Autor Thema: Sollten Rollenspieltexte gut geschrieben sein? (Rant)  (Gelesen 17877 mal)

0 Mitglieder und 11 Gäste betrachten dieses Thema.

Offline Niniane

  • gackernde Fate-Fee
  • Titan
  • *********
  • Welcome to Uncanny Valley
  • Beiträge: 16.849
  • Geschlecht: Weiblich
  • Username: Niniane
    • FateCast
Re: Sollten Rollenspieltexte gut geschrieben sein? (Rant)
« Antwort #50 am: 13.06.2014 | 10:02 »
Naja, ich weiss jetzt nicht, wie die PF-Übersetzer bezahlt werden, aber wenn da die Löhnung genauso schändlich ist wie bei gewissen anderen Rollenspielverlagen, muss man sich nicht darüber wundern, wenn sich kein Profi der Sache annimmt. Wie heisst es so schön: You pay peanuts, you get monkeys.

Das ist ja eben der Teufelskreis. Ich weiß nicht, was manche Leute glauben, was so ein Rollenspielverlag an Geld abwirft, aber die kleineren Verlage können sich nun mal einfach keine Profis leisten, es sei denn, die Profis machen das in ihrer Freizeit oder sind bereit, für sehr wenig Geld viel Arbeit zu machen.
Es ist ja nicht "nur" die Übersetzung, es müssen Glossare geschrieben werden, Leitfäden eingehalten und und und. Das kann sich ein Rollenspielverlag nicht leisten. Englisch hatten viele Leute in der Schule, also können sie auch übersetzen. Natürlich fehlt vielen dann das Handwerkszeug, das einen guten Übersetzer ausmacht, das "Leben in der Sprache", wie ich es gerne nenne.
Ähnliches gilt, wie ich manchmal den Eindruck habe, beim Lektorat. Es reicht nicht, Deutsch als Muttersprache zu haben, grundlegende Grammatik- und Orthographiekenntnisse sind von Vorteil. Das lernt man aber auch eher in einer entsprechenden Ausbildung, wie Germanistikstudium oder Redakteursausbildung, womit wir wieder beim Kostenfaktor wären.
Natürlich soll das nicht heißen, dass jeder Übersetzer/Lektor eine entsprechende Ausbildung haben muss (das ist auch keine Garantie dafür, dass die Sache gut wird), aber ich denke, man merkt schon Unterschiede, ob jemand übersetzt hat, der das häufiger macht (das kann auch ein Englischlehrer sein, oder jemand, der einfach viel übersetzt) oder eben jemand da sitzt, der gerne die entsprechenden Bücher liest, aber eben seit der Schule nichts mehr in der englischen Sprache gemacht hat.
Um den Bogen zum Anfang zurückzuschlagen: Gute Übersetzungen kosten Geld, das keiner hat (Mal ehrlich, wer würde denn 100 Euro (einfach in den Raum geworfen) ausgeben, damit der Übersetzer vernünftig bezahlt wird?), aber schlechte sind halt auch nicht gut fürs Geschäft. Also bleibt es bei diesem Teufelskreis.

Und noch ein kleiner Minirant:
Achja, und alle, die hier immer Beispiele anbringen und sich über die Qualität der Bücher beschweren: Die meisten Verlage sind froh, wenn sich jemand anbietet für Übersetzungen, einfach mal da melden und es besser machen ;)
Flawless is a fiction, imperfection makes us whole
The weight that holds you down, let it go
(Parkway Drive - Ground Zero)

Offline Ginster

  • Famous Hero
  • ******
  • Beiträge: 2.046
  • Username: Ginster
Re: Sollten Rollenspieltexte gut geschrieben sein? (Rant)
« Antwort #51 am: 13.06.2014 | 10:33 »
Das liegt einfach daran, dass Pathfinder die alten deutschen D&D-Begriffe übernommen hat.

Ich weiß, macht es aber nicht besser.

Achamanian

  • Gast
Re: Sollten Rollenspieltexte gut geschrieben sein? (Rant)
« Antwort #52 am: 13.06.2014 | 10:34 »

Und noch ein kleiner Minirant:
Achja, und alle, die hier immer Beispiele anbringen und sich über die Qualität der Bücher beschweren: Die meisten Verlage sind froh, wenn sich jemand anbietet für Übersetzungen, einfach mal da melden und es besser machen ;)

Schon gemacht (übersetze gerade für Uhrwerk ...). Und da sehe ich auch gleich die Probleme: da Übersetzen mein Brotberuf ist, möchte ich natürlich nicht noch zusätzlich wahnsinnig viel Zeit in Hobbyübersetzungen stecken. In meiner Freizeit mache ich eigentlich lieber was anderes. Deshalb geht halt nie ein ganzes Regelwerk auf einen Rutsch. Das führt dann dazu, dass die Regelwerke zusammengestückelt sind. Das halte ich in Rollenspielen auch gar nicht für schlimm, bloß braucht man dann halt eine enorm gute redaktionelle Betreuung, die sich um Glossar, eine gewisse Einheitlichkeit, Organisation usw. kümmert (die wir bei dem Uhrwerk-Projekt glücklicherweise haben!).

