Autor Thema: Warum werden "schlechte" Systeme gespielt?  (Gelesen 24398 mal)

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Re: Warum werden "schlechte" Systeme gespielt?
« Antwort #50 am: 14.10.2014 | 17:48 »
Die Frage wäre aber inwieweit Minecraft überhaupt inkohärent ist. Es ist ja nicht einmal so als ob es dort verschiedenste Genre durcheinanderwirft: Tatsächlich orientiert sich das Spiel durchaus recht stark an Vorbildern.
Du. Das gilt genauso für die "schlechten Systeme", ob jetzt DSA oder Vampire oder sonst ein Mainstreamsystem. Das wird ja gerade z.B. bei Vampire als Teil des Problems angesehen. Check.
Zitat
Eben vorherigen Open World Spielen wie die oben genannten. Das geht so weit, dass einige der Techniken dort direkt aus anderen Spielen übernommen wurden. "Kombiniere so und so viel von Gegenstand A mit so und so viel von Gegenstand B zu Gegenstand C in deinem Inventar" ist 2009 nicht so ganz neu gewesen. Und genausowenig zufallsgenerierte Welten oder die Kombination von Erforschung, Sammeltrieb und aktiver Veränderung der Spielwelt.
Das auch. DSA hat sich kräftig bei D&D bedient. Vampire hat so viel aus dem damaligen Ars Magica-System geklaut. Check.
Zitat
Letztlich entspricht Minecraft sehr genau dem was man von einem Open World Spiel erwarten würde, und was zuvor bereits als Genrekonvention etabliert wurde.
Hey. Das auch. Check.
Zitat
Es mixt einige Elemente - doch die oben genannte Inkohärenz existiert nur wenn man Spiele in fixe Kategorien packen will. Die es aber auf dem Computerspielemarkt und auch dem Rollenspielmarkt gar nicht so sehr gibt.
Eben. Nur bei den extremen Indyspielen. Check.
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Re: Warum werden "schlechte" Systeme gespielt?
« Antwort #51 am: 14.10.2014 | 17:53 »
Du. Das gilt genauso für die "schlechten Systeme", ob jetzt DSA oder Vampire oder sonst ein Mainstreamsystem. Das wird ja gerade z.B. bei Vampire als Teil des Problems angesehen. Check.Das auch. DSA hat sich kräftig bei D&D bedient. Vampire hat so viel aus dem damaligen Ars Magica-System geklaut. Check.Hey. Das auch. Check.Eben. Nur bei den extremen Indyspielen. Check.

Deshalb ja oben die Frage, ob du "schlecht" mit "Mainstream / breiter Fokus" gleichsetzt. Würde ich nicht machen, es gibt schlechte Spiele mit engem Fokus und schlechte Spiele mit sehr breitem Fokus. Und von beidem auch gute Varianten.

Haben wir für die Frage nach diesem Aspekt der Entwicklung auf eine fixe Spielweise hin nicht schon den anderen Thread? Muss natürlich Arkam sagen was er damit meinte, aber ich würde diesen Thread hier schon auf eine (subjektive oder objektive) Qualität der Spiele münzen.

Offline Blizzard

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Re: Warum werden "schlechte" Systeme gespielt?
« Antwort #52 am: 14.10.2014 | 17:59 »
Für den Erfolg von "schlechten Systemen" ist häufig der Hintergrund ein wichtiger Faktor. Hintergründe wie Aventurien oder auch die Welt von 7th Sea, um Mal zwei Beispiele zu nehmen die in unserer Gruppe für Kopfschütteln sorgten, sind sehr schlecht auf andere Systeme umzusetzen.
Also das mit DSA verstehe ich ja noch, aber 7thSea? Was ist denn am (Regel-)system von 7thSea schlecht?

