Komme gerade von einer Deutschlandtour zu Freunden zurück, das waren in der Summe fast 2000 km mit dem Auto. Klar, dass das für den 6-jährigen Mitfahrer eine ziemliche Strapaze ist. Einerseits haben wir die Route so geplant, dass wir immer höchstens 2 bis 3 Stunden im Auto waren, Pausen eingeplant etc. - aber langweilig wird es schon.
Nun ist unser Kurzer seit kurzem Rollenspieler, auf der Basis von
Little Wizards. Also hatte ich das Regelwerk, die Charakterbögen und ein paar Würfel in Griffweite dabei gehabt (für die hübscheste Beifahrerin der Welt natürlich, nicht dass ich selbst geblättert hätte).
Hier jetzt meine Erfahrungen mit Rollenspiel als Unterhaltung auf langen Fahrten:
Es funktioniert
Es gab natürlich einige Grundregeln (nur auf der Autobahn, nicht in Baustellenbereichen oder bei starkem Verkehr etc.) Wir haben eine kleine Kampagne gespielt, die ich eigentlich vorbereiten wollte, wozu ich aber leider nicht kam. Hat aber nicht geschadet, da er noch nicht viel Geschichten kennt und auch etwas spontan Improvisiertes noch völlig überraschend für ihn ist.
Die Handlung
Inhaltlich ging es um seltsame Explosionen im Keller der Universität. Nach Überwindung einiger Fallen stößt der kleine Zauberer auf Professor Tumpeltor (äh, ja ... Namen mussten auch blitzschnell erfunden werden), der dort versucht, eine Maschine zu bauen, einen
Transmogrifier. Der kleine Zauberer findet die Ursache für die Probleme, und muss daraufhin für den Professor eine Alraune finden. Dazu reist er nach Shivers und spannt einen Werwolf mit ein, der durch seinen ausgeprägten Geruchssinn die äußerlich gleichen Alraunen von den Sumpfranzen unterscheiden konnte. Nun ist der Transmogrifier repariert und wird angeworfen - oh nein, es kommt zu einem Dimensionsriss und fünf Gremlins dringen in die Universität ein. Während Professor Tumpeltor den Transmogrifier repariert, stürmt der kleine Zauberer los, um die "Krempels" einzufangen. Das war ein echter Höhepunkt, mein Sohn hat sich eine technische Maschine ausgesucht, die von den Krempels besessen ist, und musste diesen dann dort heraus bekommen. Genial war z.B., den Krempel im Backofen mit klebrigem Teig zu fangen und einzubacken, oder den Krempel im Drucker über den Ausdruck einer hübschen Krempeline herauszulocken. Damit waren die Gefahren gebannt und Professor Tumpeltor konnte auf dem Kongress mit seiner wunderbaren Maschine glänzen.
Das Spiel während der Fahrt habe ich mit Bedacht eingesetzt, immer wenn es zu anstrengend für den Kurzen wurde und die Geduld komplett weg war. Dann war er aber sofort Feuer und Flamme und das Sitzen hat ihm nichts mehr ausgemacht. Werte haben wir nur selten angeschaut (sonst wird noch jemandem übel), aber ab und zu gewürfelt, damit es auch Proben gibt. Insgesamt haben wir viel Zeit damit überbrücken können, und er wollte auch immer mehr. Es ist natürlich schon eine zusätzliche Belastung, gleichzeitig zu fahren und zu leiten, aber ehrlich gestanden viel weniger anstrengend als gleichzeitig zu fahren und Genörgel zu ertragen. Und lustiger dazu.
Ich kann das also uneingeschränkt empfehlen, wie gesagt aber nur auf mehr oder weniger einfacher und freier Straße. Taktisches Spiel stelle ich mir schwierig vor, und man kann sich nicht anschauen, was den schauspielerischen Anteil einschränkt. Aber trotzdem kam es super an, und hat uns zeitlich sicherlich weniger überbrückt als unzählige Was-ist-Was Hörspiele, war aber in den kritischen Phasen unschlagbar.