Autor Thema: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting  (Gelesen 5765 mal)

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Achamanian

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Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
« Antwort #25 am: 17.08.2014 | 10:49 »
@Slayn:
Konfliktthemen finde ich so gut zusammengefasst!

Wie wäre es denn mit der Godhead-Singularität als Lösung des Fermi-Paradoxons? Die selbe Story, die grade die Menschheit erlebt, durchlaufen auch andere Spezies. Immer wieder und überall. Das bedeutet "nur" Folgendes: Das wahre Zeitalter interstellarer Reisen sieht nicht aus wie Star-Trek, sondern so, das postmenschliche "Geistwesen" in transzendierter Form durch die Grundstruktur des Alls selbst wabern. Leute mit Raumschiffen kommen nicht so weit, dass sie von ihren Nachbarn bemerkt werden können, die Transzendierten sind mit den Mitteln einer Zivilisation unserer Tage nicht erkennbar - die Folge: Wir gucken ins All und sehen nichts.

Wäre natürlich interessant, wenn der menschliche Godhead vielleicht Kontakt zu anderen "Geistwesen" aufnimmt. Ich meine, diese Lösung des Fermi-Paradoxes wurde auch schon hier und da in der Literatur vorgeschlagen ... wobei ich die nicht gerne als ganz ausschließlich stehen lassen würde. Die Vorstellung, dass intelligentes Leben immer und automatisch auf das gleiche Endergebnis hinauslaufen muss, fände ich für ein Rollenspielsetting wiederum etwas so einschränkend.
Man könnte aber annehmen, dass diese "Transzendenzschwelle" eine typische "Krise" intellligenter Zivilisationen und einer der Gründe dafür ist, dass es relativ wenige solche Zivilisationen gibt (die für uns noch als solche erkennbar sind ...)
(Um  verschiedene mögliche Antworten auf das Fermi-Paradox dreht sich auch David Brins von mir eingangs genannter Roman "Existenz", da stecken auch viele schöne Ideen drin!)

Offline Waldviech

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Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
« Antwort #26 am: 17.08.2014 | 10:53 »
Zitat
Die Vorstellung, dass intelligentes Leben immer und automatisch auf das gleiche Endergebnis hinauslaufen muss, fände ich für ein Rollenspielsetting wiederum etwas so einschränkend.
Immer und automatisch sollte das natürlich der Fall sein - aber (zumindest aus Perspektive der Transzendierten) so oft, dass es ein Konglomerat verschiedener "Godhead-Bestandteile" gibt.
Zitat
Man könnte aber annehmen, dass diese "Transzendenzschwelle" eine typische "Krise" intellligenter Zivilisationen und einer der Gründe dafür ist, dass es relativ wenige solche Zivilisationen gibt (die für uns noch als solche erkennbar sind ...)
 
Das wär ein Klassiker, den ich befürworten würde :)
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Achamanian

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Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
« Antwort #27 am: 17.08.2014 | 11:04 »
Immer und automatisch sollte das natürlich der Fall sein - aber (zumindest aus Perspektive der Transzendierten) so oft, dass es ein Konglomerat verschiedener "Godhead-Bestandteile" gibt.

Klingt für mich, als könnte man sich ein loses "Transzendenznetz" vorstellen, das dort den die Materie durchzieht, wo es intelligente Zivilisationen gab oder gibt, die eigene Godheads entwickelt haben. So ein Netz könnte je nach Ort verschiedene Eigenschaften haben und verschieden nützlich/bedrohlich/fremd sein. Für's Rollenspiel hätte man dann vielleicht wirklich eine interessante Alternative zu Magie/Psi, bei der man als SL auch immer wieder mit neuen Nebenwirkungen aufwarten könnte.

Wobei ich gerne vermeiden würde, dass es zu "mystisch" wird. Irgendwie sollte bei all dem die "wissenschaftliche" Grundästhetik gewahrt bleiben. Vielleicht ginge das am besten, indem man die Godheads als extrem distanziert beschreibt. Und gleichzeitig müsste man noch mal überegen, ob dieses "in die Struktur des Raums eingeschrieben" nicht vielleicht doch ein wenig zu weit geht ... vielleicht sind die Godheads in der Regel schon an irgendwelche Form von Trägermaterie/-strahlung gebunden? Wie schon vorgeschlagen, könnten sie sich in alle möglichen Arten von informationsverarbeitenden Medien einschreiben, darunter vielleicht auch ganze Biosphären - aber um in Kontakt mit ihnen zu treten, müsste man irgendeinen Kontakt zu diesen Medien herstellen (und vielleicht überhaupt erst mal herausfinden, ob es ein Stück eines Godheads enthält).

Offline Skeeve

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Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
« Antwort #28 am: 17.08.2014 | 14:17 »
also zum brainstormen bin ich gerade nicht wach genug, aber bei der Beschreibung von Rumspielstilziel ist mir sofort
Ein Feuer auf der Tiefe von Vernor Vinge eingefallen!

* eine tranzendierte Intelligenz, die nach aonenlangen Schlaf unabsichtlch wieder entdeckt und aufgeweckt wird (und sich gleich Virus-mäßig verbreitet und für Probleme sorgt)
* Aliens die erst zusammen im Rudel richtig intelligent sind
* ein (Kommunikations-)Netzwerk von intelligenten Zivilisationen in der Galaxis

was bei Rumspielstilziel noch nicht dabei war: Zonen, weit draußen am Rande der Galaxis, in denen sich alles deutlich schneller entwickelt und denkt (oberhalb der Lichtgeschwindigkeit, die in der "langsamen Zone", in der auch die Erde ist, die obergrenze ist)  und das die Grenzen zwischen den Zonen nicht statisch sind, sondern sind immer wieder verändern. So dass man am Rand der langsamen Zone mit Glück Artefakte finden kann, die aus der schnelleren Zone stammt und schon ein paar Jahrtausende weiter entwickelt ist... Was dann auch der Grund für vielle Glücksritter ist sich dort rumzutreiben
... oft genug sind die Spieler die größten Feinde der Charaktere, da helfen auch keine ausgeglichenen Gegner

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Achamanian

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Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
« Antwort #29 am: 17.08.2014 | 14:25 »
"Ein Feuer aus der Tiefe" habe ich noch nicht gelesen, sollte ich mal machen. Klingt allerdings, als passt es mehr zu meiner ursprünglichen Richtung ...