Lieber würde ich natürlich mal ein ganzes Regelwerk von vorne bis hinten übersetzen und dann auch einen Großteil der Redaktionsarbeit mit erledigen. Gerne auch zum Freundschaftspreis - ich weiß schon, dass ich da nie die gleichen Honorare erwarten kann wie bei Random House. Aber die Lebenshaltungskosten müssen halt schon irgendwie gedeckt sein ...

Offline korknadel

  • Mother of Hamsters
  • Helfer
  • Legend
  • ******
  • Beiträge: 5.545
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: korknadel
Re: Sollten Rollenspieltexte gut geschrieben sein? (Rant)
« Antwort #53 am: 13.06.2014 | 12:04 »
Dieses Pathfinder-Beispiel finde ich jetzt doch eher harmlos ... außer der Sache mit dem "bei" (die nun wirklich ein ganz offensichtlicher Anglizismus ist, der nebenher die Satzstruktur zum Knirschen bringt) ist das für mich ganz lesbar, auch wenn du mit den beiden anderen Punkten natürlich im Prinzip recht hast.
Wenn du dich da schon ärgerst, dann weiß ich so einige Rollenspielübersetzungen, von denen du dir am besten nicht einmal den Klappentext ansehen solltest ...

Ärgern wäre nicht der richtige Ausdruck.

Und ansonsten sagst Du es ja: Das ist harmlos, aber wo bewegen wir uns, wenn dreimal mehr oder weniger Knirschen in zwei Sätzen harmlos ist? Und ich würde halt behaupten, harmlos war mal anders.  ;D

@Dr Hoo:
Man muss doch weder Germanistik studiert haben noch besonderer Profi sein, um sich beispielsweise in den Grundzügen der deutschen Grammatik auszukennen (ich sage Grundzüge, weil ich vermute, dass die Feinheiten ohnehin utopisch sind - für mich jedenfalls). Und wenn so etwas der Englischlehrer in der Freizeit macht, dann umso schlimmer, wie ich finde: Wer wenn nicht ein Lehrer sollte noch über ein Mindestmaß an Sprachvermögen verfügen. Und um zu merken, dass der Relativanschluss mit "bei" im ersten Satz meines Pathfinder-Beispiels nicht passt, braucht man doch weder mehr Zeit noch mehr Geld oder gar ein Studium. Dazu braucht man lediglich ein bisschen guten Willen. Vielleicht noch Aufmerksamkeit.

Ich verstehe nicht, wieso ein grammatikalisch solider Satz eine Frage der Geldmittel sein soll. Es ist eine Frage der Grammatik, sonst nichts.

Übrigens sehe ich offensichtliche Schnitzer wie den "dogged/dodged"-Fauxpas gar nicht so kritisch. Solche Irrtümer und Flüchtigkeitsfehler kommen eben mal vor, auch in den besten Familien. Mich irritiert vielmehr dieses haltlose Dahintreiben in einer Sprache, die wegen knirschender Bezüge, Anschlüsse und Metaphern ständig auseinanderzufallen droht (so, wie wenn zum Beispiel nicht geklärt ist (und werden kann), auf was sich das "sie" im zweiten Satz des Pathfinder-Beispiels bezieht - da tauchen plötzlich Phantompronomen auf, die alle Zusammenhänge sprengen).
Hipster

Otherland Buchhandlung Rumspielstilziels und korknadels SF- und Fantasy-Buchladen in Berlin.

Offline Bad Horse

  • Erste Elfe
  • Titan
  • *********
  • Zimt macht die Gedanken weich!
  • Beiträge: 32.544
  • Username: Leonie
Re: Sollten Rollenspieltexte gut geschrieben sein? (Rant)
« Antwort #54 am: 13.06.2014 | 21:14 »
Noch 'n Rant:
Ich finde es ja immer ganz großartig, wenn jemand einen Würfel wirft oder - noch schlimmer - rollt. Es gibt im Deutschen ein Verb für die Tätigkeit, einen Würfel hochzuheben und über den Tisch kullern zu lassen; nämlich das schöne Wort "würfeln". Das gibt es im Englischen nicht, aber das sollte doch kein Grund sein, vom deutschen Verb keinen Gebrauch zu machen.