dann zur Frage: Warum werden "schlechte"Systeme trotzdem gespielt? Einige Gründe wurden schon genannt, ich denke:
-weil der (gute) Hintergrund das (schlechte)System kompensiert
-weil eine Convertierung auf ein anderes System viel Zeit erfordert, die man nicht hat oder die man lieber mit spielen verbringt
-weil man Angst vor Neuem und Unbekannten hat und lieber das spielt, was man seit x Jahren kennt
-weil Alternativen nicht in Sicht oder noch schlechter sind
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Re: Warum werden "schlechte" Systeme gespielt?
« Antwort #53 am: 14.10.2014 | 18:04 »
Deshalb ja oben die Frage, ob du "schlecht" mit "Mainstream / breiter Fokus" gleichsetzt. Würde ich nicht machen, es gibt schlechte Spiele mit engem Fokus und schlechte Spiele mit sehr breitem Fokus. Und von beidem auch gute Varianten.
Okay. Das hatte ich nicht gesehen. Ich sehe hier "schlecht" in dem Zusammenhang wie er im Ausgangsthread verwendet wurde. Ein "schlechtes" System ist ein inkohärentes System. Ausgangspunkt war da Vampire.
Zitat
Haben wir für die Frage nach diesem Aspekt der Entwicklung auf eine fixe Spielweise hin nicht schon den anderen Thread? Muss natürlich Arkam sagen was er damit meinte, aber ich würde diesen Thread hier schon auf eine (subjektive oder objektive) Qualität der Spiele münzen.
Naja. Der andere Thread ist die Grundlage dieses Threads und ich hatte Arkam schon so verstanden, dass er gerne wissen wollte wieso diese "schlechten" Rollenspiele überhaupt noch gespielt werden.
Wenn er etwas Anderes meinte, dann hast Du Recht und wir sollten dann hier nicht weiter drüber diskutieren.
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Online Arldwulf

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Re: Warum werden "schlechte" Systeme gespielt?
« Antwort #54 am: 14.10.2014 | 18:07 »
Er bezieht sich ja konkret auf störende Regeln und die Frage inwieweit man die Settings für andere Systeme nutzen kann...insofern glaub ich nicht, dass es an der generellen Ausrichtung liegt im Sinne von "Mainstream Fantasy ist schlecht".

Achamanian

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Re: Warum werden "schlechte" Systeme gespielt?
« Antwort #55 am: 14.10.2014 | 18:10 »
Siehst du (siehe oben): ich dachte er hätte "schlecht" geschrieben um auf die umgangssprachliche Nutzung des Wortes schlecht hinzuweisen. (schwarz/weis Malerei, Unterteilung in gut&schlecht, ohne Zwischenstufen zuzulassen, subjektiver Ansatz). Kein Plan wie ich dir das sonst erklären soll. Tut aber auch nichts zum Thema. Fakt ist: ich persönliche empfinde den Ausgangspost anmaßend.

Na ja, man kann ja trotzdem eine sinnvolle Diskussion aus dem Thread machen, wenn man feststellt, dass "gut"/"schlecht" natürlich höchst subjektive Kriterien sind und die Startfrage insofern am meisten Sinn ergibt, wenn sie bedeutet: "Warum spielen Leute Systeme, die sie als schlecht empfinden?"
Das begegnet zumindest mir durchaus häufig. Die Antworten sind teilweise natürlich ganz banal und hier schon mehrfach genannt worden (man hat sich halt dran gewöhnt, für anderes stehen keine Spieler zur Verfügung, man kennt gar nicht die Alternativen oder käme nicht auf die Idee, ein Setting mit einem anderen als dem offiziellen System zu bespielen ...).

Ich meine aber aus meiner DSA4-Erfahrung zu wissen, dass es da noch komplexere Gründe geben kann. Denn da waren sich wie gesagt alle einig, dass das System nicht taugt, wussten um mögliche Alternativen und hatten eine feste Runde, mit der man sich gemeinsam auf eine solche hätte einigen können. Ist aber nicht passiert, zum Teil aus Trägheit, aber auch wegen einer irrationalen Abwehr dagegen, was am "Gesamtpaket" zu drehen.

Woher kommt so was? Ist das einfach Angst vor Veränderung? Oder ist die Markenmacht von einem Spiel wie DSA so stark, dass es eine gewisse "Autorität" entwickelt, der man sich als Spieler bewusst oder unbewusst unterwirft?

