Noch einmal danke für die vielen zT sehr ausführlichen Antworten, die ich ja letztlich mit dem Rant provoziert habe
Ich kann jetzt
verstehen, warum der Film Einigen vor den Kopf stößt, auch wenn ich mit anderen Arten der Rezeption an das Medium herangehe und das nicht
nachvollziehen kann (=> verstehen != nachvollziehen).
Ich bin nach wie vor der Ansicht, dass Interstellar weit weg davon entfernt ist, ein schlechter Film zu sein. Darüber zu streiten ist ob subjektiven Geschmacks jedoch müßig, wie man ja auf den letzten Seiten sieht.
Mich interessierte aber, warum Interstellar diesen gewissen Beißreflex hat, der immer wieder Leute bewegt zu erwähnen, wie schlecht der Film sei sobald der Titel genannt wird. Als Hauptgrund wurde aufgeführt, dass die Enttäuschungen aus im Vorfeld geschürten Erwartungen bezüglich der wissenschaftlichen Authentizität stammen. Das kann ich insofern nachvollziehen, dass ich auch schon in vielen Filmen mit einer gewissen Erwartung (geschürt durch gute Erfahrung mit Regisseur/Filmreihe/Franchise etc) reingegangen bin und bitter enttäuscht wurde (Prometheus? Elysium anyone?).
Dann gab es noch die beiden Probleme "Menschen treffen blöde/dumme/unsinnige Entscheidungen" und "Was da gezeigt wird ist nicht authentisch und würde so nicht gehen/anders sein" - wobei gerade über letzteren Punkt die Ansichten auch schon auseinander gehen je nach Kenntnisstand/Begründung der Rezipienten.
Beide "Probleme" kann man m.E. in einer unzähligen Zahl von Filmen finden. Ich würde sogar sagen, ein Großteil der Genreproduktionen (auch die guten!) arbeiten mit beiden Prämissen. Dem Umkehrschluss folgend würde ich davon ausgehen, dass jemand, der grundsätzlich mit den o.g. Erwartungen an SciFi-Produktionen herangeht meistens massiv enttäuscht wird (ich glaube Feuersänger hatte das sogar irgendwo schonmal genauso geschrieben).
Ich fände das sehr traurig, weil ich der Überzeugung bin, dass es auf dem Sektor eine ganz Menge wirklich gut gemachter Filme gibt, die zwar nicht realen, wissenschaftlichen Prinzipien entsprechen aber doch trotzdem unterhalten können - wenn man die physikalisch-kritische Sichtweise abstellen kann!
Was ich schade finde ist, dass aus dieser Position heraus anderen Leuten beibringen möchte, warum man einen Film scheiße finden muss (vulgo: "der Film IST schlecht", nicht "ich finde ihn schlecht, weil") wenn man ihn aus dieser Sichtweise betrachtet.
Denn das hat für mich, der an dieser Stelle leichter zu begeistern ist, keinen Mehrwert. Ich kann jetzt zwar _verstehen_ warum Interstellar für einige nicht funktioniert aber ich will es gar nicht _nachvollziehen_ können, denn der Preis wäre vielleicht, dass ich mir die Sichtweise zu eigen mache und in Zukunft weniger Freude an Filmen habe. Und was noch dazu kommt: Ich lese manchmal auch so eine gewisse Attitüde heraus wie "Ich kenne mich mit Astrophysik halt mal viel besser aus deshalb kann ich auch besser beurteilen, warum der Film schlecht ist. Ist ja ok wenn du sowas toll findest, kennst dich halt nicht gut genug aus". Nö ist richtig. Aber das heißt nicht, dass ich nicht _weiß_ dass gerade im SciFi-Segement immer Zugeständnisse gemacht werden müssen, damit sich am Ende was Spannendes ergibt und nicht "Film über langwierige total realistische Forschungsexpidtion die keine wirklich weltumspannenden neuen Erkenntnisse gebracht hat"(denn das wäre vermutlich am Nähesten an der Realität). Und wahrscheinlich steckt die Attitüde gar nicht drin und ist dem Kommunikationsmedium geschuldet - aber ich kann mir vorstellen, dass sich dadurch so manchem emotionaler geladenen Antworten ergeben.
Darüber hinaus bin ich der Meinung: Ich muss nicht Astrophysik studiert haben um einen SciFi-Film nicht schlecht finden zu dürfen, auch wenn er physikalische Fehler aufweist
Nochmal: Auch wenn das jetzt wieder stellenweise vielleicht etwas spitz wirkt, aber mir geht es nicht darum, jemanden ob seiner Meinung anzugreifen oder abzuwerten. Aber wie man hier vielleicht gut sehen kann hat der Science-Teil von Science Fiction seine ganze eigenen Reibepunkte. Jeder hat eben seine persönliche Gewichtung von eigenem Anspruch, wissenschaftlicher Genauigkeit und dramaturgischen Freiheiten.
Darüber zu diskutieren ist wohl müßig. Kann aber Spass machen
Soweit hat der Strang für mich zumindest einen Erkenntnissgewinn gebracht.