Autor Thema: Warum schummeln manche Menschen bei (Gesellschafts)spielen?  (Gelesen 12712 mal)

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Re: Warum schummeln manche Menschen bei (Gesellschafts)spielen?
« Antwort #100 am: 29.04.2014 | 09:36 »
@Slayn
Hast du die letzten Postings gelesen? Denn darin geht es meiner Ansicht nach u.A. darum, ob der SL "Schummeln" darf. Und in dem Punkt hat in den letzten 10-15 Jahren ein enormer Umdenkprozess statt gefunden.
Ich glaube mich erinnern zu können, dass Big Z. seiner Zeit sogar wehemend vom BESCHEISSEN DER SPIELER gesprochen hat, wenn der SL bei SaWo nicht nach den Regeln spielt.

Offline Slayn

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Re: Warum schummeln manche Menschen bei (Gesellschafts)spielen?
« Antwort #101 am: 29.04.2014 | 09:48 »
@Slayn
Hast du die letzten Postings gelesen? Denn darin geht es meiner Ansicht nach u.A. darum, ob der SL "Schummeln" darf. Und in dem Punkt hat in den letzten 10-15 Jahren ein enormer Umdenkprozess statt gefunden.
Ich glaube mich erinnern zu können, dass Big Z. seiner Zeit sogar wehemend vom BESCHEISSEN DER SPIELER gesprochen hat, wenn der SL bei SaWo nicht nach den Regeln spielt.

Dann hast du mich leicht missverstanden. Ich finde es nämlich sehr interessant wie weit "Schummeln" heutzutage fest per Regeln in die Systeme integriert wurden, so das es eben Teil der offiziellen Handhabung geworden ist und eben kein "Schummeln" mehr darstellt.
Alternativ wie weit sich die Entwicklung von System in einen Bereich bewegt hat, bei der die gründe warum ein SL früher "Schummeln" musste nicht mehr gegeben sind.
Beispiele sind Gummipunkte wie Bennies, die halt das Würfeldrehen verhindern oder Fail Forward Systeme wie Trail of Cthulhu bei denen der SL die STory nicht mehr hinschummeln muss, etc.
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Offline 1of3

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Re: Warum schummeln manche Menschen bei (Gesellschafts)spielen?
« Antwort #102 am: 29.04.2014 | 09:58 »
[Nachricht] Hier ist "Schummeln" ein notwendiges Werkzeug um einen Fehler im System zu beheben, ähnlich wie Bennies bei SaWo ein notwendiges Werkzeug sind um einen Fehler in der Mechanik zu beheben.

Oder waren sie selbst das Ziel? Vielleicht weil die Autoren nett fanden, wenn jeder kleine Steinchen hat? Ich schließe mich deiner Interpretation natürlich an, wenn du dein Telepathie-Zertifikat vorlegen kannst.

Offline JS

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Re: Warum schummeln manche Menschen bei (Gesellschafts)spielen?
« Antwort #103 am: 29.04.2014 | 10:10 »
Offen gestanden: Bei vielen Spielern, die ich u.a. auf Cons getroffen habe, konnte man dankbar sein, wenn der SL eine gute Geschichte parat hatte, denn das, was von diesen Spielern kam, ging über ein Schweigen, Reagieren und Witzeln nicht hinaus. Erst neulich erlebte ich wieder vier solch erfahrener Typen, denen der gute SL alles vorgeben und aus der Nase ziehen mußte, obwohl die sich mit Sicherheit alle für gute Rollenspieler halten.

Das Denken, die Spieler würden automatisch ihre und damit auch eine gute Geschichte entwickeln, halte ich für zu theoretisch; ebenso, daß der SL nur Erfüllungsaugust für die grandiosen Ideen der Spieler sein sollte. Die meisten Geschichten in meiner nunmehr 25jährigen Spielerlaufbahn und bei unzähligen SL wurden alles in allem stark von den SL entwickelt und vorangetrieben; idealerweise mit vielen Quergeschichten und Impulsen der Spieler, aber das war keine Voraussetzung für bedeutende Rollenspielerlebnisse.

Ich bin sogar so weit, daß ich SL ablehne, die sich keine Mühe mehr beim Vorstricken eines guten Abenteuers machen, weil sie der Meinung sind, das würden die Spieler schon alles selbst in die Hände nehmen.