Und: Kann es in manchen Fällen auch schlicht sinnvoll sein, mit dem für schlecht befundenen System weiterzumachen, weil der Umgang damit schon so eingespielt ist, dass das ganze auf seine Art funktioniert, nicht unbedingt über Hausregeln, aber auch nicht "as written", sondern am ehesten in Form der Vermeidung von Regelanwendung?

Offline Maarzan

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Re: Warum werden "schlechte" Systeme gespielt?
« Antwort #56 am: 14.10.2014 | 18:16 »
Die Leute müssen ja auch erst einmal einig sein in welche Richtung eine Verbesserung sich bewegen muss. Ggf ist das Altsystem dann letztlich doch die Schnittmenge des Kompromisses, und sei es, weil man keinen neuen anderen findet aber eben spielen will.
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Offline Slayn

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Re: Warum werden "schlechte" Systeme gespielt?
« Antwort #57 am: 14.10.2014 | 18:59 »
"Schlechte" Systeme kann man mit minimalsten Systemwissen bespielen, indem man de Verantwortung da an jemand anderen abgibt, erlauben aber sehr tiefgreifendes Schürfen im System, also mehr als nur das aktive Hobby am Spieltisch.
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Re: Warum werden "schlechte" Systeme gespielt?
« Antwort #58 am: 14.10.2014 | 19:07 »
"Schlechte" Systeme kann man mit minimalsten Systemwissen bespielen, indem man de Verantwortung da an jemand anderen abgibt, erlauben aber sehr tiefgreifendes Schürfen im System, also mehr als nur das aktive Hobby am Spieltisch.

Inwiefern? Je schlechter das System, umso wichtiger wird doch Systemwissen um Probleme umgehen zu können.

Offline Haukrinn

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Re: Warum werden "schlechte" Systeme gespielt?
« Antwort #59 am: 14.10.2014 | 19:24 »
Nein, umso leichter wird's den Mist selbst zu ignorieren (und sich einen Trottel zu suchen der sich einliest, falls man die Sachen doch verwenden möchte).
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Online Arldwulf

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Re: Warum werden "schlechte" Systeme gespielt?
« Antwort #60 am: 14.10.2014 | 19:28 »
Wenn Regeln leicht zu ignorieren  sind ist dies ja ebenfalls eine Qualität - und umgedreht ein Zeichen für mangelnde Qualität, wenn beim ignorieren oder Ändern einer Regel alles zusammenbricht.


Offline Slayn

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Re: Warum werden "schlechte" Systeme gespielt?
« Antwort #61 am: 14.10.2014 | 20:09 »
Nein, umso leichter wird's den Mist selbst zu ignorieren (und sich einen Trottel zu suchen der sich einliest, falls man die Sachen doch verwenden möchte).

Eben jenes. Paradebeispiel: DSA4.1. Man ignoriert es, so lange es geht, wenn man aber für irgend etwas eine Regel braucht, wird man schnell fündig. Selbst für den obskursten Mist.
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Luxferre

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Re: Warum werden "schlechte" Systeme gespielt?
« Antwort #62 am: 14.10.2014 | 20:10 »
Es werden so viele schlechte Rollenspiele gespielt, weil es so viele schlechte Rollenspieler gibt.

Offline Thandbar

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Re: Warum werden "schlechte" Systeme gespielt?
« Antwort #63 am: 14.10.2014 | 20:14 »
Wenn Regeln leicht zu ignorieren  sind ist dies ja ebenfalls eine Qualität - und umgedreht ein Zeichen für mangelnde Qualität, wenn beim ignorieren oder Ändern einer Regel alles zusammenbricht.

Klingt für mich eher nach wichtigen und unwichtigen Regeln. Eine Regel wird nicht dadurch besser, dass sie kaum etwas bewirkt.
"Du wirst direkt in diesem Moment von einer Zilliarde grünkarierter Kakerlakeneinhörner in Tweedanzügen umzingelt, die mit Fallschirmen aus gebeiztem Vanillepudding aus der nächstgelegenen Dattelpalme springen und dich zu ihrer Avonberaterin krönen - und die Krone ist aus Dr. Frankensteins bösartig mutiertem Killernougat! Streich dir 78000 Hirnschadenspunkte ab und mach sofort eine Jodelimprovisation!"

