Du hast gesagt: "Der SL darf keine eigenen Sachen ins Rollen bringen."
Ich habe gesagt: "Doch, der SL darf eigene Sachen ins Rollen bringen."
Für mich ist es offensichtlich, dass zwischen diesen Aussagen ein Zusammenhang (hier: ein Widerspruch) besteht. Wo muss ich hier besser erklären?
Es ist das wie, wie das ins Rollen gebracht wird. Der Spielleiter hat auch in der Sandbox eine beträchtliche Gestaltunsgmöglichkeit, aber sie ist quasi in konstitutionelle Grenzen gegossen, an welche auch der Spielleiter sich zu halten hat.
Er kann und sollte den Grundtenor und die Grenzen des Spiels vorher festsetzen. In dem einmal festgesetzten Rahmen kann er dann durchaus auch die abseits der Charaktere stattfindenden Ereignisse und Konflikte treiben, solange er sich an die notwenidgen Grundlagen innerer Konsistenz und Kausalität hält. Im normalen Einzelfall wird das eh keiner so genau feststellen können, aber irgendwann ist der Vertrauensvorschuss eben aufgebraucht, wenn er das länger oder ungeschickter treibt.
Das bestreite ich auch nicht. Ich sehe nur keinen grundsätzlichen Unterschied zwischen "ich habe auf einer Liste gewürfelt - das kam als Ergebnis" und "ich habe im Buch nachgeschaut - das ist das Ereignis an diesem Tag". In dem ersten Fall werden dem SL die Vorgaben aus einer (1w4? ) Liste und in dem anderen Fall vom Rollespielverlag diktiert. Falls man es als einen gewaltigen Unterschied verkaufen möchte, dann ist es in meinen Augen nur ein Etikettenschwindel.
Der Unterschied ist der Wahrscheinlichkeitsraum. Per Liste sollten wahrscheinlichere Ereignisse häufiger sein und noch besser sollte so eine Liste noch an die spezifische Situation angepasst sein. Das ist ganz was anderes als eine einzelne ggf sogar wegen "Drama" völlig abstruse Einzellösung als Vorgabe. Würfellisten sind da ein Werkzeug mit Qualitäten, aber eben auch begrenzten Qualitäten.
... und dann kann es immer noch Sandboxing sein. Denn wir haben uns nur deshalb getroffen, weil wir in dem Abteil die Geschichte bespielen wollten.
So weit so gut - oder habe ich da einen Denkfehler?
Ja, weitgehend. Vorausgesetzt die regulären Einflüsse der Charaktere reichen nicht über über das abteil hinaus. Wenn die im Abteil Krach schlagen, sollte schon jeamnd nachschauen kommen und wenn sie ein Handy mit anzunehmenden Empfang haben, könnten sich auch z.B. die Polizei zur nächsten Station rufen. Aber das Spiel auf das Abteil zu begrenzen wäre an sich OK. Also vorab klären: Wenn ihr die Notbremse zieht und zu Fuß weiter läuft, endet das Spiel dort.
Bezgl. Eremit:
Der Eremit sollte ein NSC mit eigenen Interessen und Möglichkeiten sein. Aus diesen heraus sollte sich sein Verhalten ableiten lassen.
Als Spielleiter versuche ich als Sandbox zu leiten: Ich habe ein Gebiet, welches ich nach Möglichkeit gut kenne, ich habe einen Haufen unterkritischer (aka nicht das Setting schon absehbar in seinen Grundlagen verändernde) Konflikte bereit oder aber einen großen Konflikt als Hintergrundsthema
angekündigt. Dann stelle ich fest welche Facette die Spieler gerne gemeinsam beleuchten würden (z.B. welcher Fraktion sie angehören wollen) und dann gibt es die benötigten Zusatzinfos und Kontakte für die danach erstellten Charaktere. Diese Charaktere fallen dann in die Weltmaschine und mal schaun, was tatsächlich passiert.