Autor Thema: Sandboxing  (Gelesen 35549 mal)

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Offline gunware

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Re: Sandboxing
« Antwort #250 am: 22.01.2015 | 12:22 »
Ist der SL denn auch neutral, wenn er die Sandbox entwirft?
Das Problem habe ich auch schon vorher angesprochen. Und hatte dann das Gefühl, dass die Leute nicht wussten, worüber ich rede.

Der entscheidende Unterschied beim gezielten Design liegt doch vor allem in der nicht zufälligen Qualitätskontrolle, egal wie man zuerst zu dem Design gekommen ist.
Darüber habe ich doch auch gesprochen, dass es ziemlich egal ist, ob ich die Info aus einem AB oder aus einer Zufallsliste nehme.

Sobald es nur noch eine sinnvolle Handlungsmöglichkeit gibt, hat sich die Runde aus der Sandbox herauskatapultiert.
Aber vielleicht dadurch die nächste betreten.
Ich bin der letzte Schrei der Evolution, als sie mich erschaffen hatte, schrie sie: "Oh Gott, was habe ich denn gemacht?!"

Offline Slayn

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Re: Sandboxing
« Antwort #251 am: 22.01.2015 | 12:31 »
Da erinnerst Du Dich falsch. Dass sie die Situation umgangen sind und damit schneller zum Boss gekommen sind, hatte vieles erleichtert.
Seit Age of Worms und Crimson Throne sind aber auch ein Jahrzehnt an Entwicklung und Erfahrung geschehen und Encounter Design wie mit Kyuss findest man heute nicht mehr vor.

Christian, sei mir nicht böse wenn das jetzt etwas überheblich klingt, aber bring dich doch erst mal auf den aktuellen Stand bevor du etwas kritisierst. Das Format hat sich in den letzten Jahren gewaltig geändert und viele eingesetzte Techniken aus den Anfangsjahren, etwa das Kulissenschieben, findet man heute so kaum mehr vor. Das ist, als würde jemand seine Argumente auf Core Only aufbauen, wenn man schon längst ber diesen Punkt hinaus ist.

@Chru:

Man kann es auch etwas genauer betrachten. An der Stelle, an der eine Sache anfängt einen Handlungszwang zu generieren und somit die Sandbox nachhaltig zu beeinflussen, fängt die ganze Sachen an aus einander zu brechen und eine Wandlung ihres ursprünglichen Sinns zu erfahren.

Aus genau diesem grund finde ich das Beispiel mit der "Seuche" so symptomatisch, da gerade diese Umwandlung durch "Aktionen und Konsequenzen" forciert wird.
Wenn wir einander in der Dunkelheit festhalten .. dann geht die Dunkelheit dadurch nicht vorbei
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Offline Rorschachhamster

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Re: Sandboxing
« Antwort #252 am: 22.01.2015 | 12:45 »
Zitat
Man kann es auch etwas genauer betrachten. An der Stelle, an der eine Sache anfängt einen Handlungszwang zu generieren und somit die Sandbox nachhaltig zu beeinflussen, fängt die ganze Sachen an aus einander zu brechen und eine Wandlung ihres ursprünglichen Sinns zu erfahren.

Aus genau diesem grund finde ich das Beispiel mit der "Seuche" so symptomatisch, da gerade diese Umwandlung durch "Aktionen und Konsequenzen" forciert wird.
Ja, aber, solange es keine Weltweite Seuche ist, haben die Sc immer noch die Wahl abzuhauen. Die Änderung des Sinns (Bzw. der Ziele) ist also eine Entscheidung der Spieler, und darauf kommt es an. ;)
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DMG Pg. 81 " The mechanics of combat or the details of the injury caused by some horrible weapon are not the key to heroic fantasy and adventure games. It is the character, how he or she becomes involved in the combat, how he or she somehow escapes — or fails to escape — the mortal threat which is important to the enjoyment and longevity of the game."

