Autor Thema: Typische Railroad-Situationen...  (Gelesen 47716 mal)

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Offline Nevermind

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Re: Typische Railroad-Situationen...
« Antwort #350 am: 28.08.2014 | 15:57 »
Du würdest mir aber zustimmen, dass es sich um RR handelt, wenn im Szenario steht, dass der Ausgang der Szene unabhängig davon, was die SCs tun, ihre Gefangennahme durch den Grafen ist?

Japp, aber ich gehör ja auch zu der Fraktion die RR im Rahmen durchaus akzeptieren und als Teil der normalen Abenteuergestaltung sehen.
Blöd wirds nur wenn im ganzen Abenteuer oder in den 'entscheidenden' Szenen kein Handlungsfreiraum ist, und man nur dem Plot oder den tollen Named NSC beim vorbeilaufen zuschauen kann.

Gerade die Gefangennamen (Erlebt in Harlequin und einmal in einen freien Abenteuer) haben bei mir eher den Knackpunkt Besitzstandswahrung (verliert man 'unersetzbares' Gear) und Gefühl des Ausgesetzt seins, und ich musste in beiden Abenteuern erstmal schlucken, aber dann fand ich es eine tolle Option der Charentwicklung.

Luxferre

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Re: Typische Railroad-Situationen...
« Antwort #351 am: 28.08.2014 | 16:02 »
Wie wir auf Seite 1 gesehen haben: Railroading ist, wenn sich jemand in seinen Spieleinflüssen unrechtmäßig beschnitten fühlt. Dies senkt das Vergnügen der betreffenden Person. Ist also schlecht. Besonders wenn diese Person im Gegenzug das Vernügen der übrigen Teilnehmenden senkt.

Ich weiß nicht, ob man das Nebenthema vielleicht auslagern sollte, ich belasse es vorerst hier im Thread.

Ich frage mich gerade, wann Du Dich nicht in Deinen Spieleinflüssen beschnitten fühlst. Wäre eine gescriptete Gefangennahme ohne die Ausrüstung Deines SC für Dich okay? Oder nur nach vorheriger OOG Ankündigung durch den SL? Oder gar nicht?
Wie sieht es mit regelkonformen Beherrschungszaubern gegen Deinen SC aus? Wäre das für Dich auch eine kritikwürdige Beschneidung Deiner Spieleinflüsse?

Du hast Dir da nämlich einen schönen Einzeiler zurechtgelegt, der das Thema allerdings lediglich und leidlich oberflächlich behandelt.

edit: Rechtschreibung
« Letzte Änderung: 28.08.2014 | 16:12 von Luxferre »

User6097

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Re: Typische Railroad-Situationen...
« Antwort #352 am: 28.08.2014 | 16:09 »
Wenn jemand etwas fühlt, ist das immer ein sehr subjektiver Einfluss. Be einer Definition, die ja möglichst objektiv und vergleichbar sein soll, würde ich den Begriff rauslassen.


Offline YY

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Re: Typische Railroad-Situationen...
« Antwort #353 am: 28.08.2014 | 16:20 »
Wenn jemand etwas fühlt, ist das immer ein sehr subjektiver Einfluss. Be einer Definition, die ja möglichst objektiv und vergleichbar sein soll, würde ich den Begriff rauslassen.

Das bewegt sich auf zwei verschiedenen Ebenen.
Man kann für eine Definition durchaus das objektive Vorhandensein eines subjektiven Eindrucks fordern, ohne irgendwie in die Bredouille zu kommen.

Gibt es z.B. im Rechtswesen auch  ;)
"Kannst du dann bitte mal kurz beschreiben, wie man deiner Meinung bzw. der offiziellen Auslegung nach laut GE korrekt verdurstet?"
- Pyromancer

Offline bobibob bobsen

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Re: Typische Railroad-Situationen...
« Antwort #354 am: 28.08.2014 | 16:22 »
Zitat
Ich sehe nicht wie man beim Abenteuerstart selbst railroaden kann. Die Tatsache, dass das Spiel überhaupt beginnt, ist doch eine Gemeinschaftsentscheidung, bei der sich alle bereit erklären ein bestimmtes Setup als Ausgangspunkt zu verwenden. Dass es dabei Kommunikationsprobleme geben kann, ist ja vielfach gesagt worden.