So. Danke. Das wollte ich schon immer mal sagen.  :)
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
The best lack all conviction, while the worst are full of passionate intensity.

Korrekter Imperativ bei starken Verben: Lies! Nimm! Gib! Tritt! Stirb!

Ein Pao ist eine nachbarschaftsgroße Arztdose, die explodiert, wenn man darauf tanzt. Und: Hast du einen Kraftsnack rückwärts geraucht?

Offline Feuersänger

  • Stollentroll
  • Moderator
  • Titan
  • *****
  • Deadly and Absurdly Handsome
  • Beiträge: 33.087
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Feuersänger
Re: Sollten Rollenspieltexte gut geschrieben sein? (Rant)
« Antwort #55 am: 13.06.2014 | 21:26 »
Allerdings geht es in einschlägigen Regeltexten meistens um die Frage, wie viele Würfel oder von welcher Sorte nun zu nehmen sind, und da klingt "würfle drei Würfel" eben einfach nicht gut.
Der :T:-Sprachführer: Rollenspieler-Jargon

Zitat von: ErikErikson
Thor lootet nicht.

"I blame WotC for brainwashing us into thinking that +2 damage per attack is acceptable for a fighter, while wizards can get away with stopping time and gating in solars."

Kleine Rechtschreibhilfe: Galerie, Standard, tolerant, "seit bei Zeit", tot/Tod, Stegreif, Rückgrat

Offline Bad Horse

  • Erste Elfe
  • Titan
  • *********
  • Zimt macht die Gedanken weich!
  • Beiträge: 32.544
  • Username: Leonie
Re: Sollten Rollenspieltexte gut geschrieben sein? (Rant)
« Antwort #56 am: 13.06.2014 | 21:36 »
"würfle mit drei Würfeln" oder "mach einen Wurf mit drei Würfeln" oder "würfle 3w6" klingt aber immer noch wesentlich besser als "rolle drei Würfel" oder "wirf drei Würfel" (nicht "werfe drei Würfel"!).  ;)
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
The best lack all conviction, while the worst are full of passionate intensity.

Korrekter Imperativ bei starken Verben: Lies! Nimm! Gib! Tritt! Stirb!

Ein Pao ist eine nachbarschaftsgroße Arztdose, die explodiert, wenn man darauf tanzt. Und: Hast du einen Kraftsnack rückwärts geraucht?

Offline korknadel

  • Mother of Hamsters
  • Helfer
  • Legend
  • ******
  • Beiträge: 5.545
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: korknadel
Re: Sollten Rollenspieltexte gut geschrieben sein? (Rant)
« Antwort #57 am: 15.06.2014 | 11:24 »
Noch 'n Rant:
Ich finde es ja immer ganz großartig, wenn jemand einen Würfel wirft oder - noch schlimmer - rollt. Es gibt im Deutschen ein Verb für die Tätigkeit, einen Würfel hochzuheben und über den Tisch kullern zu lassen; nämlich das schöne Wort "würfeln". Das gibt es im Englischen nicht, aber das sollte doch kein Grund sein, vom deutschen Verb keinen Gebrauch zu machen.

So. Danke. Das wollte ich schon immer mal sagen.  :)

 :d

Witzig, genau das habe ich mir die Tage, nachdem ich noch weiter in Pathfinder rumgelesen habe, wo Würfe an manchen Stellen sogar "durchgeführt" werden, auch gedacht.
Hipster

Otherland Buchhandlung Rumspielstilziels und korknadels SF- und Fantasy-Buchladen in Berlin.

Offline dunklerschatten

  • Hero
  • *****
  • Beiträge: 1.186
  • Username: dunklerschatten
Re: Sollten Rollenspieltexte gut geschrieben sein? (Rant)
« Antwort #58 am: 15.06.2014 | 12:01 »
Das klingt jetzt hier für meine Ohren schon ein bisschen extrem....

Klar kann man sich über alles irgendwie aufregen, die Frage für mich ist dabei aber doch, a.) was bringt es und b.) was will man von Sache XYZ

Für mich muss ein RPG in erster Linie verständlich sein (sowohl vom Text als auch von Bildern her), denn es  ist für mich ein Werkzeug um mit Freunden eine gute Zeit zu erleben.

