Ich habe den Eindruck gewonnen (und das trifft auch auf mich in Bezug auf DSA zu), dass viele, die sich massiv über ein System beschweren, mit einer anderen Variante (meist früheren Version) weitgehend bis sehr zufrieden waren.
Das Problem ergibt sich für mich daher wie folgt:
Man entscheidet sich irgendwann für ein Spielsystem - im Optimalfall, weil es einem am meisten zusagt (z.T. auch, weil man nur ein begrenzter Pool an Wahlmöglichkeiten zur Verfügung steht).
Man ist mit diesem System weitgehend bis sehr zufrieden und spielt damit meistens über einen längeren Zeitraum in einer meist festen Runde (und ich denke, viele dieser Runden trifft sich nicht nur zum Rollenspielen, also postuliere ich mal, dass man dieses System mit "Freunden" spielt).
Etwas ändert sich am System - meist das Regelwerk, z.T. aber auch etwas am Hintergrund (FR bei D&D, komplette Hintergrundstory beim Sprung von oWoD auf nWoD usw.). Ein Teil der Runde findet es gut und will umsteigen, einige wollen ev. nicht umsteigen, aber neues Material kommt nur noch mit dem veränderten Regelwerk/Hintergrund raus.
Gehen wir mal davon aus, dass man mitzieht und umsteigt. Das führt dann dazu - der Mensch ist nunmal ein Gewohnheitstier und man war ja mit dem bisherigen System durchaus zufrieden - dass man mit dem neuen System eben nicht mehr zufrieden ist. Manchmal sogar und zunehmend unzufriedener wird.
Aber man kann das System auch nicht einfach so hinter sich lassen:
Zum einen spielt ja ggf. der Rest der Gruppe weiter mit dem System und man will sich nicht zwingend eine neue Runde suchen (gerade wenn man bisher mit der Runde gut klar kam).
Zum anderen hat man wahrscheinlich bisher massig Zeit, Geld und (Aus-)Arbeit(-ung) in das System gesteckt. Und seien wir mal ernst: Für die meisten anderen Settings braucht man wiederum massig Zeit und Geld, bis man "richtig drin" ist, im System. Und dann weiß man noch lange nicht, ob's einem wirklich gefällt oder man eine gute Runde dafür findet.
Außerdem sind einige Spieler mittlerweile auch keine Studenten mehr mit massig Zeit (ähem), sondern Familienmütter und -väter, stehen fest im Berufsleben etc. und wissen meist mit ihrer Zeit besseres zu tun, als sich nochmal so tief in ein System zu wühlen.
Da zögert man dann wohl einfach zu lange, bis man einen endgültigen Schnitt macht.
Das Beschriebene trifft sowohl auf mich selbst zu, als auch auf einen Gutteil der Spieler, die ich persönlich kenne und die unzufrieden mit einem System sind. Von denen sind natürlich nicht alle in Inet-Foren unterwegs und beschweren sich dort. Bei denen äußert es sich dann eben, dass sie still und heimlich zu Hausregeln übergehen oder mit der alten Version weiterspielen - oder ihr AU aufmachen.
Beides für die Rollenspielverlage nicht unbedingt wünschenswert, da es auch häufig zu einem Rückgang der Kaufbereitschaft führt. Aber bissi Schwund ist halt immer.