Autor Thema: Eine Frage der Generation  (Gelesen 11894 mal)

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Offline Archoangel

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Eine Frage der Generation
« am: 21.10.2014 | 01:14 »
Aloah liebe Gemeinde. Ausgehend von einer RL-Debatte möchte ich die Frage stellen, ob sich eurer Erfahrung nach Rollenspieler in einer Art "Generationenfrage" unterscheiden, ob sich aufgrund dieser Generation und der damit verbunden Sozialisation (im rollenspielerischen Sinne) Unterschiede im Herangehen an Rollenspiele ausmachen lassen und ob gewisse Probleme (im Forum wie am Spieltisch) eurer Erfahrung nach damit einhergehen.

Der Grundgedanke war der, dass je nach Einstiegszeit und damit auch verfügbaren Systemen, Zugang zum Hobby usw. eben eine bestimmte Sicht auf das Hobby an sich verbunden ist. Wir haben die Generationen mal wie folgt definiert:

1. Leute die anfingen, als quasi keine deutschsprachigen Systeme vorhanden waren (Ur-Midgard mal ausgeklammert; das war ja nur einer sehr begrenzten Zahl von Spielern zugänglich)

2. Leute die mit BEAM-D&D bzw. DSA1 sozialisiert wurden, also ab 83/84 anfingen

3. Alle die erst mit DSA2 bzw. 2nd Edition (und Systemen dieser Zeit) zum Hobby kamen, also ab ca. 88/89

4. Jene die ab V:tM, bzw. DSA3 und Konsorten ins Gewerbe schlitterten, also ab ca. 93

5. Die "Externen", also jene, die über Vampire Live bzw. Magic den Erstkontakt gemacht haben und dann erst zum P&P kamen

6. New Wave of RPG: DSA4 und D&D3 als Einstiegsdroge bzw. Systeme, die ab Anfang des Jahrtausends auf den Markt kamen

7. Fuge, Fate& Co.: alle die den Zugang zunächst untypisch über die andere Seite des klassischen Rollenspiels bekamen (gibt es die überhaupt? Ich kenne keinen ...)

Die noch neueren Systeme kann ich schwer einordnen, da mir hier wenige bis keine Rollos bekannt sind, die zum Bleistift über Warhammer3, D&D4 oder meinetwegen auch BESM in die Gemeinde fanden; von daher fällt es mir schwer eine gemeinsame Linie zu postullieren ...

Eine 9. Gen dürfte entsprechend jetzt gerade entstehen, also jene welche 5E und DSA5 als Basiskontakt haben werden ...

Meinungen?
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Offline Vling

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Re: Eine Frage der Generation
« Antwort #1 am: 21.10.2014 | 01:42 »
... ist denn 1984 echt schon soo lange wieder her ... wie doch die Zeit vergeht :)

zum Thema - ja, ich bin voll deiner Meinung und die Aufspaltung macht sinn - jedoch würde ich nicht noch Shadowrun und Traveller vergessen. Gerade über Shadowrun sind viele meiner Bekannte zum P&P gekommen.
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Offline Chiarina

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Re: Eine Frage der Generation
« Antwort #2 am: 21.10.2014 | 02:07 »
Ich habe mit "Ur-Midgard" angefangen, als es noch nicht DSA1 gab. Heute suche ich nach Möglichkeiten, in einer Spielergruppe Fate zu spielen.

Ist die Ausgangsfrage sinnvoll? So fokussiert, wie sie gestellt ist, kann ich damit nichts anfangen. Ich denke, viel wichtiger als die Rollenspielgeneration, der jemand angehört, sind Charakterfragen bzw. Charakteristiken der Spielgruppen, in denen er sich bewegt:
- Ist jemand bzw. sind seine Spielgruppen experimentierfreudig oder nicht?
- Ist jemand bzw. sind seine Spielgruppen nichtangepasst (oder eher opportunistisch)?
- Reflektiert jemand bzw. seine Spielgruppen sein/ihr Tun oder nicht?

Die Ausgangsfrage klingt für mich nach: Welche Bedeutung haben die Gene für einen Menschen? Die erste Rollenspielerfahrung lässt sich aber nicht mit der genetischen Prägung der Haarfarbe gleichsetzen. Ein fanmäßige Bindung an D&D oder die Einstellung "Der Spielleiter hat immer Recht" existiert nicht als Gen. Charakterdispositionen, die die eine oder andere Haltung unterstützen gibt es aber vielleicht schon.