Mit sprachlicher "Schönheit" habe ich es jetzt eh nicht so, mal ganz davon ab das es da wohl X Definitionen für gibt. Aber wenn man darauf abfährt bzw. das sucht nimmt man halt ein Buch seines bevorzugten Schriftstellers und gut ist.

Ich kann ja auch nicht ein Auto nehmen und mich dann beschweren das es nicht fliegt ......oder benutze eine Drehbank und wundere mich darüber das ich damit nicht schweißen kann.....
"Stellt Euch den Tatsachen, dann handelt danach!"
Quellcrist Falconer

Achamanian

  • Gast
Re: Sollten Rollenspieltexte gut geschrieben sein? (Rant)
« Antwort #59 am: 15.06.2014 | 12:47 »
Für mich muss ein RPG in erster Linie verständlich sein (sowohl vom Text als auch von Bildern her), denn es  ist für mich ein Werkzeug um mit Freunden eine gute Zeit zu erleben.

Mit sprachlicher "Schönheit" habe ich es jetzt eh nicht so, mal ganz davon ab das es da wohl X Definitionen für gibt. Aber wenn man darauf abfährt bzw. das sucht nimmt man halt ein Buch seines bevorzugten Schriftstellers und gut ist.

Da sind wir halt wieder bei dem, was Korknadel schon schrieb: Ich habe ohnehin schon nicht genug Zeit zum lesen; ich schaffe, wenn es hoch kommt, ein Viertel der Bücher (darunter auch viele Rollenspielbücher), die ich gerne lesen würde. Deshalb möchte ich, dass jede Freizeit-Leseerfahrung mir Freude bereitet, darunter auch die von Rollenspieltexten. Sie sind halt für mich nicht nur Mittel, um dann einen schönen Spielabend zu verbringen. Dafür verbringe ich zu viel Zeit mit ihnen.

Offline Anastylos

  • Adventurer
  • ****
  • Beiträge: 759
  • Username: Anastylos
Re: Sollten Rollenspieltexte gut geschrieben sein? (Rant)
« Antwort #60 am: 15.06.2014 | 13:40 »
Die Frage ist wie viele sprachlichen Feinheiten mit einem Rollenspielregelwerk rübergebracht werden müssen. Es ist ja kein Shakespeare und es geht ja zuerst um die Regeln, ob Würfel gerollt oder gewürfelt werden ist doch erst Mal egal, solange sie nicht geworfen werden.


Offline korknadel

  • Mother of Hamsters
  • Helfer
  • Legend
  • ******
  • Beiträge: 5.545
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: korknadel
Re: Sollten Rollenspieltexte gut geschrieben sein? (Rant)
« Antwort #61 am: 15.06.2014 | 13:50 »
Für mich muss ein RPG in erster Linie verständlich sein (sowohl vom Text als auch von Bildern her), denn es  ist für mich ein Werkzeug um mit Freunden eine gute Zeit zu erleben.

Mit sprachlicher "Schönheit" habe ich es jetzt eh nicht so, mal ganz davon ab das es da wohl X Definitionen für gibt. Aber wenn man darauf abfährt bzw. das sucht nimmt man halt ein Buch seines bevorzugten Schriftstellers und gut ist.

Es gibt hier in diesem Thread ja zwei Ebenen, auf denen der Wunsch nach sprachlicher Güte geäußert wird. Der eine betrifft tatsächlich die "Schönheit". Da denke ich zwar auch genau wie Rumspielziel, kann aber verstehen, dass man das nicht wichtig findet, weil man andere Schwerpunkte setzt.

Dann gibt es aber noch die Ebene der sprachlichen Korrektheit. Und da hört bei mir halt das Verständnis auf. Ein Text, auch wenn ich ihn nur als "Gebrauchstext" betrachte, sollte doch trotzem in korrektem Deutsch abgefasst sein und nicht in einem Kauderwelsch aus deutschen Vokabeln, die mit etwas Glück das ausdrücken, was gemeint ist, falschen idiomatischen Wendungen und englischer Grammatik/Satzstellung. Wozu denn überhaupt Texte in deutscher Sprache, wenn die Anforderungen der deutschen Sprache offenbar von vornherein allerhöchstens ein nice-to-have sind, nicht aber als verbindlich angesehen werden? Sowohl von Produzenten- als auch von Konsumentenseite.

Es ist ja kein Shakespeare und es geht ja zuerst um die Regeln, ob Würfel gerollt oder gewürfelt werden ist doch erst Mal egal, solange sie nicht geworfen werden.