Hier geht die Tendenz ja gerade zu "doch nicht ganz so ferne Zukunft und nicht zu viele/sehr fremde Aliens". Ich habe mich zumindest schon sehr mit Quaints nicht ganz so abgedrehtem Grundansatz angefreundet, wenn man da jetzt gleichzeitig die politischen Konflikte innerhalb einer transhumanistisch aufgespaltenen Menschheit, die Character Exploration zum Thema "sind wir noch menschlich, und spielt das eine Rolle?" und eher vorsichtig das Motiv der Transzendenz und der Godheads reinbringt, wäre ich damit recht glücklich.

Die Ansätze für's Spiel finde ich mit Slaynes "Space Exploration + Character Exploration" auch gut getroffen.

Offline Skeeve

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Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
« Antwort #30 am: 17.08.2014 | 23:41 »
"Ein Feuer aus der Tiefe" habe ich noch nicht gelesen, sollte ich mal machen. Klingt allerdings, als passt es mehr zu meiner ursprünglichen Richtung ...

"Ja!" auf alle (nicht geschriebenen) Fragen...  :D
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Offline Waldviech

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Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
« Antwort #31 am: 18.08.2014 | 11:01 »
Zitat
Und gleichzeitig müsste man noch mal überegen, ob dieses "in die Struktur des Raums eingeschrieben" nicht vielleicht doch ein wenig zu weit geht ... vielleicht sind die Godheads in der Regel schon an irgendwelche Form von Trägermaterie/-strahlung gebunden? Wie schon vorgeschlagen, könnten sie sich in alle möglichen Arten von informationsverarbeitenden Medien einschreiben, darunter vielleicht auch ganze Biosphären - aber um in Kontakt mit ihnen zu treten, müsste man irgendeinen Kontakt zu diesen Medien herstellen (und vielleicht überhaupt erst mal herausfinden, ob es ein Stück eines Godheads enthält).
Fänd ich gar nicht so übel. Es müsste ja nicht mal was Offensichtliches sein wie ein schwarzer Monolith.   ;D

Zitat
Hier geht die Tendenz ja gerade zu "doch nicht ganz so ferne Zukunft und nicht zu viele/sehr fremde Aliens". Ich habe mich zumindest schon sehr mit Quaints nicht ganz so abgedrehtem Grundansatz angefreundet, wenn man da jetzt gleichzeitig die politischen Konflikte innerhalb einer transhumanistisch aufgespaltenen Menschheit, die Character Exploration zum Thema "sind wir noch menschlich, und spielt das eine Rolle?" und eher vorsichtig das Motiv der Transzendenz und der Godheads reinbringt, wäre ich damit recht glücklich.
Jetzt müsste man praktisch nur noch aufpassen, dass man nicht sozusagen "Eclipse Phase" abschreibt, oder Transhuman Space.  ;D. Ein paar Ideen hierzu:
- Zunächst einmal hat es keinen Weltuntergang gegeben.
- Einige von den Problemen, die man heute schon in SF-Romanen bis zum Erbrechen durchdekliniert, hat man genau wegen solch gründlicher Vorüberlegung umgehen können. So unterdrückt die Erde z.b. keine Kolonien (die sind so weit draußen eh autonom und müssen vor Ort entscheiden können). Ebenso haben künstliche Lebensformen mit vollem Bewusstsein, selbstverständlich volle Bürgerrechte. (Das muss aber nicht in allen Kolonien so sein).
- Das Marsterraforming ist schon ziemlich weit - mit ein paar Meeren an den Polkappen und einem angepassten Ökosystem. Wichtiger Bestandteil des Terraformings in dieser Phase sind sowas wie "Ökosystem-Wächter", die permanent das fragile, entstehende Leben des Mars überwachen um Probleme festzustellen und zu beseitigen (noch kann das Ganze kippen).
- Die Menschheit in etliche transhumaner Seitenlinien aufzuspalten und einen Haufen nichtmenschlicher "Nachkommenschaft" in die Welt zu setzen, war eine Sache - diesen Sack Flöhe irgendwie zusammen zu halten ist eine völlig andere.  Hier könnte man dann eine hübsche Prise antiquiert-optimistischer Star-Trek-Utopie ansetzen. Mit viel Schweiß, Blut und Ärmelhochkrempeln hat die Erdbevölkerung es geschafft, einen Haufen heute relevanter Probleme zu lösen. Deswegen herrscht dort grade ein ziemlich optimistischer Überschwang. Man versucht nun, die ganzen autonomen Kolonien im All als gleichberechtigte Partner in so etwas wie der UN unter einen Hut zu kriegen. In dieser "Föderation" (hust) gilt, was Transhumanismus angeht, die Philosophie "Wir alle sind die Menschheit", d.h. man macht keinen Unterschied zwischen natürlich gezeugten, un modifizierten Menschen, Uplift-Delphinen oder intelligenten Raumsonden. Eine mögliche Core-Story könnte sein, dass die SC als mobile, friedensstiftende Eingreiftruppe dieser Föderation a) unangeschlossene Kolonien zum Beitritt überzeugen und b) diverse Konflikte als "interplanetare" Feuerwehr löschen sollen.
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Achamanian

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Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
« Antwort #32 am: 18.08.2014 | 12:55 »
Jetzt müsste man praktisch nur noch aufpassen, dass man nicht sozusagen "Eclipse Phase" abschreibt, oder Transhuman Space.  ;D. Ein paar Ideen hierzu:

Die Gefahr besteht natürlich. Zu deinen Ideen:


- Zunächst einmal hat es keinen Weltuntergang gegeben.

Finde ich gut, denn dadurch bleibt die Erde auch als ein Schauplatz (der nicht nur ein Technik-Dungeon ist) bestehen.

- Einige von den Problemen, die man heute schon in SF-Romanen bis zum Erbrechen durchdekliniert, hat man genau wegen solch gründlicher Vorüberlegung umgehen können. So unterdrückt die Erde z.b. keine Kolonien (die sind so weit draußen eh autonom und müssen vor Ort entscheiden können). Ebenso haben künstliche Lebensformen mit vollem Bewusstsein, selbstverständlich volle Bürgerrechte. (Das muss aber nicht in allen Kolonien so sein).