Offline Slayn

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Re: Sandboxing
« Antwort #253 am: 22.01.2015 | 12:51 »
Ja, aber, solange es keine Weltweite Seuche ist, haben die Sc immer noch die Wahl abzuhauen. Die Änderung des Sinns (Bzw. der Ziele) ist also eine Entscheidung der Spieler, und darauf kommt es an. ;)

Du sprichst es aber an und hast es auch in einem vorherigen Beitrag angesprochen. Die Frage hier ist doch, was geschieht, wenn mal "globale" oder "epische" Sachen getriggered werden?
An der Stelle sind wir bei den Restriktionen einer "reinen" Sandbox angekommen.
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Offline Rorschachhamster

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Re: Sandboxing
« Antwort #254 am: 22.01.2015 | 12:52 »
Du sprichst es aber an und hast es auch in einem vorherigen Beitrag angesprochen. Die Frage hier ist doch, was geschieht, wenn mal "globale" oder "epische" Sachen getriggered werden?
An der Stelle sind wir bei den Restriktionen einer "reinen" Sandbox angekommen.
Nö. Andere Ebenen, andere Dimensionen, andere Welten - genug freiräume für SC, die EPISCH angehen können...  8)
Rorschachhamster
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Online 6

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Re: Sandboxing
« Antwort #255 am: 22.01.2015 | 12:55 »
Christian, sei mir nicht böse wenn das jetzt etwas überheblich klingt, aber bring dich doch erst mal auf den aktuellen Stand bevor du etwas kritisierst. Das Format hat sich in den letzten Jahren gewaltig geändert und viele eingesetzte Techniken aus den Anfangsjahren, etwa das Kulissenschieben, findet man heute so kaum mehr vor. Das ist, als würde jemand seine Argumente auf Core Only aufbauen, wenn man schon längst ber diesen Punkt hinaus ist.
Sprich: Paizo hat gemerkt, dass alle APs, die jetzt 5 Jahre alt sind (ja, die habe ich komplett), kompletter Müll gegen Ende des Paths sind und haben es dabei auch geschafft, dass Spielsystem in den höheren Stufen komplett zu reformieren?
Wenn nein, well dann ist meine Kritik immer noch aktuell.

Aber unabhängig davon, denke ich, dass das ausserhalb des Themas des Threads ist.
Ich bin viel lieber suess als ich kein Esel sein will...
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Offline Slayn

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Re: Sandboxing
« Antwort #256 am: 22.01.2015 | 13:02 »
Sprich: Paizo hat gemerkt, dass alle APs, die jetzt 5 Jahre alt sind (ja, die habe ich komplett), kompletter Müll gegen Ende des Paths sind und haben es dabei auch geschafft, dass Spielsystem in den höheren Stufen komplett zu reformieren?
Wenn nein, well dann ist meine Kritik immer noch aktuell.

Aber unabhängig davon, denke ich, dass das ausserhalb des Themas des Threads ist.

Ja, das haben sie tatsächlich geschafft. Die Sachen nach Serpent´s Skull sind merklich anders und bedienen sich ganz anderer Techniken.

Das betrifft diese Diskussion insofern, das jede Sandbox einfach mal Gefahr läuft, sich in eine Art von AP zu verwandeln, wenn man mit "Aktionen und Konsequenzen" nicht vorsichtig umgeht.
Der Hamster schreibt ja quasi sinngemäß: Dann baut man an und verlagert um, aber das ist je gerade die Art von Illusionismus, die man zu vermeiden versucht.
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Offline Dark_Tigger

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Re: Sandboxing
« Antwort #257 am: 22.01.2015 | 13:22 »
Du sprichst es aber an und hast es auch in einem vorherigen Beitrag angesprochen. Die Frage hier ist doch, was geschieht, wenn mal "globale" oder "epische" Sachen getriggered werden?
An der Stelle sind wir bei den Restriktionen einer "reinen" Sandbox angekommen.
Finde ich nicht. Die Sandkiste bietet halt den Rahmen in dem man mache kann was man möchte. Natürlich kann so eine Sandkiste nicht nur einen räumlichen sondern auch einen zeitlichen Rahmen haben.
Wenn die Spieler kein Interesse haben den Arsch ihrer SCs zu retten, dann ist ab einem bestimmten Punkt halt, die Konsequenz der Handlung der Tod der SCs.

