Autor Thema: Sollten Rollenspieltexte gut geschrieben sein? (Rant)  (Gelesen 18395 mal)

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Offline Conan der Barbier

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Re: Sollten Rollenspieltexte gut geschrieben sein? (Rant)
« Antwort #25 am: 15.05.2014 | 20:39 »
Für mich persönlich muss ein Regeltext vor allem klar und verständlich geschrieben sein. Ein gefälliger Stil ist natürlich ein großes Plus, ich kann aber eine eher simple Sprache dabei verschmerzen. Wo mich eine allzu große Menge an stilistischen Fehlgriffen ebenfalls aufregt, ist bei Stimmungstexten, die die Atmosphäre eines Hintergrundes vermitteln sollen. Es kommt bei mir einfach kein rechtes "Feeling" auf, wenn ich allenthalben über grobe Ungereimtheiten stolpere.

Damit meine ich nicht die gelegentlichen hintertückischen kleinen Buchstabendreher, die man bei einem Werk von mehreren hundert Seiten schlichtweg kaum vermeiden kann (ich selbst habe schon sehr lange Texte verfasst und trotz mehrmaligen Korrekturlesens kleinere Fehler immer wieder überlesen, bei denen sich manch aufgeweckter Grundschüler an den Kopf greifen würde ::)). Körperliche Schmerzen bereitet es mir, wenn man immer und immer wieder über wirklich heftige Verunstaltungen der Sprache stolpert, seien es nun falsch verwendete Fremdworte, ungelenke Sprache oder holprige Satzkonstrukte. Legt man dann für ein solches Machwerk auch noch gutes Geld auf den Tisch, ist das für mich schon sehr ärgerlich.
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Offline blackris

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Re: Sollten Rollenspieltexte gut geschrieben sein? (Rant)
« Antwort #26 am: 15.05.2014 | 21:05 »
Ich finde gut™ geschriebene Texte sowie eine korrekte Zeichensetzung ganz und gar nicht irrelevant oder die Kritik daran kleinlich. Rsp-Bücher sollen die Aufgabe erfüllen, den Leser_innen Stimmung und Regeln zu vermitteln. Sie müssen daher klar und verständlich geschrieben sein, verschwurbeltes Satzbausteinebasteln muss daher vermieden werden. Zu trocken darf es aber auch nicht sein, sonst macht das Lesen einfach keinen Spaß und ermüdet schnell. Um den Spaß geht es doch in erster Linie, oder nicht?

Ich glaube aber auch, dass man es nie allen Menschen Recht machen kann. Für mich ist das Setting meistens interessant, die Regeln sollten gut verständlich sein, das Spielgefühl im besten Fall unterstützen, dürfen aber auch keinen Fall im Weg stehen. Daher stehe ich ehe auf nette, verbildlichende Umschreibungen, während sich Regelliebhaber viellecht eher weniger von dem Sinnlosen Klimbim wünschen – eine Tabelle hätte es da auch getan. Das erklärt vielleicht auch, warum manchen Menschen ein gutes Layout (passende Schriften, ein harmonischer Satzspiegel, die Abbildungen) vielleicht wichtiger ist, als anderen.

« Letzte Änderung: 15.05.2014 | 21:09 von blackris »

Achamanian

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Re: Sollten Rollenspieltexte gut geschrieben sein? (Rant)
« Antwort #27 am: 16.05.2014 | 07:17 »
Ist wohl Satire, oder? Wenn ich an den SpliMo-Weltenband denke, fallen mir da etliche Stilblüten ein. Alleine schon bei den Zwergen. Gibt aber kein perfektes Werk. Bei viel Text ist immer was zu finden.

Ich empfinde den SpliMo-Weltenband durchaus als löbliche Ausnahme. Klar, da gibt es so manche Stilblüte, aber auch einiges Schönes (wobei die Unterscheidung zwischen "Stilblüt", "toll atmosphärisch" und "ungewöhnliche, aber ausdrucksstarke Formulierung" auch sehr subjektiv ist). Jedenfalls sind mir da selten bis gar nicht ernsthaft falsche Verwendungen von Begriffen aufgefallen (anders übrigens als im Schnellstarter), und auch da, wo es mir etwas zu blumig wurde, hat das mein Leseverständnis nicht beeinträchtigt und den Genuss kaum getrübt.