Ersteres (Erde unterdrückt keine Kolonien) finde ich gut - zumal es auch wirklich fraglich wäre, wie eine solche Unterdrückung über die Distanzen überhaupt praktisch umzusetzen sein soll. Zweiteren Punkt (KIs genießen volle Bürgerrechte) fände ich ein bisschen schade, weil damit auch Konfliktpotential verschenkt wäre - ich denke, es sollte zumindest verschiedene widerstreitende politische Ideologien zu dem Thema geben und auch nicht unbedingt totale Rechtssicherheit ... damit hätte man dan nämlich beispielsweise auch wieder mögliche Backstory für KI-SC im Spiel (musste von der Erde/dem Mars abhauen, weil dort der eigene Personenstatus bedroht war).


- Das Marsterraforming ist schon ziemlich weit - mit ein paar Meeren an den Polkappen und einem angepassten Ökosystem. Wichtiger Bestandteil des Terraformings in dieser Phase sind sowas wie "Ökosystem-Wächter", die permanent das fragile, entstehende Leben des Mars überwachen um Probleme festzustellen und zu beseitigen (noch kann das Ganze kippen).

Finde ich als Ansatz auch gut, wobei ich es auch hier schön fände, das optimistische (Im Prinzip hat das Terraforming geklappt) mit Konfliktpotenzial anzureichern - vielleicht gibt es auf dem Mars eine Art Öko-Diktatur, die auch fragwürdige Mittel einsetzt? Und vielleicht gibt es einen ökologischen Knackpunkt, an dem tatsächlich alles zu kippen droht? (wenn man da ins Detail gehen will, müsste man sich wohl ein bisschen Literatur zum Thema besorgen oder jemanden fragen, der sich damit auskennt.)


- Die Menschheit in etliche transhumaner Seitenlinien aufzuspalten und einen Haufen nichtmenschlicher "Nachkommensch
aft" in die Welt zu setzen, war eine Sache - diesen Sack Flöhe irgendwie zusammen zu halten ist eine völlig andere.  Hier könnte man dann eine hübsche Prise antiquiert-optimistischer Star-Trek-Utopie ansetzen. Mit viel Schweiß, Blut und Ärmelhochkrempeln hat die Erdbevölkerung es geschafft, einen Haufen heute relevanter Probleme zu lösen. Deswegen herrscht dort grade ein ziemlich optimistischer Überschwang. Man versucht nun, die ganzen autonomen Kolonien im All als gleichberechtigte Partner in so etwas wie der UN unter einen Hut zu kriegen. In dieser "Föderation" (hust) gilt, was Transhumanismus angeht, die Philosophie "Wir alle sind die Menschheit", d.h. man macht keinen Unterschied zwischen natürlich gezeugten, un modifizierten Menschen, Uplift-Delphinen oder intelligenten Raumsonden. Eine mögliche Core-Story könnte sein, dass die SC als mobile, friedensstiftende Eingreiftruppe dieser Föderation a) unangeschlossene Kolonien zum Beitritt überzeugen und b) diverse Konflikte als "interplanetare" Feuerwehr löschen sollen.

Da würde ich auch "jein" zu sagen. ich finde, die optimistische Wir-sind-alle-die-Menschheit-Einstellung sollte dadurch zum Grundton gehören, aber längst nicht überall und in Bezug auf alle Transmenschen durchgesetzt sein. Da hätte ich auch Lust, mich ein bisschen bei dem hier schon oft von mir erwähnten Roman von Justina Robson zu bedienen, wo es darum geht, dass die "Forged", biotechnisch auf bestimmte Aufgaben optimierte Individuen (bis hin zu lebenden Raumschiffen) mit der "Form and Function"-Ideologie, die ihrer Existenz zugrundeliegt, kämpfen und versuchen, Maßstäbe für ein selbstbestimmtes Leben jenseits ihrer ursprünglichen Funktionsbestimmung zu entwickeln. Das gäbe Raum für politische Konflikte bis hin zu Bürgerkrieg/Freiheitskampf/Terrorismus und würde Konzepte für "ausgestoßene" SC eröffnen. Die von dir vorgeschlagene interplanetare Feuerwehr ist auch eine interessante Idee, wäre halt mehr Star Trek, ich fände es aber auch schön, wenn das Setting Raum für eine Firefly-Crew von Zwielichtigen und Ausgestoßen bereit hielte.


Sonst zur Differenzierung von Eclipse Phase:
Da wären zum einen die Godheads, zum anderen die stärkere Bedeutung interstellarer Raumfahrt (ohne, dass wir dabei auf Vorgängerspezies zurückgreifen müssen, die Tore hinterlassen haben). Dann würde ich auch noch mal meine Vorstellung einbringen, dass die typischen (Post-)Menschen sehr viel mehr an ihren aktuellen physischen Körpern hängen sollten und der Körperwechsel zwar möglich, aber keine totale Routinesache ist. Die Frage, ob ein neuer Sleeve/Morph wirklich eine Fortexistenz des Individuums bedeutet oder ob es sich nicht einfach um ein neues, dem vorangegangenen vom Bewusstsein her sehr ähnliches Individuum handelt, sollte in der Gedankenwelt der Leute deutlich präsenter sein als im EP-Setting. Ich fände es interessant, wenn der klare Geist-Körper-Dualismus, auf dem die Vorstellung, so ein Körperwechsel sei unproblematisch, gerade durch die Erfahrungen mit massiver technische Manipulation des Körpers, die auch dass Bewusstsein beeinflusst, ins Wanken geraten wäre.
Ansonsten würden sich sicher im Detail viele Unterschiede zu Eclipse Phase finden - ich würde mal denken, von der Grundatmosphäre nicht ganz so Cyberpunkig, etwas optimistischer und vielleicht auch mit einem stärkeren Schwerpunkt auf Raumfahrt/Erforschung des Alls.