Chiarina
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Offline Melander

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Re: Eine Frage der Generation
« Antwort #3 am: 21.10.2014 | 04:50 »
Zitat
Ich denke, viel wichtiger als die Rollenspielgeneration, der jemand angehört, sind Charakterfragen bzw. Charakteristiken der Spielgruppen, in denen er sich bewegt
Das sehe ich genauso.
Und:
Zitat
Die erste Rollenspielerfahrung lässt sich aber nicht mit der genetischen Prägung der Haarfarbe gleichsetzen.
Genau so ist es.
Man verändert sich, oder entwickelt sich weiter. Oder auch zurück. Je nach Standpunkt.
Auch ich habe 1984 mit Rollenspiel angefangen. Mit D&D, dann MERS, Traveller, DSA, Shadowrun.
Anfangs war das System egal. Hauptsache Action und Story.
Später wollte ich alles genau geregelt haben. Ganz viele Fertigkeiten, Werte und Ausrüstungsporn.
Vor 2 Jahren kam bei mir der völlige Umbruch. Nach 8 Jahren DSA 4 hatte ich von Verregelungen die Nase voll.
Dann entdeckte ich Savage Worlds. Dann Fate. Dann die Apokalypse World. Und das war wie eine Offenbarung.
Genau das wollte ich...minimalistische Regeln, mit einfachen Mechaniken, die das narrative Spiel in den Vordergrund stellen.
Nicht, dass narratives Spiel nicht auch mit "oldschool"-Systemen ginge, haben wir ja auch getan, aber inzwischen gibt es Systeme, die das narrative eben unterstützen und nicht behindern oder verlangsamen.
Von DSA braucht man gar nicht erst anfangen. Aber wenn ich mir D&D anschaue, ist das genauso schlimm. Feat hier, Feat da, geht nur 2x am Tag, geht nur wenn Vollmond ist und der Jupiter im Schützen...etc etc...Verwaltung, Verwaltung und vor jedem Wurf nochmal nachschauen. Hitpoints runterzählen, Astralenergie verwalten...
Das sind die Systeme, mit denen ich sozialisiert wurde. Ich kann sie einfach nicht mehr ab.
Die Welten schon. Aber System matters eben doch! Zumindest für mich. Und deshalb bespiele ich sie lieber mit Fate oder der Apokalypse Engine. Und nie war ich entspannter beim meistern und hab wieder richtig Spaß dran. Und meine Spieler auch. Die blühen richtig auf. Genau wie ich.

Die Generationsfrage sehe ich also als echten Humbug an. Vor allem, da es ja viele wie mich gibt. Nicht jeder hört auf, D&D oder DSA zu spielen, spielt aber dennoch auch begeistert Fate oder AW oder ähnliche Konsorten.

Und ich? Vielleicht mag ich ja in 5 Jahren wieder die andere Schiene lieber. So ist das Leben. Man verändert sich. Was früher schmeckte, schmeckt heute nicht mehr und andersrum. Früher mochte man keine Oliven, heute schon. Früher lieber Bier als Wein, heute andersrum.
Bei manchen ist das nicht so. Und das ist doch auch okay.
Was hier teilweise an Glaubenskriegen stattfindet...da schüttel ich nur den Kopf. Ich halt es da lieber mit dem überstrapazierten "Leben und Leben lassen".

 
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Offline afbeer

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Re: Eine Frage der Generation
« Antwort #4 am: 21.10.2014 | 05:09 »

2. Leute die mit BEAM-D&D bzw. DSA1 sozialisiert wurden, also ab 83/84 anfingen

4. Jene die ab V:tM, bzw. DSA3 und Konsorten ins Gewerbe schlitterten, also ab ca. 93

6. New Wave of RPG: DSA4 und D&D3 als Einstiegsdroge bzw. Systeme, die ab Anfang des Jahrtausends auf den Markt kamen

X. D&D 4E

Y. D&D 5.

Aus diesem Gruppen habe ich Leute gesehen wie sie mit Rollenspiel anfingen. Damals haben sie sich nicht unterschieden.

Sie haben sich unterschiedlich verändert. Z.B. alle aus Gruppe 2 haben unterschiedliche Herrangehensweisen.

Offline Slayn

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Re: Eine Frage der Generation
« Antwort #5 am: 21.10.2014 | 09:40 »
Meinungen?

