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Du benutzt die Formulierung "richtiges" Geld. Genau das würde mich mal interessieren.
Wenn es um Autorenhonorare geht, wissen alle immer sehr präzise darüber Bescheid, was nicht toll ist.
Mich interessiert das aber gar nicht, ich würde lieber endlich mal wissen, was denn nun eine realistische und befriedigende Vorstellung eines Autors wäre.
Aber Fehlanzeige! Weder öffentlich, noch privat ist aus den Autoren rauszubekommen, was sie eigentlich wollen.
(Der einzige, der sich auf den inzwischen 3 Seiten voller Postings sehr vage aber immerhin zum Thema geäußert hat, war Vermi.)
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In Bezug auf deinen Traumlande-Abenteueraufruf:
1)Wenn du "richtiges Geld" zahlst, dann gibt es ein 20-Seiten-Abenteuer (36k Anschläge) innerhalb von drei Wochen für knapp 700 Euro, mit der Annahme, dass die entsprechenden Regelwerke zur Verfügung gestellt werden. Alle weiteren Abenteuer mit gleichem Volumen werden innerhalb von sieben Tagen abgeliefert. Jedes Abenteuer ist auf deine Wünsche zugeschnitten und wurde auch testgespielt. Das Honorar wird übrigens mit den zu erwartenden Gewinnen verrechnet. Wenn sich das Teil gut verkauft, will ich natürlich auch mehr.
2)Ansonsten bewegen wir uns im Bereich von 40 bis 100 Euro für das gleiche Volumen, die Zeit beträgt allerdings vier bis acht Wochen und noch immer mit der Voraussetzung, dass ich die Regelwerke kostenfrei zur Verfügung gestellt bekomme. Jedes weitere Abenteuer wird drei bis vier Wochen dauern. Man muss halt auch immer die Testspieler motivieren und von dem Geld kann ich denen keine Pizza kaufen. Das Abenteuer wäre aber auch auf deine Anforderungen zugeschnitten.
Als Verlag wirst du letzteres Modell wählen. Um noch billiger wegzukommen könntest du versuchen, mich mit Gutscheinen aus deinem Webshop abzuspeisen. Ich könnte wiederum Zeit und Stress einsparen, in dem ich gar kein Testspiel veranstalte. Weil dich als Verlag weitere Einsparungen interessieren, wälzt du weitere Arbeiten auf mich ab, möglichst so, dass ich kein weiteres Geld mehr bekomme. Eventuell bin ich aber knallhart im verhandeln und erreiche so, dass ich nochmals 4-40 Euro fürs Eigenlektorat bekomme (was immer eine schlechte Idee ist) und dann vielleicht nochmals 4-40 Euro für die Layout-Vorbereitung. Du erklärst beide Teile zur Arbeit des Redakteurs und scheibst die Posten wiederum zusammen, was aus 8-80 zusätzlichen Euros wiederum nur 4-40 Euros macht.
3)Letzte Variante: Du erklärst mir, dass man mit dem System gar nix verdient und es doch toll wäre, wenn ich als Fan meinen Namen auf dem Buch gedruckt sehe. Ich finde das total geil und kann es kaum erwarten alle unter 2) aufgeführten Arbeiten zu erledigen, damit irgendwann mal ein Buch in meinem Regal steht, dass ich meinen Freunden stolz zeigen kann, die das aber gar nicht wirklich kümmert. Dann bekomme ich 'ne Mail von dir mit 'nem PDF des Buchs, weil das ja die Kosten senkt. Damit ich das Teil dann trotzdem zum Angeben in mein Regal bekomme, lasse ich es auf eigene Kosten drucken und binden.
4)Ist wie Möglichkeit 3, allerdings in der Variante, dass ich als Auflage noch bekomme einen professionellen Lektor auf meinen Text anzusetzen, allerdings auf eigene Kosten. Und dann soll ich noch versuchen kostenlos ein hochwertiges Cover aufzutreiben. Immer mit der Aussicht darauf, dass ich ja vielleicht bekannt werden und dann beim nächsten Abenteuer viel Geld fließt. Allerdings erklärt mir dein Verlag dann kurz vor Veröffentlichung, dass das Abenteuer doch nicht ins Portfolio passt und deswegen alle Arbeit und Kosten "umsonst" waren. Ich werde dann versuchen das Teil auf Amazon irgendwie als eBook selbst zu vermarkten, was dich dazu bringt bei der Bundesregierung herumzuheulen, warum sich alle selbst bei Amazon vermarkten wollen, man müsse da doch mal was per Gesetz machen etc.
So, ich hoffe genug Zahlen und Beispiele geliefert zu haben. Nummer 4) ist übrigens (noch) nichts, was ich bisher im RSP-Sektor erlebt habe. Ich kenne das allerdings aus dem normalen Buchbereich und bei dem Verlag hat es sich um einen größeren deutschen Verlag gehandelt. Die kämpfen halt auch mir harten Bandagen.
Ja, wobei ich eher sowas wie Layout, Illustrationen, Lektorat und Übersetzung für andere, Publicity etc. meinte, also alles, was in der Rollenspielszene noch anfällt.
Ergänzend würde ich auch noch die Umkehrung dazunehmen: Wenn man Geld verdienen will, muss man auch wissen/festlegen/lernen, wo Schluss ist mit Verbessern, Testen und ähnlichem. Was natürlich eine schwierige Balance ist, weil schlechte Autoren sicher auch nicht langfristig gut "laufen".
Kommt drauf an, was man davon erwartet, würde ich sagen. Es geht imho schon, aber ob es "klug" ist, sei mal dahingestellt.
Layout macht der Layouter, Illustrationen macht der Illustrator, Lektorat macht der Lektor und Übersetzung macht der Übersetzer, Publicity macht der Werbefachmann. Es gibt keinen Allrounder, der das alles kann. Ich kenne Leute, die das von sich behaupten, aber dementsprechend sieht deren Zeug auch aus. Ich kenne das ja von mir selbst, dass ich etliche Sachen komplett selbst erstelle. Aber die sind halt nicht so toll, dafür aber Freebies.
Was die Qualität angeht, so ist das Leben eh nicht fair. Hochwertige Sachen können im Regal verstauben, während der letzte Mist ordentliche Auflagen bekommen kann. Es gibt sehr viele schlechte Autoren, deren Zeug auch langfristig gut läuft. Das ist einfach so. Und zwar in allen Bereichen des Lebens.
Ich persönlich setze halt auf Qualität und bin damit bisher gut gefahren. Jedenfalls so, dass ich mit mir selbst zufrieden bin.