Es gibt da also unterschiedliche, meinetwegen auch gleichwertige Ansätze, die schwer miteinander zu vereinen sind.

Das geht aber jetzt zu weit vom Schummelthema weg...
« Letzte Änderung: 29.04.2014 | 11:41 von JS »
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Offline Sid

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Re: Warum schummeln manche Menschen bei (Gesellschafts)spielen?
« Antwort #104 am: 29.04.2014 | 10:23 »
Ich hab seinerzeit mal ne Umfrage gestartet und von über 400 Teilnehmern waren ca. 25% der Ansicht,
dass es ok sei, wenn der SL die Würfel dreht und sie davon wissen.


Für mich persönlich ist Würfeldrehen (wenn ich es mitbekomme) eine Abart des Railroadings. :)
Wenn ich es nicht merke, das gleiche gilt somit auch für Railroading - ist es eine wundervolle Illusion.

SL`s da draußen, lasst euch nicht erwischen. :)
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Offline JS

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Re: Warum schummeln manche Menschen bei (Gesellschafts)spielen?
« Antwort #105 am: 29.04.2014 | 10:27 »
Es kommt eben darauf an, wann und wie häufig ein SL das macht. Je weniger, desto besser, aber wenn es mal als dringend nötig erachtet wird (z.B. um einen totalen Grupptentod zu ermeiden), sollte es mMn kein Tabu sein, falls die Spieler nicht grundsätzlich absolute regeltreue fordern.
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Offline Slayn

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Re: Warum schummeln manche Menschen bei (Gesellschafts)spielen?
« Antwort #106 am: 29.04.2014 | 11:30 »
Für mich persönlich ist Würfeldrehen (wenn ich es mitbekomme) eine Abart des Railroadings. :)
Wenn ich es nicht merke, das gleiche gilt somit auch für Railroading - ist es eine wundervolle Illusion.

Das knüpft aber auch daran an, was ich weiter Oben schon mal meinte. Neuerdings gibt es in Systemen schon verankerte Mittel über die alle schon bescheid wissen und wo sich der SL gar nicht erwischen lassen muss, die Spieler es auch sofort akzeptieren wenn diese Mittel eingesetzt werden.
Nur mal ein Beispiel aus den WH40K Spielen: Wie oft kommt es vor das ein BBEG schon durch Würfelglück zu früh (Wenn er nur mal kurz auftauchen sollte) oder total unepisch gestorben ist, wenn es an der passenden Zeit für einen spannenden Endkampf war? WH40K stattet SC und dramatisch wichtige NSC mit Fate Points aus, die man so benutzen oder "verbrennen" kann um einen Szene einfach und automatisch zu überleben. Das ist dann eine frei zugängliche Ressource für beide Seiten, bei dem eben das Würfeldrehen zugunsten der Story komplett rausfällt, weil unnötig und "fair und transparent" abgedeckt.
Auf die Art ist ein TPK auch nicht das Ende der Geschichte bei dem dann alle etwas ratlos rumstehen oder der SL sich einen Neueinstieg mit anderen Charakteren in die gleiche Kampagne einfallen lassen muss, den Spielern steht die gleiche Ressource zur Verfügung mit der sie den TPK selbst aufhalten können.
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Offline Agent_Orange

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Re: Warum schummeln manche Menschen bei (Gesellschafts)spielen?
« Antwort #107 am: 29.04.2014 | 11:33 »
Hallo.

Interessant. Frage, weil ich es einfach nicht besser weiß oder einschätzen kann:

Erzählt der Spielleiter die Geschichte und sind damit die Spielerfiguren nur Teil einer Geschichte, die der SL erzählt?
Oder:
Bietet der Spielleiter nur den Rahmen an, aus dem die Spieler die Geschichten ihrer Figuren ableiten und auf die der Spielleiter mit seinen Mitteln eingreift?

Bisher neige ich dazu, eher die zweite Frage mit "ja" zu beantworten.

Aber rückblickend auf bisherige und langjährige Praxis muss auch ich befinden: Es ist doch recht häufig so, dass Spieler von sich aus nicht so viel Kreativität ins Spiel tragen und eher auf das reagieren, was der Spielleiter bereithält.
Zudem räume ich ein, dass ich stets die Nichtspielerfiguren mit ihren individuellen Agendas im Hintergrund handeln lasse, um für die jeweilige Geschichte plausible Reaktionen und Szenen mit den Nichtspielerfiguren zu ermöglichen, die im Einklang mit deren Motiven und Ressourcen stehen.