Offline Waldviech

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Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
« Antwort #33 am: 18.08.2014 | 13:04 »
Zitat
Da würde ich auch "jein" zu sagen.
Ich hab das Ganze vielleicht auch nicht so vollständig gut vorgestellt. Was mir da eigentlich vorschweben würde, ist eine "Föderation under Construction". Die Wir-sind-alle-Menschen-Philosophie herrscht vor allem auf der Erde und den sehr nahe gelegenen Habitaten vor, die weiter weg liegenden Kolonien (allesamt autonom) hätten da z.t. ziemlich variierende Vorstellungen, die sich drastisch voneinander unterscheiden können. De facto würde ich mir unter den Kolonien sogar so viel Konfliktpotential vorstellen, dass die "Feuerwehr" auch bitter nötig ist. Einige Kolonien haben begriffen, dass die durch die Aufsplitterung der Menschheit entstehenden Konflikte gelöst werden müssen, wenn die "erweiterte Menschheit" sich nicht in kommenden Kriegen zerlegen soll. Die unterstützen die "Föderation". Andere Kolonien sehen das völlig anders.

Edit:
Ein Outgame-Grund, die "Föderierte Feuerwehr" einzubauen, ist der, ein verbreitetes Problem transhumaner Settings zu vermeiden. Die Frage "Ja was spiel ich da eigentlich?" kommt leider sehr oft vor. Da könnte eine klare Core-Story helfen. Zudem ist das ein perfektes Instrument, um den Spielern die zahlreichen Konflikte und philosophischen Querelen des Transhumanismus um die Ohren zu hauen. Es ist ja genau ihr Job, sich darum zu kümmern. Außerdem hätte man natürlich sofort ein klares Abenteuerkonzept  ;D.
« Letzte Änderung: 18.08.2014 | 13:08 von Waldviech »
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Offline Yerho

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Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
« Antwort #34 am: 18.08.2014 | 13:29 »
Zum Thema Aliens: Man gebe einer menschlichen Subkultur, die ja meistens bereits aufgrund ihrer existierenden weltanschaulichen Unterschiede emigriert ist, nur eine Handvoll Generationen Zeit, um sich isoliert zu entwickeln und gebe dieser Subkultur außerdem noch genetische und nanotechnische Mittel in die Hand, verrühre es mit einer Prise abweichender Umweltbedingungen und man hat Ableger der Gattung Mensch, die für "Erdenmenschen" fremdartiger sein können als alles, was die SF sich bisher ausdenken konnte.

Zum Thema Transzendenz: Ab einem bestimmen Punkt dürfte es für transzendierte Entitäten ebenso schwer bis unmöglich sein mit "niederen" Lebensformen zu kommunizieren, wie es für diese schwer bis unmöglich ist, mit den "höheren" Lebensformen zu kommunizieren. Insofern halte ich es für durchaus plausibel, dass Kontakte von unten nach oben einen gewissen Grad an Irrsinn beinhalten oder hervorrufen. Umgekehrt müsste sich ein transzendiertes Wesen eventuell temporär oder sogar permanent "downgraden", um Raum und Zeit wieder in unserem Sinne und damit Wesen unserer Entwicklungsstufe verstehen zu können.
Eventuell ist eine unmittelbare Kommunikation aber auch gar nicht möglich und jedwede Einflussnahme erfolgt über die Einflussnahme auf kosmische Ereignisse - sterbliche Wesen müssen dann sehr lange Zeiträume und/oder Ereignisfolgen beobachten und deuten, um die göttliche Absicht zu erkennen. Das verknüpft dann Wissenschaft und Religion, denn es ist die Wissenschaft, die den Kommunikationsversuch erkennt und die Religion versucht seine Bedeutung zu interpretieren.
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Never wanted to go / Always wanted to stay
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Achamanian

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Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
« Antwort #35 am: 18.08.2014 | 13:34 »

Edit:
Ein Outgame-Grund, die "Föderierte Feuerwehr" einzubauen, ist der, ein verbreitetes Problem transhumaner Settings zu vermeiden. Die Frage "Ja was spiel ich da eigentlich?" kommt leider sehr oft vor. Da könnte eine klare Core-Story helfen. Zudem ist das ein perfektes Instrument, um den Spielern die zahlreichen Konflikte und philosophischen Querelen des Transhumanismus um die Ohren zu hauen. Es ist ja genau ihr Job, sich darum zu kümmern. Außerdem hätte man natürlich sofort ein klares Abenteuerkonzept  ;D.


Das stimmt , insofern ist das ein sehr guter Ansatz. Sehr ähnlich ist ja die Core Story von Ashen Stars, dass ich derzeit leite - auch da spielt man interstellare Gesetzeshüter, die allerdings als Freelancer arbeiten, bloß halt in einem ganz anderen Setting.

Vielleicht könnte man das auch wieder mit Quaints Idee zusammenbringen, dass es gar nicht so leicht ist, Leute zu finden, die bereit sind, die sichere Erde (und vielleicht einige andere sichere Kernplaneten) zu verlassen, ins Unbekannte aufzubrechen und dabei ihr potentiell unbegrenztes Leben aufs Spiel zu setzen. Am Anfang gab es vielleicht einige Wellen von Pionieren, die Kolonien gegründet haben, oder Transhumanen, die noch nicht die vollen Rechte auf der Erde hatten und deshalb auf anderen Planeten oder in Habitaten ihr eigenes Ding aufgezogen haben - inzwischen verlässt kaum noch jemand freiwillig die gesellschaftlich und ökologisch stabilisierte Erde.

Das wäre dann ein Grund, warum man auf der Erde bei manchen Straftätern vielleicht ein Auge zudrückt, wenn sie bereit sind, sich einer solchen Feuerwehr-Crew anzuschließen. So würde man dann (auch) die Firefly-Variante ermöglichen.

Gut fände ich auch, wenn es keine Überlicht-Kommunikation gibt. So wäre es halbwegs glaubwürdig, dass diese Crews mit relativ weitreichenden Befugnissen ausgestattete kleine, eingeschworene Gemeinschaften (also: Abenteurergruppen) mit eigenem Raumschiff und eigenem Modus Operandi bilden. Ich finde ja nichts ist nerviger, als wenn SC bei ihren Vorgesetzten nachfragen müssen, ehe sie einen Plan in die Tat umsetzen können ...

Achamanian

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Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
« Antwort #36 am: 18.08.2014 | 13:36 »
Zum Thema Transzendenz: Ab einem bestimmen Punkt dürfte es für transzendierte Entitäten ebenso schwer bis unmöglich sein mit "niederen" Lebensformen zu kommunizieren, wie es für diese schwer bis unmöglich ist, mit den "höheren" Lebensformen zu kommunizieren. Insofern halte ich es für durchaus plausibel, dass Kontakte von unten nach oben einen gewissen Grad an Irrsinn beinhalten oder hervorrufen. Umgekehrt müsste sich ein transzendiertes Wesen eventuell temporär oder sogar permanent "downgraden", um Raum und Zeit wieder in unserem Sinne und damit Wesen unserer Entwicklungsstufe verstehen zu können.

