Autor Thema: Warum werden "schlechte" Systeme gespielt?  (Gelesen 24392 mal)

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Offline Arkam

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Warum werden "schlechte" Systeme gespielt?
« am: 14.10.2014 | 12:21 »
Hallo zusammen,

immer wieder, für mich zuletzt unter http://www.tanelorn.net/index.php/topic,91197.0.html kommt ja das Thema auf warum schlechte Systeme trotzdem so eine große Fangemeinde haben und die entsprechenden Spieler nicht einfach zu einem passenderen System wechseln.

Für den Erfolg von "schlechten Systemen" ist häufig der Hintergrund ein wichtiger Faktor. Hintergründe wie Aventurien oder auch die Welt von 7th Sea, um Mal zwei Beispiele zu nehmen die in unserer Gruppe für Kopfschütteln sorgten, sind sehr schlecht auf andere Systeme umzusetzen. Denn hier wird der Fluff gleichzeitig mit Regeln unterstützt. Man kann also nicht einfach die störenden Regel heraus nehmen weil eben auch ein Teil des Hintergrunds heraus genommen wird.

Ist das auch für euch der Grund für den Erfolg dieser Systeme?

Gruß Jochen
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Offline Maarzan

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Re: Warum werden "schlechte" Systeme gespielt?
« Antwort #1 am: 14.10.2014 | 12:26 »
1) Für andere Systeme findet man keine Mitspieler.
2) Die Alternativen sind noch schlechter.
3) Man hat es nicht rechtzeitig erkannt und will jetzt nicht wieder von vorne anfangen ohen dem Ganzen eine Chance zu gebebn - auch weil vielleicht eine ansonsten ganz gute sonstige Handlung bei rausgekommen ist.
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Offline rettet den wald

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Re: Warum werden "schlechte" Systeme gespielt?
« Antwort #2 am: 14.10.2014 | 12:33 »
Vermutung: Wenn das System so wie so schlecht ist, dann ist es wahrscheinlicher, dass die Gruppe die Regeln ignoriert. Ich habe es bisher noch nie erlebt, dass Vampire nach RAW gespielt wurde. Dementsprechend: Schelchte Systeme werden überhaupt nicht gespielt. Was eigentlich gespielt wird sind gehausregelte Versionen dieser Systeme..

...Und da die Hausregeln der konkreten Gruppe sich eher den Bedürfnissen der Gruppe anpassen werden als die nicht gehausregelten Versionen anderer Systeme spielt die Gruppe lieber ersteres.
« Letzte Änderung: 14.10.2014 | 12:35 von rettet den wald »
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Offline Darius

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Re: Warum werden "schlechte" Systeme gespielt?
« Antwort #3 am: 14.10.2014 | 12:34 »
Unwissenheit über andere Systeme und Unwillen etwas neues zu probieren sind natürlich auch Gründe, warum man weiter etwas spielt, was einfach große Mängel hat. Und schlicht auch "aus Prinzip" nix neues zu wollen.

Deshalb verkauft sich auch DSA einfach genau so weiter und gut in Deutschland, wie es ist. Aber das ist natürlich nur meine Meinung. ;)
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Offline Sphärenwanderer

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Re: Warum werden "schlechte" Systeme gespielt?
« Antwort #4 am: 14.10.2014 | 12:37 »
Die meisten Leute bleiben wohl einfach bei den Regeln, mit denen sie sozialisiert werden. Diese sind dann zumeist auf ein bestimmtes Setting zugeschnitten. Will man etwas anderes spielen, nimmt man dann dessen - erneut auf das Setting zugeschnittene - Regeln.

So ist mir das sehr oft begegnet. Jemand fängt bspw. mit DSA an und schaut sich auch nicht um. Lernt er andere Regeln zu demselben Setting kennen, sieht er sie aus der DSA-Froschperspektive und bewertet (unbewusst) nach dem Kriterium, ob die Regeln genau dasselbe abbilden (was sie nicht tun können und meist auch nicht sollen).