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Re: Warum werden "schlechte" Systeme gespielt?
« Antwort #64 am: 14.10.2014 | 20:32 »
Auch beliebte "schlechte Systeme" haben eben Stärken. Bei DSA wohl auch das "Barbiespiel".

Offline Oberkampf

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Re: Warum werden "schlechte" Systeme gespielt?
« Antwort #65 am: 14.10.2014 | 20:44 »
Es werden so viele schlechte Rollenspiele gespielt, weil es so viele schlechte Rollenspieler gibt.

Es werden so viele schlechte Rollenspiele gespielt, weil es fast KEINE RollenSPIELER gibt.
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Offline Bad Horse

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Re: Warum werden "schlechte" Systeme gespielt?
« Antwort #66 am: 14.10.2014 | 20:47 »
Ich denke mal, viele Leute haben keine Lust auf Veränderungen. Könnte ja schlechter sein, und man muss was Neues lernen... geht ja auch so. Wenn der Leidensdruck nicht hoch genug ist oder man ihm durch Handwedeln oder Hausregeln ausweichen kann, dann gibt es halt keinen ausreichenden Impuls dafür, irgendwas zu ändern.

@"Könnte ja schlechter laufen": Dann hat die Gruppe weniger Spaß, und derjenige, der das andere System vorgeschlagen hat, ist dafür irgendwie verantwortlich. Häufig laufen die ersten paar Runden mit einem neuen System ja auch viel holpriger als mit dem, das man schon gewöhnt ist.

Das bezieht sich jetzt auf Rumpels Frage, warum Leute ein System spielen, das sie "schlecht" oder zumindest "nicht so toll" finden.
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
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Korrekter Imperativ bei starken Verben: Lies! Nimm! Gib! Tritt! Stirb!

Ein Pao ist eine nachbarschaftsgroße Arztdose, die explodiert, wenn man darauf tanzt. Und: Hast du einen Kraftsnack rückwärts geraucht?

Offline Crimson King

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Re: Warum werden "schlechte" Systeme gespielt?
« Antwort #67 am: 14.10.2014 | 20:57 »
Als einer derjenigen, die recht rabiat die These vertreten, dass die Qualität des Regelwerks nichts oder nur wenig mit dem kommerziellen Erfolg oder der Verbreitung zu tun hat, erläutere ich meine Ansichten noch mal genauer. Ich möchte dabei allerdings anmerken, dass ich es als sehr unglücklich ansehe, dass der Themenstarter nicht genau erläutert hat, was er unter einem schlechten Spiel versteht. Ich gehe im Folgenden zunächst davon aus, dass als Qualität der Spielspaß einer (jeder) individuellen Runde her hält und System nicht als die gedruckten, sondern die tatsächlich am Tisch verwendeten Regeln gelten.

Unter diesen Voraussetzungen unterstütze ich die hier im Thread schon mehrfach geäußerte These, dass schlechte Systeme nur höchst selten zum Einsatz kommen. Es mag einige weit verbreitete Systeme geben, die by the book nach objektiven Kriterien Schrott sind (DSA 4 und oWoD sind da die offensichtlichen Kandidaten, auf die ich später in anderem Zusammenhang eingehen möchte). Die werden aber kaum by the book verwendet. Üblicherweise findet hier eine mehr oder minder starke Anpassung an die spezifischen Bedürfnisse der Gruppe statt, so dass am Ende ein gutes oder zumindest brauchbares System heraus kommt.

Interessanter ist die Frage, wieso sich by the book schlechte Systeme potenziell gut verkaufen. Und genau da lohnt dann ein Blick auf die beiden vorgenannten Spiele. De Gründe für den Erfolg von DSA 4 sind allerdings aus meiner Sicht allerdings andere als die für den Erfolg von Vampire (der der Kern des Erfolgs der oWoD ist).