Damit das alles nun on-topic bleibt: Wann "schummelt" der Spielleiter denn dann überhaupt noch, wenn ihm ein bunter Blumenstrauß an lauteren und weniger, aber noch vertretbar lauteren Werkzeugen zur Verfügung steht? Und wenn sich dann ein "Schummeln" entlarven lässt, welche Motive sind dann Entschuldigungen oder Rechtfertigungen bzw. welche nicht?

Edit:
@Slayn: Der Einsatz von Fatepunkten, durch die Würfeldrehen oder Würfelergebnisse aufgehoben worden sind, ist kein Schummeln; denn das ist doch ein erlaubtes Element des Spielsystems.

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Persönliche Anmerkung: Es ist ein erstinstanzliches Landgerichts-Urteil. Hinsichtlich einzelner Fragen beschränkt sich das Urteil auf Verweise; der Kläger hat "schlampig" gearbeitet. Fraglich ist deshalb, ob einzelne Urteilsaspekte in höherer Instanz anders bewertet worden wären.

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Re: Warum schummeln manche Menschen bei (Gesellschafts)spielen?
« Antwort #108 am: 29.04.2014 | 11:43 »
@Slayn: Der Einsatz von Fatepunkten, durch die Würfeldrehen oder Würfelergebnisse aufgehoben worden sind, ist kein Schummeln; denn das ist doch ein erlaubtes Element des Spielsystems.

Eben. Schummeln ist es nur, wenn es verboten wird.
Die Frage ist daher eher: Warum wird etwas verboten?

Bei Brett- oder Kartenspielen bei denen man fair gegeneinander spielt und es um einen anständigen Gewinn geht, ist die Sache ja klar, wie sich hier in der Diskussion ja mittlerweile gezeigt hat.
Anders sieht es ja schon wieder im Kooperativen Spiel aus, bei dem man gemeinsam Siegt oder Verliert und sich daher ganz andere Schwerpunkte bilden.
« Letzte Änderung: 29.04.2014 | 11:45 von Slayn »
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Offline gunware

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Re: Warum schummeln manche Menschen bei (Gesellschafts)spielen?
« Antwort #109 am: 29.04.2014 | 11:47 »
Erzählt der Spielleiter die Geschichte und sind damit die Spielerfiguren nur Teil einer Geschichte, die der SL erzählt?
Oder:
Bietet der Spielleiter nur den Rahmen an, aus dem die Spieler die Geschichten ihrer Figuren ableiten und auf die der Spielleiter mit seinen Mitteln eingreift?
Auf beide Fragen lautet die Antwort: ja.
Das ist eine sich ständig durchkreuzende Wechselwirkung. Wenn ich so zurück denke, könnte ich nicht auf Anhieb sagen, ob es überhaupt möglich wäre, die eine Frage mit "davon war mehr" zu beantworten. Wenn man einen bestimmten Zeitabschnitt betrachtet, könnte man ein "mehr" entdecken, aber wenn man den Zeitabschnitt anders wählt, würde die Antwort anders lauten.
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Re: Warum schummeln manche Menschen bei (Gesellschafts)spielen?
« Antwort #110 am: 29.04.2014 | 12:00 »
Oder waren sie selbst das Ziel? Vielleicht weil die Autoren nett fanden, wenn jeder kleine Steinchen hat? Ich schließe mich deiner Interpretation natürlich an, wenn du dein Telepathie-Zertifikat vorlegen kannst.

Kurz OT:
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Re: Warum schummeln manche Menschen bei (Gesellschafts)spielen?
« Antwort #111 am: 29.04.2014 | 12:16 »
Hallo.

Auf beide Fragen lautet die Antwort: ja.
Das ist eine sich ständig durchkreuzende Wechselwirkung. Wenn ich so zurück denke, könnte ich nicht auf Anhieb sagen, ob es überhaupt möglich wäre, die eine Frage mit "davon war mehr" zu beantworten. Wenn man einen bestimmten Zeitabschnitt betrachtet, könnte man ein "mehr" entdecken, aber wenn man den Zeitabschnitt anders wählt, würde die Antwort anders lauten.