Fängt dann der Spieler ein komplett unterschiedliches Setting an (z.B. Vampire als Paradebeispiel), werden dessen Regeln unvoreingenommener aufgenommen und es stellt sich nach einer Weile erneut der Gewöhnungseffekt ein, der alternative Regeln nach den erlernten bewertet.

Für viele Leute sind Regeln und Setting (in Gesamtheit als "System") ohnehin untrennbar miteinander verbunden. Man spielt Vampire eben mit dem Storyteller-System und Aventurien mit DSA. Alles andere wäre eine unerwünschte Mutation, die gar nicht erst genauer betrachtet wird.
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Offline Oberkampf

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Re: Warum werden "schlechte" Systeme gespielt?
« Antwort #5 am: 14.10.2014 | 12:44 »
Vermutung: Wenn das System so wie so schlecht ist, dann ist es wahrscheinlicher, dass die Gruppe die Regeln ignoriert. Ich habe es bisher noch nie erlebt, dass Vampire nach RAW gespielt wurde. Dementsprechend: Schelchte Systeme werden überhaupt nicht gespielt. Was eigentlich gespielt wird sind gehausregelte Versionen dieser Systeme..


Das sehe ich ähnlich. Ergänzend würde ich für mich hinzufügen, dass in vielen Gruppen das Spielen entsprechend der Spielregeln nicht sonderlich hoch bewertet wird und es eher ein Zufallsereignis ist, wenn überhaupt Regeln entsprechend der Regelwerke angewendet werden.
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Offline Arldwulf

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Re: Warum werden "schlechte" Systeme gespielt?
« Antwort #6 am: 14.10.2014 | 12:44 »
1) Subjektives Empfinden.

Eine Regelung kann gleichzeitig objektiv schlecht designed sein, und ihren Zweck verfehlen (und dies gilt auch für ein ganzes Regelwerk) und dennoch subjektiv für gut empfunden werden - solange dies nicht zu konkreten Problemen, sondern nur (teilweise unbewussten) Einschränkungen führt ist sie kein Grund das System zu wechseln. Erst wenn die Einschränkungen zu groß werden wird dies in Betracht gezogen.

2) Ignorieren von Randbereichen

Viele Regelwerke funktionieren solange man sich sehr nahe an der ursprünglichen Intention der Regeln bewegt, oder innerhalb eines Sweet Spot. Am Ende wird dadurch nur ein Teil des Regelwerks genutzt, dieser funktioniert aber dann für die Gruppe.

3) It's not a bug, it's a feature!

Manche Dinge sind zwar nicht ursprünglich geplant gewesen, gefallen aber trotzdem einigen Spielern. Dies kann sogar konkrete Fehldesigns, Tippfehler oder unbedachte Änderungen betreffen. Üblicherweise sind dies dann Dinge die das Spiel zwar eigentlich zum kippen bringen - aber den Spielern oder dem Spielleiter gefällt die Richtung in die es kippt.

4) Die Gruppe hat einen riesen Einfluss, viel größer als jedes System

Auf den ersten Blick ist dies natürlich ein Argument, welches einfach nur das Tor verschiebt nachdem man daneben geschossen hat. Denn eine gute Gruppe wird mit einem gutem System noch bessere Spielerfahrungen haben als mit einem schlechtem System.

Dennoch ist dies ein wichtiger Grund warum Spieler nicht einfach etwas anderes machen: Sie wollen nicht die Gruppe wechseln, und bewerten den Anteil am Spielspaß den das System hat (zurecht) geringer als den Anteil den ihre Mitspieler haben.

