Ein großes Poblem fast aller OpenWorldSpiele ist ja auch meiner Meinung nach, dass man selbst kurz vor dem entscheidenden Endkampf gegen das weltenverschlingende Nyacthocaethwyrwangchung-Monster noch von Oma Gertraude darum gebeten wird, ihr doch mal die Kiste Äpfel aus dem Garten zu holen, weil ihr der Rücken weh tut.
Das stört mich nur dann, wenn die gute Oma entweder gar nicht weiß, dass ich der Superduperoberheld bin und/oder sie diesen Umstand aufgrund fortgeschrittener (und dargestellter) Senilität nicht berücksichtigen kann und/oder es in der (meist) Fantasy-Welt de facto so etwas wie Karma gibt und es sich für den strahlenden Helden einfach nicht gehört, der Oma ihren nicht unbilligen Wunsch abzuschlagen. Für wen rettet man denn die Scheißwelt überhaupt? Doch auch für all die rückengeplagten Omas da draußen!
Oder das der Unteradlige Karl-Gustav Freiherr von Untertupfingen mich, den Best Buddy von Franz Xaver Kaiser von Großkontinentistan, noch losschickt, um seinem Kammerdiener am anderen Ende des Dorfes eine Einkaufsliste zu bringen.
Ja, *dass* zerschießt tatsächlich die Immersion, weil (bzw.: zumindest wenn) der Karl-Gustav eigentlich wissen müsste, wen er vor sich hat.
In den meisten Open-World-Titeln erwirbt man allerdings keinen Status, der allgemein bekannt wäre. Dass man der verdammte Auserwählte einer uralten Prophezeiung ist und schon vor dem Frühstück schon drölfzig Junfrauen, äh, Dämonen erschlagen hat, ist einfach nicht allgemein bekannt.
In Skyrim wurde es ja beispielsweise dadurch verkackt, dass man offizielle Titel erworben hatte und man von den Leuten auch als Thane adressiert wurde, man aber trotzdem noch von Wachen angepflaumt und von einfachen Bürgern mit Lappalien belästigt wurde. *Dann* beißt sich da was.
Das so ein Scheiß nicht irgendwann einfach geblockt wird, nervt mich persönlich an den ganzen OpenWorldSpielen und versaut mir gerade gegen Ende immer wieder die Immersion.
Ich wünsche mir für OW-Titel, dass es dort ein Fame-System gibt, welches die Ausbreitung des eigenen Rufs und die Reaktionen unterschiedlicher Personen und Fraktionen realistisch abdeckt. Sprich, wenn ich etwas Großartiges dort leiste/werde, wo es gesehen wird, spricht es sich herum und die Leute sollten angemessen reagieren.
Das rettet einen jedoch nicht zwingend vor Omas mit Kleingärten und Rückenschmerzen, denn wenn ich exakt die gleiche große Tat am Arsch der Welt vollbringe, weiß es schlichtweg keiner. Und selbst wenn die Oma es weiß, ist es ihr womöglich egal, weil es für ihr Leben keine Bedeutung hat, was ich geleistet habe oder weil sie ihre Lebensleistung als mindestens ebenso bedeutsam erachtet. Oder ich bin eben nicht nur der verdammte Held, sondern trotzdem auch einfach ein netter Mensch, der sich nicht zu fein ist, Omas beim Äpfelpflücken zu helfen - das Spiel sollte aber auch darstellen, dass es so ist.
Und auch wenn man vor den Augen der Welt ein Held ist, der reihenweise Dämonen erschlägt, ist man innerhalb einer lokalen Dorfgemeinschaft womöglich trotzdem ein arroganter Arsch, nachdem Oma herumerzählt hat, wie man sie abgekanzelt hat. Und wenn man irgendwann blutend vor die Tür eines Dorfbewohners torkelt, wird einem dieser sicherlich trotzdem helfen, weil er auch will, dass die Welt gerettet wird, aber er wird einem womöglich nicht verraten, das er von seinem Vater und der von seinem Großvater die Ruhestätte eines legendären Artefakts erfahren hat, dass das Weltenretten etwas komfortabler und/oder lustiger gestalten könnte.
Und wenn dann noch real existierende Götter das geschehen verfolgen, gibt es vermutlich eine Schutzgottheit für alte Omas mit Rückenproblemen, die es wahlweise wohlwollend oder missbilligend aufnehmen, wie der bereits zu weltlichem Ruhm gekommene Held sich gegenüber der Seniorin verhält. Und wenn ich mal Glück oder ein kleines Wunder brauche, kommt es womöglich - oder eben nicht.
Doch, man muss eine gewisse Anzahl an Nebenquests erfüllen um genug Punkte zu haben, damit neue Gebiete (und auch die Hauptquest) freigeschaltet werden.
Richtig, aber man kann sich immer noch aussuchen, welche man davon macht. Und damit man eine Auswahl hat, muss es ausreichend viele Nebenaufgaben geben - also genau das, was als Ballast bezeichnet wurde.
Wie sollte es denn bitte anders sein? Wie lang soll eine Hauptqueste werden, damit man selbst dann, wenn man sich ausschließlich dieser widmet, glaubhaft vom Niemand zum Erlöser wird? Dann wird sich auch wieder über zu wenig Epik beschwert.