Indem Dinge vorausgesetzt werden die für meinen Charakter total unlogisch/unrealistisch sind Beispiel Mein Charakter ist gegen Gift immun und ich finde mich auf einem Piratenschiff wieder nachdem ich vergiftet wurde. Und ja genau so etwas ist mir schon mal passiert. Angeblich waren dann nur die anderen vergiftet worden ich bin angeblich  niedergeknüppelt worden.

Wenn ein Abenteuer schon so losgeht ist meine Erwartungshaltung eher sehr gering. Meine Persönliche Meinung schlechtes Designe. Es muss doch möglich sein einen anderen Ansatz zu finden.

Offline Nevermind

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Re: Typische Railroad-Situationen...
« Antwort #355 am: 28.08.2014 | 16:33 »
Wenn ein Abenteuer schon so losgeht ist meine Erwartungshaltung eher sehr gering. Meine Persönliche Meinung schlechtes Designe. Es muss doch möglich sein einen anderen Ansatz zu finden.

Geht es um den Ansatz 'shanghait' ?
Also die gleiche Qualität wie 'Boah schon wieder ein Auftraggeber der uns in der Kneipe anspricht."?

Offline Feuersänger

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Re: Typische Railroad-Situationen...
« Antwort #356 am: 28.08.2014 | 17:36 »
Besonders sauer stoßen RR-Situationen - zumindest bei mir - auf, wenn sie:

a) zu Beginn auftreten, um die SCs ins Abenteuer hineinzuzwingen. Ganz besonders wenn dadurch die SCs mit Gewalt in eine nachteilige Position gedrängt werden, à la "Ihr werdet bewusstlos, und als ihr wieder zu euch kommt, seid ihr in einer Gefängniszelle".
b) im Verlauf des ABs so unsubtil auftreten, dass man merkt "Aha, wir sitzen jetzt hier so lange fest, bis laut Skript Ereignis X triggert, und bis dahin wird nichts was wir tun irgendeinen Effekt haben". - hab ich so z.B. mal bei einem Investigationsabenteuer erlebt. Das wäre auch nichtmal so schlimm gewesen, wenn der SL die Szenen etwas flüssiger geframet hätte, aber so kam sich einfach nur vor wie auf dem Bahnhof.
c) im Finale die SCs im Wesentlichen rausgeskriptet werden, und man nur zuschauen darf während eine Cutscene abläuft.
Gilt auch im Verlauf des Abenteuers, wenn in der Cutscene etwas nachteiliges passiert, dass die SCs bei etwas lockereren Zügeln hätten verhindern können.
Der :T:-Sprachführer: Rollenspieler-Jargon

Zitat von: ErikErikson
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Offline Oberkampf

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Re: Typische Railroad-Situationen...
« Antwort #357 am: 28.08.2014 | 17:43 »
@Huntress: Kannst du mal ein etwas ausführlicheres Beispiel machen, wann für dich ein auf der Makroebene linear aufgebautes Szenario RR ist und wann nicht?

Schwierige Frage. Ich versuchs mal:

Das Abenteuer geht um eine Karawane durch eine lebensbedrohliche Wüste voller Räuber und Monster. Im Schnitt 40 Tage soll die Reise dauern. Das Setting ist ein Low Magic Fantasy Setting, in dem solche reisen nicht durch Teleportation oder fantastische Reisegeräte (Luftschiffe) obsolet werden. Die Karawane transportiert neben den notwendigen Vorräten auch wertvolle Güter und eine Person, die aus irgendeinem Grund in die Zielstadt gebracht werden soll, aber nicht unbedingt von sich aus hin will. Beispielsweise (ein bisschen sexistisch) eine Tochter des Karawanenherren, die zwangsverheiratet werden soll. Unter den Karawanenarbeitern befindet sich ein Verräter, der für ein konkurrierendes Handelshaus arbeitet und versuchen wird, im Laufe der Karawane so viel Schaden wie möglich anzurichten und sogar die Begleitperson entführen will. Da die Karawane sehr klein ist, werden nur die Charaktere als Wachen angeheuert.