5) Nur oberflächliche Kenntnisse bezüglich der Alternativen

Wenn man sich ein neues System anschaut ist es zumeist ein oberflächlicher Blick. Hierbei sieht man aber natürlich oftmals nicht das ganze Bild, und ab und an deutet man auch Probleme in eine unbekannte Mechanik bevor man ihre Anwendung eigentlich ganz verstanden hat. Vieles kommt eben mit Erfahrung, und die hat man vor dem Systemwechsel ja noch nicht. In Foren wird dann auch nicht immer geholfen  -   neben den ganzen auf kleine Regeldetails konzentrierten Threads, der Charakteroptimierung und den Fragen zu möglichen Abenteuerideen gibt's ja immer auch ein paar Streitereien, Theoriediskussionen und ähnliches. Überblicke über das System welches Neulingen bei der Entscheidungsfindung helfen sind selten, und natürlich noch seltener neutral oder so geschrieben, dass ein Neuling schnell sehen kann warum genau dies das richtige für ihn wäre.

Offline Gaming Cat

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Re: Warum werden "schlechte" Systeme gespielt?
« Antwort #7 am: 14.10.2014 | 12:46 »
Vermutlich:

- Schlechte Systeme haben hohen Hausregelbedarf, was dem SL tendentiell mehr Macht einräumt...er muss zahlreiche Dinge ad hoc entscheiden. Viele SL-Persönlichkeiten wollen ihren "Thron" aber nur ungern wieder verlassen...  ;)
Erfahrungsgemäß leiden Spielgruppen solcher Systeme auffallend oft unter einem Tyrannen-SL...

- Schlechte Systeme sind umfangreich/teuer/aufwendig anzueignen. Daher ist das persönliche Eingeständnis, dass man lange Zeit in ein miserables System gesteckt hat sehr unangenehm. Da greift dann die Korrektur kognitiver Dissonanz über Verleugnung: "Ist ja nicht alles schlecht an XY!" (Was irgendwie auf fast alles zutrifft...)

- Pfadabhängigkeit: "Was der Bauer net kennt..." Man schmort aus Gewohnheit und Bequemlichkeit lieber im eigenen Saft, als sich auf zu neuen Ufern zu begeben. Präferenz für den Status Quo ist vorherrschend.

- Soziale Gründe: Man kennt sich seit Jahren, spielt seit Jahren zusammen dasselbe System. Es gehört eine Portion Mut dazu, eine grundlegende Veränderung zu fordern, wenn man ahnt, dass dann die Gruppe evtl. auseinanderbrechen könnte/der SL den Bettel hinwirft. Aus Angst, ohne Gruppe dazustehen, schluckt man immer wieder kleine Kröten - bis man sich nicht erinnern kann jemals was anderes gespeist zu haben...  ;D
Denn Gleichheit setzt Erwachsenheit voraus: die Fähigkeit vom Privaten und Persönlichen abzusehen und nur das öffentlich Relevante zu behandeln.
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Massenhafte Übereinstimmung ist nicht das Ergebnis einer Übereinkunft, sondern ein Ausdruck von Fanatismus und Hysterie.
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Supersöldner

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Re: Warum werden "schlechte" Systeme gespielt?
« Antwort #8 am: 14.10.2014 | 12:46 »
wir war gar nicht bewusst das es einen Definition gibt was ein ,,schlechtes,, Systeme ist und was nicht. Also eine allgemeingültig Definition. 

Offline Oberkampf

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Re: Warum werden "schlechte" Systeme gespielt?
« Antwort #9 am: 14.10.2014 | 12:55 »
wir war gar nicht bewusst das es einen Definition gibt was ein ,,schlechtes,, Systeme ist und was nicht. Also eine allgemeingültig Definition.

Eine allgemein gültige Definition? Im  :T: ?

Muahahahhaha...

Aber es gibt einen recht breiten Konsens, dass Systeme, die, wenn man sie so spielt, wie es im Regelbuch steht, etwas vollkommen anderes erreichen als das, was auf dem Umschlag versprochen wurde, ein Merkmal schlechter Rollenspiele erfüllen.

(Klar fasert der Konsens an den Enden, es gibt nach Stimmungslage noch 100 000 weitere notwendige oder hinreichende Merkmale und welche Systeme diese Bedingung konkret erfüllen, ist mehr als umstritten, weil jedes System seine Fanboys hat, aber das ist eine andere Geschichte.)  ;)
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Offline Talasha

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Re: Warum werden "schlechte" Systeme gespielt?
« Antwort #10 am: 14.10.2014 | 12:55 »
Weil man trotz allem irgend etwas an dem System mag, geht mir zum Beispiel bei DSA 4 so.