Ich würde sagen: Ja, da kann man ganz deutliche Unterschiede feststellen, besonders darin was als "akzeptabler Spaß" durchgeht.
Wenn wir einander in der Dunkelheit festhalten .. dann geht die Dunkelheit dadurch nicht vorbei
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Offline Arldwulf

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Re: Eine Frage der Generation
« Antwort #6 am: 21.10.2014 | 09:54 »
Aloah liebe Gemeinde. Ausgehend von einer RL-Debatte möchte ich die Frage stellen, ob sich eurer Erfahrung nach Rollenspieler in einer Art "Generationenfrage" unterscheiden, ob sich aufgrund dieser Generation und der damit verbunden Sozialisation (im rollenspielerischen Sinne) Unterschiede im Herangehen an Rollenspiele ausmachen lassen und ob gewisse Probleme (im Forum wie am Spieltisch) eurer Erfahrung nach damit einhergehen.

Kurz gesagt: Nein.

Ich hab schon mit Leuten gespielt die knapp vor der Rente standen, mit Kindern, und allen Generationen dazwischen. Und dabei haben sich die Vorlieben querbeet verteilt, und ganz generell war es sehr selten, das jemand nur ein RPG kannte. Oder speziell damit sozialisiert wurde.

Offline Fredi der Elch

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Re: Eine Frage der Generation
« Antwort #7 am: 21.10.2014 | 09:54 »
Ich sehe das wie viele Vorposter: die Generation macht wenig aus, viel wichtiger sind andere Einflüsse. Insofern: nein, ich halte die "Generationenfrage" für Blödsinn. Aber vielleicht übersehe ich ja etwas.

Deshalb meine Frage an alle, die das so sehen:
Ich würde sagen: Ja, da kann man ganz deutliche Unterschiede feststellen, besonders darin was als "akzeptabler Spaß" durchgeht.
Was genau sind denn solche Unterschiede? Bisher hört sich das alles sehr vage und spekulativ an. Schreibt doch bitte mal kurz auf, welche Generation wie spielt, bzw. was für sie akzeptabel ist. Dann können wir konkreter drüber reden. :)
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Offline 1of3

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Re: Eine Frage der Generation
« Antwort #8 am: 21.10.2014 | 10:00 »
Ich würde dir tendenziell zustimmen, allerdings gilt zu bemerken, dass, wann immer von einer Generation Schießmichtot die Rede ist, die Erkenntnis im weiteren eher verstellt zu werden scheint. Ich denke da mit Schaudern an die "Netzgeneration", wo viel eher von einem "Netzmilieu" die Rede sein müsste oder vielleicht sogar von mehreren "Netzmilieus".

Offline Slayn

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Re: Eine Frage der Generation
« Antwort #9 am: 21.10.2014 | 10:05 »
Deshalb meine Frage an alle, die das so sehen:Was genau sind denn solche Unterschiede? Bisher hört sich das alles sehr vage und spekulativ an. Schreibt doch bitte mal kurz auf, welche Generation wie spielt, bzw. was für sie akzeptabel ist. Dann können wir konkreter drüber reden. :)

Konkret kann man einfach mal betrachten wann welche "Techniken" ihren Weg ins Hobby gefunden haben und somit die Art wie man Spielt und und die Ansprüche daran, was wie genau jetzt Spaß machen soll sich gewandelt haben.

Im D&D Bereich hat z.B. das Erscheinen von Pharaoh und DL1 - Dragons of Despair einen brutalen Wandel hin zum Story-D&D ausgelöst und eine Zeit lang wurden viele der eher als traditionell zu wertenden Spielstile recht erfolgreich verdrängt oder zumindest marginalisiert.
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Offline Fredi der Elch

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Re: Eine Frage der Generation
« Antwort #10 am: 21.10.2014 | 10:10 »
Konkret kann man einfach mal betrachten wann welche "Techniken" ihren Weg ins Hobby gefunden haben und somit die Art wie man Spielt und und die Ansprüche daran, was wie genau jetzt Spaß machen soll sich gewandelt haben.
OK, das wäre dann eine (siehe berechtigte) historische Betrachtung. Aber als Aussage darüber, wie jemand, der zu einem bestimmten Zeitpunkt angefangen hat, jetzt spielt, wäre die Betrachtung ungeeignet. Und das meinte ich: wann jemand angefangen hat sagt wenig darüber aus, wie er jetzt spielt oder was er jetzt gut findet.
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Re: Eine Frage der Generation
« Antwort #11 am: 21.10.2014 | 10:17 »
OK, das wäre dann eine (siehe berechtigte) historische Betrachtung. Aber als Aussage darüber, wie jemand, der zu einem bestimmten Zeitpunkt angefangen hat, jetzt spielt, wäre die Betrachtung ungeeignet. Und das meinte ich: wann jemand angefangen hat sagt wenig darüber aus, wie er jetzt spielt oder was er jetzt gut findet.