Wenn alle deutschsprachigen RSP-Produkte etwa auf dem Niveau wären, wäre ich schon absolut zufrieden.

Offline Evil Batwolf

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Re: Sollten Rollenspieltexte gut geschrieben sein? (Rant)
« Antwort #28 am: 16.05.2014 | 08:02 »
Ich gehöre dann mal zu der "Verständliche Regeln sind das A & O"-Fraktion. Rollenspielregelwerke sollten nach meiner Auffassung gute Betriebsanleitungen sein, der Literaturnobelpreis wird in einer anderen Branche verliehen.

Meistens überlese ich Flufftexte bzw. picke mir die Schlagworte 'raus. Die in vielen Rollenspielbüchern abgedruckten Kurzgeschichten spare ich mir zumeist komplett. Oft sind Prosapassagen in Rollenspielen redundanter Müll ohne großen literarischen Wert (selbst wenn man niedrigste Ansprüche stellt). Mir bringt 'ne ordentliche Encounter-Tabelle deutlich mehr als drei Seiten "Beschreibung".

Wenn ich gute Prosa lesen will, dann lese ich 'nen Roman, kein Rollenspielbuch (und schon gar nicht auf Rollenspielen basierende Romane, aber das nur nebenbei  ;)).

Achamanian

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Re: Sollten Rollenspieltexte gut geschrieben sein? (Rant)
« Antwort #29 am: 16.05.2014 | 08:21 »
Wenn ich gute Prosa lesen will, dann lese ich 'nen Roman, kein Rollenspielbuch (und schon gar nicht auf Rollenspielen basierende Romane, aber das nur nebenbei  ;)).

Ich verstehe unter "guter Prosa" auch gar nicht unbedingt tolle Flufftexte in den Regelbüchern; unter anderem, weil ich so gar nicht auf den bemüht atmosphärischen, adjektivüberladenen und geschwollenen Tonfall stehe, der gerade bei Fantasy-Settings oft angeschlagen wird. Nichts gegen kleine erzählende oder In-Game-Texte im Rollenspiel, aber die sollen dann bitte wirklich klein und flott sein.

Unter "gut geschrieben" verstehe ich durchaus auch einfach schlicht und klar formuliert, gerade bei den Regeln. Einen nüchternen Text lese ich nämlich auch meist mit mehr Genuss als einen gewollten und nicht gekonnten "atmosphärischen" Text. Unsinn kommt ja vor allem da zustande, wo gedrechselt wird - wenn beispielsweise bei der Beschreibung wilder Landstriche von "Ländereien" die Rede ist, weil wohl jemand fand, dass das schön mittelalterlich klingt, aber nicht wusste, dass Ländereien gerade keine wilden Landstriche sind, sondern Grundbesitz.
« Letzte Änderung: 16.05.2014 | 08:47 von Rumspielstilziel »

Offline korknadel

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Re: Sollten Rollenspieltexte gut geschrieben sein? (Rant)
« Antwort #30 am: 16.05.2014 | 08:45 »
Ist wohl Satire, oder? Wenn ich an den SpliMo-Weltenband denke, fallen mir da etliche Stilblüten ein. Alleine schon bei den Zwergen. Gibt aber kein perfektes Werk. Bei viel Text ist immer was zu finden.

Hm, jetzt habe ich in der Hoffnung auf Stilblüten extra das Zwergen-Kapitel im Weltenband durchgelesen, aber außer ein, zwei Stellen, wo man vielleicht eine elegantere, flüssigere Formulierung hätte wählen können (aber nicht müssen), habe ich nichts gefunden.  :(

Kannst Du vielleicht mal genauer benennen, wo und was da Stilblüten sind?