Gut. Das leuchtet mir ein.

Eben. Schummeln ist es nur, wenn es verboten wird.
Die Frage ist daher eher: Warum wird etwas verboten?
...
Anders sieht es ja schon wieder im Kooperativen Spiel aus, bei dem man gemeinsam Siegt oder Verliert und sich daher ganz andere Schwerpunkte bilden.

Na gut. Warum etwas verboten wird, ist ein anderer Schuh, als die Frage, die ja im OP gestellt worden ist. Übertragen auf den Spielleiter lautet diese: "Warum schummelt der Spielleiter"?
Oder von hinten aufgezäumt: Unter welchen Umständen kann ein Spielleiter gerechtfertigt oder entschuldigt sein zu schummeln? Geht das überhaupt - Rechtfertigung oder Entschuldigung des Schummelns?

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Re: Warum schummeln manche Menschen bei (Gesellschafts)spielen?
« Antwort #112 am: 29.04.2014 | 12:35 »
Na gut. Warum etwas verboten wird, ist ein anderer Schuh, als die Frage, die ja im OP gestellt worden ist. Übertragen auf den Spielleiter lautet diese: "Warum schummelt der Spielleiter"?
Oder von hinten aufgezäumt: Unter welchen Umständen kann ein Spielleiter gerechtfertigt oder entschuldigt sein zu schummeln? Geht das überhaupt - Rechtfertigung oder Entschuldigung des Schummelns?

Imho weil wir bei uns im Hobby an sich die falschen Mittel einsetzen für das, was wir erreichen wollen. Und halt, historisch betrachtet, weil sich gewisse Dinge als Standard etabliert haben die schon immer zu nicht auflösbaren Widersprüchen geführt haben.
Klassisch ist doch Immersion durch Gefahr, Gefahr durch die Option verlieren zu können. Das steht im Kontrast zu einer langen Story die es zu erleben gilt und die halt nur klappt wenn niemand unterwegs verliert/stirbt.
Da sieht man halt einen Gegensatz zu anderen Paradigmen, wie etwa das Spiel bei dem man einfach schaut wie weit man kommt, sterben wird man sowieso.

Man muss da einfach mal ganz platt die Frage stellen: Geht es ohne SL-Schummelei wenn ein Spiel gleichzeitig unendlich viele Chancen haben soll zu enden, dafür aber eine Story dahinter ist die bis zu ihrem Ende erlebt werden soll?

Konkret kann man doch z.B. eine Runde "Schatten über Camelot" mit einer Runde DSA vergleichen: Bei Schatten ist es kein Drama wenn die Spieler mal gemeinsam versagen, bei DSA kommt es schlecht an wenn man das betreffende Abenteuer nicht bewältigt.
Schaut man sich dagegen eine Runde Fiasko an, ist es auch kein Drama wenn die Runde abbricht oder nicht gut zu einem Ende kommt, dann spielt man halt nochmal.

Ich werfe mal noch den Unterschied im Zeitaufwand ein, der z.B. zwischen einer Runde Schatten oder Fiasko und einem DSA Abenteuer besteht, mit Charakterbau, AB-Bau, Einlesen und dem ganzen anderen Mist.
Zudem, und das ist auch ein Teil davon, Schatten doer Arkham Horror kann man endlos oft wiederholen und die gleiche Story haben, ebenso etwa Descent, bei einem RSP geht das nicht durch.
« Letzte Änderung: 29.04.2014 | 12:46 von Slayn »
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Offline Agent_Orange

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Re: Warum schummeln manche Menschen bei (Gesellschafts)spielen?
« Antwort #113 am: 29.04.2014 | 12:44 »
Imho weil wir bei uns im Hobby an sich die falschen Mittel einsetzen für das, was wir erreichen wollen. Und halt, historisch betrachtet, weil sich gewisse Dinge als Standard etabliert haben die schon immer zu nicht auflösbaren Widersprüchen geführt haben.
Klassisch ist doch Immersion durch Gefahr, Gefahr durch die Option verlieren zu können. Das steht im Kontrast zu einer langen Story die es zu erleben gilt und die halt nur klappt wenn niemand unterwegs verliert/stirbt.
Da sieht man halt einen Gegensatz zu anderen Paradigmen, wie etwa das Spiel bei dem man einfach schaut wie weit man kommt, sterben wird man sowieso.

