befürworter für verkappte Chemtrailer, die aufgrund der Kiesowschen Regierung in den 80er/90er Jahren eine Rollenspielverschwörung an allen Ecken wittern und deswegen versuchen, möglichst viele noch rechtzeitig auf den rechten Weg zu bringen."

Für alle, die Probleme mit meinem Nickname haben, hier eine Kopiervorlage: Rhylthar.