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Offline Arkam

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Re: Warum werden "schlechte" Systeme gespielt?
« Antwort #11 am: 14.10.2014 | 13:04 »
Hallo Supersöldner,

ich kenne auch keine klare Definition für ein schlechtes System.
Aus Forge Sicht wäre ein schlechtes System wohl ein System das an der bevorzugten Agenda der Gruppe vorbei entwickelt wäre.

In meiner Runde waren es bei DSA konkret einzelne Kampfregeln die zu mehr Hausregeln als annehmbar sorgten. Der endgültige Anstoß zum wechseln war dann die 4. Edition die Vieles bisher Vertrautes änderte. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir allerdings schon andere Systeme ausprobiert und waren durchaus bereit über den Tellerrand zu schauen.
Bei 7th Sea hatten wir ebenfalls Hausregeln eingeführt. Allerdings schoss das system so aus seinem Wertebereich hinaus. Zudem gab es einige Spieleentwickler die recht seltsame Ansichten darüber hatten warum eine Regel existierte. Ein Umsetzen auf Savage Worlds scheiterte weil wir eher ein neues System als eine neue Fassung von 7th Sea spielen wollten.

Gruß Jochen
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Offline Grubentroll

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Re: Warum werden "schlechte" Systeme gespielt?
« Antwort #12 am: 14.10.2014 | 13:25 »
Wir fanden damals AD&D2 eigentlich kein gutes System, was die Regeln anging. Wir haben zeitgleich ein paar Sachen gespielt, die uns alle besser gemacht vorkamen. Und der lästige Thac0 dann auch noch..

Aber die Settings waren so gut die es dafür gab, und irgendwann mochte man auch dieses "D&Dige" mit seinen vielen Merkwürdigkeiten auch ganz gern.

Achamanian

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Re: Warum werden "schlechte" Systeme gespielt?
« Antwort #13 am: 14.10.2014 | 13:31 »
Ging mir mit AD&D2 ähnlich. Wir haben das nicht oft gespielt, aber die Regeln erschienen uns so skurril, dass es irgendwie ein ganz eigenes Erlebnis war ...

Ucalegon

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Re: Warum werden "schlechte" Systeme gespielt?
« Antwort #14 am: 14.10.2014 | 14:19 »
- Schlechte Systeme haben hohen Hausregelbedarf, was dem SL tendentiell mehr Macht einräumt...er muss zahlreiche Dinge ad hoc entscheiden. Viele SL-Persönlichkeiten wollen ihren "Thron" aber nur ungern wieder verlassen...  ;)
Erfahrungsgemäß leiden Spielgruppen solcher Systeme auffallend oft unter einem Tyrannen-SL...

oh ja. da kann ich gar nicht oft genug +1 geben. Ich würde sogar sagen, dass schlechte Systeme generell einen höheren Bedarf an "Regelauslegung" haben, d.h. der SL häufiger als alleiniger Exeget der "heiligen Schrift" fungiert ;)

Ich glaube außerdem, dass ein Blick auf die -natürlich nie zu 100% vorliegenden- Spielertypen hilft. Gerade ein Method Actor fühlt sich wahrscheinlich in einer Runde, die über große Teile ohne die schlechten Regeln spielt (wie es Rumpel im anderen Thread für seine DSA Mitspieler beschrieben hat) oder Regelanwendung zumindest vermeidet, sehr wohl, weil er da am meisten Raum für freies Charakterspiel sieht.

Diese Situation dürfte auch den Casuals gelegen kommen, da ein fokussiertes System mit klarem Ziel eben weniger Raum für das Außenrum bzw. ein Zurückziehen auf die Beobachterposition bietet.