Sowas ist ein wunderbares Feld für vorgegebene Szenen auf der Makroebene. Die Charaktere können praktisch nur einen Weg entlang gehen, nämlich den Pfad der Karawane, weil links und rechts nur Wüste ist. Der Spielleiter hat eine Liste von Begegnungen vorbereitet:

- Erster Räuberüberfall
- Wüstenwölfe greifen Lastkamele an
- hilfreiche Beduinen
- Überzeugungsversuch der Begleitperson (z.B. Verführung, Bestechung)
- Erster Sabotageakt: Warenvernichtung
- Provokation durch Begleitperson (z.B. Streit unter den Händlern)
- Treibsand mit Riesenameinsenlöwen
- Fluchtversuch der Begleitperson
- Zweiter Sabotageakt: Verpflegung
- Zweiter Raubüberfall
- Sandsturm
- Verirrung
- Monster (Mantikor)
- Entführung + Befreiung der Begleitperson
- Ankunft in der Zielstadt

Die Reihenfolge dieser Szenen ist vorgegeben. Sie enthält sogar eine gewisse Dramaturgie. Das würde ich sagen, ist auf der Makroebene linear.

Ziel des Ganzen ist wohl schon, dass die Karawane sich immer weiter ausdünnt und die Charaktere am Ende mit nichts als ihrem nackten Leben und der Begleitperson halb verdurstet in der Zielstadt ankommen und mittlerweile eingesehen haben, dass es falsch ist, die Begleitperson zu ihrem weiteren Schicksal zu zwingen.

Die Voraussetzung für Railroading wird mMn dann vorliegen, wenn die Resultate jeder Szene vorgegebene sind und vom Spielleiter unter Anwendung von Zwangsmaßnahmen durchgeboxt werden:
Wenn beim ersten Überfall der gefürchtete Räuberhauptmann sich komme was wolle zurückziehen kann und die Charaktere auf jeden Fall genau 1 Warenkamel verlieren - aber nie mehr.
Wenn bei der Wolfsbegegnung auf jeden Fall ein Lastkamel draufgeht, aber auf keinen Fall mehr.
Wenn die Beduinen auf jeden Fall helfen, egal wie unverschämt die Charaktere auftreten.
Wenn die Charaktere gar nicht auf den ersten Überzeugungsversuch der Begleitperson eingehen dürfen.
Wenn der Saboteur auf jeden Fall Erfolg hat und nie gefasst werden kann.
Wenn die Provokation zwangsläufig in einer Gewalttat endet.
Wenn auf jeden Fall 1 Verpflegungskamel im Sand versinkt und/oder vom Ameisenlöwen gefressen wird.
Wenn der Saboteur wieder zwangsläufig Erfolg hat.
Wenn der Räuberhauptmann auch im zweiten Kampf entkommt (weil er mit dem Saboteur zusammenarbeitet und erst bei der Befreiung der Begleitperson getötet werden darf).
Wenn im Sandsturm zwangsläufig die Gruppe von allen übrigen Kamelen und Treibern getrennt wird.
Wenn die Verirrung so lange anhält, bis die Charaktere eine vorgeschriebene Erschöpfungsstufen durch Verdursten erlitten haben.
Wenn im Kampf mit dem Monster (oder denen davor) die Würfel gedreht werden, um den Tod der Begleitperson oder der Charaktere zu verhindern.
Wenn der Saboteur die Begleitperson auf jeden Fall erfolgreich entführen kann.
Wenn die Charaktere unabhängig von all ihren Reiseereignissen zu spät ankommen, um die Begleitperson ihrem Schicksal zuführen zu können/müssen (dann nimmt das Abenteuer den Spielern diese Entscheidung ab) oder auf jeden Fall rechtzeitig ankommen, um es zu tun (dann werden die Aktionen der Charaktere für ein schnelleren/langsameres Vorankommen der Karawane nicht berücksichtigt).

Aber alle diese Szenen könnte man auch offen und mit unterschiedlichen Konsequenzen für den späteren Verlauf spielen. Dann kommen am Ende die Charaktere vielleicht nicht halb verdurstet an, und die Begleitperson ist auf halber Strecke geflohen oder tot, aber der Saboteur wurde trotzdem früh gefasst, oder es bleiben ein paar Kamele mit Waren übrig, für die es eine Extrabelohnung gibt. Man kann auch nur einen Teil der Szenen als Konfliktszenen spielen und einige als Atmosphäre oder Infobeschaffung (z.B. die Beduinen, die Gespräche mit der Begleitperson), aber wichtig ist, dass die Szenen, wo die Spieler glauben, dass ihre Charaktere etwas bewirken können, das unterschiedliche Konsequenzen hat, auch tatsächlich solche Szenen sind und unterschiedliche Konsequenzen haben.
« Letzte Änderung: 28.08.2014 | 17:46 von Huntress »
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Re: Typische Railroad-Situationen...
« Antwort #358 am: 28.08.2014 | 17:47 »
Indem Dinge vorausgesetzt werden die für meinen Charakter total unlogisch/unrealistisch sind Beispiel Mein Charakter ist gegen Gift immun und ich finde mich auf einem Piratenschiff wieder nachdem ich vergiftet wurde. Und ja genau so etwas ist mir schon mal passiert. Angeblich waren dann nur die anderen vergiftet worden ich bin angeblich  niedergeknüppelt worden.