Ich finde den letzten Hinweis von Rumpel auch wichtig: Es geht nicht um poetisch-literarische Glanzleistungen, vor allem nicht bei den Regeln. Aber auch Regeltexte lassen sich gut lesbar verfassen (Free Fate) oder eben auch nicht (Aborea).
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Offline Slayn

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Re: Sollten Rollenspieltexte gut geschrieben sein? (Rant)
« Antwort #31 am: 16.05.2014 | 09:06 »
Ich verstehe unter "guter Prosa" auch gar nicht unbedingt tolle Flufftexte in den Regelbüchern; unter anderem, weil ich so gar nicht auf den bemüht atmosphärischen, adjektivüberladenen und geschwollenen Tonfall stehe, der gerade bei Fantasy-Settings oft angeschlagen wird. Nichts gegen kleine erzählende oder In-Game-Texte im Rollenspiel, aber die sollen dann bitte wirklich klein und flott sein.

Das leidige Problem besteht halt irgendwie immer darin dass bei manchen Verlagen anscheinend die Auffassung herrscht auch der Regelteil muss unterhaltsam und stimmig sein, ansonsten würden nicht so viele Infos in sinnlosen Texten untergehen bzw. sonst wüde man nicht versuchen Mechaniken zu beschreiben anstatt zu definieren.

Als Positivbeispiel dagegen fällt mir Pathfinder ein, die haben eine Regelsprache etabliert und ziehen die von Vorne bis Hinten durch.
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Offline La Cipolla

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Re: Sollten Rollenspieltexte gut geschrieben sein? (Rant)
« Antwort #32 am: 16.05.2014 | 09:23 »
Ich bin da extrem unentschlossen.

Einerseits nervt es mich natürlich auch, wenn mich ein Text langweilt, oder wenn ich mich wundere, wie es ein gewisser Stil über das Lektorat hinaus geschafft hat, andererseits bin ich durchaus ein Verfechter von "Lasst auch mal Stilblüten zu", einfach weil es wahnsinnig viele verschiedene Herangehensweisen gibt, und bei manchen brauche ich ein ganzes Buch, bis sie mir gefallen (oder auch jemand anderem). Sowas wird imho viel zu oft durch die Standards einer Industrie "ausgemerzt", die sich verständlicherweise irgendwelche Qualitätsstandards heranzüchten möchte. Sage ich übrigens gerade auch als jemand, der praktisch nach jedem Lektoratsfeedback seinen halben Stil umstellt. Regeltexte müssen aber wirklich klar verständlich sein. Ich will den Absatz nicht dreimal lesen müssen, bis ich ihn verstanden habe.

Stilistisch herausstechende Beispiele sind für mich übrigens Dogs in the Vineyard und alles, was Chuck Wendig in der nWoD gemacht hat. Fate Core und FAE dagegen sind gute Standard-Dinger. Ist nicht sonderlich eingängig oder so, aber liest sich flott und funktioniert, was ebenfalls wahnsinnig viel wert ist, gerade bei einem Setting-losen System wie Fate. Im deutschen Bereich fallen mir jetzt nur Sachen ein, die bewusst Roman-mäßig geschrieben sind (Traumsaat für Engel bspw.), daher hab ich da kein richtiges Beispiel. Wobei, doch, Destiny Beginner war auch sehr angenehm zu lesen, glaube ich. Gecringt habe ich bei Ratten ... tolles Spiel, aber die Formulierungen, ey. Das Layout und die Fehler helfen auch nicht unbedingt.
« Letzte Änderung: 16.05.2014 | 09:33 von La Cipolla »

Offline Feuersänger

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Re: Sollten Rollenspieltexte gut geschrieben sein? (Rant)
« Antwort #33 am: 16.05.2014 | 09:54 »
Ja, sie sollen gut geschrieben sein. Mindestens klar und fehlerfrei.
Regeltexte sollten auch nicht unbedingt mit dem "Charme" eines Gesetzestextes daherkommen (davon abgesehen, dass ich die auch meistens unverständlich finde).
Flufftexte sind meistens eh nicht so mein Fall; da ist es freilich begrüßenswert, wenn sie auch noch _schön_ geschrieben sind, aber auch da ist mir letzten Endes eine schmucklose, aber klare Sprache lieber als geschraubtes Gelaber.