So läuft es eben

Man kann doch die Sandbox mit einer Zufallstabelle erschaffen und dann einzelne Elemente gezielt umwerfen und durch sinnvolle(re) ersetzen.
Der entscheidende Unterschied beim gezielten Design liegt doch vor allem in der nicht zufälligen Qualitätskontrolle, egal wie man zuerst zu dem Design gekommen ist.
Um mal die Worte einer Ex von mir zu benutzen: "Man kann sich auch einen Knopf an die Backe nähen." ;)
Man kann auch die Ergebnisse der Würfel akzeptieren, und sie auf eine Art interpretieren die Sinn ergibt.

Die Frage ist: Was willst du haben, und womit hast du mehr Spaß.
« Letzte Änderung: 22.01.2015 | 13:28 von Dark_Tigger »
Zitat
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Offline Chruschtschow

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Re: Sandboxing
« Antwort #258 am: 22.01.2015 | 13:27 »
Sicher, dann sollte man sich im Klaren sein, dass man nicht mehr das hier spielt:

Sandkasten |X-----------------------------------| Deutsche Bahn

sondern das hier:

Sandkasten |-X----------------------------------| Deutsche Bahn

Oder auch nicht, weil es den meisten Runden wahrscheinlich am Poppes vorbei geht. :d
Tolles Setting, würde ich aber mit Fate spielen. Und jeder Thread ist ein potentieller Fate-Thread. :d

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Offline GustavGuns

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Re: Sandboxing
« Antwort #259 am: 22.01.2015 | 13:40 »
Es gibt eben Ereignisse, welche einen Sandkasten potentiell derart transformieren, dass man sich entweder mit ihnen auseinandersetzt, um sie in seinem Sinne zu beeinflussen, oder den Sandkasten verlässt, um die Konsequenzen zu vermeiden. Aber dass der SL es nicht besonders toll findet, sich alle paar Sitzungen einen neuen Sandkasten aus den Fingern zu saugen, ist jetzt wahrscheinlich auch nicht besonders überraschend. Dafür ist es auch wenig wichtig ob diese Ereignisse allein vom SL eingeworfen wurden, oder eine vom SL interpretierte Reaktion der Welt auf die Handlungen der Spieler sind.

Die Idee, dass "reine" Theorieformen von Dingen besonders gut funktionieren würden, ist mE ohnehin eine abgehobene Weltsicht, "reine" Theorieformen von Dingen kommen in der Realität ja eher wenig vor, es sei denn man richtet wirklich jeden Gedanken darauf aus, die "Reinheit" der Theorieform umzusetzen, anstatt sich an Kriterien zu orientieren, die eine Spielergruppe für gewöhnlich interessieren.
« Letzte Änderung: 22.01.2015 | 13:42 von GustavGuns »
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Wellentänzer

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Re: Sandboxing
« Antwort #260 am: 22.01.2015 | 13:42 »
Ja genau, Chrustschow & GustavGuns.

Ehrlich gesagt kann ich hier insgesamt trotz Unterschieden in diversen Kleinigkeiten eine weitgehend übereinstimmende Beurteilung des Sachverhalts erkennen. Außerdem empfinde ich die allseits konstruktive und zur Konzilianz neigende Grundhaltung, die den Faden durchzieht, als ausgesprochen positiv. Herzlichen Dank dafür!

Ansonsten ist es vermutlich sinnvoll, etwas weniger abstrakt und stärker an konkreten Beispielen das Thema zu diskutieren. Wenn ich mir beispielsweise bei diesem aktuellen Beispiel hier das vorgestellte Gerüst anschaue, dann wird da nach meinem Eindruck mit hoher Wahrscheinlichkeit der Aufwand einer "echten" Sandbox massiv unterschätzt. Die Tips von Ucalegon hingegen finde ich klasse.

Offline Rorschachhamster

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Re: Sandboxing
« Antwort #261 am: 22.01.2015 | 13:59 »
Ja, das haben sie tatsächlich geschafft. Die Sachen nach Serpent´s Skull sind merklich anders und bedienen sich ganz anderer Techniken.

