Es gab aber mal Zeiten, als es zumindest besser bezahlte Jobs auf der Autoren/Lektoren Seite gab.
Hm. Sind aber eben
andere Zeiten. Es gab auch mal Zeiten, in denen man Zigaretten als Währung benutzt hat, und Zeiten, in denen Leute massiv Geld für Salz bezahlt haben. Ist aber auch alles vorbei.
Um mal das alte Pferd aufzuzäumen: Ich denke nicht, dass irgendein
relevanter Brettspielverlag DSA in sein Programm nehmen würde, wenn es dieselben Verkaufszahlen wie zu seinen Hochzeiten kriegen würde. Das ist heute einfach zu wenig. Dazu kommt, dass die Brettspielverlage heute leider wissen, was Rollenspiele sind.
Versuche gab es ja (Quest anyone? Star Wars liegt im Saturn), aber die haben da auch nix rumgerissen.
Die meisten Verlage in Deutschland sind meiner Wahrnehmung nach gar nicht erst so konzipiert, dass man sie leicht zu mehr "Risk/Reward" überreden wird. Du begegnest dem Kind, das auf dem Trödelmarkt seine alten Spielzeuge verkauft, ja auch nicht mit Gewinnmaximierung, weil hey, darum geht es nicht vorrangig. Die Rollenspielbranche mit typischen wirtschaftlichen Maßstäben zu betrachten, ist imho also zu oberflächlich. That being said, klar, macht praktische Vorschläge. Ist nicht so, als wäre alles in Stein gemeißelt. Anfängerboxen kommen in den letzten Jahren immer häufiger (Dungeonslayers, Arborea, Splittermond), die Unterstützung von Motivierten durch die Verlage ist meiner Wahrnehmung nach zumindest im Umfang und im Rahmen der Möglichkeiten sehr löblich (Rollenspieltag, Schulkram etc). Mit Splittermond gibt sogar einen "klassischen" Versuch, den Mainstream zu erweitern. Aber man sollte nicht davon ausgehen, dass irgendein größerer Verlag sein Konzept revolutionär umwirft.
Genau so illusorisch (und anfechtbar) ist die Idee mit weniger Produktkonkurrenz. Ich als Verlag würde mich zwar auch auf ein paar Linien weniger konzentrieren, aber das implizite Konzept der Branche wiederum dürfte überhaupt nicht dazu passen. Man weiß, dass man die Sparte einer Sparte ist, dass Rollenspieler ihre vielen kleinen Liebhaberprodukte wollen, weil sowieso das GANZE Ding eine Liebhabersache ist. Wird also eher nicht passieren, denke ich, und ich weiß persönlich auch nicht, ob das so nicht besser ist.
Des Weiteren glaube ich immer noch nicht an den Untergang des deutschen Rollenspielabendlands. Der wird schon zu lange gepredigt, und es ist so viel besser geworden im letzten Jahrzehnt. Abermals: "Wir brauchen Wachstum!" ist imho zu oberflächlich. Damit sich was ändert, müssen erstmal ausreichend Leute unzufrieden sein (Autoren wie Kunden), und das dürften weniger sein, als es in den Internetforen manchmal den Anschein hat.
Wenn man jetzt ausnahmsweise mal praktisch (nicht ideologisch) an vernünftige Autorenhonorare herangeht (geschweige denn an Lektorat, Layout etc), dürfte die naheliegende Frage sein, wo man am ehesten Abstriche macht.
Selbst ich als Optikhure sehe da vorrangig die Illustrationen. Es gibt viele Spiele, die mit sehr wenigen Bildern eine sehr beeindruckende Optik hingekriegt haben (Fiasco, Dogs in the Vineyard), und sogar Spiele, die mit erheblich weniger Illus besser ausgesehen hätten (Exalted, Numenera - alles "imho", ist klar). Natürlich eignet sich diese Herangehensweise nicht für alle Spiele, aber man kann durchaus darüber nachdenken, noch mehr mit "Batzen" an bilderlosen Seiten hinten im Buch (Zauberkapitel, I look at you), kleinen Vignetten, "Schrift als Illustration" (vgl. Planescape) und einem optisch ansprechenden Layout zu arbeiten.
Darüber hinausgehend fällt mir nicht viel ein. Ich denke, Crowdfunding könnte da tatsächlich noch relevant werden, aber dafür muss sich das Konzept erstmal einpendeln in der deutschen Rollenspielumgebung. Dann kann man vielleicht noch mal drüber reden.