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Re: Warum werden "schlechte" Systeme gespielt?
« Antwort #15 am: 14.10.2014 | 14:35 »
Für den Erfolg von "schlechten Systemen" ist häufig der Hintergrund ein wichtiger Faktor. Hintergründe wie Aventurien oder auch die Welt von 7th Sea, um Mal zwei Beispiele zu nehmen die in unserer Gruppe für Kopfschütteln sorgten, sind sehr schlecht auf andere Systeme umzusetzen. Denn hier wird der Fluff gleichzeitig mit Regeln unterstützt. Man kann also nicht einfach die störenden Regel heraus nehmen weil eben auch ein Teil des Hintergrunds heraus genommen wird.
Ich frage mich da gerade welches Setting für den Erfolg von Minecraft zuständig war. Denn seien wir mal ehrlich: Minecraft ist aus Sicht der Kohärenz ein absoluter Albtraum. Du hast Lego mit jeder Menge Gestaltungsmöglichkeiten. Aber dabei musst Du Deine Haut und Deine Konstruktionen vor den Creeper schützen. Gleichzeitig hast Du ein Stufensystem mit jeder Menge XP-Vergabe, das Du aber nur dazu verwenden kannst, um Dinge zu verzaubern. Um Deine Bauten überhaupt bauen zu können, musst Du Dich aber erstmal durch die Erde grinden. Gleichzeitig hast Du absolut kein Handbuch, dass Dir irgendwas erklärt, sodass Du Dir die Rezepte alle erstmal selber zusammen suchen musst. Usw.

Aber trotzdem ist es mit weiten Abstand das erfolgreichste Computerspiel der Welt. Wieso?

EDIT: Da habe ich ja noch die absolute Schrottgraphik im Blöckchenformat vergessen...
« Letzte Änderung: 14.10.2014 | 14:41 von 6 »
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Re: Warum werden "schlechte" Systeme gespielt?
« Antwort #16 am: 14.10.2014 | 14:45 »
Es ist ein schönes Beispiel für nicht in eine bestimmte Richtung hin entwickelte Spiele, mit viel Handlungsfreiheit und unterschiedlichen Verwendungsmöglichkeiten.

Blos: Das alleine sagt noch nichts über die Qualität aus. Und es gibt auch genug Gegenbeispiele von Spielen mit großer Handlungsfreiheit und verschiedenen Spielansätzen, welche gnadenlos floppten.

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Re: Warum werden "schlechte" Systeme gespielt?
« Antwort #17 am: 14.10.2014 | 14:49 »
Oder anders: Alleine die große Handlungsfreiheit dürfte nicht für den Erfolg von Minecraft wichtig gewesen sein.
Dann haben wir das also auch schonmal ausgeschlossen.

Weiter: Warum ist Minecraft so erfolgreich wie es ist?
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Joseph Joubert (1754 - 1824), französischer Moralist

Offline Arldwulf

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Re: Warum werden "schlechte" Systeme gespielt?
« Antwort #18 am: 14.10.2014 | 14:56 »
Ich denke dafür gibt es viele Gründe, aber lass uns mal lieber bei Rollenspielen bleiben. Denn die Analogien zu Computerspielen zu ziehen ist sehr schwer. Sonst müssen wir auch die nächsterfolgreicheren Spiele (Minecraft ist nur für den PC eines der erfolgreichsten) bewerten. Z.B. die Super Mario - Reihe, mitsamt ihrer Ableger, oder die extrem oft verkauften Partyspiele von Nintendo.

Alle drei Spiele dort - das Open World Spiel, das ganz klassische Geschicklichkeitsspiel und die Partyspiele haben völlig verschiedene Gründe für ihren Erfolg, und wenn wir anfangen dort Analogien zu Rollenspielen zu ziehen wird es sehr leicht beliebige Aussagen zu treffen.

Die dann aber auch wirklich nur dies sind. Beliebig.