Ich lese ja nicht oft Rollenspieltexte auf deutsch, von daher hab ich nicht so wirklich den Überblick, was hierzulande so üblich ist. Falsch verwendete Begriffe (wie das Beispiel mit dem "unterlaufen") kenne ich eher aus Eigenbau-Heartbreakern.
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Offline Teylen

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Re: Sollten Rollenspieltexte gut geschrieben sein? (Rant)
« Antwort #34 am: 16.05.2014 | 10:11 »
Was den zitierten Text angeht.
Ein Interaktions-Baukasten ist wohl ein anderer Begriff für Sandbox. Meiner Meinung nach ist es durchaus kein schlechter Begriff. Vielleicht kann man den Anglizismus besser übersetzen, allerdings stört mich diese Form nicht.
Das adjektiv dörflich würde ich so verstehen das die Sandbox ein Dorf, vielleicht eine dörflich wirkende Kleinstadt, abbildet.

Gut, das unterlaufen wirkt in dem Kontext befremdlich. Meine Vermutung wäre das damit gemeint ist das die Sandbox während der Benutzung zum Selbstläufer wird. Damit die Erwartung das sie strikte Vorgaben gibt unterläuft. Im Rahmen dessen was man so von DSA hört durchaus ein valider Hinweis an die Käufer.


Abgesehen davon ist an mir kein Lektor verloren gegangen.
Ein Großteil der Rechtschreibungs oder Grammatikfehler überlese ich einfach. Mir fallen zwar die ein oder anderen Texte als angenehm auf, in der Regel jedoch ist der Lesegenuß eher sekundär. Zumal es auch sein das mir einfach der Stil nicht gefällt. Obwohl der Text an sich korrekt ist.

Negativ aufgefallen sind mir in letzter Zeit nur:
Theater der Nacht Revised Edition (dt) - Teilweise, meiner Meinung nach, sehr holprig zu lesen.
Double Cross (engl) - Man merkt, beim lesen, das es aus dem japanischen übersetzt wurde. Was irgendwie awkward ist. Zudem fällt der ein oder andere Satz (iirc), als nicht wirklich korrekt auf.
Wyrd is Bond (engl) - Hat iirc ein paar Klöpser

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Offline Niniane

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Re:
« Antwort #35 am: 16.05.2014 | 10:27 »
Zur Eingangsfrage: "Ja, sollten sie"

Und jetzt kommt das "Aber".

Lässt man mal die Prosatexte außen vor, sind Rollenspiele Hybride aus Lern- und Nachschlageanleitungen (zwei Anleitungstypen, die sich in der technischen Dokumentation wiederfinden), und sollten auch als solche behandelt und geschrieben werden. Sprich, zielgruppengerechte Sprache und Ansprache, ein bestimmter Aufbau der Texte, kurze, prägnante Sätze und und und (für Anleitungen gibt es Normen, teilweise täte es manchem Regelwerk ganz gut, auch mal dort hinein zu gucken - aus beruflicher Sicht kriege ich heute noch Gänsehaut, wenn ich an das Dresden Files-Regelwerk denke..)
In den Anleitungstexten haben schwurbelige Formulierungen nichts verloren, solche Texte sollen nicht unterhalten, sie sollen anleiten und erklären. Ich lese doch auch nicht zum Spaß die Gebrauchsanweisung für meinen Fernseher.