Wenn ein Abenteuer schon so losgeht ist meine Erwartungshaltung eher sehr gering. Meine Persönliche Meinung schlechtes Designe. Es muss doch möglich sein einen anderen Ansatz zu finden.

War das ein oneshot? Wenn ja ist das eher ein dicker SL Schnitzer bei den Pregens, oder? Falls es während einer Kampagne war: Hättest du die Runde spielen wollen, wenn dir der SL vorher gesagt hätte, dass die Gruppe in der nächsten Sitzung als vergiftete Gefangene auf einem Piratenschiff einsteigt. Wenn er dich gefragt hätte, wie du seit der letzten Session in diese missliche Lage gekommen bist? Ich finde es schwer mir vorzustellen, wie ein SL, der transparent macht, was in einer Runde -ob Kampagne oder oneshot- ansteht/ Ausgangspunkt ist, ernsthaft Zwang ausüben soll? Ich spiele doch nicht mit, wenn mir schon der Einstieg nicht passt. Das man sowas intransparent und schlecht lösen kann - absolut. Ich tue mich nur schwer damit, das als Railroading zu verstehen.

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Re: Typische Railroad-Situationen...
« Antwort #359 am: 28.08.2014 | 19:12 »
Zitat
Ich tue mich nur schwer damit, das als Railroading zu verstehen.

Man zwingt mir eine Situation auf in die ich defakto nicht kommen kann oder die ich mit hoher Wahrscheinlichkeit überwinden könnte. Als Beispiel du bist ein sauguter Kletterer die Eiger Nordwand ist ein Klax aber du kannst plötzlich keinen Steinhaufen mehr überwinden der dir im Weg steht. Die Stadtwache nimmt dich fest obwohl du dich unsichbar machen kannst oder wegteleportieren.
Wenn ich den Anfang so wähle warum mache ich denn dann nicht auch so weiter ; nach der Gefangennahme durch die Stadtwache wird man vor den Richter geführt, verurteilt und verbringt die nächsten 30 Jahre im Gefängnis aus dem man unmöglich ausbrechen kann. Steckt sich mit einer unheilbaren Krankheit an und darf nun als alte gebrochener SC ins Abenteuer starten. Schöne Aussichten. Ich bin wirklich nicht anspruchvoll wenn ich selber Spieler bin aber warum muß ich gekippnapt werden wenn ich das Schiff auch von meinem misterösen wahnsinnigen Onkel geerbt habe könnte.
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Re: Typische Railroad-Situationen...
« Antwort #360 am: 29.08.2014 | 08:41 »
Ah okay. Ich bemerke es natürlich nicht. Aber wenn der SL das dann so macht, ich aber eine andere Erwartung habe, dann betrügt er mich doch genau so, als wenn er Würfel dreht oder railroadet. Das ist dann doch alles andere als ein ehrliches Spiel miteinander.

Wobei es ja bei Rogue Trader ein interessantes Beispiel für die Nachvollziehbarkeit der Dinge gibt. Hier müssen ja neben EXP noch ein paar andere Werte getracked werden und am Ende eines Abschnitts geht man immer gemeinsam durch wie die Interaktion mit den vorgegebenen Elementen gelaufen ist und welche Punkte sie eingebracht haben. Da kommen da auch Kommentare auf wie: "Ach, mit denen hätten wir auch reden können? Ach, da wäre noch was gewesen?"

Du würdest mir aber zustimmen, dass es sich um RR handelt, wenn im Szenario steht, dass der Ausgang der Szene unabhängig davon, was die SCs tun, ihre Gefangennahme durch den Grafen ist?