Das betrifft diese Diskussion insofern, das jede Sandbox einfach mal Gefahr läuft, sich in eine Art von AP zu verwandeln, wenn man mit "Aktionen und Konsequenzen" nicht vorsichtig umgeht.
Der Hamster schreibt ja quasi sinngemäß: Dann baut man an und verlagert um, aber das ist je gerade die Art von Illusionismus, die man zu vermeiden versucht.
Du mißverstehst mich. Die Ebenen, anderen Dimensionen und die anderen Welten sollten bereits teil einer Sandbox für epische Charaktere sein, zumindest als Konzept, so daß die Spieler auch davon wissen. Ob sie dann tatsächlich fliehen, sich der Pest stellen, oder sie helfen, weiter zu verbreiten, muß allein ihre Entscheidung sein. Das ist keine Illusion. Das ist halt echte Wahlmöglichkeit.  ;)
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Offline Slayn

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Re: Sandboxing
« Antwort #262 am: 22.01.2015 | 14:00 »
Es gibt eben Ereignisse, welche einen Sandkasten potentiell derart transformieren, dass man sich entweder mit ihnen auseinandersetzt, um sie in seinem Sinne zu beeinflussen, oder den Sandkasten verlässt, um die Konsequenzen zu vermeiden. Aber dass der SL es nicht besonders toll findet, sich alle paar Sitzungen einen neuen Sandkasten aus den Fingern zu saugen, ist jetzt wahrscheinlich auch nicht besonders überraschend. Dafür ist es auch wenig wichtig ob diese Ereignisse allein vom SL eingeworfen wurden, oder eine vom SL interpretierte Reaktion der Welt auf die Handlungen der Spieler sind.

Die Idee, dass "reine" Theorieformen von Dingen besonders gut funktionieren würden, ist mE ohnehin eine abgehobene Weltsicht, "reine" Theorieformen von Dingen kommen in der Realität ja eher wenig vor, es sei denn man richtet wirklich jeden Gedanken darauf aus, die "Reinheit" der Theorieform umzusetzen, anstatt sich an Kriterien zu orientieren, die eine Spielergruppe für gewöhnlich interessieren.

Ach, so schlimm ist das gar nicht, das ist, als würden wir uns über Fußball unterhalten. Reden wir über die reinen Spielregel, ist ein Foul was schlimmer und muss geahndet werdet, reden wir über die Praxis, gehört ein Foul zum Alltag und ist Teil des Spiels. Es muss nur klar sein worüber man sich gerade genau unterhält.
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Re: Sandboxing
« Antwort #263 am: 22.01.2015 | 15:25 »
Ich finde es im Übrigen gar nicht so schlimm, wenn die Charaktere mal nur die Wahl zwischen Cholera und Pest haben. Totale Freiheit gibt es effektiv auch in der Sandbox nicht.
Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen
Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei,
Wenn hinten, weit, in der Türkei,
Die Völker aufeinander schlagen.
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Dann kehrt man abends froh nach Haus,
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Offline GustavGuns

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Re: Sandboxing
« Antwort #264 am: 22.01.2015 | 16:30 »
Ach, so schlimm ist das gar nicht, das ist, als würden wir uns über Fußball unterhalten. Reden wir über die reinen Spielregel, ist ein Foul was schlimmer und muss geahndet werdet, reden wir über die Praxis, gehört ein Foul zum Alltag und ist Teil des Spiels. Es muss nur klar sein worüber man sich gerade genau unterhält.
Das stimmt, ich wollte auch nur darauf hinweisen, dass eine Diskussion der "reinen Kunst" sich fast notwendigerweise sehr von der Anwendbarkeit entfernt. Das ist an sich nix Schlechtes, aber  sich des Unterschiedes bewußt zu sein hilft dabei, auch wieder die Kurve zurück zur konkreten Anwendung zu finden, die ich auch sehr interessant finde, grade weil der Sandkasten als eines von mehreren Spielelementen ja durchaus mal mit den anderen Elementen in Konflikt geraten kann. Für gewöhnlich passiert das ja nicht so krass wie: "Die Spieler ignorieren die Zombie-Invasion, weil sie lieber das Edelweiß pflücken wollen.", aber in gewissem Maße kann es denke ich schon passieren.
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Re: Sandboxing
« Antwort #265 am: 22.01.2015 | 18:04 »
Bestimmte Dinge funktionieren als Sandbox auch überhaupt nicht. In einer Sandbox kann ich wunderbar Entdeckungsreisen mit lokalen Problemen ausspielen, aber nur sehr schlecht die Rettung der Welt durch eine Gruppe Auserwählter.

