Ich hatte zum Beispiel einmal versucht einen Spielbericht zu Elyrion zu verfassen. Auch in diesem System gibt es keine Klassen. Dort hatten wir zum Beispiel einen Charakter, der ein bisschen schleichen konnte, dazu u.a. noch ein wenig in der Schattenmagie, der Heilkunde und dem Kampf mit kurzen Klingen bewandert war.
In einem Klassensystem kann man in solchen Spielberichten zum Beispiel einfach schreiben: Schurke [oder eine diesen Fertigkeiten eher entsprechende Bezeichnung] mit einer gewissen Begabung in der Schattenmagie.
Beim klassenlosen System müsste man einige Zeit herumraten: "Ist das jetzt eher ein Schurke, Assassine oder Einbrecher?"
Das hängt doch vom Charakterhintergrund ab:
Ist er früher regelmäßig eingebrochen? Dann ist er ein Einbrecher.
Hat er sein Geld mit Auftragsmorden verdient? Dann wird er als Assassine bzw. Attentäter bezeichnet.
Oder verdient er sein Geld mit Gaunereien? Dann ist er ein Gauner bzw. Schurke.
Hier finde ich klassenbasierte Systeme sogar wesentlich problematischer:
Stell dir vor, jemand hat die Klasse Schurke, hat in den letzten Quests aber Leute für Geld umgebracht. Dann wäre seine korrekte ingame Bezeichnung eigentlich Attentäter, während seine outtime Bezeichnung Schurke wäre. - Hier verführt das Klassensystem dann sehr leicht dazu, ingame Bezeichnung und outtime Bezeichnung zu verwechseln. Outtime gehört er der Klasse Schurke an. Ingame ist er jedoch ein Attentäter.
bzgl. nWoDnWoD ist ein klassenbasiertes System: Es gibt die Klassen Werwölfe, Vampire, Hunter etc.
Und es gibt sogar Subklassen: Nosferatu ist zum Beispiel eine Subklasse der Vampire.
Klar, wenn man nur mit dem Grundregelwerk spielt, ist es klassenlos. Aber sobald du dir Erweiterungen zulegst, erhältst du Klassen.
"was kann ich nochmal alles?" *Fertigkeitsliste überflieg* "Ja, ich bin so ein höfischer mit Klingen
Hier machst du den Fehler über das Können zu gehen. Was du bist und was du kannst, sind zwei vollkommen unterschiedliche Sachen.
Ein Priester ist ein Priester, weil er von der Kirche den Auftrag zum predigen erhalten hat. Das bedeutet nicht, dass er besonders gut predigen kann. (Ich kenne im RL sogar einen richtig miserablen Priester.)
Wenn du also Bezeichnungen für Leute wissen willst, überlege nicht, was er kann, sondern was er tut bzw. getan hat. Schönes Beispiel ist Games of Thrones: Der Königsmörder hat z.B. seine Bezeichnung nicht aufgrund irgendeiner Fähigkeit bekommen sondern weil er damals seinen Eid, den König zu beschützen, gebrochen hat. Und die Rechte Hand des Königs ist auch mehr eine Berufsbezeichnung und hat weniger irgendetwas mit einer Fähigkeit zu tun.
bzgl. Spezialist vs. AllrounderIch persönlich spiele lieber Spezialisten. Aber ich finde es gut, dass sich jeder Spieler selber frei entscheiden darf, ob er einen Spezialisten oder Allrounder spielen will.
Und wenn du Allrounder schlecht findest, kann man das spielen von Allrounder im Notfall ja auch verbieten. (Was ich persönlich eher nicht tun würde.)
Und besonders am Anfang des Spiels fragt man sich häufiger: "Was ist denn mein Charakter jetzt eigentlich?" sogar das ursprüngliche Konzept schimmerte dann nur noch schwach durch die vielen verschiedenen Fertigkeiten.
Also was sein Charakter ist, sollte man sich schon überlegen,
bevor man mit den Regeln in Kontakt tritt.
Das hängt zwar von dem Setting ab, aber sollte nicht von den Regeln abhängen.
Ein anderes klassenloses System, welches ich ausprobiert habe, war GURPS.
Nochmal: GURPS ist nicht klassenlos!
Gurps lässt dir die Wahl, ob du es mit oder ohne Klassen spielen willst!
bzgl. Länge der CharaktererschaffungAlso bei mir dauert die Charaktergenerierung bei klassenbasierten Systemen immer wesentlich länger, da ich mir erst umständlich alle Klassen durchlesen muss.
Das heißt, es reicht nicht aus, die Regeln zu kennen. Ich muss auch zusätzlich noch die Klassen durchlesen. Bei klassenlosen Systemen kann ich nach der Kenntnis der Regen sofort mit der Generierung starten.
Bei The Pool oder Savage Worlds oder Inspectres bin ich dann zum Beispiel nach 10 - 15 Minuten bereits fertig. (Das längste bei der Charaktergenerierung ist, sich eine Hintergrundgeschichte auszudenken sowie eine Motivation, auf Abenteuer auszuziehen.)
[Besonders genau angeschaut habe ich mir diese Pakete in GURPS auch nie, aber vom überfliegen her hatten sie mich nicht gereizt. Jedoch hatte uns das System bereits zu diesem Zeitunkt nicht besonders zugesagt.]
Ich habe mir die Pakete bei Gurps auch nie angeschaut, da ich Pakete auch langweilig finde.
Der Vorteil: Wenn ich mir bei Gurps keine Pakete anschauen will, dann muss ich sie mir nicht anschauen. Gurps überlässt dem Spieler die freie Wahl, ob er sich die Pakete anschauen will oder nicht.
Wenn ich mir bei klassenbasierten Systemen jedoch keine Pakete anschauen will, dann habe ich Pech gehabt. Ich muss sie mir trotzdem anschauen!
Und was sollte mich bei der Klasse eines Priesters davon abhalten, einen Sektenführer zu spielen? Besonders dadurch, dass es z.B. in Splittermond kein richtiges schwarz und weiß gibt oder ein "Mordor" fehlt, kann man wunderbar solche Sektenführer in fast ganz Lorakis einbinden.
Wie ich schon sagte, es kann zu Irritationen kommen, da du outtime ein Priester und ingame ein Sektenführer bist.
In outtime Texten müsste die Person daher als Priester angesprochen werden, während sie in ingame Texten als Sektenführer angesprochen werden müsste.
Und dann kenne ich bei Splittermond jetzt die Priester-Klasse nicht. Aber normalerweise haben die Klassen Priester ja göttliche Fähigkeiten. Sektenführer jedoch zeichnen sich eher dadurch aus, dass sie sehr charismatisch und manipulativ sind. Und das meistens auch keine Gottheit sondern der Sektenführer selbst verehrt wird.