Man muss da einfach mal ganz platt die Frage stellen: Geht es ohne SL-Schummelei wenn ein Spiel gleichzeitig unendlich viele Chancen haben soll zu enden, dafür aber eine Story dahinter ist die bis zu ihrem Ende erlebt werden soll?

Konkret kann man doch z.B. eine Runde "Schatten über Camelot" mit einer Runde DSA vergleichen: Bei Schatten ist es kein Drama wenn die Spieler mal gemeinsam versagen, bei DSA kommt es schlecht an wenn man das betreffende Abenteuer nicht bewältigt.
Schaut man sich dagegen eine Runde Fiasko an, ist es auch kein Drama wenn die Runde abbricht oder nicht gut zu einem Ende kommt, dann spielt man halt nochmal.

Es ist also eine Frage der Einzelfallbetrachtung.
Man könnte auch fragen, ob es das überhaupt gibt - das Schummeln als Spielleiter?

Nach allem bisher geschriebenen würde ich gerne differenzieren:
Es gibt den schummelnden Spielleiter, der Regeln bricht.
Es gibt den schummelnden Spielleiter, der die Geschichte bricht, um die Geschichte voranzutreiben.
Es gibt den schummelden Spielleiter, der beides macht, indem er Würfel dreht.

Ist so ein Zwischenergebnis "richtig"?

edit:
Bei allen stellt sich dann die Frage im Einzelfall: Aus welchen Motiven schummelt er dann?
Wenn es "gute" Motive gibt, bedeutet das dann, dass das Schummeln eigentlich keines ist?

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Re: Warum schummeln manche Menschen bei (Gesellschafts)spielen?
« Antwort #114 am: 29.04.2014 | 13:13 »
Bei allen stellt sich dann die Frage im Einzelfall: Aus welchen Motiven schummelt er dann?
Wenn es "gute" Motive gibt, bedeutet das dann, dass das Schummeln eigentlich keines ist?

Ich denke eher es liegt an sich widersprechenden Aufgaben die ein SL (in klassischen Systemen, also im Mainstream) zu erfüllen hat:
- Mache Kämpfe gefährlich, sei hart aber dennoch schaffbar. Lass uns nicht sinnlos sterben.
- Baue spannende Rätsel ein die gelöst werden müssen, lass uns aber nicht daran verzweifeln.
- Lass uns ein epische Geschichte erleben aber überfordere uns damit nicht.

Letzten Endes läuft "Schummeln" des SL hier ja meist auf das Aufdecken des Selbstbetrugs auf seiten der Spieler hinaus. Schaffbare Kämpfe = Erbrachte Leistung (Und Schulterklopfen), zu merken dass man dabei Unterstützung durch den SL bekommen hat negiert diese angebliche Leistung ja sofort. Das Paradox ist: Der Kampf wurde schon schaffbar ausgewählt, wo soll also die Leistung sein?
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Re: Warum schummeln manche Menschen bei (Gesellschafts)spielen?
« Antwort #115 am: 29.04.2014 | 13:14 »
Schummeln ist immer scheiße. Eigentlich gibt es zu dem, was Pyromancer gesagt hat, aber nur wenig hinzuzufügen:

Es ist Schummeln, wenn sich die Gruppe darauf geeinigt hat, dass man das nicht macht.
Genauso, wie Würfeldrehen Schummeln ist, wenn sich die Gruppe darauf geeinigt hat, dass man das nicht macht.

Natürlich kann sich jede Gruppe darauf einigen, dass Würfeldrehen oder Kulissenschieben in Ordnung ist, und dann ist es natürlich auch kein Schummeln mehr. :)

Problematisch ist das Ganze nur, weil es viele unterschiedliche Vorstellungen davon gibt, und in Gruppen oft UNAUSGESPROCHEN davon ausgegangen wird, dass so und nicht anders gespielt wird.

Ein Umstand wurde bislang jedoch noch gar nicht beleuchtet bei der Frage, warum Menschen bei Spielen schummeln. In vielen Fällen besonders aus dem Bereich der klassischen Gesellschaftsspiele geht es einigen Schummler nämlich vielleicht tatsächlich ums "Gewinnen". Das gilt sicherlich insbesondere für Leute mit einem hohen Leistungsmotiv.