Ich würde nur bedingt zustimmen. Wenn es Story- oder Dramaturgiegründe hat und diese Szene und Szenenentwicklung geschehen _muss_, dann ja, astreines Railroading. Wenn es das Ende einer innerweltlich komplett plausiblen Entwicklung ist der man zusehen kann und die nachvollziehbar ist, dann nein, kein Railroading.

Schwierige Frage. Ich versuchs mal:

Geskriptete Dramaturgie halt. Zehn kleine Negerlein und der Druck soll wachsen. Auf die Art nur unglaublich mies gemacht.
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Re: Typische Railroad-Situationen...
« Antwort #361 am: 29.08.2014 | 08:45 »
Schöne Aussichten. Ich bin wirklich nicht anspruchvoll wenn ich selber Spieler bin aber warum muß ich gekippnapt werden wenn ich das Schiff auch von meinem misterösen wahnsinnigen Onkel geerbt habe könnte.
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Ich find die Frage allein seltsam.

Weil Szenen/Setting vielleicht etwas anderes sind?
Und ich find den Aufhänger 'seltsame Erbschaft' mindestens so ausgelutscht wie Shanghait/eingeknastet.

Offline Xemides

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Re: Typische Railroad-Situationen...
« Antwort #362 am: 29.08.2014 | 09:07 »
Wobei es ja bei Rogue Trader ein interessantes Beispiel für die Nachvollziehbarkeit der Dinge gibt. Hier müssen ja neben EXP noch ein paar andere Werte getracked werden und am Ende eines Abschnitts geht man immer gemeinsam durch wie die Interaktion mit den vorgegebenen Elementen gelaufen ist und welche Punkte sie eingebracht haben. Da kommen da auch Kommentare auf wie: "Ach, mit denen hätten wir auch reden können? Ach, da wäre noch was gewesen?"

Was hat das jetzt mit der Auflösung von Detektiv-Abenteuern zu tun ? Und meinem Standpunkt ?

Zitat
Wenn es das Ende einer innerweltlich komplett plausiblen Entwicklung ist der man zusehen kann und die nachvollziehbar ist, dann nein, kein Railroading.

Ich stimme dir da komplett zu. Aber wie man schon einige Male nachlesen kann, empfinden selbst das einige Leute schon als Railroading.
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Offline Slayn

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Re: Typische Railroad-Situationen...
« Antwort #363 am: 29.08.2014 | 09:16 »
Was hat das jetzt mit der Auflösung von Detektiv-Abenteuern zu tun ? Und meinem Standpunkt ?

Oh, weil es in der Reihe auch ein gutes Detektivabenteuer gibt und die Spieler anhand der Checkliste eben am Ende des ABs sehr gut nachvollziehen können wie sie sich in und gegen die Story so geschlagen haben.

Ein Thema in der ganzen Diskussion hier ist ja auch Transparenz. Die ist dann dadurch gegeben das man auf die Art auch Zusammenhänge zu sehen bekommt die man im Spiel vielleicht nicht erkannt bzw. Schlüsselszenen dafür verpasst hat.
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Re: Typische Railroad-Situationen...
« Antwort #364 am: 29.08.2014 | 09:23 »
Zitat


Zitat

Wenn es das Ende einer innerweltlich komplett plausiblen Entwicklung ist der man zusehen kann und die nachvollziehbar ist, dann nein, kein Railroading.



Ich stimme dir da komplett zu. Aber wie man schon einige Male nachlesen kann, empfinden selbst das einige Leute schon als Railroading.



Ich habe damit eigentlich auch kein Problem. Mein Problem ist die häufig komplett andere Sicht was den innerweltlich plausibel ist. Da habe ich von SL schon so was von haarsträubenden Quatsch gehört, meist mit einem Verweis auf die reale Welt und das es dort ja auch so ist.

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Re: Typische Railroad-Situationen...
« Antwort #365 am: 29.08.2014 | 09:26 »
Ich habe damit eigentlich auch kein Problem. Mein Problem ist die häufig komplett andere Sicht was den innerweltlich plausibel ist. Da habe ich von SL schon so was von haarsträubenden Quatsch gehört, meist mit einem Verweis auf die reale Welt und das es dort ja auch so ist.

