...schlägt Witcher alle Storyentwicklungen der Welt einfach ab, auch jene, die außerhalb der Wilden Jagd sind. Und die Wilde Jagd selbst hat selbst viel zu wenig Aufbau und Screentime in Witcher 3, wodurch ich das Storybalancing nicht gelungen finde.
Es wäre vollkommen okay, wenn Witcher alles drum herum, also die Geschichte des Krieges, der Königreiche etc. abschlüge, wenn Geralt entsprechend im Spiel reagieren würde und sich absichtsvoll gegen die Entwicklung und zu Ciri stellt, doch das tut er nicht und das Spiel auch nicht. Implizit ist diese Entscheidung klar und nachvollziehbar, aber spielerisch ist das Versanden nicht gut gelöst.
Dazu kommt wahrscheinlich, dass persönlich die Geschichte um Ciri etwas mau finde und mir die durch das Gameplay entwickelten Geschichten mehr gefallen als die Hauptstory.
Das mag an meinem fälschlichen Gefühl liegen, aber für mich hat sich das Spiel so angefühlt, als dürfte ich etwas aufbauen und entwickeln mit dem Charakter, durfte die Konsequenzen meiner Taten bestaunen (am eindrücklichsten gelingt dem Spiel das im Übrigen mit dem Baron, meiner Meinung nach! Tolles Kino!) und habe also die Spielwelt eine Weile geprägt, auch in dem Sinne, dass eine recht kontinuierliche Geschichte von Witcher I bis Witcher III zu 80% habe. Aber auf einmal beschließt das Spiel, dass es Zeit ist, dass die Hauptstory einen einholt, durch das Spielprinzip hat man sich aber weit von ihr weg entwickelt und das Spiel nimmt sich dann - so groß es auch ist - zu wenig Zeit, die Hauptstory wirklich erlebbar zu machen. Das ist dann ein Feuerwerk, aber eines, was bei mir nicht zünden will, weil viel Feuer, wenig Substanz.
Sie fühlt sich dann am Ende - nicht nur durch ihr Tempo - aufgepflanzt an. Und das hat mich - nachdem das Spiel so klasse ist bis dahin - sehr, sehr frustriert.
Wow, erstaunlich, wo Geralts Entscheidungen doch potenziell gigantischen Einfluss auf die politischen Strukturen seiner Welt haben. Ansonsten ist Geralts Position gegenüber diesen Themen die gleiche wie in den Büchern. Passt aus meiner Sicht. Auch die Story geht vor allem um Ciri, und sehr viele Dinge, die Geralt anstößt, und die man im Spiel durchaus mit bekommt, sind lediglich Resultat von Geralts Bemühen, seiner Ziehtochter zu helfen.
Witcher 2 sehe ich klar als schlechtestes Spiel der Reihe an, weil man ihm so krass anmerkt, dass es eigentlich nur das Intro zum Nachfolger ist. Dafür ist Letho ein großartiger Charakter. Witcher 1 hat den Vorteil, dass ursprünglich nur ein Spiel geplant war und das Spiel deshalb sehr gut in sich abgeschlossen ist.
Was man dem dritten Spiel vorwerfen kann, ist, dass es viel Vorwissen aus den anderen Spielen und auch den Romanen voraussetzt, wenn man nicht jede Menge Zeit mit dem Lesen des Journals verwenden will.