Was Bad Horse sagen wollte: Würfel werden im Deutschen erst seit dem Augenblick "gerollt", als Spielanleitungen und Rollenspiele aus dem Englischen falsch übersetzt wurden. Davor hat man im Deutschen gewürfelt. Wer einen Würfel rollt, sollte konsequenterweise auch sein Fahrrad reiten.
Hipster

Otherland Buchhandlung Rumspielstilziels und korknadels SF- und Fantasy-Buchladen in Berlin.

Offline Fadenweber

  • Experienced
  • ***
  • Beiträge: 149
  • Username: Dom_Ansvin
Re: Sollten Rollenspieltexte gut geschrieben sein? (Rant)
« Antwort #62 am: 15.06.2014 | 14:21 »
Was Bad Horse sagen wollte: Würfel werden im Deutschen erst seit dem Augenblick "gerollt", als Spielanleitungen und Rollenspiele aus dem Englischen falsch übersetzt wurden. Davor hat man im Deutschen gewürfelt. Wer einen Würfel rollt, sollte konsequenterweise auch sein Fahrrad reiten.

Jain. "Würfeln" für sich genommen funktioniert ja tadellos, "einen oder zwei Würfel würfeln" dagegen klingt durch die Ähnlichkeit sperrig - ein Problem, das "Fahrrad fahren" nicht hat. Bei letzterem besteht also gar kein Anlass, sich "konsequenterweise" eine Wendung aus dem Englischen zu leihen, beim Würfeln mehrerer Würfel *kann* bei Sprechern des Deutschen aber offenbar der Wunsch oder Bedarf an anderen Formulierungsmöglichkeiten aufkommen (ironischerweise sogar, um in Richtung des Threadtitels einen Text 'schön' bzw. sprachlich abwechslungsreich zu schreiben). Da kann schonmal ein Sprachwandelprozess einsetzen. Wenn sich das flächendeckend (zumindest in der Textsorte "Spielanleitung") durchsetzen sollte, bestätigt der Erfolg den Nutzen - womit es müßig wäre, es als 'falsch' zu verdammen. Wenn dieser Nutzen nicht besteht (sprich, die Mehrheit der Sprecher die Wendung als sprachlich nicht korrekt ablehnt), wird "einen Würfel rollen/werfen/..." vermutlich schneller wieder verschwinden, als die Aufregung darüber lohnt.
« Letzte Änderung: 15.06.2014 | 14:23 von Dom_Ansvin »
Ludere aude!

Offline korknadel

  • Mother of Hamsters
  • Helfer
  • Legend
  • ******
  • Beiträge: 5.545
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: korknadel
Re: Sollten Rollenspieltexte gut geschrieben sein? (Rant)
« Antwort #63 am: 15.06.2014 | 14:39 »
Jain. "Würfeln" für sich genommen funktioniert ja tadellos, "einen oder zwei Würfel würfeln" dagegen klingt durch die Ähnlichkeit sperrig - ein Problem, das "Fahrrad fahren" nicht hat.

Aha.
Hipster

Otherland Buchhandlung Rumspielstilziels und korknadels SF- und Fantasy-Buchladen in Berlin.

Achamanian

  • Gast
Re: Sollten Rollenspieltexte gut geschrieben sein? (Rant)
« Antwort #64 am: 15.06.2014 | 15:37 »
Jain. "Würfeln" für sich genommen funktioniert ja tadellos, "einen oder zwei Würfel würfeln" dagegen klingt durch die Ähnlichkeit sperrig - ein Problem, das "Fahrrad fahren" nicht hat.

Ich sehe das anders - meiner Meinung nach werden im deutschen viel zu oft unpassende oder im Zusammenhang schlicht falsche Wörter verwendet, um Wiederholungen zu vermeiden oder den Text "bunter" oder "atmosphärischer" Klingen zu lassen (siehe mein obiges Beispiel mit den wilden Landstrichen, die als "Ländereien" bezeichnet werden). Und in sehr vielen Fällen geht das einfach nach hinten los.
Nebenbei bemerkt ist "Würfel würfeln" kein bisschen sperriger als "Fahrrad fahren". Beide enthalten Wortwiederholungen, was in meinen Augen aber weitaus weniger tragisch ist als ein völlig unideomatischer und einfach aus dem Englischen entlehnter Gebrauch von Wörtern wie beim "Rollen" der Würfel.
Ehrlich gesagt glaube ich auch einfach nicht, dass hinter dem "Rollen" der Würfel eine so komplexe Überlegung steht. Dafür sieht das einfach zu sehr nach einem ganz klassischen Übersetzungsfehler aus. Nebenei bemerkt steht in meiner uralten Backgammon-Anleitung auch "Jeder Spieler würfelt mit einem Würfel", das Wortwiederholungsproblem ist also nicht rollenspielspezifisch ...