Das ist klar. Aber es bleibt anzunehmen das die Art von Spiel/Spaß, mit der man sozialisiert wurde, relativ konstant bleiben wird. Sprich:
Wer auf dem vermeintlich primitiveren Niveau schon seinen Spaß hatte, der wird den Spaß daran nicht verlieren.
Wer ins Hobby kam als die Story/Storyteller/Railroading-Welle losging und damit seinen Spaß gelernt hat, der wird hingegen wohl unglücklich werden wenn er zu dem vermeintlich primitiveren, Story-losen Spielstil wechseln müsste.
Wer mit der Mechanik-Welle rein gekommen ist, der wird sich ohne diese Unterstützung nicht wohl fühlen.
Wer mit der PE-Welle reingekommen ist, der wird sich wohl mit dem "klassischen" Spiel mit starken SL nicht wohl fühlen.

Ich denke, die "Welle" die gerade eben geherrscht hat (also die Generation) bestimmt halt die Sozialisierung und damit den Geschmack.

[Nachtrag] Das kann man ganz gut betrachten wenn man sich den oft immer noch anhaltenden "Balancing Fetisch" so anschaut und was ein System vor diesem Phänomen und danach betrachtet wurde.
« Letzte Änderung: 21.10.2014 | 11:00 von Slayn »
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Offline Fredi der Elch

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Re: Eine Frage der Generation
« Antwort #12 am: 21.10.2014 | 11:00 »
Ich denke, die "Welle" die gerade eben geherrscht hat (also die Generation) bestimmt halt die Sozialisierung und damit den Geschmack.
Und genau das glaube ich eben nicht. Da gibt es aus meiner Sicht a) keine belastbaren Belege für, dafür aber b) jede Menge Gegenbeispiele für Leute, deren Geschmack sich im Lauf der Zeit stark geändert hat.
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Offline Archoangel

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Re: Eine Frage der Generation
« Antwort #13 am: 21.10.2014 | 11:04 »
Oh ... da war dann wieder das Internet und der geschriebene (interpretierbare) Text:

Wir dachten gar nicht daran, dass sich Personen nicht rollenspielerisch entwickeln könnten - das sollte nicht postulliert werden; im Gegenteil. Nur eben, dass auch die Bereitschaft diese Entwicklungen zu vollziehen in einer gewissen Abhängigkeit zum Erstkontakt besteht. Das generell das Herangehen an Rollenspiele einem gewissen Einfluss, abhängig von dem Generaltenor der (Haupt)Systeme seiner Zeit unterliegt. Intelligenz ist ja wissenschaftlich gesehen auch zu ca. 25% erblich. Die Frage sollte daher lauten: ist "Herangehen an Rollenspiele" eben auch zu einem gewissen Faktor "erblich" aufgrund der Erfahrungen mit dem Erstkontakt.

Meine Erfahrung z.B. besagt, dass Rollos der zweiten Generation generell offener sind völlig neue Systeme zu spielen, gerade solche Dinge die einen völlig neuen Ansatz ins Spiel bringen, wohingegen ich die Erfahrung gemacht habe, dass Spieler der sechsten Generation es deutlich schwerer haben an minimalistischen Systemen Freude zu finden; ihnen "fehlt" da immer etwas, gerade komplexe Kampfregeln usw.

Das nur als Beispiel ... mir fallen da noch einige Dinge auf, die ich natürlich nicht verallgemeinern möchte, sondern bei denen ich einfach die Frage stelle, ob es nicht sein kann, dass die Sozialisation mit Rollenspielen in ihrem historischen Kontext signifikant Einfluss auf die Majorität der Population haben kann, was das generelle Herangehen an das Hobby betrifft.

