Als rein damit. Wenn Ihr so weiter macht, schau ich mir den Film dann vielleicht doch noch an.
Gerne:
Vorneweg: Der Film ist "normal gut", und dafür, dass er fast drei Stunden dauert, erstaunlich kurzweilig.
Woran das liegt kann ich auch nicht so genau sagen. Die Charaktere sind flach, die Story abstrus, die Physik bestenfalls durchwachsen, die Musik zu laut und zu wummrig; die Bilder sind zwar spektakulär, aber jetzt auch nicht sooo spektakulär. Handwerklich hat er aber ein paar schöne Elemente, z.B. die Überblendungen und Parallelschnitte zwischen der Handlung auf der Erde und der Handlung im Weltall, oder die eingespielten O-Töne, wo alte Leute vom Leben auf der Erde erzählen. Das schwarze Loch als Zugang zum L-Space und dessen visuelle Umsetzung fand ich auch gut.
Was mir gar nicht gefallen hat war, dass viel zu viele Dinge sich nicht schlüssig aus der Handlung ergeben, sondern passieren, "weil Plot".
Was ich dem Film auch ankreide ist, dass er am Anfang noch so tut als ob. Der Start des Raumschiffes von der Erde erfolgt, wie es sein muss, mit einer dreistufigen Rakete. Der Flug durch's Sonnensystem zum Wurmloch dauert zwei Jahre. So weit, so gut. Im Zielsystem angekommen wird dann aber zwar pausenlos der Treibstoff thematisiert, aber die Flugzeiten zwischen Wurmloch, schwarzem Loch und den drei Planeten betragen jeweils nur wenige Minuten, und man düst zweimal mit einem einstufigen Flugzeug, bei dem man sich fragt, wo da überhaupt Platz für Treibstoff sein kann, von der Oberfläche in den Orbit. Und um den physik-kundigen Zuschauer zu verhöhen läuft dann hinten ein Roboter durchs Bild und ruft: "Jetzt kommt eine tragische Szene, wegen Newtons drittem Gesetz!" (Ich wünschte, das wäre ein Scherz, das passiert aber wirklich.)
Die SciFi-Story von dem Vater, der für seine Tochter die Welt rettet (Sohn egal) hat da selbst Armageddon schlüssiger erzählt, inklusive plot-relevanter Ausnutzung physikalischer Phänomene, was in Interstellar überhaupt nicht vorkommt. Da wird die "Physik" wirklich auf Technobabbel und Deus-Ex-Machina reduziert.
Das Problem ist auch nicht alleine, dass der Film nicht wissenschaftlich ist - das Problem ist, dass diese Unwissenschaftlichkeit zu internen Konsistenzproblemen führt und den ganzen Plot ad absurdum führt.
Paradebeispiel: Da braucht die NASA Daten aus dem schwarzen Loch, um einen Gravitationsantrieb bauen zu können, um die Menschheit ins All zu schaffen. Direkt im Anschluss wird dann auch gezeigt, warum dieser Wunder-Antrieb nötig ist: Weil man schon eine riesige Rakete braucht, nur um ein paar popelige Astronauten in den Orbit zu bringen.
Und jenseits des Wurmloches wird dann gezeigt, wie die Astronauten völlig ohne große Raketen mit ihren Raumschiffen problemlos einen Pendel-Verkehr zwischen Oberfläche und Orbit einrichen und offensichtlich diesen Wunder-Antrieb schon haben.
Das ist nicht nur unwissenschaftlich, das widerspricht einer expliziten Prämissen des Films. Und das ist etwas, wofür man nicht Physik studiert haben muss, um es zu merken, dafür muss man nur dem Film aufmerksam folgen. Nun ist es so, dass viele Menschen dem Film nicht aufmerksam folgen, und denen ist es natürlich egal. Die stellen den Bezug zu den späteren Szenen gar nicht her.
Der Film funktioniert, wenn man sein Gehirn abschaltet, die schönen Bilder anschaut, und am Ende denkt: "Huh?"
Aber damit sind viele der schönsten Stellen des Filmes verschenkt, weil um die zu würdigen muss man aufmerksam sein und mitdenken. Für den mitdenkenden Zuschauer schwankt der Film aber damit zwischen "hehe, nett gemacht!" und "ihr wollt mich wohl verarschen?!"
Interstellar ist auch nicht nur, was die Physik angeht, stellenweise blödsinnig, sondern auch menschlich und soziologisch. Da wird z.B. im Film die Aussage getätigt: "Wir brauchen keine Ingenieure, sondern nur noch Bauern, die Nahrung ranschaffen. Die Leute verhungern sonst." Diese Aussage wird von allen als wahr akzeptiert, selbst von dem Ingenieur, der - und das wird im Film gezeigt! - durch seine Ingenieurskunst ein Dutzend vollautomatische Traktoren am Laufen hält: "Sohn, du musst nur wissen, wie man Autoreifen wechselt und eine Sense schwingt. Technisches Wissen ist überflüssig, das hilft nicht dabei, dass Essen auf den Tisch kommt. Ich geh übrigens dann mal eben die GPS-Empfänger unserer vollautomatischen Traktoren neu kalibriert, damit die wieder unsere Felder pflügen, und baue diese gekaperte indische Drohne zu einer Steuereinheit für eine autonome Ernte-Einheit um." Das war z.B. auch so ein "ihr wollt mich wohl verarschen"-Moment für mich. So sehr verblöden KANN die Menschheit nicht in den paar Jahren.
Ich bin ja normalerweise intellektuell sehr genügsam im Kino. Ich kann die blödsinnigsten Prämissen akzeptieren, und hab auch kein Problem damit, wenn Leute im Film dumme, unlogische Dinge tun. Das geht aber bei Interstellar nicht. Dazu kommt der Film zu ernsthaft und bedeutungsschwanger daher, bemüht sich zu sehr, relevant zu sein.
Was ich dem Film aber zu Gute halte ist, dass er ziemlich werkgetreue Verfilmung von Queens "39" ist, bis hinunter zu "write your letters in the sand".