Koreanisch zu sprechen liegt weit über meiner Vorstellungskraft. Da sitze ich dann am Spieltisch und tue so als könnte ich die Welt durch den Bewusstseinsfilter wahrnehmen, den die koreanische Sprache ihrem Sprecher auferlegt.
Da glaube ich nicht, dass eine fremde Sprache einen großen Bewusstseinsfilter verschafft. Ich kenne eine Person, die spricht deutsch und koreanisch. Und ich habe jetzt nicht den Eindruck, dass sie ein andere Mensch geworden ist oder die Welt plötzlich anders wahrnimmt, seit sie koreanisch kann.
Einen mittelalterlichen Mönch zu spielen liegt weit über meiner Vorstellungskraft. Da sitze ich dann am Spieltisch und tue so als könnte ich die Welt aus den Augen eines ernsthaft religiösen Menschen sehen, der tatsächlich an einen Gott glaubt.
Also ich bin zwar Atheist, aber ich kann mir durchaus vorstellen, wie es ist, an einen Gott zu glauben.
Aber sich vorzustellen, wie es ist, keine Gefühle zu haben sondern nur Direktiven, die es abzuarbeiten gilt, ist imho deutlich schwerer. (Ich sage nicht, dass es unmöglich ist. Aber es ist verdammt schwer.)
Schon so etwas Fundamentales wie der Selbsterhaltungstrieb ist etwas, was du und der Mönch sich teilen. (Selbst wenn der Mönch glaubt, dass er nach dem Tod im Paradies weiterleben wird, so glaubt er dennoch an eine Weiterexistenz.) Dies fehlt der KI womöglich vollkommen.
Sowohl du als auch der Mönch hatten eine Kindheit. - Selbst falls der Mönch unter Amnesie leidet, so kann man doch wenigstens nachvollziehen: "Ich kann mich an nichts erinnern. Und das ist seltsam. Ich möchte herausfinden, was vor meiner Amnesie war."
Bei einer KI ist das anders. Diese hatte keine wirkliche Kindheit. Sie ist mit dem meisten Wissen, das sie hat, bereits erbaut worden. Erinnerungen an etwas, das sie nicht selber erlebt hat, sind für die KI etwas Selbstverständliches.