Offline Glgnfz

  • Großpropeller
  • Legend
  • *******
  • Beiträge: 5.526
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Glgnfz
    • Von der Seifenkiste herab...
Re: Sollten Rollenspieltexte gut geschrieben sein? (Rant)
« Antwort #65 am: 15.06.2014 | 15:53 »
Was das "Rollen" der Würfel angeht habe ich just neulich auch an einem zu korrigierenden Text herumgerätselt was ich mit dem vielen Gerolle tun sollte - ich habe es dann tatsächlich aus genau der Überlegung heraus, nicht immer "würfeln" zu haben, einige Male dringelassen. Und der Text war ein originär deutscher Text - keine Übersetzung.

Und die ganze Diskussion erinnert ein wenig an ein Seminar, das ich vor 89745325750 Jahren hatte: "Language change - progress or decay" - und ich muss sagen, wenn etliche Autoren auf einmal auch im Deutschen Würfeln rollen - wer bin ich , ihnen das anders vorzuschreiben? Ich denke auch, dass wir Sprache eher deskriptiv denn präskriptiv begleiten sollten und was tun Würfel denn, wenn nicht (wenn auch etwas holprig) rollen?
Visionär: "Geht weg ihr Rabauken mit eurer Rockmusik und den Rauschgifthaschischspritzen!"

Coldwyn: "Hach, was haben die Franzosen für schöne Produkte, wir haben irgendwie nur Glgnfz. Wie unfair."

Offline dunklerschatten

  • Hero
  • *****
  • Beiträge: 1.186
  • Username: dunklerschatten
Re: Sollten Rollenspieltexte gut geschrieben sein? (Rant)
« Antwort #66 am: 15.06.2014 | 15:54 »
Da sind wir halt wieder bei dem, was Korknadel schon schrieb: Ich habe ohnehin schon nicht genug Zeit zum lesen; ich schaffe, wenn es hoch kommt, ein Viertel der Bücher (darunter auch viele Rollenspielbücher), die ich gerne lesen würde. Deshalb möchte ich, dass jede Freizeit-Leseerfahrung mir Freude bereitet, darunter auch die von Rollenspieltexten. Sie sind halt für mich nicht nur Mittel, um dann einen schönen Spielabend zu verbringen. Dafür verbringe ich zu viel Zeit mit ihnen.

Ich kann das ja grundsätzlich verstehen, ich habe auch viel zu wenig Zeit zum lesen...ABER das Problem löse ich ja nicht wenn ich mich über "unterdurchschnittliche Textschönheit" aufrege/ärger/gräme.
Denke da ist der Blickwinkel die Frage, bzw. Zweckorientierte nutzung von RPG Materialien hilft da ;)
(Ist ja leichter seine Einstellung dazu zu ändern als das man allen Leuten "Textschönheit" produzieren beibringen kann..)


Zitat
Dann gibt es aber noch die Ebene der sprachlichen Korrektheit. Und da hört bei mir halt das Verständnis auf. Ein Text, auch wenn ich ihn nur als "Gebrauchstext" betrachte, sollte doch trotzem in korrektem Deutsch abgefasst sein und nicht in einem Kauderwelsch aus deutschen Vokabeln, die mit etwas Glück das ausdrücken, was gemeint ist, falschen idiomatischen Wendungen und englischer Grammatik/Satzstellung. Wozu denn überhaupt Texte in deutscher Sprache, wenn die Anforderungen der deutschen Sprache offenbar von vornherein allerhöchstens ein nice-to-have sind, nicht aber als verbindlich angesehen werden? Sowohl von Produzenten- als auch von Konsumentenseite.

Verstehen muss man den Text schon, da bin ich bei dir.




Nur mal für mein pers. Verständis.

Ihr macht euch wirklich ernsthaft Gedanken über Würfel rollen vs Würfel werfen ?
Das finde ich irgendwie fazinierend....weil auf den Gedanken käme ich in 1000 Jahren nicht.

