Ist insgesamt sicher ein wenig eine verwunderliche Wendung. Letztlich hat D&D mit einem geringem Budget, wenig Konzeptarbeit und einem stark zusammengestrichenem Regelwerk und entsprechend niedrigem Produktausstoß und einer nicht grad kundenfreundlichen Produktpolitik plötzlich großen Erfolg.
Das klingt jetzt was miesepetrig. Es spielen sicherlich einige Faktoren rein (Fantasy ist in, Nerdigkeit ist in, die ganzen Streamer und wohl noch manches mehr), aber WotC machen es generell mit D&D5 halt gut.
Ich habe ja selbst einige Kritik und es entspricht nicht überall meinem Geschmack. Anfangs war ich auch sehr skeptisch. Aber: Verdammt, es funktioniert. Es ist coole High Fantasy, es ist regeltechnisch einfach und dennoch komplex und vielfältig genug, um damit gut spielen zu können. Und es ist trotzdem noch Dungeons & Dragons.
Es hat freilich keine internationale Konkurrenz. Es ist auch sicher nicht der Stein der Weisen in Sachen Regeldesign. Aber den gibt es eben auch nicht, dafür sind die Geschmäcker zu unterschiedlich. D&D5 schafft es offensichtlich, genügend Leute abzuholen bzw. einzufangen. Keine Ahnung, ob es wirklich "40 Millionen Fans" gibt, aber mit so Regelungetümen wie D&D3.5 oder Pathfinder spricht man eine breite Masse sicherlich nicht an - also auch Leute, die einfach mal ein bisschen spielen wollen, ohne nun ein Bachelorstudium zu absolvieren, um die Regeln zu durchblicken. (Geht mir mittlerweile auch so.) Und der (alte?) deutsche Platzhirsch DSA z. B. wird, sind wir ehrlich, von vielen nicht wegen, sondern trotz des Regelsystems gespielt, das hat sich mit DSA5 meiner Ansicht nach auch nicht geändert. Für DSA sehe ich übrigens gerade bei den "regelleichten" Spielern eine echte Gefahr, dass diese zu D&D5 abwandern bzw. genauer gesagt neue Spieler sich erst gar nicht DSA zuwenden.
Die Kundenpolitik finde ich faktisch übrigens nicht so unfreundlich. Man braucht als Spielrunde genau drei Bücher und es fühlt sich ziemlich komplett an. Wozu nicht nur beiträgt, dass diese relativ komplett
sind, sondern es eben auch keine drölftausend Zusätzbände gibt, die man unbedingt meint haben zu müssen. Wenn ich da wieder zu DSA5 schiele ...
(Wobei ich diese Zusätzbände aus wirtschaftlicher Sicht natürlich gut verstehe.)