Du musst halt nur in Betracht ziehen, dass das mit der Rettung schief gehen kann. Wobei solche extern terminierten Overkillelemente die Bewegunsgfreiheit schon arg einschränken und auch wenn sie theoretisch möglich sind doch den eigentlichen Reiz der Sandbox nicht füttern - und daher insbesondere wenn das vorher den Soielern nicht so klar gemacht wird als Mogelpackung verstanden wird.

Ich sehe die Sandbox als eine Art Experiment: Als SL baue ich etwas und versuche dann zu sehen, was dann passiert, wenn ein paar Versuchsratten reinegsetzt werden, als Spieler bin ich die Ratte und versuche diese Umgebung zu erkunden und als Ratte zu beeinflusen udn schaun was dabei rauskommt.
Natürlich ist so ein Experiment normalerweise nicht völlig ziellos. Entsprechend wird das Setting vorbereitet und wenn etwas bestimmtes interessiert, dieses Thema auch vorher kommuniziert, denn auch die Rattenspieler haben ihre berechtigten Erwartungen, was aufgetischt wird und können vorab auch durchaus Mitsprache beim Versichsaufbau haben. 
Aber sobald das Experiment startet, muss es nach seinen eigenen inneren Regeln ablaufen.
Um das Experiment valide zumachen ist danach eben alles was nicht gegen die Grundstatuten verstösst möglich und externe Eingriffe nicht wünschenswert, obwohl - wenn es offensichtlich und übereinkommend aus dem Ruder läuft - das Experiment auch angehalten, abgesprochen, korrigiert und wieder gestartet werden kann - was dann aber klar einen Unfall und keinen Normalfall darstellt.
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Re: Sandboxing
« Antwort #266 am: 22.01.2015 | 18:54 »
Du mißverstehst mich. Die Ebenen, anderen Dimensionen und die anderen Welten sollten bereits teil einer Sandbox für epische Charaktere sein, zumindest als Konzept, so daß die Spieler auch davon wissen. Ob sie dann tatsächlich fliehen, sich der Pest stellen, oder sie helfen, weiter zu verbreiten, muß allein ihre Entscheidung sein. Das ist keine Illusion. Das ist halt echte Wahlmöglichkeit.  ;)

Na klar. Wenn der SL unbegrenzte Ressourcen zur Verfügung hat, ist das toll. Hat er aber nicht. Und deshalb muss sich der geneigte Sandboxer halt überlegen, wo genau Abstriche gemacht werden. Es gibt zwar diverse Hilfsmittel (z.B. Zufallstabellen, Handlungsmaschinen, extensive Vorbereitung, Reduzierung des Möglichkeitsraumes etwa durch Dungeoneering oder extensive Encounterei pro Session) und SL-Qualitäten (unbändige Kreativität, hohe Improvisationsgabe, viel Erfahrung, breites Rollenportfolio in der Darstellung, rollenspielrelevante Bildungsfacetten), welche die Abstriche weniger schmerzhaft machen. Aber vermeiden lassen sich Abstriche letztendlich nicht. So einfach ist das. Und das führt dann halt dazu, dass in Gewichtung sämtlicher Begleitumstände verschiedene Runden für sich zu verschiedenen Kombinationen und Gewichtungen besagter Abstriche gelangen.

Wo ich zustimme, wenn wir mal Storygames, Indiezeugs und Spezialfälle für den Moment außen vor lassen: Bei unbegrenzten Ressourcen ist Sandboxing immer die beste aller Möglichkeiten. Da die Ressourcen jedoch nun mal nicht unbegrenzt sind, muss man für seine Gruppe für die jeweilige Zeit die beste Kombination finden.

EDIT: Wie bereits erwähnt: es tauchen im Netz ja gerne Leute auf und behaupten, dass für sie und ihre Runden keinerlei Abstriche beim Sandboxing  notwendig sind. Alle jene, die ich nach mehr oder weniger großspurigen Ansagen aber persönlich erleben durfte, haben letztendlich nicht geliefert und eben doch massive Abstriche gemacht  - traditioneller Weise übrigens über OSR-Gonzoness, verhältnismäßig viel Leerlauf, reduzierte Emotionalität in der Darstellung, hohe Abstrahierung oder viel Dungeonschnetzelei. Das soll nicht heißen, dass es den perfekten SL da draußen nicht doch geben mag. Man verzeihe mir aber eine skeptische Grundhaltung.
« Letzte Änderung: 22.01.2015 | 19:04 von Wellentänzer »

