Meine ideale Runde besteht aus
4 Spielern plus 1 Spielleiter, nimmt es aber mit dieser klassischen Zwei-Fronten-Einteilung nicht so genau, sodass die Spieler
aktiv die Spielwelt mit beschreiben, sie von sich aus
direkt am Spieltisch mit Fakten füllen und sogar
NPCs übernehmen, um das Spiel lebendiger zu machen. Die Spieler Runde tun das gerne, da sie sich
nicht berieseln lassen wollen, sondern im Rollenspiel ihrer
Kreativität Ausdruck verleihen wollen. Zusammen erzählen wir eine
gemeinsame Geschichte, bei der jeder Spieler
stets dramatisch denkt, also Situationen in der Spielwelt
auch mal eskaliert werden und von mehreren alternativen Spielweltentwicklungen die
mit dem meisten Konfliktpotenzial gewählt wird. Bei Unklarheiten passiert dies stets
in Absprache mit allen in der Gruppe und kein Spieler scheut sich auch während des Spiels
offen Probleme oder kreative Engpässe anzusprechen oder die
Ideen seiner Mitspieler aufzunehmen, bzw.
Kontrolle über seinen Charakter aufzugeben. Kurz: Jedem Spieler kommt es primär darauf an,
seinen Mitspielern eine gute Show zu liefern. Zu diesem Zwecke gehen die
Spieler schauspielerisch voll aus sich raus und versuchen all den von ihnen gespielten Charakteren
Farbe und Unterscheidbarkeit zu verleihen. Dabei haben diese Spieler zum Glück auch
besonders Spaß an dramatischen, personenzentrierten Geschichten, bei denen es um
charakterliche Entwicklung geht und sind sich für den
Themenkomplex der zwischenmenschlichen Beziehungen (Liebe, Freundschaft, Neid, Rivalität) nicht zu schade und
schöpfen das Potenzial ihrer Charaktere hier voll aus, bis in Details hinein. Das alles
trifft auch auf den Spielleiter zu, der in seiner Rolle sachlich und fair ist, und sich nicht scheut, seine Spieler zu fragen, was genau sie wollen, und ihnen zu sagen, was genau er will. Dieser Spielleiter ist
ein guter Erzähler, dem jeder gerne zuhört, der mit Worten Bilder malen kann, aber auch
medienaffin ist und sein Spiel mit visuellen und musikalischen Hilfsmitteln unterstützt - etwas was die
Spieler begeistert aufnehmen. Es herrscht gesunder
Respekt voreinander und alle sprechen schon vor dem Spiel ihre
Grenzen und Wünsche ab, die bei den anderen auch dann respektiert werden. Sie
bedanken sich beieinander für gute Performances und zwar nicht nur in Form des in dieser Runde
allgegenwärtigen Fanmail-Systems, sondern auch mal so - besonders beim Spielleiter, der gerne viel Arbeit in seine Runden steckt. Weil diese Offenheit und dieser Respekt herrscht, sind auch
schwierigere Themenkomplexe oder Cross-Play an diesem Tisch kein Problem. Das
gesellschaftliche Miteinander außerhalb des Spiels stimmt auch: Alle unterhalten sich offen über die RPG-Szene, aber auch über andere Dinge und pflegen es,
zusammen zu kochen und zu essen und immer mal wieder
Knabbereien und Getränke mitzubringen – die sogleich für alle erreichbar auf dem runden Tisch in der
gemütlichen Rollenspielsitzecke Platz finden, die
weder unter Lärm noch durch allzu starker Ablenkung leidet.
Fahrgemeinschaften werden gebildet, damit jeder gut nach Hause kommt und die Absprachen für neue Termine sind von
Zuverlässigkeit und Interesse geprägt, da wirklich alle
richtig Lust auf diese konkrete Runde haben. Sollten zeitliche Probleme auftauchen, werden die
frühzeitig mitgeteilt und gute Ersatztermine gefunden. Das Interesse aller Mitspieler ist groß genug, dass die vom Spielleiter gegebenen
Settinginformationen in Form von Handouts auch von den Spielern gelesen werden und sich diese
aktive bemühen, das Setting zu verstehen, zu durchdringen und durch Mitgestaltung zu ihrem eigenen zu machen. Selbiges gilt für die
Regeln, die von allen verstanden und anwendbar gemacht werden wollen, naturgemäß aber auf Wunsch von allen
irgendwo zwischen Low- und Mid-Rules-Komplexität liegen.
Selbstverständlich
spielt diese Runde regelmäßig, aber leider wurde ich bislang noch nicht zu ihr eingeladen. Naja, vielleicht kriege ich ja meine eigenen Runden dazu, sich an dieser Runde ein Beispiel zu nehmen.