Denn ehrlich gesagt denke ich jeder weiss doch was man mit einem Würfel so macht....
« Letzte Änderung: 15.06.2014 | 15:58 von dunklerschatten »
"Stellt Euch den Tatsachen, dann handelt danach!"
Quellcrist Falconer

Achamanian

  • Gast
Re: Sollten Rollenspieltexte gut geschrieben sein? (Rant)
« Antwort #67 am: 15.06.2014 | 16:00 »
Und die ganze Diskussion erinnert ein wenig an ein Seminar, das ich vor 89745325750 Jahren hatte: "Language change - progress or decay" - und ich muss sagen, wenn etliche Autoren auf einmal auch im Deutschen Würfeln rollen - wer bin ich , ihnen das anders vorzuschreiben? Ich denke auch, dass wir Sprache eher deskriptiv denn präskriptiv begleiten sollten und was tun Würfel denn, wenn nicht (wenn auch etwas holprig) rollen?

Klar ist Linguistik in der Regel deskriptiv. Aber ich diskutiere hier ja nicht, weil ich eine akademische Arbeit über die Verwendung der Begriffe "würfeln" und "rollen" in Rollenspielregelwerken der 2010er verfassen will, sondern weil ich persönlich ein bestimmtes Sprachempfinden habe und mir wünsche, dass die Sachen, die ich lese, diesem Sprachempfinden nicht völlig zuwiderlaufen.
Wenn sich das "Rollen" von Würfeln durchsetzt, dann setzt es sich eben durch, davon geht das Abendland auch nicht unter ... trotzdem wünsche ich mir persönlich halt, dass Konzepte, für die es auf Deutsch bereits treffende Wörter gibt, nicht plötzlich mit anderen, aus dem Englischen entlehnten Wörtern belegt werden, weil mich persönlich das eben verwirrt, ins Stocken bringt und meinen Textgenuss beeinträchtigt (bzw. ihn von vorneherein nicht aufkommen lässt).

Offline korknadel

  • Mother of Hamsters
  • Helfer
  • Legend
  • ******
  • Beiträge: 5.545
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: korknadel
Re: Sollten Rollenspieltexte gut geschrieben sein? (Rant)
« Antwort #68 am: 15.06.2014 | 16:02 »
Und die ganze Diskussion erinnert ein wenig an ein Seminar, das ich vor 89745325750 Jahren hatte: "Language change - progress or decay" - und ich muss sagen, wenn etliche Autoren auf einmal auch im Deutschen Würfeln rollen - wer bin ich , ihnen das anders vorzuschreiben? Ich denke auch, dass wir Sprache eher deskriptiv denn präskriptiv begleiten sollten und was tun Würfel denn, wenn nicht (wenn auch etwas holprig) rollen?

Aber wir wissen doch, dass ein Würfel desto schlechter ist, je mehr er rollt! Willst Du denn den Lehren des großen Zocchi untreu werden, junger Adept?

Das mit dem Sprachwandel ist ja schon richtig. Aber manchmal geht mir der eben doch zu sehr mit der Brechstange vonstatten. Und wenn ein Text übersetzt wird, finde ich, sollte eben schon ein gewisser Grad an Reflexion über das Verhältnis von Ursprungs- und Zielsprache stattfinden. Diese Reflexion vermag ich aber in vielen Fällen nicht zu erkennen.
Hipster

Otherland Buchhandlung Rumspielstilziels und korknadels SF- und Fantasy-Buchladen in Berlin.

Achamanian

  • Gast
Re: Sollten Rollenspieltexte gut geschrieben sein? (Rant)
« Antwort #69 am: 15.06.2014 | 16:07 »
Ich kann das ja grundsätzlich verstehen, ich habe auch viel zu wenig Zeit zum lesen...ABER das Problem löse ich ja nicht wenn ich mich über "unterdurchschnittliche Textschönheit" aufrege/ärger/gräme.
Denke da ist der Blickwinkel die Frage, bzw. Zweckorientierte nutzung von RPG Materialien hilft da ;)
(Ist ja leichter seine Einstellung dazu zu ändern als das man allen Leuten "Textschönheit" produzieren beibringen kann..)


Für mich hat Rollenspielmaterial aber in vielen Fällen nicht nur den Zweck, Spielanleitung zu sein, sondern auch den, Lesefreude zu bereiten.
Ich mag mir ja auch kein widerwärtiges Essen reindrücken, nur um die Nährstoffe aufzunehmen.
Dazu kommt, dass ich ganz ehrlich auch beruflich meine Schwierigkeiten damit habe, dauernd Texte in miesem Deutsch zu lesen, weil meine Möglichkeit, Geld zu verdienen, von meiner Fähigkeit zu einem guten sprachlichen Ausdruck abhängt. Und wenn man dauernd sprachlich holperige Texte liest, ohne sich Gedanken darüber zu machen, was an denen nicht stimmt (man will sich ja nicht unnötig ärgern), dann ist die Gefahr halt groß, bald selbst so zu schreiben ...