Zurück zum "Aber": Ich glaube kaum, dass die deutschen Rollenspielverlage sich einen technischen Redakteur leisten können, der auch gleich noch das Lektorat und Korrektorat übernimmt. Das ist nunmal so. Man kann nur die Autoren daran erinnern, dass sie eben kein Epos schreiben, sondern einen nüchternen Text (übrigens ist das kein deutsches Problem, ich habe auch schon englische Quellenbücher gelesen, wo ich dachte, der Autor hält sich für eine Reinkarnation Shakespeares - im Regelteil).
Oder wir stellen eine DIN-Norm auf für Regelwerke. Aber das wäre dann doch etwas übertrieben.
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Offline Slayn

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Re:
« Antwort #36 am: 16.05.2014 | 10:35 »
Oder wir stellen eine DIN-Norm auf für Regelwerke. Aber das wäre dann doch etwas übertrieben.

Wäre es das? Schau dir Pathfinder und D&D4 an, bei beiden gibt es eine genormte Vorlage wie Regeltext auszusehen hat, wie Begriffe und Formulierungen zu laufen haben.
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Offline Niniane

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Re:
« Antwort #37 am: 16.05.2014 | 10:41 »
Wäre es das? Schau dir Pathfinder und D&D4 an, bei beiden gibt es eine genormte Vorlage wie Regeltext auszusehen hat, wie Begriffe und Formulierungen zu laufen haben.

Eine DIN EN oder ISO? Das wage ich zu bezweifeln.. allerdings wird es dafür mit Sicherheit einen Redaktionsleitfaden geben. Der wird aber vom Unternehmen erstellt und nicht von einer Organisation außerhalb.

Anyway,  :btt:
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Offline korknadel

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Re:
« Antwort #38 am: 16.05.2014 | 10:44 »
In den Anleitungstexten haben schwurbelige Formulierungen nichts verloren, solche Texte sollen nicht unterhalten, sie sollen anleiten und erklären. Ich lese doch auch nicht zum Spaß die Gebrauchsanweisung für meinen Fernseher.

Zurück zum "Aber": Ich glaube kaum, dass die deutschen Rollenspielverlage sich einen technischen Redakteur leisten können, der auch gleich noch das Lektorat und Korrektorat übernimmt. Das ist nunmal so. Man kann nur die Autoren daran erinnern, dass sie eben kein Epos schreiben, sondern einen nüchternen Text (übrigens ist das kein deutsches Problem, ich habe auch schon englische Quellenbücher gelesen, wo ich dachte, der Autor hält sich für eine Reinkarnation Shakespeares - im Regelteil).
Oder wir stellen eine DIN-Norm auf für Regelwerke. Aber das wäre dann doch etwas übertrieben.

Hm, da würde ich nicht mitgehen. Mir jedenfalls gefallen klar und verständlich geschriebene Regeln, die sich gleichzeitig aber auch zum Flair passende oder witzige Nebensätze erlauben, weitaus besser als trockene DIN-Erklärungen. Spontan fallen mir als schöne Beispiele dafür DCC, Warhammer (alle drei Editionen) und Dying Earth ein. Es wäre ja ein Trauerspiel, wenn man aus diesen Werken alles, was unterhält, rausstreichen würde.
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Offline Niniane

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Re:
« Antwort #39 am: 16.05.2014 | 10:52 »
Hm, da würde ich nicht mitgehen. Mir jedenfalls gefallen klar und verständlich geschriebene Regeln, die sich gleichzeitig aber auch zum Flair passende oder witzige Nebensätze erlauben, weitaus besser als trockene DIN-Erklärungen. Spontan fallen mir als schöne Beispiele dafür DCC, Warhammer (alle drei Editionen) und Dying Earth ein. Es wäre ja ein Trauerspiel, wenn man aus diesen Werken alles, was unterhält, rausstreichen würde.