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Re: Warum werden "schlechte" Systeme gespielt?
« Antwort #19 am: 14.10.2014 | 14:57 »
Die Fragestellung ist ja schon etwas elitär, wennauch verständlich. Wir sollten nicht vergessen, dass wir hier in einem Nerdforum sind  ;D Meiner Meinung nach spielt der Großteil der Rollenspieler ein Spiel, weil es ihnen Spaß macht, ohne die Hintergründe genau zu definieren. Ob ein Spiel "schlecht" oder "gut" ist - abgesehen von der schwer feststellbaren Definition - spielt zunächst mal eine untergeordnete Rolle.
Um es mal mit der Automobilindustrie zu vergleichen: Wenn es nach einigermaßen objektiven Maßstäben ginge, würde es auf den Straßen anders aussehen. Statt BMW x6 wird dann der neue Twingo gefahren, weil der umweltfreundlicher ist, man damit besser einparken kann und er weniger kostet  ;).
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Ich habe die G7 in 10 Stunden geleitet! Ich habe Zeugen dafür!

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Re: Warum werden "schlechte" Systeme gespielt?
« Antwort #20 am: 14.10.2014 | 15:04 »
Ich denke dafür gibt es viele Gründe, aber lass uns mal lieber bei Rollenspielen bleiben. Denn die Analogien zu Computerspielen zu ziehen ist sehr schwer. Sonst müssen wir auch die nächsterfolgreicheren Spiele (Minecraft ist nur für den PC eines der erfolgreichsten) bewerten. Z.B. die Super Mario - Reihe, mitsamt ihrer Ableger, oder die extrem oft verkauften Partyspiele von Nintendo.
Nein. Das brauchen wir nicht. Wir wollen ja nicht klären, welche Systeme sich gut verkaufen, sondern warum sich "schlechte Systeme" verkaufen und da finde ich die Analogie hervorragend, denn Minecraft steht mit seiner Inkohärenz etwa auf der gleichen Stufe wie Vampire oder DSA. Ich behaupte von daher: Wenn wir verstehen, welche Güte Minecraft hat, dann kommen wir da direkt wieder zurück zu den "schlechten Rollenspielsystemen" und deren Erfolg.
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Offline bobibob bobsen

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Re: Warum werden "schlechte" Systeme gespielt?
« Antwort #21 am: 14.10.2014 | 15:11 »
@ 6

Weil niemand Modern Talking CD´s besitzt, ich kenne Mindcraft nur vom Namen.

Zum Thema

Ich glaube man fängt mit irgendeinem beliebigen Spiel an, und hat wenn man dann über den Tellerrand geschaut hat nicht den Mut sich selbst einzugestehen das das was man da seit Jahren gespielt hat Bockmist war. Ist wie in einer schlechten Ehe wo man zusammenbleibt weil die Kinder noch nicht erwachsen sind oder man der Meinung ist man findet eh keine/n andere/n.
Die Meisten die ich kenne die sich dessen bewusst wurden haben gleich ganz mit RSP aufgehört.

Offline Thandbar

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Re: Warum werden "schlechte" Systeme gespielt?
« Antwort #22 am: 14.10.2014 | 15:15 »
Meint man in diesem Zusammenhang mit "System" allein so Sachen wie den Würfelmechanismus? Oder zählen da noch andere Elemente mit dazu?
"Du wirst direkt in diesem Moment von einer Zilliarde grünkarierter Kakerlakeneinhörner in Tweedanzügen umzingelt, die mit Fallschirmen aus gebeiztem Vanillepudding aus der nächstgelegenen Dattelpalme springen und dich zu ihrer Avonberaterin krönen - und die Krone ist aus Dr. Frankensteins bösartig mutiertem Killernougat! Streich dir 78000 Hirnschadenspunkte ab und mach sofort eine Jodelimprovisation!"

Offline Ein Dämon auf Abwegen

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Re: Warum werden "schlechte" Systeme gespielt?
« Antwort #23 am: 14.10.2014 | 15:21 »
Auch die Verfügbarkeit/das Vorhanden sein von Material Spielhilfen, Settingbüchern, Abenteuern usw. dürfte eine Rolle spielen.