Offline Glgnfz

  • Großpropeller
  • Legend
  • *******
  • Beiträge: 5.526
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Glgnfz
    • Von der Seifenkiste herab...
Re: Sollten Rollenspieltexte gut geschrieben sein? (Rant)
« Antwort #70 am: 15.06.2014 | 16:47 »
Aber wir wissen doch, dass ein Würfel desto schlechter ist, je mehr er rollt! Willst Du denn den Lehren des großen Zocchi untreu werden, junger Adept?

Oh, das ließ ich außer Acht! Entschuldige. Ich senke mein Haupt in Scham! ;-)
Visionär: "Geht weg ihr Rabauken mit eurer Rockmusik und den Rauschgifthaschischspritzen!"

Coldwyn: "Hach, was haben die Franzosen für schöne Produkte, wir haben irgendwie nur Glgnfz. Wie unfair."

Offline Fadenweber

  • Experienced
  • ***
  • Beiträge: 149
  • Username: Dom_Ansvin
Re: Sollten Rollenspieltexte gut geschrieben sein? (Rant)
« Antwort #71 am: 15.06.2014 | 17:11 »
Aha.

Ist aber immer noch was anderes als "ein Fahrrad fahrraden" (wieso muss ich jetzt an einen gewissen Prinzen aus der Dune-Reihe denken?)  ;D
Aber gut, das ist zugegebenermaßen Haarspalterei. Das ist ja das Schöne am Sprachempfinden - es ist subjektiv. Und aus all der Subjektivität kommt am Ende etwas raus, was Sprachautoritäten als "richtig" oder "falsch" kennzeichnen, manchmal erfolgreich, manchmal nicht. Wie das bei den Würfeleien weitergeht, da bin ich erstaunlich leidenschaftslos und lasse es auf mich zukommen (oder rollen. Oder würfeln). Ich kann auch seelenruhig weiterexistieren, wenn man Würfel im Zuge eines Spiels nur "würfeln" kann und "werfen" nur, wenn man jemanden hart damit treffen möchte :)
Ludere aude!

Offline Ginster

  • Famous Hero
  • ******
  • Beiträge: 2.046
  • Username: Ginster
Re: Sollten Rollenspieltexte gut geschrieben sein? (Rant)
« Antwort #72 am: 16.06.2014 | 07:40 »
:d

Witzig, genau das habe ich mir die Tage, nachdem ich noch weiter in Pathfinder rumgelesen habe, wo Würfe an manchen Stellen sogar "durchgeführt" werden, auch gedacht.

Naja, da "Wurf" eben die Übersetzung von "check" ist, wird "make a perception check" eben auch mal zu "mach einen Wahrnehmungswurf" oder "mache einen Wurf auf Wahrnehmung" o.ä. Das finde ich absolut ok, weil in dem check ja etwas mehr enthalten ist, als der reine Würfelwurf. Ob das jetzt besser "Test" oder "Probe" heißen sollte, sei dahingestellt, das ist halt nicht mehr zu ändern...

Luxferre

  • Gast
Re: Sollten Rollenspieltexte gut geschrieben sein? (Rant)
« Antwort #73 am: 16.06.2014 | 08:18 »
Dafür, dass sich und wie sich hier einige Leute über absolute Lappalien aufregen, ist die Verteidigungshaltung gegenüber Rechtschreibverweigerern im Tanelorn beachtenswert  >;D


Ich finde das kleinlich und letztlich irrelevant. Mir sind andere Dinge wirklich ERHEBLICH wichtiger. Scheint Geschmackssache zu sein. Trotzdem komisch.
:d

Achamanian

  • Gast
Re: Sollten Rollenspieltexte gut geschrieben sein? (Rant)
« Antwort #74 am: 16.06.2014 | 08:21 »
Dafür, dass sich und wie sich hier einige Leute über absolute Lappalien aufregen, ist die Verteidigungshaltung gegenüber Rechtschreibverweigerern im Tanelorn beachtenswert  >;D

 :d

Das ist für mich ein Unterschied - Foren sind Alltagskommunikation. Erstens erwarte ich nicht, dass die Leute auf Alltagskommunikation die gleiche Sorgfalt verwenden, zweitens gibt es in Foren keine Lektoren, drittens hat ja längst nicht jeder, der in einem Forum schreibt, auch den Anspruch, professionell Rollenspieltexte zu veröffentlichen. In Foren lese ich auch meistens nicht um des Lesegenusses willen (obwohl der bei so einigen Postern durchaus gegeben ist), sondern um mich auszutauschen.