Das meine ich ja mit zielgruppengerechter Sprache ;) Klar sollte es schon noch passend sein. Ich führe da als Beispiel gerne "Malmsturm" an. Gut geschrieben, prägnant und präzise, aber nie so trocken, dass ich nach einer Seite eingeschlafen bin.
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Offline JS

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Re: Sollten Rollenspieltexte gut geschrieben sein? (Rant)
« Antwort #40 am: 16.05.2014 | 11:25 »
Ich finde, daß es schon schwierig festzulegen ist, was mit "klar und verständlich" gemeint ist und ob man das normieren kann. Aktuell stehe ich in dieser Hinsicht z.B mit Rolemaster 13Mann ziemlich auf dem Schlauch, denn eigentlich empfinde ich des GRW als knackig und präzise, aber trotz meiner intensivsten Beschäftigung damit erschließt sich mir das System weder in Breite noch in Tiefe.
Ist es nicht klar genug trotz seiner vielen Beispiele? Ich habe ja die Gliederung und die vielen Querverweise in Verdacht, so daß damit eine dritte Kategorie neben Klarheit und Präzision eröffnet würde.
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Offline Blechpirat

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Re: Sollten Rollenspieltexte gut geschrieben sein? (Rant)
« Antwort #41 am: 16.05.2014 | 11:43 »
In weiten Teilen stimme ich Niniane zu. Ich habe mit vielen Regeltexten aber noch ein ganz anderes Problem, und das ist "Informationsdichte". Oftmals finde ich Rollenspieltexte einfach zu lang. Zuletzt ist mir das bei dem Tharun-Band aufgefallen - ein unglaubliches Maß an inhaltsleerem Gesülze. Vergleicht man das mit der Tharunbeschreibung aus den Schwertmeisterboxen merkt man, wieviel Flair und Infos Hadmar auf ein paar Seiten untergebracht hat... und wünscht sich verzweifelt, das neue Buch hätte nur 1/3 der Seitenzahl. Hätte völlig gereicht. Wenn ich mir die extrem kurzen Flufftexte in "Diaspora" ansehe - was bauen die für ein Flair auf! So mag ich das...

Aber letztlich muss man sich vor Augen führen, dass ein Rollenspielregelwerk schon Hochreck ist: Es muss verlockend genug aussehen, um gekauft zu werden. Es muss schön genug geschrieben sein, damit man sich den ganzen Text bei der Erstlektüre antut. Und dann muss es klar genug aufgebaut und gegliedert sein (direkte Kollision mit dem Anspruch vorher), dass man im Spiel die Inhalte wiederfindet. Da einen guten Kompromiss zu finden ist wohl fast unmöglich. Aber an der Länge der Texte kann man arbeiten!

Offline korknadel

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Re: Sollten Rollenspieltexte gut geschrieben sein? (Rant)
« Antwort #42 am: 13.06.2014 | 08:28 »
In der Pathfinder Einsteigerbox auf Seite 6 des Spielleiterbuchs:

Zitat
Fertigkeiten sind Tätigkeiten, die Kreaturen erlernen können oder bei denen sie durch Übung besser werden, z.B. Klettern, Schleichen oder Schwimmen. Wenn ein Charakter eine Fertigkeit nutzen möchte, legt er oder sie einen Fertigkeitswurf ab.

Heutzutage gehören die Pathfinder-Produkte ja noch zu den eher gut übersetzten Sachen auf dem deutschen Markt, und dennoch liest man ständig solche Böcke darin. Ich begreife nicht, warum es in den Verlagen keine Leute mehr gibt, die den Unterschied zwischen Englisch und Deutsch kennen. Auch wenn es keine literarischen Großtaten waren, aber die Übersetzer der ersten Stunde in den 80er-Jahren haben wenigstens nicht so gekauderwelscht, wie das heutzutage üblich ist.

Und auch wenn in diesem Beispiel alles verständlich ist, so liest es sich einfach holprig, weil die Bezüge und Metaphern nicht stimmen.

Man kann beim Training, beim Fußballverein, beim persönlichen Coach vorbeischauen und dort durch Übung besser werden, nicht aber bei Tätigkeiten. Warum in Dreiteufelsnamen kann man da nicht umformulieren? Wenigstens: "Tätigkeiten, in denen man besser wird" oder besser noch: "die man durch Übung besser beherrscht" oder irgendetwas in der Art? Den Satz vielleicht einfach mal ein bisschen umstellen, damit man sich nicht mit schepsen Relativanschlüssen behelfen muss?