Ich hoffe das ist jetzt klarer.
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Offline Maarzan

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Re: Eine Frage der Generation
« Antwort #14 am: 21.10.2014 | 11:10 »
Die Generation würde ich nicht an der Jahreszahl sondern an der "Stil-Generation" der Startgruppe fest machen. Und ganz zu Anfang gab es die Teilung ja noch gar nicht, auch wenn die Leute sich danach in Stilrichtungen zerlegt haben. Die entsprechende trennende, aber eben auch aufklärende Sprache mußte erst erfunden werden.
Was am ehesten einem zeitlichen definierten Einfluss entspricht ist die Art und Menge an Alternativen und Konkurrenz zum PnP-Rollenspiel. Wer zu wenig freie Energie/Zeit hat, um da wie früher voll einzusteigen oder die jeweiligen Bedürfnisse anderswo leichter oder gar besser befriedigt bekommt, der bleibt halt weg und beeinflusst so die Restzusammensetzung.
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Offline Selganor [n/a]

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Re: Eine Frage der Generation
« Antwort #15 am: 21.10.2014 | 11:11 »
Die Generationen moegen ja vielleicht schon klappen, aber nur wenn sich Spieler nicht "vermischen" (oder auch mal Spiele aus anderen Generationen spielen).

Ich habe ab Generation 2 so ziemlich jede "Stufe" mitgemacht und habe momentan Runden die verschiedenen Generationen zugeordnet werden wuerden, jede mit ihrer eigenen Art zu spielen.

Sollte man also bereit sein seinen Stil auch im Laufe der Zeit (oder passend zum System - wer z.B. bei D&D 5e probiert so zu spielen wie man vorher schon D&D 4e gespielt hat wird das wahrscheinlich nix ;D ) zu veraendern kann man durchaus mit Spielen/Runden aus mehreren Generationen Spass haben.

b) jede Menge Gegenbeispiele für Leute, deren Geschmack sich im Lauf der Zeit stark geändert hat.
+1
Es gibt einige Sachen die ich frueher mal gerne gespielt habe ich aber heute nicht mehr mit der Kneifzange (oder nur unter Androhung von Gewalt o.ae.) noch anfassen (bzw. spielen) wuerde.

Abraham Maslow said in 1966: "It is tempting, if the only tool you have is a hammer, to treat everything as if it were a nail."

Offline Archoangel

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Re: Eine Frage der Generation
« Antwort #16 am: 21.10.2014 | 11:12 »
@Slayn: ja, aber ...

@Fredi: nein, aber ...

Ich finde ihr kommt beide in die Richtung an die ich denke. Zum einen finde ich Slayns Post sehr treffend, er sollte aber noch ergänzt werden um die Möglichkeit sich zu entwickeln. Es trifft eben nicht auf alle zu, zunächst aber einmal auf viele der entsprechenden generation. Und natürlich ist es möglich sich (in jedwede Richtung) zu entwickeln, nur müssen da erst einmal die eigenen Vorurteile überwunden werden, die jedoch wieder von der Generation mit auf den Weg gegeben werden. Ein Techniker wird zunächst einmal glauben Systeme müssten technisch sein - sonst könne er keinen Spass damit haben. Dieses Vorurteil ist ererbt durch die Generation der Spiele seiner Zeit, mit denen sie sozialisiert wurde; sind sie erst einmal aufgebrochen und der eigene Horrizont erweitert wird das Herangehen an unterschiedliche Aspekte des Hobbys jedoch unterschwelig immer noch anders sein, als das eines Oldschoolers.

Ich kann das leider wissenschaftlich nicht untersuchen (und natürlich: ja! Die Persönlichkeitsmerkmale werden einen stärkerten Einfluss haben, als die Rollenspielgeneration), weshalb ich hier ja auch nach den Erfahrungswerten frage.
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Offline Slayn

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Re: Eine Frage der Generation
« Antwort #17 am: 21.10.2014 | 11:17 »
@Slayn: ja, aber ...

Das es die Möglichkeit gibt sich zu entwickeln und einfach mal Spaß an "anderen Spaß" zu lernen habe ich jetzt mal als stillschweigende Grundannahme genommen.
Mir ging es bei dem Beitrag auch erst mal primär darum aufzuzeigen wo sich die Generationen genau unterscheiden (können) und warum dazwischen ohne weitere zu erbringende Leistung (also den Spaß am Spaß haben neu erlernen) kein Transfer stattfinden kann.
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Offline JS

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Re: Eine Frage der Generation
« Antwort #18 am: 21.10.2014 | 11:18 »
Und genau das glaube ich eben nicht. Da gibt es aus meiner Sicht a) keine belastbaren Belege für, dafür aber b) jede Menge Gegenbeispiele für Leute, deren Geschmack sich im Lauf der Zeit stark geändert hat.