So etwa dachte ich mir das, wobei ich mir vorstellen würde, dass ein "Downgrade" die absolute Ausnahme ist; vielleicht sogar etwas nie Dagewesenes (also eher schon ein konkreter Abenteueraufhänger als ein Settingelement).


Eventuell ist eine unmittelbare Kommunikation aber auch gar nicht möglich und jedwede Einflussnahme erfolgt über die Einflussnahme auf kosmische Ereignisse - sterbliche Wesen müssen dann sehr lange Zeiträume und/oder Ereignisfolgen beobachten und deuten, um die göttliche Absicht zu erkennen. Das verknüpft dann Wissenschaft und Religion, denn es ist die Wissenschaft, die den Kommunikationsversuch erkennt und die Religion versucht seine Bedeutung zu interpretieren.

Interessante Idee!

Offline Slayn

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Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
« Antwort #37 am: 18.08.2014 | 13:41 »
vom handy. voodoo elemente?
Wenn wir einander in der Dunkelheit festhalten .. dann geht die Dunkelheit dadurch nicht vorbei
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Offline Waldviech

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Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
« Antwort #38 am: 18.08.2014 | 13:44 »
Zitat
So etwa dachte ich mir das, wobei ich mir vorstellen würde, dass ein "Downgrade" die absolute Ausnahme ist; vielleicht sogar etwas nie Dagewesenes (also eher schon ein konkreter Abenteueraufhänger als ein Settingelement).
Oder ein Ereignis, dass die bewohnten Sonnensysteme bis ins Mark erschüttert. Je nachdem, wie die transhumanen "Normal-Unsterblichen" die Transzendenten betrachten, könnte es für viele Milliarden durchaus was von der Wiederkunft des Messias haben, wenn ein ex-transzendentes "Downgrade" erscheint und aus kosmisch wahnsinnig wichtigen Gründen zu ihnen spricht. Vielleicht wäre das sogar eine mögliche Entstehungsgeschichte für eine zur Zeit sehr stark expandierende Weltraumsekte.

Zitat
Das wäre dann ein Grund, warum man auf der Erde bei manchen Straftätern vielleicht ein Auge zudrückt, wenn sie bereit sind, sich einer solchen Feuerwehr-Crew anzuschließen. So würde man dann (auch) die Firefly-Variante ermöglichen.
Die Idee finde ich super! Hat irgendwie ein bisschen was von Almuric. Die "Feuerwehr" könnte aus Elementen bestehen, die auf die eine oder andere Art zu anachronistisch, "gewalttätig" oder sonst wie nonkonformistisch sind. In der ultrafortgeschrittenen, überfriedlichen Welt der zukünftigen Erde wären sie Störfaktoren - im Dienst als Einsatzteam draußen im wilden All aber genau die Richtigen!
« Letzte Änderung: 18.08.2014 | 13:47 von Waldviech »
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Achamanian

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Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
« Antwort #39 am: 18.08.2014 | 13:50 »
vom handy. voodoo elemente?

Könnte man sicher was mit machen - vielleicht hat die Voodoo-Religion sich ja weiterentwickelt (die ist ja ohnehin sehr wandelbar) und manche Loas auf die Transzendenz-Intelligenz übertragen. Ich könnte mir da überhaupt sehr viele Varianten vorstellen, in denen bestehende Religionen Ableger ausbilden, die sich irgendwie auf diese Wesenheit beziehen ... wie Waldviech ja gerade schrieb: Da wäre auch was Messianisches denkbar.

Online Quaint

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Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
« Antwort #40 am: 18.08.2014 | 14:21 »
Mal noch ein paar Gedanken von mir zu dem Thema:

- im Zuge der Singularität entstanden eine Reihe von Superintelligenzen
- diese zeichnen sich für einige wundersame Technologie im Setting verantwortlich
- sie existieren weiter, ohne völlig entrückt zu sein, sind aber auch oft schwer verständlich
- hauptsächlich existieren sie mittlerweile in einigen zu Supercomputern umgebauten Sternensystemen mit absurden Mengen an Rechenkraft
- zumindest einige von ihnen haben ein stehendes Angebot für Postmenschen, aufgenommen zu werden
- angeblich leben die so Aufgenommenen unsterblich in einer Art fremdartiger virtueller Umgebung, die aufgrund der absurden Rechenkraft auch realtitätsbeschleunigt ist, also durchleben sie in einigen Augenblicken meinetwegen 1000 subjektive Jahre
- das sich Aufgenommene zurückmelden ist ungewöhnlich, kommt aber vor
- aus Sicht der Superintelligenzen ist die Realität nicht besonders wichtig, ihre virtuelle Innere Welt interessiert sie meist mehr (da passiert ja auch mehr, die äussere Welt ist da im Vergleich eher langsam und langweilig); sie werden aber fuchsig wenn man ihrer Hardware zu Nahe kommt
- jede Superintelligenz unterhält eine ganze Rasse von KI-Sprößlingen, die dann nicht auf kosmischem Maßstab intelligent sind, die aber halt Maschinen steuern, um die reale Welt zu beeinflussen, etwa wenn sie mal wieder was an der Hardware machen müssen oder Eindringlinge abwehren oder bissle das Universum erkunden und fremdartige Bewußtseine für neue, interessante Simulationen aquirieren)
- der Postmenschheit ist nicht bekannt, was die Superintelligenzen auf längere Sicht planen, aber man ahnt, dass Wesenheiten die über unbegreifliche Technologie verfügen und ganze Sternensysteme umbauen auch die Postmenschheit leicht auslöschen oder zwangsweise uploaden könnten
- da gibt es dann natürlich Gruppen, die verschiedene Superintelligenzen anbeten oder auch solche, die der Meinung sind, es wären insgeheim schon alle in eine virtuelle Welt gesteckt worden