Schaut man sich an, in welcher Zeit sich DSA zu einem marktbeherrschenden Produkt entwickelt hat, stellt man fest, dass es sich um genau die Zeit handelt, in der der Rollenspielmarkt selbst in starkem Wachstum begriffen war. In dieser Situation war Einsteigerfreundlichkeit ein wichtiges Kriterium, das DSA 1 voll erfüllt hat. Das hat es im Übrigen mit der DnD Red Box gemein. Allerdings ist das nicht der einzige Punkt, den die beiden Spiele gemeinsam haben. Bei Schmidt Spiele und bei TSR hatte man den Mut, den wachsenden Markt mit Material für den Spielwaren-Fachhandel zu bedienen und die Sichtbarkeit der eigenen Produkte massiv zu erweitern. Gleichzeitig wurden die Spiele in großem Maß als Jugendspiele mit Erwachsenenanleitung vermarktet, DSA 1 deutlich mehr als DnD. Ergänzend kam hinzu, dass die mit dem Rollenspiel verbundenen emotionalen Erlebnisse sehr gut geeignet sind, eine hohe emotionale Bindung von Kunden an die Marke zu gewährleisten. Das wurde dadurch unterstützt, dass die vorhandenen Kunden in den 90ern, als der Markt weitgehend ausgelastet war, mit Folgeeditionen und Supplements weiter an die eigene Marke gebunden wurden. wenn man vor der Wahl steht, sein Geld zum Erweitern des vorhandenen, bekannten, geliebten Spiels oder in ein neues, unbekanntes Spiel zu investieren, bleibt man in den allermeisten Fällen bei dem Produkt, das man schon hat.

Für DSA und DnD sind also meines Erachtens die Einsteigerfreundlichkeit der 80er Inkarnationen (durchaus ein Qualitätskriterium), der Mut zum Massenprodukt sowie die Kundenbindung durch Folgeprodukte die Erfolgsfaktoren. Diese tragen die beiden Systeme bis heute durch alle Inkarnationen, die vor allem bei DSA im Grunde immer schlechter wurden. Das interessiert aber keinen. Die emotionale Bindung an Marke und Spielgefühl ist wesentlich stärker als die rationale Ablehnung der Mechanik.

So weit zu DSA (DnD taugt meines Erachtens in keiner Edition als Beispiel für schlechte Regeln. Die Editionen sind alle by the book spielbar, ohne dass man Ausschlag kriegt). Den Erfolg von Vampire erklärt das nicht. Der ergibt sich meines Erachtens daraus, dass das Spiel eines der ersten war, die den Storytelling-Trend, der in den 80ern entstand, nach eigener Aussage voll bedienten und sogar regeltechnisch unterstützten. Dass die Regeln nicht funktionierten und das Spiel zwar Interview mit einem Vampir versprach, aber Queen of the Damned lieferte, steht auf einem anderen Blatt. Alleine einen solchen Ansatz zu versuchen, war erst mal innovativ. Das allein hätte für den Erfolg aber nicht ausgereicht. Das entscheidende Kriterium war meines Erachtens, dass Vampire das richtige Thema zur richtigen Zeit bedient hat. Im Sog des Erfolgs von Anne Rice und Bram Stokers Dracula, die Vampire als tragische Figuren darstellten und den düster-romantischen Zeitgeist trafen, ist Vampire mit nach oben geschwemmt worden. Vampire Romance ist ja, man will es kaum glauben, keine Erfindung dieses Jahrtausends, auch wenn dank Twilight alles noch viel schlimmer geworden ist.

Themen und Settings sind meines Erachtens seit Mitte der 90er, seit die Marketingstrategien, die DnD und DSA groß gemacht haben, nicht mehr greifen, die Erfolgsfaktoren für Rollenspiele. Pathfinder mag da die Ausnahme sein, aber Pathfinder kannibalisiert effektiv die Marke DnD und hat es geschafft, deren Branding für sich zu nutzen. Eine massentauglichere 4E, und Pathfinder würde in der Form nicht existieren.