Wenn ein Charakter - und wohlgemerkt keine Charakterin - etwas möchte, warum muss dann er oder "sie" etwas tun? Wer ist "sie"? Im Deutschen hat "sie" nichts verloren, wo es um "den" Charakter geht. Das ist kein männlicher Chauvinismus, sondern hat etwas mit den grammatikalischen Geschlechtern in der deutschen Sprache zu tun.

Im letzten Punkt bin ich mir nicht sicher, aber ich meine, dass man bis vor einiger Zeit noch Proben abgelegt und Würfe gemacht oder gewürfelt hat. Oder heißt es bei der Olympia-Berichterstattung: "Der Speerwerfer kann noch einen letzten Wurf ablegen"? Mir stößt es immer ein bisschen auf, wenn man Würfe ablegt, auch wenn ich es durchwinken würde.

Das sind zwar alles Kleinigkeiten, aber gerade weil es oft um verunklarte oder falsche Bezüge und Anschlüsse geht, bekomme ich beim Lesen immer ein Gefühl der Verunsicherung, als wäre es ein seidener Faden, der Satz und Sinn zusammenhält, und das Bedürfnis, lieber zum englischen Original zu greifen, das ja ohnehin im deutschen Text überdeutlich durchscheint, wird größer und größer. Und warum es keine Selbstverständlichkeit mehr ist, dass sich solche Übersetzungen nach den Konventionen und der Grammatik der deutschen Sprache richten, dass überhaupt kein Wille mehr existiert, einen Text zu produzieren, der der Sprachlogik der Zielsprache und nicht der des Originals folgt, das will mir nicht einleuchten.
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Achamanian

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Re: Sollten Rollenspieltexte gut geschrieben sein? (Rant)
« Antwort #43 am: 13.06.2014 | 08:40 »
Dieses Pathfinder-Beispiel finde ich jetzt doch eher harmlos ... außer der Sache mit dem "bei" (die nun wirklich ein ganz offensichtlicher Anglizismus ist, der nebenher die Satzstruktur zum Knirschen bringt) ist das für mich ganz lesbar, auch wenn du mit den beiden anderen Punkten natürlich im Prinzip recht hast.
Wenn du dich da schon ärgerst, dann weiß ich so einige Rollenspielübersetzungen, von denen du dir am besten nicht einmal den Klappentext ansehen solltest ...

Offline Ginster

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Re: Sollten Rollenspieltexte gut geschrieben sein? (Rant)
« Antwort #44 am: 13.06.2014 | 09:21 »
Ich stolpere bei Pathfinder auch sehr oft. Ich verstehe aber, dass gerade bei den PF-Regeln die Wortwahl sehr wichtig ist. Trotzdem sollte man sich mE mehr vom englischen Satzbau lösen, zugunsten der Lesbarkeit.

Meist ärgere ich mich über sperrige Übersetzungskonstruktionen, zum Beispiel "auf dem falschen Fuß" - warum nicht einfach "unvorbereitet"? Gestern bin ich über den Satz gestolpert: "Sie weicht seit Jahren Gerüchten aus, ...". Ein Blick ins englische Original: "Rumors [...] have dogged her for years." Da hat man sich offenbar bereits beim Lesen des englischen Satzes verlesen (dodged, statt dogged?) aber das Schlimmste ist ja, dass sich weder Übersetzer noch Lektorat zu wundern scheinen, dass man Gerüchten neuerdings ausweicht. Da kriege ich echt Gänsehaut.

Wenn dann noch "Boneyard", was ganz klar und simpel Friedhof heißt, mit dem Kunstwort "Beinacker" übersetzt wird, dann fehlt mir echt jedes Verständnis.

Offline La Cipolla

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Re: Sollten Rollenspieltexte gut geschrieben sein? (Rant)
« Antwort #45 am: 13.06.2014 | 09:31 »
Das liegt einfach daran, dass Pathfinder die alten deutschen D&D-Begriffe übernommen hat.