- ich würde der Postmenschheit schon FTL-Kommunikation geben, aber die Dinger sind halt groß und finden nur auf den größten Raumschiffen plausibel Platz, kleinere Schiffe müssen also eigenständig handeln können
- der Ansatz mit Föderation und wir sind alle Menschen und der entsprechenden Feuerwehr finde ich nett
- ebenso den Ansatz, dass die meisten Menschen bequem sind und nicht ihren Tod riskieren wollen (wiewohl der, je nach Betrachtung, nur vorübergehend wäre)
- evtl. kann man ja auch was machen, dass unter Umständen Tote, die weiterleben wollen, ein soziales Stigma tragen, so dass es sie ein wenig raus in den Weltraum treibt (zumal der Tod sie wohl nichtmehr so schrecken wird, nachdem sie schonmal gestorben sind)
- evtl. sollte auch die Erde nicht ganz geeint sein, sondern in verschiedene Machtblöcke aufgespalten, die aber alle vergleichsweise nah am Mainstream sind (also hat man da vielleicht eine Cyberdemokratie in Echtzeit, dort eine halbautomatische Planwirtschaft mit verstaatlichtem Urheberrecht und hüben eine Republik mit echten Volksvertretern und dann Unterwasser noch eine erst seit neustem souveräne Nation die Uplifts wie von Delphinen oder Octopi gleichberechtigt hat, wo aber auch Maschinenmenschen und genetisch adaptierte Fischmenschen wohnen)

- die Postmenschheit könnte/sollte auch ein paar krasse Pläne haben, z.B. millionenfach Leute klonen und mit einem synthetischen Grundbewusstsein ausstatten, so dass sie schon arbeiten und für sich sorgen können, um mit diesen Jungs dann terraformte Planeten zu besiedeln, etwa weil die normale Postmenschheit nicht genug Bevölkerungswachstum hat um das zeitnah auf natürlichem Wege machen zu können.
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,___,
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Achamanian

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Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
« Antwort #41 am: 18.08.2014 | 14:39 »
Mal nur zu ein paar Punkten aus dem Superintelligenz-Teil von Quaint (den Rest würde ich so unterschreiben):


- hauptsächlich existieren sie mittlerweile in einigen zu Supercomputern umgebauten Sternensystemen mit absurden Mengen an Rechenkraft
- jede Superintelligenz unterhält eine ganze Rasse von KI-Sprößlingen, die dann nicht auf kosmischem Maßstab intelligent sind, die aber halt Maschinen steuern, um die reale Welt zu beeinflussen, etwa wenn sie mal wieder was an der Hardware machen müssen oder Eindringlinge abwehren oder bissle das Universum erkunden und fremdartige Bewußtseine für neue, interessante Simulationen aquirieren)


Ich fände es interessant, wenn die Superintelligenzen durchaus nicht nur in gewaltigen Anlagen (bzw. Supercomputer-Materieansammlungen) präsent sind, sondern zumindest teilweise auch im Kleinen - könnte ja sein, dass sie durch Quantenverschränkung oder ähnlichen Firlefanz praktisch ohne Zeitverlust Informationen transportieren und damit auch "zerstreut" existieren können. Sie wären dann eben nicht "in allem", aber fast  überall im bekannten Raum gäbe es eine gewisse Chance, mit ihnen in Kontakt zu kommen. Gleichzeitig wäre auch noch mal ein konkreterer Ansatz für persönliche Angst von Menschen gegeben, durch den Kontakt mit so einer Superintelligenz "infiziert", "aufgesaugt" oder in den Wahnsinn getrieben zu werden, was ich thematisch interessant fände.
Der Grund für diesen Vorschlag ist ansonsten rein spielpraktisch, weil dadurch der Zugriff auf deren Quasi-magische Fähigkeiten (nicht so sehr Feuerbälle, eher Informationsbeschaffung/Kommunikation mit Aliens usw. usf.) gegeben wäre.
Habe allerdings gleichzeitig die Sorge, dass das etwas zu schwammig wäre ... kurz, man müsste wahrscheinlich ein paar klare In-Game-Regeln dafür aufstellen, wo und wann man in welcher Weise und unter welchen Umständen mit den Superintelligenzen interagieren kann; wie die sein könnten, ist mir allerdings noch nicht so recht klar.

KI-Sprösslinge finde ich interessant - wobei die dann auch nicht in der Lage sein sollten, auch nur Ansatzweise die Ziele und Möglichkeiten der Superintelligenzen zu verstehen und diesbezüglich im Prinzip genauso im Dunkeln tappen würden wie normale Postmenschen. Das gleiche müsste für die seltenen Fälle gelten, in denen ein Individuum eine Superintelligenz wieder verlässt.

Offline Yerho

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Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
« Antwort #42 am: 18.08.2014 | 14:42 »
So etwa dachte ich mir das, wobei ich mir vorstellen würde, dass ein "Downgrade" die absolute Ausnahme ist; vielleicht sogar etwas nie Dagewesenes (also eher schon ein konkreter Abenteueraufhänger als ein Settingelement).

Oder es ist gar nicht so selten. Eventuell gibt es ja so etwas wie einen Schwebezustand, bevor der Prozess unumkehrbar ist und viele Transzendierende entscheiden sich auf dem Weg, dass sie doch lieber versuchen möchten, ein ein erfülltes, aber endliches Leben zu führen.

Ein mögliches Problem dabei: Ihre Loslösung von Raum und Zeit fand womöglich einige Jahrzehnte vor dem "Wiedereinstieg" statt und die Zurückgekehrten sind weniger Halbgötter als vielmehr Leute, die von der Entwicklung abgehängt wurden und womöglich aufgrund der Dinge, die sie bereits auf dem Weg zur Transzendenz gesehen haben, häufig einen an der Klatsche haben oder zumindest erst einmal verkraften müssen, dass ihr früheres Umfeld nicht mehr existiert.

Womöglich werden sie von manchen Interessengruppen auch gezielt gejagt, weil man sie erforschen möchte um an "höheres Wissen" zu gelangen, das vielleicht im Unterbewusstsein der Zurückgekehrten sogar tatsächlich verborgen ist. In wieder anderen Kulturen könnten sie als Propheten verehrt oder wenigstens als Wiederkehrende geschätzt werden. In sehr rationalen Kulturen werden sie womöglich einfach bestmöglich reintegriert.
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Achamanian

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Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
« Antwort #43 am: 18.08.2014 | 14:46 »
Noch was zum thema Superintelligenz:
Es würde mit Sicherheit auch eine (oder mehrere) Behörden geben, die sich der schwierigen Kommunikation mit den Superintelligenzen widmen und versuchen, nützliches Wissen daraus zu extrahieren.