Um meine These zu untermauern, werfe ich noch einen Blick auf zwei der kommerziell erfolgreichsten Spiele der letzten Jahre, das Dresden Files RPG und Numenera. Schaut man sich an, was den Erfolg dieser Spiele ausmacht, stößt man vor allem auf die Namen Jim Butcher und Monte Cook. Ersterer ist der Autor der beliebten und erfolgreichen Dresden Files-Romane, zweiterer hat sich einen Namen als Autor des hochinnovativen Planescape-Settings gemacht. Mit Rollenspielregeln haben beide nix am Hut. Das Dresdenverse und Cooks Ruf als Settingautor begründen hier den Erfolg. Numenera spielte per Kickstarter sogar bereits Millionen ein, bevor die Regeln überhaupt bekannt waren. Die waren den Käufern völlig egal.

Spielregeln haben einen nicht zu knappen Einfluss auf den Spielspaß einer Rollenspielrunde. Als Kaufkriterium halten sie nur bei den allerwenigsten her. Lieber passt man sich die Regeln an.

Um auf die Ausgangsfrage zurück zu kommen: by the book schlechte Rollenspiele werden gespielt, weil entweder eine hohe emotionale Bindung der Spieler an das Produkt und das beim Spielen erfahrene Spielgefühl existiert oder weil einen Thema und Setting des Spiels derart anmachen, dass man schlechte Regeln in Kauf nimmt und anpasst.
Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen
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Re: Warum werden "schlechte" Systeme gespielt?
« Antwort #68 am: 14.10.2014 | 21:21 »
Ich schreib`das ja ungern aber: eine sehr interessante und sicherlich nicht falsche Erklärung. Wobei ich nochmals hervorheben möchte, dass mEn die Regeln so genannter "schlechter" Systeme von einem Großteil der Spieler nicht per se als schlecht wahrgenommen werden sondern allenfalls einzelne Teilregeln, die dann ggf. eben haugeregelt werden. Zumindest entspricht es nicht meinem Erfahrungsschatz, dass (viele) Spieler langfristig machosistisch veranlagt ein Spiel betreiben, welches durch ein unzureichendes System eher Frust als Lust verursacht. Aber das mag natürlich nur auf die von mir beobachteten und bekannten Runden zutreffen.
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Offline Crimson King

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Re: Warum werden "schlechte" Systeme gespielt?
« Antwort #69 am: 14.10.2014 | 21:28 »
Wie gesagt, die faktisch verwendeten Systeme sind in den seltensten Fällen schlecht, entsprechen bei schlechten Vorgaben aber nur selten den geschriebenen Regeln.
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Offline Talasha

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Re: Warum werden "schlechte" Systeme gespielt?
« Antwort #70 am: 14.10.2014 | 22:05 »
Auch beliebte "schlechte Systeme" haben eben Stärken. Bei DSA wohl auch das "Barbiespiel".

Ja, Barbiespiel + Hintergrundverzahnung sind gute Argumente für DSA, auch wenn Artefaktmagie usw. das ein bisschen Sprengen. Leider ist die Punktzahl in anderen Bereichen bei DSA verheerend.
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Offline blut_und_glas

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Re: Warum werden "schlechte" Systeme gespielt?
« Antwort #71 am: 14.10.2014 | 22:27 »
Wobei ich nochmals hervorheben möchte, dass mEn die Regeln so genannter "schlechter" Systeme von einem Großteil der Spieler nicht per se als schlecht wahrgenommen werden sondern allenfalls einzelne Teilregeln, die dann ggf. eben haugeregelt werden.

Persönlich gehe ich da sogar gerne noch einen Schritt weiter: Die hier implizierte Zerlegbarkeit in Teilregeln, die (bei Nichtgefallenen) ausgetauscht werden können - und dazu (durch Nichtgefallen) vielleicht sogar einladen - ist für mich ein recht wichtiges Gütekriterium für ein Regelsystem (Klammern nicht zwangsläufig inbegriffen).
Ein Spiel, das nicht zum Basteln einlädt oder das am Ende sogar gar keinen Platz zum Basteln lässt, weil alles so nahtlos ineinandergreift und perfekt funktioniert (mithin also wohl ein "gutes" System...), dass sich nirgends einhaken, nichts abbrechen und nichts anflanschen lässt, ist mir viel eher ein Dorn im Auge, als eines, das aus sich heraus viel weniger perfekt ist, mir aber dafür Ansatzpunkte zum Arbeiten gibt (zum Beispiel in Form von "Schwächen"/"schlechten" Regeln...).