Gib mal ein Beispiel dafür. Bisher kann ich mir nur darunter vorstellen das etwas "realistisch" abläuft aber nicht mit den Regeln konform geht, wobei man im Vorfeld nicht abgesprochen hat was von beiden jetzt "Trumpft".
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Re: Typische Railroad-Situationen...
« Antwort #366 am: 29.08.2014 | 09:30 »
Wenn es das Ende einer innerweltlich komplett plausiblen Entwicklung ist der man zusehen kann und die nachvollziehbar ist, dann nein, kein Railroading.
Erklär doch bitte - wie eine solche Szene zustande kommen muss ohne RR?
“Uh, hey Bob?”
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“Do you feel like we’ve forgotten anything?”
Sigh. “No Steve. I have my sword and my bow, and my arrows and my cloak and this hobbit here. What could I have forgotten?”
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Re: Typische Railroad-Situationen...
« Antwort #367 am: 29.08.2014 | 09:34 »

Ich würde nur bedingt zustimmen. Wenn es Story- oder Dramaturgiegründe hat und diese Szene und Szenenentwicklung geschehen _muss_, dann ja, astreines Railroading. Wenn es das Ende einer innerweltlich komplett plausiblen Entwicklung ist der man zusehen kann und die nachvollziehbar ist, dann nein, kein Railroading.

Das Plausibilitätsargument hat seine Stärken, aber das Hauptproblem ist doch, dass es letzten Endes auf einer Entscheidung seitens des Spielleiters beruht. Manche Spielleiter sind vielleicht nachlässiger als andere und verschieben ihre Kulissen, bevor sie über eine plausible Begründung nachdenken, oder unterlassen das ganz, indem sie sich auf die absolute Verfügungsgewalt über die Spielwelt außerhalb der Charaktere berufen, aber auch bei denen, die "Sachzwänge" aus irgendwelchen Umständen in der Spielwelt herleiten, bleibt es wenn man hart auf hart schaut immer eine Entscheidung. Dinge könnten anders sein, NSCs anders reagieren, intervenierende Umstände auftreten usw.

Ein weiteres Problem des Plausibilitätsarguments: Wenn man das vollständig durchzieht, ist jede dramaturgische Entscheidung des Spielleiters Railroading und nur "realistisch-plausible" Entscheidungen kein Railroading. Damit wird aber angenommen, dass das Gefühl der Gängelei sich anhand der Entscheidungskriterien des Spielleiters einstellt - nicht anhand der Art, wie er seine Entscheidungen durchsetzt.

Ob der Spielleiter dramaturgisch, realistisch oder genreplausibel entscheidet, ist aber letzten Endes völlig egal für das RR-Gefühl - bzw. Sache der Gruppenabsprache. In einem meiner besseren Shadowrun-Erlebnisse wurde (vor 20 Jahren, als Gruppenvertrag noch nicht in aller Munde war) vor der ersten Spielszene vom SL angesagt, dass er bei fragwürdigen Situationen immer zu Nachteil der Spieler/Charaktere entscheiden wird, weil dies für ihn zum Genre passt, und ob das ok für uns wäre. Das war eine Offenlegung seines Entscheidungsprinzips, das klar nicht auf Plausibilität/Realismus gründete - aber dadurch wurde das Spiel nicht "railroadiger".

Entscheidung nach Dramaturgie oder Storygründen bei offenen Fragen (!) würde ich nur dann als railroadig ansehen, wenn eine Absprache zugunsten eines SIM- und Problemlösungsspiels (inkl. eventuell taktischen Spiels) getroffen wurde. Alles, was mit der World Engine gespielt wird, legt z.B. geringen Wert auf Plausibilität.

Beachtenswert finde ich weiterhin die Spannung zwischen Plausibilität und Regelkonformität. Plausibel kann alles mögliche in der Spielwelt sein - regelkonform ist eindeutiger. (Gruppensabsprachen würde ich auf Ebene der Regeln ansetzen.) Damit sind auch dramaturgisch orientierte Spiele, die nach Regeln funktionieren - wenn man will "Erzählspiele" - nicht automatisch railroadig, bloß weil die Spielleiter den Regeln entsprechend dramaturgische Entscheidungen treffen.


Geskriptete Dramaturgie halt. Zehn kleine Negerlein und der Druck soll wachsen. Auf die Art nur unglaublich mies gemacht.

Genau darum geht es mir: Aus meiner Sicht ist die geskriptete Dramaturgie nicht primär auslösende Moment, nach dem sich das Gefühl des gegängelt werdens einstellt, sondern die miese Art, wie sie gemacht wird: mit erzwungenen Szeneresultaten. Ich gebe Eulenspiegels Einwand insoweit recht, dass es sicherlich auch Spieler gibt, die allein beim Gedanken an Encounterketten in Rollenspielen, also geplante Dramaturgie, schon Unwohlsein spüren, aber ich bezweifele einfach stark, dass das der Hauptauslöser für Unzufriedenheit ist.