Und zu Alien-Superintelligenzen:
Waren ja auch schon angedacht; Ich fände es interessant, wenn man auf Alien-Artefakte stoßen würde, die evtl. Superintelligenzen beherbergen, sich da aber nicht ganz sicher ist. Genauso könnte es auch eine Frage von Spekulation sein, ob menschliche Superintelligenzen bereits mit Alien-Superintelligenzen Kontakt haben. Da ließe sich Stoff für ein paar Settinggeheimnisse platzieren.

Zu Fantomas' Idee mit den "aus der Zeit Gefallenen":
Ach das wäre interssant, und solche Leute könnten natürlich auch ins Fadenkreuz skrupelloser Superintelligenz-Erforscher geraten!

Achamanian

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Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
« Antwort #44 am: 18.08.2014 | 14:51 »
Idee zu Überlichtkommunikation:
Wie wäre es, wenn die nur entweder durch große Anlagen (wie von Quaint vorgeschlagen) oder durch "Vermittlung" über Superintelligenzen möglich wäre? Letzteres würde sicher nicht zuverlässig funktionieren und zudem ein großes Psychose-Risiko bergen.

Offline Slayn

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Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
« Antwort #45 am: 18.08.2014 | 14:55 »
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Offline Waldviech

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Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
« Antwort #46 am: 18.08.2014 | 14:56 »
Oder wie wäre es mit Quantenverschränkung? Das Problem an der Sache: Da das Ganze auf verschränkten Teilchen beruht und die Teilchen nach Gebrauch nicht mehr verschränkt sind, benötigt man "Teilchenbehälter", die irgendwo an einem Ort verschränkt werden. Dann bleibt ein Gerät vor Ort und eines wird weggeschickt. Nur diese beiden Geräte können miteinander kommunizieren, und das auch nur so lange noch verschränkte Teilchen zur Datenübertragung vorhanden sind. FTL-Kommunikation ist also nur sehr eingeschränkt praktikabel.
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Achamanian

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Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
« Antwort #47 am: 18.08.2014 | 15:02 »
Oder wie wäre es mit Quantenverschränkung? Das Problem an der Sache: Da das Ganze auf verschränkten Teilchen beruht und die Teilchen nach Gebrauch nicht mehr verschränkt sind, benötigt man "Teilchenbehälter", die irgendwo an einem Ort verschränkt werden. Dann bleibt ein Gerät vor Ort und eines wird weggeschickt. Nur diese beiden Geräte können miteinander kommunizieren, und das auch nur so lange noch verschränkte Teilchen zur Datenübertragung vorhanden sind. FTL-Kommunikation ist also nur sehr eingeschränkt praktikabel.

Technisch ist das eine ganz nette Idee; Ich könnte mir aber vorstellen, dass der Nachteil für's Rollenspiel ist, dass man dann über eine "Kommunikationsressource" Buch führen müsste.
Da würde mir der Ansatz "Da müsst ihr erst zur Stanley-Station - es sei denn, ihr wollt es über die Red-Naga-Superintelligenz versuchen ..." praktikabler vorkommen.
Das geht dann aber schon fast in Regelsystem-Fragen, deshalb kann man ja vielleicht die verschiedenen denkbaren FTL-Kommunikationsvarianten vorerst im Kopf behalten und auf jeden Fall festhalten, dass FTL-Kommunikation prinzipiell aufwändig, problematisch und nur eingeschränkt möglich ist.

Achamanian

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Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
« Antwort #48 am: 19.08.2014 | 14:03 »
So, ich habe den Eindruck, das erste Gehirngestöber hat sich gelegt, und es ist sogar ein relativ rundes Bild von einer Settingidee entstanden.

Als Elemente fallen mir kurz aufgelistet ein:

Angesiedelt in einer Zukunft von eher mehreren Hundert als mehreren Tausend Jahren.
Eine politisch und ökologisch weitgehend stabile Erde.
Körperliche Nahezu-Unsterblichkeit, solange man regelmäßig die nötigen Behandlungen macht.
Die Möglichkeit, per Bewusstseinsspeichung den Körper zu wechseln, was aber umstritten, nicht unkompliziert und eher wenig attraktiv im Vergleich mit einem sicheren, guten Leben in einem reparier- und aufrüstbaren Körper ist.
Existenz von Uplifts (evtl. im Falle von Seebewohnenden Uplifts auch mit eigener Erdnation umterm Ozean); Existenz von technisch auf bestimmte Aufgabe optimierten Trans-Menschen; Existenz von starken KIs. Rechtlich gelten all diese Wesen zumindest auf der Erde als den Menschen gleichgestellte Personen; das heißt aber nicht, dass es keine Konflikte über ihren politischen Status gab/gibt.
Das Sonnensystem ist zumindest teilweise besiedelt, der Mars relativ erfolgreich terraformt.
Interstellare Raumfahrt wurde entwickelt; Interstellare Kommunikation ist möglich, aber schwierig, sie funktioniert entweder über gewaltige Anlagen, über mit Quantenverschränkung arbeitende Geräte, die nur wenige "Ladungen" verschränkter Materie enthalten, oder evtl. auch per "Orakel" (siehe Godheads weiter unten).
Es gibt schon seit längerem Kolonien (100-200 Jahren?) in anderen Sternensystemen, deren Gründer neben idealistischen Pionieren auch Dissidenten oder Uplifts/stark modifizierte Transhumane sein können, die empfundener oder realer Benachteiligung und Unterdrückung entkommen wollten.
Von der Erde aus bemüht man sich, die verschiedenen Planeten/Habitate politisch zusammenzuhalten bzw. überhaupt erst zusammenzufassen, in einer Art Föderation. Dafür gibt es Crews, die mit relativ hohen Befugnissen ausgestattet als Troubleshooter umherreisen (Core Story für SC).


