Doom Eternal
Eigentlich macht das Spiel auf seine Art und Weise durchaus Spaß, aber da ich einen Nachfolger von Doom (2016) erhofft hatte, fällt es durch eine ganze Reihe von Punkten negativ auf.
1) Präsentation
Zunächst irritierte mich die komplette Benutzeroberfläche. Nach dem höllisch-dunklen orange-rot-schwarz von Doom wirkt hier alles so sauber bunt und unterhaltsam. Die Menüs sind hell und funktional, die Automap ist farbig codiert (und da rede ich von wirklich bunt!) und es gibt Reiter für „Herausforderungen“, die Extra-Erfahrungspunkte bringen. Das hat schon mal einen sehr arcadigen Charakter und saugt mich deutlich weniger stark in das Spiel als die Grafikoberfläche vom Vorgänger.
Ich habe zudem den Eindruck, dass der Detailgrad der Spielgrafik (Welt und Monster) zurückgeschraubt wurde und auch die Monster einen Tick bunter und weniger brutal aussehen als im knapp 4 Jahre älteren Doom.
2) Story
Eigentlich ist alles klar. Man hat zwar auf dem Mars gerockt und die Dämonen in die Hölle zurückgeschickt, aber Dr. Hayden verrät den Doomslayer und kocht am Ende sein eigenes Süppchen, wodurch es zu einer Invasion der Erde kommt, die man nun stoppen muss.
So dachte ich.
Zunächst einmal ist die Präsentation der Erde auf Arcadegameniveau. Nichts erinnert an reale Architektur oder Geographie der Erde. So weit, so meh. Dann ist von einem Dr. Hayden weit und breit nichts zu sehen. Dafür hat man die K.I. Vega wieder auf seiner Seite, die man in einem (für mich) ziemlich emotionalen Moment im Vorgänger „töten“ muss, um der Höllenlegionen Herr zu werden.
Man findet im Spiel auch immer Dokumentenfragmente zur Historie der Geschehnisse. Nur spielen die ausnahmslos alle in einem Fantasyuniversum und haben Null Bezug zur Erde oder Dr. Hayden. Die UAC taucht zwar wieder auf, aber auch hier in ihrer Form als Gesellschaft von Höllenkultisten, deren höchstes Lebensglück es ist, sich den Dämonen der Hölle zu opfern.
Okay. Was schon auf dem isolierten Mars reichlich seltsam anmutete, ergibt auf der Erde so gar keinen Sinn mehr.
Dazu die Monumentalstatuen von Doomslayern und Dämonen im ewigen Kampf (merke: Der Doomslayer war im Vorgänger eigentlich eine Art Ausserirdischer, von dem auf der Erde niemand Kenntnis hat) und schon kocht das Ganze zu einem Arcadebackground zusammen, der mir die Immersion schlicht verweigert.
3) Gameplay
Gut, dann kommen wir zu der Frage, wie sich das Ding eigentlich spielt.
Hektisch.
Sehr hektisch.
Auf der einen Seite taktischer, da man an Rüstung, Munition und Leben von Gegnern auf drei unterschiedliche Weisen herankommt und immer wieder abwägen muss, wie man das nächste Monster über den Jordan befördern will.
Auf der anderen Seite bewegen sich alle Monster deutlich schneller als in Doom (2016), sind häufig deutlich zahlreicher und verursachen viel Schaden.
Da bin ich mit meinen 47 Jahren und den dazugehörigen kaum trainierten Reflexen echt nicht mehr die Zielgruppe. Meist drehe ich mich panisch im Kreis und versuche verzweifelt, nicht von allen Seiten gleichzeitig ermordet zu werden.
Dazu kann man manche Monster relativ einfach downgraden oder gar ausschalten. Das führt aber dazu, dass man zum Beispiel beim Cacodemon die Möglichkeit hat, ihn per Handgranate oder Haftmine supereasy zu vernichten, aber wenn man das nicht schafft, dann wischt der auch gerne mal mit dem Doomslayer den Boden auf. Revenant und Arachnodemon mit ihren zerstörbaren Waffenaufsätzen sind ähnlich. Heißt: Entweder, ich schaffe es, den notwendigen Trick durchzubringen und den Kampf extrem zu vereinfachen, oder ich darf häufig den letzten Spielstand laden.
Als Zusatz“spaß“ hat man Doom Eternal Hüpfeinlagen spendiert.
Als ich davon gelesen habe, dachte ich noch, dass sich die Meckerer mal nicht so haben sollen, so ein paar Sprünge sind kein Weltuntergang und auch im Vorgänger musste man diverse Orte per gezieltem Doppelsprung erreichen. Tja, da wusste ich ja noch nicht, dass damit Jump’n’Run-Einlagen gemeint waren, die einem Mirrors Edge oder Rayman/Mario/Sonic alle Ehre gemacht hätten. Inklusive Sprungstangen zielgenau anhüpfen und Items Mid-Air aufsammeln, um Sprünge zu verlängern, während man „um die Ecke“ springt, wo man bei den ersten Malen keine Ahnung hat, wie es dahinter eigentlich weitergeht. Ständige Wiederholung derselben Sprungsequenzen vorprogrammiert.
Fazit
Das Spiel macht Spaß. Es ist fordernd, anstrengend, hektisch, adrenalintreibend und lockt mit Bonusbelohnungen, wenn man bestimmte Handlungen ingame durchzieht.
Aber als Nachfolger von Doom (2016) hat es für mich bis jetzt versagt.
Ich muss jetzt nur noch mein Mindset dahin ändern, dass ich eben keinen Nachfolger spiele.