Was wirklich frustriert, ist, wenn einzelne Szenen den Spielern/Charakteren komplett entrissen werden. Extraschlimm ist es dann, wenn die Charaktere Nachteile (Ausrüstungsverlust, Gefangennahme, Attributsreduktion usw.) erleiden.
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Re: Typische Railroad-Situationen...
« Antwort #368 am: 29.08.2014 | 09:37 »
Gib mal ein Beispiel dafür. Bisher kann ich mir nur darunter vorstellen das etwas "realistisch" abläuft aber nicht mit den Regeln konform geht, wobei man im Vorfeld nicht abgesprochen hat was von beiden jetzt "Trumpft".
Ich kann Dir ein Beispiel für den umgekehrten Fall geben (also der Spieler versucht dem SL die Welt zu erklären):
Ein schmaler Gang. Etwas mehr als ein Meter breit und knapp 2 Meter hoch. Es kommt zum Kampf. Ein Spieler sagt: "Ich ziehe meinen Zweihänder vom Rücken und haue den ersten Gegner". (Das sollte als Beschreibung des Beispieles reichen. ;) Es war damals sehr schwierig dem Spieler klar zu machen, wie doof das ist)
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Re: Typische Railroad-Situationen...
« Antwort #369 am: 29.08.2014 | 09:38 »
Situation

Schneelandschaft die Party durchquert ein Tal. Alle sind angespannt weil von Räubern berichtet wurde. Schauen sich um. Plötzlich springen die Räuber aus dem Tiefschnee in dem sie mindestens einige Stunden gelegen haben hoch und stürmen auf uns zu. Wir versuchen uns zurückzuziehen sind aber langsamer da wir Winterkleidung tragen was die Räuber natürlich nicht machen.
Da die Räuber nur mit Äxten bewaffnet sind fliegt der Magier hoch. Plötzlich tauchen in der Szene Bäume auf die Räuber hacken Tote Aste ab und benutzen diese als Speere um den Magier vom Himmel zu holen.
Weitere Scene beim gleichen SL
Die Gruppe versucht zu verhindern das ein Mob von Bauern eine Frau (angeblich Hexe) verbrennt. Es kommt zum Kampf und die vermeidlichen Bauern stellen sich plötzlich als Stufe 9 Ranger heraus die uns mit ihren +3 Mistgaben so was von vermöbeln.

Luxferre

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Re: Typische Railroad-Situationen...
« Antwort #370 am: 29.08.2014 | 09:46 »
Ernsthaft? Kaum zu glauben, dieser Scheiß ...

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Re: Typische Railroad-Situationen...
« Antwort #371 am: 29.08.2014 | 09:56 »
Sowas in der Art habe ich auch schon mehrmals erlebt.
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Re: Typische Railroad-Situationen...
« Antwort #372 am: 29.08.2014 | 09:59 »
Bei einem früheren SL war das Standard, wenn auch wesentlich besser durch eine Illusion getarnt. Er ist da aber sicher nicht allein. Damals wusste ich es allerdings auch nicht besser.
Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen
Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei,
Wenn hinten, weit, in der Türkei,
Die Völker aufeinander schlagen.
Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus
Und sieht den Fluß hinab die bunten Schiffe gleiten;
Dann kehrt man abends froh nach Haus,
Und segnet Fried und Friedenszeiten.

J.W. von Goethe

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Re: Typische Railroad-Situationen...
« Antwort #373 am: 29.08.2014 | 10:04 »
Aber das is fehlendes Improvisationstalent und allgemeines nicht verlieren können und weniger RR.


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Re: Typische Railroad-Situationen...
« Antwort #374 am: 29.08.2014 | 10:06 »
@Bobibob Bobsen/6:

Das ist ja bizarr.
Aber ich stimme Nevermind da zu.
Wenn wir einander in der Dunkelheit festhalten .. dann geht die Dunkelheit dadurch nicht vorbei
I can hardly wait | It's been so long | I've lost my taste | Say angel come | Say lick my face | Let fall your dress | I'll play the part | I'll open this mouth wide | Eat your heart