Es gibt z.B. nicht viele Spiele wo du so ne große Auswahl an Kaufabenteuern hast wie bei DSA (insbesondere wenn sie auf Deutsch haben willst).

Btw. die DSA-Regeln sind mMn immer noch ne ganze Ecke kohärenter als die Vampire (VTM) Regeln.
Merke: Neue Regeln zu erfinden ist nicht schwer, unnötige Regeln zu erkennen und über Bord zu werfen erfordert bedeutend mehr Mut und Sachverstand.

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Offline Arldwulf

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Re: Warum werden "schlechte" Systeme gespielt?
« Antwort #24 am: 14.10.2014 | 15:25 »
Nein. Das brauchen wir nicht. Wir wollen ja nicht klären, welche Systeme sich gut verkaufen, sondern warum sich "schlechte Systeme" verkaufen und da finde ich die Analogie hervorragend, denn Minecraft steht mit seiner Inkohärenz etwa auf der gleichen Stufe wie Vampire oder DSA. Ich behaupte von daher: Wenn wir verstehen, welche Güte Minecraft hat, dann kommen wir da direkt wieder zurück zu den "schlechten Rollenspielsystemen" und deren Erfolg.

Ok, blos: Wie grenzen wir dies ab?

Um ein Beispiel zu bringen: Minecraft ist auf dem PC ja aus einem sehr einfachem Grund eines der erfolgreichsten Spiele. Es hat nutzt einen Raubkopien reduzierenden Vertriebsweg und ist vergleichsweise günstig. Spiele wie z.B. Starcraft waren (noch) erfolgreicher was die tatsächliche Verbreitung betrifft. Sie haben nur mehr Geld an Raubkopierer verloren. Ohne diesen Effekt wäre Minecraft auch viel früher von Konkurrenzprodukten angegriffen worden, hätte auch viel weniger an Updates und Bugfixes und der Portierung auf andere Plattformen arbeiten können. Oder anders gesagt: Geld macht Spiele erfolgreicher.

Nimmt man all diese erfolgreichen Spiele zusammen ist es schwer Gemeinsamkeiten zu finden.

Am ehesten könnte man noch sagen: Erfolgreiche Spiele haben einen auf langfristige Spielweise angelegten Ansatz und einen hohen Widerspielwert. So bekommt man dann sowohl Mario / Donkey Kong, als auch Minecraft und Starcraft - aber auch Spiele wie die Partyspiele in eine Kategorie. All diese Spiele kann ich kaufen, und mit ihnen auch noch in Jahren Spaß haben, und beim hundertstem Wiederspielen. Es ist hierbei aber eine Preis / Leistungskategorie. Und explizit nicht auf die "schlechte" Qualität bezogen, sondern auf das Gegenteil davon: Was bekomme ich für mein Geld?

Und diese Frage gilt auch für Minecraft: Was ich für mein Geld bekomme ist sehr viel. Viel Spielzeit, viel Spielwelt, viele Möglichkeiten etwas zu erschaffen. Was gegen die These vom "schlechtem" Spiel spricht.

Ein früheres vergleichbares Spiel wäre beispielsweise auch Pirates! oder noch früher Elite! welche ebenfalls beide den Ansatz verfolgten die Spielweise des Spielers möglichst wenig vorab festzulegen. Aber auch hier gilt: Vergleichbare Spiele, die diese Ansätze aufnehmen wollten gab es oft. Erfolgreich waren sie aber eher selten, während gleichzeitig andere Spiele mit anderen Ansätzen erfolgreich waren.

Einfach weil die Qualität und auch der Erfolg losgelöst von der Frage nach der Handlungsfreiheit ist.

Viel weiter als bis zu "Spiele die mir mehr für ihr Geld geben sind am Ende meist erfolgreicher." bringt uns die Analogie halt nicht - und selbst dies ist oft eher eine grobe Richtung als eine absolute Wahrheit. Es gibt eine Menge Spiele die - trotz super Preis/Leistungs- Verhältniss ohne Erfolg abtraten.
« Letzte Änderung: 14.10.2014 | 15:27 von Arldwulf »