Für Rollenspiele würde ich ansonsten aber vermuten, dass Schummelei besonders ausgeprägt ist bei Menschen mit hohem Machtmotiv. Schließlich geht es in Rollenspielen für viele Leute auch darum, mal "ne echt fette Sau zu spielen", sich als Held so richtig bauchpinseln zu lassen, als Kommandeur oder Prinz oder Lord viel zu sagen zu haben, wichtige Entscheidungen treffen zu können etc. Da mag das Leistungsmotiv ein wenig mitschwingen, für mich klingt das jedoch deutlich stärker nach dem Machtmotiv (also dem Streben danach, das Verhalten und Denken anderer Leute beeinflussen zu können).

EDIT: Das sehe ich insbesondere auch als häufige Ursache für Schummeleien durch den SL.

Ansonsten zu dem, was Slayn direkt im Vorpost sagt: +1.
« Letzte Änderung: 29.04.2014 | 13:16 von Wellentänzer »

Offline Grey

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Re: Warum schummeln manche Menschen bei (Gesellschafts)spielen?
« Antwort #116 am: 29.04.2014 | 16:20 »
Machtmotiv. ... sehe ich insbesondere auch als häufige Ursache für Schummeleien durch den SL.
Nach meiner persönlichen Erfahrung eher NichtZustimm. Wann immer ich SLs beim "Schummeln" erwischt habe (ob nun durch Würfeldrehen oder nachträgliches Umdefinieren von Fakten), schien mir das Hauptmotiv zu sein, daß "seine schöne Geschichte" nicht zerschossen werden sollte.

Ich glaube nicht, daß dabei der Wunsch nach Machtausübung im Vordergrund stand ("die Spieler in die Geschichte zwingen"), sondern vielmehr die Angst vor der Ratlosigkeit, wenn die Spieler "vom Plan abweichen" -- daß er dann einfach nicht gewußt hätte, wie er weiterleiten soll.
Ich werd' euch lehren, ehrbaren Kaufleuten die Zitrusfrucht zu gurgeln!
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Lust auf ein gutes Buch oder ein packendes Rollenspiel? Schaut mal rein! ;)

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Re: Warum schummeln manche Menschen bei (Gesellschafts)spielen?
« Antwort #117 am: 29.04.2014 | 16:48 »
Nach meiner persönlichen Erfahrung eher NichtZustimm. Wann immer ich SLs beim "Schummeln" erwischt habe (ob nun durch Würfeldrehen oder nachträgliches Umdefinieren von Fakten), schien mir das Hauptmotiv zu sein, daß "seine schöne Geschichte" nicht zerschossen werden sollte.

Ich glaube nicht, daß dabei der Wunsch nach Machtausübung im Vordergrund stand ("die Spieler in die Geschichte zwingen"), sondern vielmehr die Angst vor der Ratlosigkeit, wenn die Spieler "vom Plan abweichen" -- daß er dann einfach nicht gewußt hätte, wie er weiterleiten soll.

aka "Macht über das Geschehen" bzw. "Macht über den Verlauf der Geschichte"  ;)

Ich finde diesen Ansatz ziemlich interessant, weil er in etwa auf meiner Spur läuft, aber das Motiv anders benennt, oder besser: überhaupt benennt.

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Re: Warum schummeln manche Menschen bei (Gesellschafts)spielen?
« Antwort #118 am: 30.04.2014 | 08:54 »
Da es keine Mod-Ansage dazu gibt, mach ich hier einfach mal wieder auf.

@Moderation:
Wieso wurde das Thema denn geschlossen?