Online Maarzan

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Re: Sandboxing
« Antwort #267 am: 22.01.2015 | 19:00 »
Die Sache mit der Seuche oder ähnlichem Overkill ist aber nicht nur eine notwendige Einschränkung sondern dermaßen dringlich bestimmend, dass effektiv von den eigentlichen Stärken der Sandbox nahezu nichts übrig bleibt. Irgendwo gehen die Spielformen dann ineinander über. Aber wenn das Leitthema genau dieser Umgang mit der Seuche war, kann es imme rnoch eine Sandbox sein - wenn auch wohl nur nach relativ weniger Sandboxler Geschmack.
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Offline Slayn

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Re: Sandboxing
« Antwort #268 am: 22.01.2015 | 20:29 »
EDIT: Wie bereits erwähnt: es tauchen im Netz ja gerne Leute auf und behaupten, dass für sie und ihre Runden keinerlei Abstriche beim Sandboxing  notwendig sind. Alle jene, die ich nach mehr oder weniger großspurigen Ansagen aber persönlich erleben durfte, haben letztendlich nicht geliefert und eben doch massive Abstriche gemacht  - traditioneller Weise übrigens über OSR-Gonzoness, verhältnismäßig viel Leerlauf, reduzierte Emotionalität in der Darstellung, hohe Abstrahierung oder viel Dungeonschnetzelei. Das soll nicht heißen, dass es den perfekten SL da draußen nicht doch geben mag. Man verzeihe mir aber eine skeptische Grundhaltung.

Was soll man dir da bitte verzeihen? Vielleicht ist es aus meinen Beiträgen zumindest im Ansatz etwas ersichtlich, aber ich befasse mich mit dem Thema Sandbox mit etlichen Systemen  und somit etlichen Spielstilen  und mir daher relativ genau im klaren darüber bin, wo die Beschränkungen hierbei liegen und wie sie sich mit dem genutzten System verschieben.
Du hast in dem Kontext natürlich recht was spezifische Pros und Cons angeht, wobei ich finde das du dich bei der Betrachtung zu sehr auf die OSR versteifst, auch wenn ganz andere Sachen viel mehr und lauter nach der Nutzung einer Sandbox schreien, etwas ein GoT, ein Artesia oder das Setting vom Dunklen Mond.
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Re: Sandboxing
« Antwort #269 am: 22.01.2015 | 20:42 »
Was soll man dir da bitte verzeihen? Vielleicht ist es aus meinen Beiträgen zumindest im Ansatz etwas ersichtlich, aber ich befasse mich mit dem Thema Sandbox mit etlichen Systemen  und somit etlichen Spielstilen  und mir daher relativ genau im klaren darüber bin, wo die Beschränkungen hierbei liegen und wie sie sich mit dem genutzten System verschieben.
Du hast in dem Kontext natürlich recht was spezifische Pros und Cons angeht, wobei ich finde das du dich bei der Betrachtung zu sehr auf die OSR versteifst, auch wenn ganz andere Sachen viel mehr und lauter nach der Nutzung einer Sandbox schreien, etwas ein GoT, ein Artesia oder das Setting vom Dunklen Mond.

Nene, da habe ich mich vermutlich zu unklar ausgedrückt. Traveller ist ja beispielsweise ebenfalls quasi prädestiniert für Sandboxing. Für Vampire hat 6 korrekter Weise auch bereits auf die Citybooks hingewiesen. Das sind  ganz veritable Sandboxes und die haben so rein gar nichts mit OSR zu tun.

