Ich habe so lange im Netz herumgeklickert, bis ich irgendwann ein paar Ideen für ein Fantasy-Setting hatte. Es ist ´ne totale Spinnerei und nicht allzu ernst gemeint, ich bin auch alles andere als sicher, ob ich in diesem Setting jemals irgendein Abenteuer leiten werde. Dazu kommt, dass ein bisschen von Tarkowskijs Stalker drinsteckt und einiges noch völlig offen ist. Naja, für mich ist´s ´ne kleine Übung und vielleicht gefällt es euch ja trotzdem. Feedback erwünscht.
Neutrale Zone
Auf einem Fantasy-Kontinent befinden sich vier Länder in jahrzehntelangem Krieg miteinander.
Mit dem Krieg kam auch eine verheerende Seuche, die nun droht alles Leben auf dem Kontinent zu vernichten. Anfällig sind alle Säugetiere. Wie hoch die Ansteckungsgefahr ist, weiß ich nicht. Es muss die Mögichkeit geben, allein durch das Betreten von infiziertem Gebiet zu erkranken, wenn man in Kontakt mit Erkrankten kommt, sollte die Erkrankungswahrscheinlichkeit höher sein. Erkrankte werden „die Gezeichneten“ genannt und sind nach ihrer Infektion sehr, sehr schnell (nach ein paar Stunden?) an ihren gelb gefärbten Augen zu erkennen. Gezeichnete sterben etwa einen Monat nach Ausbruch ihrer Erkrankung. Das Leben der Gezeichneten ist verwirkt, es gibt keine Hoffnung auf Heilung. Die Regierungen erstellen hin und wieder Legionen von Gezeichneten, die sie in ihren Kriegen Himmelfahrtskommandos durchführen lassen, weil diese Erkrankten sowieso nichts mehr zu verlieren haben. In Gebieten, in denen Gezeichnete gelebt haben, besteht nach deren Tod noch etwa ein Jahr lang Ansteckungsgefahr. Dann können sie neu besiedelt werden, was aber nur selten vorkommt, da auch Säugetiere die Seuche verbreiten. Erkennen lässt sich infiziertes Gelände dementsprechend auch an den dort befindlichen vielen Tierleichen. Auch diese Leichname besitzen vor ihrer Verwesung gelbe Augen. Wenn ein besonders reicher Landstrich an die Seuche verloren geht, werden manchmal Gezeichnete eingesetzt, um das Gebiet von Tierleichen zu säubern. Hinterher wird das Gebiet dann abgesperrt und bewacht, damit es ein Jahr später neu besiedelt werden kann. Der Vorgang ist aber aufwändig und wird nur bei sehr ertragreichem Land durchgeführt.
Auf dem unverseuchten Land finden sich noch Bauern, Jäger und Nahrungssammler. Sie leben in Jurten, die sie zusammenpacken und andernorts wieder aufbauen, wenn sie vermuten, dass sich ihr Land infiziert hat. Ihre Existenz ist von der stetigen Angst geprägt, selbst zu erkranken. Der nichtverseuchte Lebensraum wird knapper. Ansonsten hat sich das Leben zu einem großen Teil in städtische Metropolen verlagert. Diese Städte haben sich hinter Mauern abgeschottet und unterhalten bewachte Quarantäne-Quartiere. Trotz relativ hoher Sicherheitsauflagen gibt es auch in den Städten hin und wieder Erkrankungen, auf die dann aber sofort reagiert wird. Die Erkrankten werden in die Quarantäne-Quartiere ausgewiesen. Gesperrte Häuser von ehemaligen Infizierten sind in den Städten nichts Ungewöhnliches. Wegen der Ansteckungsgefahr sind Überlandreisen gefährlich. Händler sind wagemutige Helden, die sich ihre Waren teuer bezahlen lassen.
Neben den Bauern, die keine echte Alternative haben, und den wagemutigen Händlern ist die dritte gefährdete Bevölkerungsgruppe das Militär. Normale Soldaten und Gezeichneten-Krieger werden peinlich voneinander getrennt. Die Kriegsführung besteht hauptsächlich aus Sturmangriffen auf die Städte des Gegners und gegebenenfalls anschließendem schnellen Rückzug in sicheres Gebiet. Es gibt eine besondere Monsterrasse, die für die Kriegsführung extra gezüchtet wird und die Aufgabe von lebenden Belagerungstürmen übernimmt. Da sich auch diese Monster anstecken können, werden sie aber nur mit den normalen Soldaten zusammen eingesetzt. Infizierte Belagerungsturm-Monster spüren ihr nahes Ende, drehen durch und versuchen bis zu ihrem Tod möglichst viel in Schutt und Asche zu legen.
Zwischen den kriegführenden Nationen befindet sich im Zentrum des Kontinents eine neutrale Zone, ein unzugängliches Gebirge, in dem nur wenige Menschen ein entbehrungsreiches Leben führen. Es gibt dort ein Dorf und ein paar Einsiedlerhöfe.
In dieser neutralen Zone mitten im Gebirge befindet sich der Schrein eines Gottes, der die Bewohner der Region verändert und ihnen eine Immunität gegen die Seuche verleiht. In dem Moment, in dem ein Mensch zu einem Immunen wird, macht er allerdings auch eine Persönlichkeitsveränderung durch: Er wird Pazifist und erträgt allen Unbill des Lebens mit taoistischer Gleichmut.
Es bedarf mindestens zwei bis drei Monaten Aufenthalt in der neutralen Zone, bis ein Mensch immunisiert wird. Das ist zu lange für Gezeichnete. Menschen mit größerem aggressivem Potential brauchen noch länger. Für sie kann der Vorgang bis zu einem Jahr dauern.
Die kriegführenden Nationen haben vertraglich vereinbart, dass das Gebirge von keiner Nation angegriffen oder besetzt werden soll. Bisher hält sich auch noch jeder daran. Da die pazifistischen Immunisierten für die kriegführenden Nationen nur noch wenig Nutzen haben, sind die Grenzpässe in die Gebirgsregion bewacht. Die Soldaten an diesen Pässen sind ausgewählte besonders fanatische Patrioten und lassen niemanden zu den Immunen durch.
Die wenigen Menschen, denen es trotzdem gelingt, an den Grenzwachen vorbei zu kommen, versuchen sich im Dorf der Immunen so friedlich wie möglich zu verhalten, weil sie die Hoffnung haben, dass ihre Immunisierung dann schneller von statten geht.
Chiarina.