Hm .... Doch, kann es. Der Unterschied zwischen Spielregeln und Regeln fürs Spiel, der auch gerade nebenan von 1of3 nochmals angeschnitten wurde. Wenn die Regeln das definierende Element des Spiels sind und alles umfassen was man im Spiel machen kann, dann haben sie das Primat. Das ist z.B. der Unterschied zwischen Descent/InSpectres und D&D/Vampire.
Der Post von 1of3 muss an mir vorbei gegangen sein, insofern sagen mir diese Begriffe explizit nichts.
Kommt halt darauf an, was man unter "Machtposition" versteht. Letztlich hat ja im Rollenspiel niemand wirklich Macht über einen anderen, am Ende kann jeder jederzeit aufstehen und gehen. Und egal was im Regelwerk steht - man muss sich nicht daran halten.
Ich würde Machtposition daher eher so definieren: Wer gibt vor wie etwas geregelt wird, welche Auswirkungen eine Aktion hat?
Und darauf könnte die Antwort halt durchaus "das Regelwerk gibt dies vor" lauten. Muss sie aber nicht, zumindest nicht in allen Fällen und Einzelheiten. Das worüber wir hier sprechen ist denn auch nur der Punkt, dass die 5E hier in mehr Fällen und für mehr Einzelheiten etwas fix ins Regelwerk schreibt. Was in anderen Versionen und Spielen eher durch "das gibt der Spieler vor" oder "das gibt der Spielleiter vor" geregelt würde.
Ja, das deckt sich halt nicht mit meiner Sichtweise. Wenn man diese Definition von Machtposition teilt, klar,
dann hat im beschriebenen Fall das Regelwerk die Macht.
Aber ich betrachte eine Machtposition als untrennbar mit einem Akt des Willens verknüpft.
Das ist wie mit Waffen. Waffen töten keine Menschen, Menschen töten Menschen
mit Waffen.
Regeln haben keine Macht, Regeln verleihen denen Macht, die sie einzusetzen wissen über die, die sie anerkennen.
Das Regelwerk, betrachtet als eine Sammlung von Richtlinien, an denen sich nach Empfehlung des Autors das Spielverhalten orientieren sollte, um ein bestimmtes Spielergebnis zu erzielen, legt fest, welcher Akteur mehr Entscheidungsbefugnis besitzen sollte, aber das Regelwerk an sich kann nichts entscheiden, da Entscheidung eine Auswahlmöglichkeit erfordert, also einen Akt des Willens, den weder ein PDF-Document noch bedruckte Cellulose vollführen kann. So betrachtet bietet das Regelwerk lediglich eine Auswahl bereits getroffener Entscheidungen.
Natürlich kann ein Regelwerk (also die Autoren) empfehlen, Dinge so stark verregelt abzuhandeln, dass keiner mehr besonders viel Entscheidungsbefugnis hat, aber dadurch hat das Regelwerk immer noch keine Machtposition. Es legt lediglich fest, dass keiner der Akteure mehr entscheiden kann, als der andere, weil bereits entschieden wurde. Die Machtposition kann nur zwischen den Akteuren "SL" und "Spieler" verschoben werden und kann nur daran bemessen werden, wer im Verhältnis zum anderen mehr oder weniger Entscheidungsbefugnis hat.
Maximal wäre darüber nachzudenken, ob der Autor der Regeln nicht als Akteur gewertet werden kann, aber das halte ich für eine übermäßig abstrakte Betrachtungsweise, weil ich den Fokus gerne auf die "am Tisch versammelten" halten möchte.
Insofern: Unser Dissenz liegt im Augenblick noch ausschließlich in der Definition des Wortes Machtposition und was da alles mit reingehört und was nicht. Da ich aber in einer weiteren Auseinandersetzung über diesen Begriff keinen Mehrwert sehe, werde ich für diesen konkreten Fall keine weiteren Einwände erheben. In der Sache stimme ich dir zu, auch wenn ich vielleicht andere Begriffe verwenden würde.