@Shadom:
Glaub mir, ich mache mich nicht darüber lustig.
Ok, ein paar Sachen zu dem Thema:
Gewerbliche Pacht und Private Mieten unterscheiden sich erheblich. Ich hatte vorhin als Beispiel den Code 3A genannt. Das bedeutet, recht grob, Zone, Lage und Potential. Je höher die Zahl, umso weniger ist in der Gegend los, je höher der Buchstabe, umso schwieriger ist die Location zu erreichen. (1 könnte Innenstadt sein, ein Einkaufsviertel, eine Einkaufsmeile. 2 könnte ein beliebter Platz sein, etc. A ist an einer Hauptstraße, neben einer Haltestelle, B ist eine Seitenstraße der Hauptstraße, etc.).
Gewerbliche Pacht wird nur nach Potential berechnet, daher ist genau dieser Code mit die Hauptgrundlage dafür wie sich die Pacht ergibt.
Als Beispiel: In einer münchner 1B Lage zahlt man für 25qm eine monatliche Pacht von 22K Euro. (Laden direkt hinter dem Rathaus am Marienplatz). 3A in Berlin wäre z.B. ein bewohntes Kiez im Prenzlauer Berg in der Nähe der Trambahn.
Im Gegensatz zur Miete, die ja Nutzungsgebunden ist, kauft man sich hier erst mal reines Potential ein bevor es weiter geht. Dementsprechend der Hinweis auf die 4 Jahre. Dem Besitzer ist es egal was du damit machst und ob du überhaupt drin bist, du hast das Potential erst mal für diesen Zeitraum erhalten. Dein Laden kann pleite gehen, das Potential der Location ist aber noch da, also zahlst _du_ persönlich dafür.
Die Auflagen für Gastro sind _extrem streng_, daher der Hinweis auf die Ablöse. Jeder Besitzer, der einen Laden nach diesen strengen Vorgaben ausgestattet hat, wird die Kosten dafür, da ja Potential, 1:1 an den Pächter weitergeben. Wenn diese Auflagen nicht erfüllt werden, dann erhälst du als Pächter auch nicht die Genehmigung dafür dein Gewerbe betreiben zu dürfen. Da wir hier in Deutschland sind, wird diese letzte Genehmigung auch erst dann erteilt, wenn der Laden kurz vor der Eröffnung steht und sich am Setup nichts mehr ändern kann. Bis zu dem Punkt: Volles Risiko des Pächters.
Um mal bei den theoretischen 3K Pacht bei der berliner Location zu bleiben: An der Stelle, an der du den reinen Pachtvertrag unterschrieben hast, stehst du schon potentiell mit 144K in der kreide weil du diese Summe in den nächsten 4 Jahren zu berappen hast, so oder so. Das ist eine Summe, von der könnte man sich dort auch eine angenehme 3-Zimmer-Wohnung leisten oder ein Reihenhaus im Speckgürtel der Stadt, nur um das mal zu illustrieren.
Ab jetzt kann man also anfangen seinen Laden einzurichten und auszustatten. Das ist extrem wichtig weil das direkt mit der Kapazität zu tun hat die man später bedienen kann und auch damit was später überhaupt möglich ist. Spätere Änderungen hier sind so gut wie unmöglich und bedingen meist einen kompletten Stillstand des Betriebs.
Das bedingt auch, wie man sich an der Stelle evtl. schon vorstellen kann, das man halbwegs eine Ahnung davon hat was man anbieten will und auch in welchen Mengen es über den Tresen gehen wird, denn eine Änderung an diesen Kapazitäten ist, wie erwähnt, später nicht mehr drin.
Um bei Flammkuchen zu bleiben: Will man in einer vernünftigen Zeit (ca. 3 Minuten) einer vernünftigen Anzahl an Gästen (max. 2 parallel, 30+ am Tag) lecker Flammkuchen bieten, liegt die Erstinvestition hier, ohne Wareneinsatz, bei 7,5K+ Euro.
Wenn man jetzt keine Deals eingeht, landet man bei Ausstattung der Küche und des Thekenbereichs gut und gerne bei 50K Euro.
Geht man Deals ein und lässt sich z.B. Premix-Anlage, Theken Kühlbereich, Eis oder Barista Bereich von einem externen Zulieferer Sponsoren, kann man das auf ca. 25K Euro drücken, hängt aber in Mindestabsatzmengen fest die man zu erreichen hat. Erreicht man die nicht, zahlt man mit dem eigenen Gewinn die Differenz.
Hier ist ein wichtiger Punkt der gerne übergangen wird: Dinge _werden_ kaputtgehen. Wenn der Laden Shiny bleiben soll und die Küche funktional, dann ist klar das innerhalb eines Jahres alles ausgetauscht werden muss, egal ob Töpfe, Pfannen, Tische oder Stühle, das wird ein immer wiederkehrender Kostenfaktor werden.
An der Stelle sind wir jetzt potentiell mit 200K in der Kreide, sehen uns mit hohen Fixkosten konfrontiert, haben uns um den Wareneinsatz zu kümmern und wissen um die wiederkehrenden Kosten.
Gute, im Sinne von funktionierender Gastro, holt das an der Stelle durch hohe Schlagzahlen, absolute Gewinnmaximierung und ggf. auch durch hartes Ausbeuten der Angestellten und brachialer Steuerhinterziehung ganz zufriedenstellend rein.
Auch wenn das bisher geschriebene nicht ganz so danach klingt, _wirklich gute_ Gastro ist eine Goldgrube.
[Gleich gehts weiter]