Offline Edvard Elch

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Re: Sollten Rollenspieltexte gut geschrieben sein? (Rant)
« Antwort #46 am: 13.06.2014 | 09:34 »
Ich find’s ja immer wieder spannend, wenn Charaktere Proben ablegen/Würfe werfen.
Kants kategorischer Imperativ, leicht modernisierte Fassung: „Sei kein Arschloch.“

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Achamanian

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Re: Sollten Rollenspieltexte gut geschrieben sein? (Rant)
« Antwort #47 am: 13.06.2014 | 09:36 »
Gestern bin ich über den Satz gestolpert: "Sie weicht seit Jahren Gerüchten aus, ...". Ein Blick ins englische Original: "Rumors [...] have dogged her for years." Da hat man sich offenbar bereits beim Lesen des englischen Satzes verlesen (dodged, statt dogged?) aber das Schlimmste ist ja, dass sich weder Übersetzer noch Lektorat zu wundern scheinen, dass man Gerüchten neuerdings ausweicht. Da kriege ich echt Gänsehaut.

Das ist allerdings wirklich maßlose Schlamperei: Sich erst verlesen, sich dann wahrscheinlich noch ein kleines bisschen wundern, dass der Satz keinen Sinn ergibt (immerhin hieße "Rumors have dodged her for years" ja "Seit Jahren wichen ihr Gerüchte aus"), die Aussage des falsch verstandenen Satz dann frei Schnauze mal eben umdrehen, damit es irgendwie gerade so passt, und bei all dem nicht merken, dass man sich einfach verlesen hat.
Das kann man sich eigentlich nur damit erklären, dass der Übersetzer tatsächlich dachte, "dogged" käme von "dodge", zu faul war, das noch mal nachzusehen, und stattdessen den Satz irgendwie hingebogen hat. Ironischerweise macht man es sich mit solcher Schlamperei als Übersetzer eher schwerer als leichter ... einfach mal auf dict.cc gucken geht meistens schneller, als sich was zusammenzureimen.

Offline Feuersänger

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Re: Sollten Rollenspieltexte gut geschrieben sein? (Rant)
« Antwort #48 am: 13.06.2014 | 09:44 »
Naja, ich weiss jetzt nicht, wie die PF-Übersetzer bezahlt werden, aber wenn da die Löhnung genauso schändlich ist wie bei gewissen anderen Rollenspielverlagen, muss man sich nicht darüber wundern, wenn sich kein Profi der Sache annimmt. Wie heisst es so schön: You pay peanuts, you get monkeys.
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Offline Jiba

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Re: Sollten Rollenspieltexte gut geschrieben sein? (Rant)
« Antwort #49 am: 13.06.2014 | 10:00 »
Ich gehe hier voll konform mit Rumpelspielstil.

Ich merke das schon selber, wenn ich englisches Spielmaterial benutze (ohne mich entsprechend vorzubereiten und den Inhalt zu internalisieren) und dann holperige ad-hoc-Übersetzungen rausknalle (ich mach das zwar beruflich, aber so auf die Schnelle und im Spielfluss fällt einem auch nicht immer die beste Lösung ein) - die Stimmung leidet darunter. Wenn ich Geld für für eine deutsche Übersetzung (oder ein originäres deutsches Produkt) ausgebe, dann erwarte ich davon besseres.

Und genau deswegen, wegen der Stimmung am Tisch, versuche ich immer alles zu übersetzen, was geht.
Engel – ein neues Kapitel enthüllt sich.

“Es ist wichtig zu beachten, dass es viele verschiedene Arten von Rollenspielern gibt, die unterschiedliche Vorlieben und Perspektiven haben. Es ist wichtig, dass alle Spieler respektvoll miteinander umgehen und dass keine Gruppe von Spielern das Recht hat, andere auszuschließen oder ihnen vorzuschreiben, wie sie spielen sollen.“ – Hofrat Settembrini