Und der "Godhead":
Eine oder mehrere KIs sowie evtl. auch menschliche Transhumanisten, die ihr Bewusstsein hochgeladen haben, haben sich zu einer Art Cyber-Gottheit (dem Godhead) entwickelt. Diese Superintelligenz ist den Belangen der sonstigen Trans-Menschheit völlig enthoben. Die Kommunikation mit ihr ist schwierig bis unmöglich. Materiell existiert sie teilweise in Form gewaltiger Rechenzentren, die sie durch die subtile Umwandlung von Trägermaterie erzeugt hat - beispielsweise könnte ein Sonnensystem als gewaltiger Computer dienen, oder auch eine komplette planetare Ökologie, die die Superintelligenz innerhalb weniger Jahre aus Versatzstücken irdischen Lebens hat entstehen lassen (ein rechnender Flechtenbewuchs, der einen ganzen Planeten überzieht, beispielsweise). Teilweise ist diese Superintelligenz aber auch verstreut/verschmiert und existiert in anderen Informationsverarbeitenden Systemen. Sie kann in Nullzeit mit sich selbst kommunizieren, weshalb andere Transmenschen sie evtl. auch als "Orakel" verwenden können. Ob der Godhead eine einzige Intelligenz ist oder ob es mehrere dieser Intelligenzen gibt, ist unklar; in jedem Fall gibt es mehrere Godhead-Rechenzentren.
Jede längere Verbindung/Kommunikation mit dem Godhead birgt das Risiko einer geistigen Schädigung; evtl. gibt es auch Ängst vor "Infektion" oder "Übernahme" durch den Godhead, die aber nicht unbedingt begründet sein müssen. Möglich wäre aber, dass der Godhead keine Skrupel hätte, bei Bedarf ein anderes bewusstes Wesen als Hardware zu verwenden.
Der Godhead ist in der Lage, andere bewusste Wesen aufzunehmen und meistens auch dazu bereit; vielen erscheint diese Perspektive aber nicht besonders verlockend.
Manchmal verlassen auch Individuen den Godhead wieder oder vollziehen den Übergang nicht vollständig, sondern entschließen sich auf halbem Weg zum umkehren. Diese Individuen kommen manchmal erst Jahrhunderte später wieder; sie haben vielleicht gewisse Einblicke in den Godhead, verstehen seine Gedanken und Motive jedoch letztlich ebensowenig wie alle anderen körperlich begrenzten Wesen auch.
Der Godhead entsendet gelegentlich auch erzeugte Individualwesen, evtl. einfach um gewisse Erfahrungen zu machen; auch diese Wesen können den Godhead nicht wirklich ergründen.
Unter der Transmenschheit haben sich viele religiöse und quasi-religiöse Ideen und Praktiken um den Godhead entwickelt. Naheliegend ist, dass manche Menschen von ihm aufgenommen werden wollen; andere sehen sich vielleicht als "Augen & Ohren des Universums" und wollen als Individuen erst möglichst viele erstaunliche/bewegende Erfahrungen machen, bevor sie sich dann dem Godhead einspeisen, ihn dadurch bereichern und die affektive Selbsterkenntnis des Universums voranzubringen. Wieder andere verknüpfen Voodoo, Christentum, Buddhismus oder andere der alten Religionen mit dem Godhead.


Aliens:
Es gibt welche, und sie sollen angemessen fremdartig sein. Wie fremd genau (ob es beispielsweise überhaupt Aliens geben soll, mit denen eine Kommunikation möglich ist) ist noch offen. Wahrscheinlich müsstse man hier konkrete Ideen sammeln und sehen, was passt ...
Evtl. haben auch Alien-Spezies eigene Godheads entwickelt; die Möglichkeit, dass die Transzendenz eine typische "Krise" intelligenter Spezies ist, durch die sie aus dem für uns Wahrnehmbaren Universum verschwinden, wird als eine Lösung des Fermi-Paradoxons ("wenn es dort draußen Zivilisationen gibt, warum haben wir noch nichts von ihnen gehört?") angeboten. Auch die Frage, ob der Menschen-Godhead Kontakt mit Alien-Godheads hat oder sogar mit einem oder mehreren davon verschmolzen ist, ist noch offen.


Ich hoffe, ich habe das halbwegs richtig zusammenbekommen. Mir gefällt der Ansatz so recht gut! Frage ist: Machen wir etwas damit? Wenn ja, was? Und wie? Es wäre jedenfalls ein Setting, in dem ich gerne mal spielen würde, und wenn man sich mit den hier interessierten ein paar Bereiche zur näheren Ausarbeitung aufteilt, dann wäre das ja vielleicht sogar praktikabel ...

Achamanian

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Re: Brainstorming: "Modernes" SF-Setting
« Antwort #49 am: 19.08.2014 | 15:05 »
Und nach der Zusammenfassung werfe ich noch zwei neue Ideen bzw. Konkretisierungsvorschläge in den Thread:

1. Der Godhead ist genauso an physikalische Gesetze gebunden wie alles andere auch - insbesondere an den Energieerhaltungssatz. Es mag manchmal so aussehen, als könnte er Dinge aus dem Nichts erschaffen; tatsächlich verfügt diese Entität allerdings wahrscheinlich über sehr viel mehr "Ideen", als sie praktisch umsetzen kann. Deshalb erschafft sie nicht einfach aus einer Laune (oder unergründlichen Motiven) heraus neue Spezies oder Sonnensysteme ... und deshalb "spawnt" sie auch nicht dauernd irgendwelche physischen Körper, mit denen sie das Universum bereist.
2. Überlichtreisen sind erst durch den Godhead möglich geworden und auch nur mittels einer Verbindung zum Godhead möglich - weil dafür Berechnungen nötig sind, die nur der Godhead durchführen kann. D.h. an Bord jedes Überlichtraumschiffs braucht es mindestens eine Person (und sei es auch eine KI), die bereit ist, regelmäßig mit dem Godhead zu kommunizieren, um Überlichtflüge zu ermöglichen. Wichtig wäre mir, dass der Godhead nicht etwa die Schiffe einfach "versetzt" (siehe Punkt 1) - er gibt nur einen kleinen Teil seiner Rechenkapazität für die Benutzung durch einen transmenschlichen Navigator her. Dieser Navigator balanciert bei seiner Arbeit notwendigerweise auf dem schmalen Grat zischen diesseitiger Existenz und Transzendenz. Man müsste sich nich einen Grund dafür einfallen lassen, warum es dafür eine bewusste Intelligenz braucht und der Navigationsprozess nicht einfach automatisiert werden kann, aber die findet sich sicher ... Hauptargument für dieses Konzept wäre, dass man mit einem solchen Navigator eine interessante "Charakterklasse" im Angebot hätte.