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Offline Sashael

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Re: Warum werden "schlechte" Systeme gespielt?
« Antwort #72 am: 15.10.2014 | 05:28 »
Ich glaube ja, dass die Antwort ähnlich ist wie die auf die Frage, warum zur Hölle man bei SLs spielt, die objektiv Scheisse sind.
Gewohnheit, mangelnde Alternativen (wo kein SL, da auch keine Spieler, egal wie gut das System), Bequemlichkeit.

Es ist doch ziemlich Wurst, wie gut oder schlecht ein System ist. Wenn der SL nur das anbietet, wird genau das gespielt. Und mEn ist die Bereitschaft, sich in ein neues System einzuarbeiten, anstatt das Gleiche wie immer zu leiten, doch im Schnitt erheblich geringer als hier bei den Eliterollenspielern des :t:*.

Diejenigen, die bereit sind, sich die Arbeit des SL aufzuhalsen, bestimmen, was gespielt wird. Damit wird die Masse an Leuten, die über den Erfolg eines Systems an den Spieltischen bestimmen, doch erheblich kleiner.

* - Hier steckt übrigens weitaus weniger Ironie drin, als man meinen könnte.  ;)
"Ja natürlich ist das Realitätsflucht. Was soll daran schlecht sein? Haben Sie sich die Realität in letzter Zeit mal angesehen? Sie ist grauenhaft!"


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Luxferre

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Re: Warum werden "schlechte" Systeme gespielt?
« Antwort #73 am: 15.10.2014 | 07:46 »
Ich glaube ja, dass die Antwort ähnlich ist wie die auf die Frage, warum zur Hölle man bei SLs spielt, die objektiv Scheisse sind.
Gewohnheit, mangelnde Alternativen (wo kein SL, da auch keine Spieler, egal wie gut das System), Bequemlichkeit.

Es ist doch ziemlich Wurst, wie gut oder schlecht ein System ist. Wenn der SL nur das anbietet, wird genau das gespielt. Und mEn ist die Bereitschaft, sich in ein neues System einzuarbeiten, anstatt das Gleiche wie immer zu leiten, doch im Schnitt erheblich geringer als hier bei den Eliterollenspielern des :t:*.

Diejenigen, die bereit sind, sich die Arbeit des SL aufzuhalsen, bestimmen, was gespielt wird. Damit wird die Masse an Leuten, die über den Erfolg eines Systems an den Spieltischen bestimmen, doch erheblich kleiner.

* - Hier steckt übrigens weitaus weniger Ironie drin, als man meinen könnte.  ;)

Aus einem ähnlich gelagerten Grund auch mein defaitistischer Post gestern.

80% aller Gruppen wissen gar nicht, ob sie ihr Spiel richtig oder falsch spielen (und ich hoffe, es ist ihnen schietegal). Sie tun es einfach und müssen sich nicht, wie unsereins in irgend so nem dahergelaufenen Forum die Köppe heiß reden, ob und wie oder was oder sowieso und überhaupt ...
Was an einem Spiel schlecht oder falsch sein soll, erschließt sich mir nicht und die gängige Meinung zu diversen Systemen kann ich mangels Einblick auch gar nicht teilen. Will ich auch gar nicht. Nachher informiere ich mich falsch, was ja auf jeden Fall zutreffen wird, denn irgendjemand findet das falsch.

Das Einzige, was ich persönlich schlecht finde, ist das Spiel zu zertheoretisieren und dabei das Spielen an sich auf der Strecke zu lassen. Das ist wie ein Betriebswirt nach dem Studium, der im ersten Job alles besser weiß. So ohne Berufserfahrung und so. Klugschietern ohne flesh to the bones ist falsch. Und die 4E ;)

Offline blut_und_glas

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Re: Warum werden "schlechte" Systeme gespielt?
« Antwort #74 am: 15.10.2014 | 07:53 »
Ich glaube ja, dass die Antwort ähnlich ist wie die auf die Frage, warum zur Hölle man bei SLs spielt, die objektiv Scheisse sind.

Weil er nett ist und guten Kuchen bäckt?

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