Offline Slayn

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Re: Warum schummeln manche Menschen bei (Gesellschafts)spielen?
« Antwort #119 am: 30.04.2014 | 09:00 »
Sodala, mal noch eine ganz andere Variante zu dem Thema, die in gewisser Hinsicht mit dem Beitrag von Wellensänger zusammenhängt:
Es kommt auch oft vor dass Leute absichtlich verlieren um den anderen ein gutes Gefühl zu geben. Das ist ja auch eine Art von Schummeln.
Machen Eltern ja ständig mit ihren Kindern, bis sie selbst sattelfest genug sind um zu Spielen, bzw. machen doch Spielleiter andauernd, wenn sie alles von Vorne herein schaffbar, machbar und lösbar machen.
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Re: Warum schummeln manche Menschen bei (Gesellschafts)spielen?
« Antwort #120 am: 30.04.2014 | 09:20 »
Absichtlich verlieren ist nicht schummeln. Das ist nicht optimal spielen. Du änderst nicht die Regeln um zu verlieren.
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Re: Warum schummeln manche Menschen bei (Gesellschafts)spielen?
« Antwort #121 am: 30.04.2014 | 09:33 »
Absichtlich verlieren ist nicht schummeln. Das ist nicht optimal spielen. Du änderst nicht die Regeln um zu verlieren.

Ich sehe da jetzt qualitativ keinen Unterschied darin ob man jetzt einen Treffer/Crit/Erfolg dazu oder hinweg dichtet.
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Re: Warum schummeln manche Menschen bei (Gesellschafts)spielen?
« Antwort #122 am: 30.04.2014 | 10:17 »
Ich sehe da jetzt qualitativ keinen Unterschied darin ob man jetzt einen Treffer/Crit/Erfolg dazu oder hinweg dichtet.

Um absichtlich zu verlieren, muss man ja bei vielen Spielen nichts hinwegdichten. Man kann auch einfach die ungünstigere Handlungsweise von mehreren Optionen wählen, beispielsweise beim Scrabble ein Wort mit deutlich geringerem Punktwert legen. Das würde ich dann auch nicht als Schummeln bezeichnen, obwohl man natürlich in gewisser Weise gegen den "Geist" des Spiels verstößt.

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Re: Warum schummeln manche Menschen bei (Gesellschafts)spielen?
« Antwort #123 am: 30.04.2014 | 10:29 »
Nach meiner persönlichen Erfahrung eher NichtZustimm. Wann immer ich SLs beim "Schummeln" erwischt habe (ob nun durch Würfeldrehen oder nachträgliches Umdefinieren von Fakten), schien mir das Hauptmotiv zu sein, daß "seine schöne Geschichte" nicht zerschossen werden sollte.

Ich glaube nicht, daß dabei der Wunsch nach Machtausübung im Vordergrund stand ("die Spieler in die Geschichte zwingen"), sondern vielmehr die Angst vor der Ratlosigkeit, wenn die Spieler "vom Plan abweichen" -- daß er dann einfach nicht gewußt hätte, wie er weiterleiten soll.

Dürfte sich die Waage halten. Es gibt definitiv eine beträchtliche Anzahl an SLs, die ihr Ding durchziehen, zur Not auch gegen die Spieler, und denen bei Bedarf zeigen, wer der Chef ist. Ein Machtmotiv würde ich aber auch bei Munchkins vermuten. Wobei sich Macht- und Leistungsmotiv vermutlich gar nicht so leicht voneinander trennen lassen.
« Letzte Änderung: 30.04.2014 | 10:32 von Crimson King »
Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen
Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei,
Wenn hinten, weit, in der Türkei,
Die Völker aufeinander schlagen.
Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus
Und sieht den Fluß hinab die bunten Schiffe gleiten;
Dann kehrt man abends froh nach Haus,
Und segnet Fried und Friedenszeiten.

J.W. von Goethe

  • Gast
Re: Warum schummeln manche Menschen bei (Gesellschafts)spielen?
« Antwort #124 am: 30.04.2014 | 10:56 »
Dürfte sich die Waage halten. Es gibt definitiv eine beträchtliche Anzahl an SLs, die ihr Ding durchziehen, zur Not auch gegen die Spieler, und denen bei Bedarf zeigen, wer der Chef ist. Ein Machtmotiv würde ich aber auch bei Munchkins vermuten. Wobei sich Macht- und Leistungsmotiv vermutlich gar nicht so leicht voneinander trennen lassen.

Jo, dem stimme ich zu. Widersprechen würde ich nur in Sachen Untrennbarkeit von Macht- und Leistungsmotiv. Da gibbet diverse Instrumente aus quasi allen Richtungen, die genau sowas tun - sogar für implizite Motive (z.B. MSM auf Basis von McClelland, EOS auf Basis der PSI-Theorie und TAT als Beispiel eines projektiven Verfahrens).