Eben. Punkt.
 :d
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Offline Nevermind

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Re: Eine Frage der Generation
« Antwort #19 am: 21.10.2014 | 11:19 »
Ich denke die Generation in der man zum Rollenspiel gekommen ist gibt einen schon einen Grundtenor mit wie Rollenspiel zu laufen hat.

Wie die Reise dann weiter geht, das hängt dann sehr vom Spieler/Intensitaet/usw ab.

Wobei ich als Kind der AD&D/DSA1 Zeit schon damals die Schere hab aufgehen sehen wie realistisch gespielt wird, und was man sozusagen spielt. Aber da wars ein passt/passt nicht und nicht eine ellenlange Theoriediskussion. :)

Offline Grubentroll

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Re: Eine Frage der Generation
« Antwort #20 am: 21.10.2014 | 11:21 »
Im D&D Bereich hat z.B. das Erscheinen von Pharaoh und DL1 - Dragons of Despair einen brutalen Wandel hin zum Story-D&D ausgelöst und eine Zeit lang wurden viele der eher als traditionell zu wertenden Spielstile recht erfolgreich verdrängt oder zumindest marginalisiert.

Witzig dass du das schreibst, war bei uns genau so...

Offline Harlekin78

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Re: Eine Frage der Generation
« Antwort #21 am: 21.10.2014 | 11:23 »
Nach der Aufstellung im Eingangspost bin ich aus der 2. Generation. Mittlerweile stehe ich (mal wieder) auf regelarme und/oder abstrakte Kost. (Savage Worlds, Fate....) Ich denke weil wir Menschen dazu neigen bei alten Gewohnheiten zu bleiben, hat die "Generation" eine grundlegende Beeinflussung, aber in Abhängigkeit von den Eigenschaften einer Person (Neugier, Offenheit etc.) und dem Rollenspielumfeld (Mitspieler, Internetforen etc.) und der Zeit im Leben entscheidet sich die Wahl der gespielten Systeme/Settings. Und wer sagt, dass man mit dem richtigen System für die eigenen Präferenzen den Erstkontakt hatte?
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Offline Fredi der Elch

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Re: Eine Frage der Generation
« Antwort #22 am: 21.10.2014 | 11:28 »
Das nur als Beispiel ... mir fallen da noch einige Dinge auf, die ich natürlich nicht verallgemeinern möchte
Ich kann das leider wissenschaftlich nicht untersuchen
Das ist genau mein Punkt. Man kann es nicht wissenschaftlich untersuchen und sollte es deshalb nicht verallgemeinern. Das helfen deine und die Erfahrung anderer  hier im Forum als Daten auch nicht weiter.

Und selbst wenn wir die Daten hätten: ein Gruppenunterschied würde uns sowohl für den Einzelfall als auch die weitere Diskussion überhaupt nichts helfen. Das werden dann nur wieder Leute in Schubladen gesteckt und "vorverurteilt", weil sie mit dem "falschen" System angefangen haben, und alle regen sich nur auf.

Kurz: ich halte die Diskussion für nicht auf einer sinnvollen Datenbasis zu führen, für nicht hilfreich und sogar für schädlich.
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Offline Evil Batwolf

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Re: Eine Frage der Generation
« Antwort #23 am: 21.10.2014 | 11:31 »
Das erinnert mich an die spannende Frage, was mehr Einfluss auf den Charakter eines Menschen hat: Sozialisation oder genetische Voraussetzungen.

Wenn Ihr's heraus habt, sagt mir Bescheid. Ich schlag' Euch dann für den Nobelpreis vor  ;).

Offline Slayn

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Re: Eine Frage der Generation
« Antwort #24 am: 21.10.2014 | 11:37 »
Und selbst wenn wir die Daten hätten: ein Gruppenunterschied würde uns sowohl für den Einzelfall als auch die weitere Diskussion überhaupt nichts helfen. Das werden dann nur wieder Leute in Schubladen gesteckt und "vorverurteilt", weil sie mit dem "falschen" System angefangen haben, und alle regen sich nur auf.

Huh? Wie kommst du denn da drauf?
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