Das Kämpfen und Töten ist essenzieller Bestandteil, nicht nur unserer Kultur, oder unserer Vorstellung, sondern in der tatsächlichen Natur, und dort auch schon auf ganz primitiver Ebene. Und mit primitiver Ebene meine ich schon Klein- und Kleinst-Lebewesen, die am "Struggle for Life" teilnehmen.
Und auch "im Westen" finden Tod und Gewalt statt; es wird uns nur besonders leicht gemacht, wegzusehen. Und das ist nichtmal ein Vorwurf, ich glaube ein dauerhaftes "Hinsehen" würde mir alles andere als gut tun.
Und auch in vielen (vermutlich nicht allen, kann ich aus meinem Gehirn heraus leider schwer beurteilen) ist eine gewisse Gewaltbereitschaft je nach Situation vorhanden. Die Situationen, in denen es in unserem Alltag "gefühlt notwendig" wird, Gewalt einzusetzen sind zwar eher selten, aber ich habe erst neulich eine Situation erlebt, in der ich mich - ohne groß darüber nachzudenken - dazu gezwungen sah, wem einen ordentlichen Kick ans Bein zu verpassen. (Ich war danach auch etwas perplex, aber diese "Intuition" verabschiedet sich nicht innerhalb zweier "Friedensgenerationen" aus unserer Natur)
Dementsprechend würde ich es erstmal als Herausforderung an die Abstraktionsfähigkeit eines Spielers und SLs einschätzen, ein Setting zu bespielen, in welchem starke Gewalt und Tod grundsätzlich ausgeschlossen sind.
Ich selbst würde solch ein Spiel sehr gerne mal ausprobieren, zumal ich glaube, dass andere Arten des Triumphs eine ähnliche Erfüllung bieten, und ähnlich selten in unserem modernen Alltag vorkommen.
Was müsste ein Rollenspiel leisten, dass Grausamkeiten und Tod als Lösungsmittel definitiv ausschliesst, aber dennoch auch von Otto-Normal-Rollenspielern gespielt werden soll und nicht nur von Kindern?
Es müsste das Grundgefühl einer Welt schaffen, in der der Tod als "allerletzte Wahl" dargestellt wird. In der Gewalt nicht alltäglich ist, in der eine Kultur vorherrscht, in der das Thema Gewalt und Tod sehr kontrovers diskutiert (oder gar ganz abgelehnt, wobei dabei die Plausiblität in Frage stehen könnte) wird.
Außerdem sollte es an "grundbösem Schwertfutter" a la Goblins, Zombies etc mangeln, da diese in den meisten Settings sinnvollerweise getötet werden "müssen", um die eigene Sicherheit zu gewährleisten.
Und das Setting muss trotzdem Konfliktpotenzial bieten können. Ein paar Impressionen, die mir gerade durch den Kopf spuken:
"Sportliche" Wettläufe, Wetträtsel o.ä. evtl im "entbrutalisierten" Indiana-Jones-Stil.
"Social Engineering" Plots, in denen verschiedene Parteien zum Erreichen des Ziels zusammenarbeiten müssen, aber gegenläufige Interessen haben, die beachtet werden wollen. Die Parteien sollten dabei natürlich eine gewisse Moral an den Tag legen (sonst Gewalt und Tod).
Eventuell eine kulturelle Übereinkunft über körperliche Auseinandersetzung, die in der Regel keinen Tod vorsieht, also stumpfe Prügeleien im Stile von Kneipenschlägereien, oder gar Dragonball-artigen Kämpfen im Ring (ich spreche von early Dragonball, wo noch keine "atomaren Genkigamas" auf Städte geworfen wurden, sondern das Höchste der Gewalt Piccolos Armverlust war.)
Ein weiteres Settingmerkmal könnte unter umständen eine sehr viel höhere kulturelle oder rationale Wertschätzung des LEbens sein (bspw. weil das Ökosystem größtenteils durch ein apokalyptisches Geschehen zerstört wurde, und man jede helfende HAnd, vlt sogar jeden Baum zwanghaft erhalten will)