Mein Eindruck ist halt nur, dass anteilsmäßig und absolut die OSR-Schiene am häufigsten in Sandkisten stattfindet. Das bietet sich meiner Ansicht nach auch insofern an, als man das in der Rolle des SL im Vergleich leichter managen kann als in anderen RSP-Traditionen. Das ergibt ja auch Sinn: In OSR kann man zum Beispiel viel leichter den Gonzolevel erhöhen, so dass ad hoc Entscheidungen des SL etwa durch unglückliche Improvisationen nach Zufallstabellenergebnissen weniger Konsistenz erodieren. Auch werden sich die Spieler vergleichsweise länger in Dungeons herumtreiben, wo durch die Begrenztheit des Settings eine Sandboxes selbstredend besser schnurrt. Oder das Verhältnis zwischen Kämpfen und sonstigen Inhalten: in der OSR ist das womöglich stärker zugunsten der Kämpfe verschoben als in anderen RSP-Traditionen, was natürlich in Kombination mit dem niedrigen SL-Verwaltungsaufwand von OSR-Ansätzen Kapazität zugunsten des Sandboxing freimacht. Und so weiter.

Insofern: sorry, wenn es so rübergekommen sein sollte, dass ich Sandboxing alleinig bei OSR-Klamotten sehe. Es ist dort meiner Ansicht nach nur häufiger anzutreffen, weil die Rahmenbedingungen günstigere sind.

Offline Slayn

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Re: Sandboxing
« Antwort #270 am: 23.01.2015 | 14:55 »
@Wettentänzer:

Ich denke, die Antwort darauf fällt recht einfach aus und greift gleichzeitig einige Sachen aus dieser Diskussion auf.
Die meisten OSR-basierten Systeme sind so einfach gestrickt, sie fördern Nichts, aber sie stehen auch nicht im Weg. Umso "integrierter" ein System ist, umso mehr Dinge muss man beachten und umso weniger spontan kann man Entscheidungen treffen.
Ein, sagen wir mal, AD&D 1st Charakter hat nun mal keine inhärenten Verbindungen nach außen die beachtet werden müssen. Würden wir aber die V20 Regeln nutzen, müssten die ganzen Sachen aus dem "Backgound"-Bereich beachtet werden, etwa Herde, Mentor, Ressourcen, usw.
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Offline Crimson King

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Re: Sandboxing
« Antwort #271 am: 23.01.2015 | 15:42 »
Die allermeisten OSR-Systeme fördern konsequent klassischen Gamismus, mit Gewaltanwendung als bevorzugtem Lösungsweg. Dafür stehen sie z.B. heroischem und cinematischem Spiel im Weg, weil sie meistens recht tödlich daher kommen.
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Re: Sandboxing
« Antwort #272 am: 25.01.2015 | 16:01 »
Und zur Schwierigkeit in der Diskussion, über dasselbe zu reden: Es gibt ja nun den Parallelfaden, in dem (gute) Sandbox-Abenteuer gesammelt werden sollen. Und da wundere ich mich auch, was da mitunter so genannt wird. Ist denn tendentiell jedes handlungsoffene Abenteuer eine Sandbox? Dann könnte man die Liste gehörig verlängern.

Darauf läufts dann hinaus. Das deutete sich schon an, als Pyromancer mit "Aber eine gute Sandkiste" anfingt. Ich dreh also mal die Uhr auf Anfang: Die Sandkiste ist kein Abenteuer, es ist eine räumliche Anordnung von diversen interessanten Dingen und Leuten, die zunächst nichts miteinander zu tun haben.

Es zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass die Protagonisten in der Anlage der Sandbox nicht vorkommen. Eine Sandbox hat genau keine Verbindungen mit den Protagonisten. Die Protagonisten können so gestrickt sein, dass sie sich für bestimmte Dinge interessieren ("Ich mache Pediküre für Drachen. Könntens mir sagen, wos zum nächsten Drachen geht?"), aber bei Spielbeginn interessiert sich die Umwelt nicht für die Protagonisten. Aus Sicht der Umwelt sind tabula rasa.

Pyromancer

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Re: Sandboxing
« Antwort #273 am: 25.01.2015 | 16:10 »
Darauf läufts dann hinaus. Das deutete sich schon an, als Pyromancer mit "Aber eine gute Sandkiste" anfingt. Ich dreh also mal die Uhr auf Anfang: Die Sandkiste ist kein Abenteuer, es ist eine räumliche Anordnung von diversen interessanten Dingen und Leuten, die zunächst nichts miteinander zu tun haben.

Es zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass die Protagonisten in der Anlage der Sandbox nicht vorkommen. Eine Sandbox hat genau keine Verbindungen mit den Protagonisten. Die Protagonisten können so gestrickt sein, dass sie sich für bestimmte Dinge interessieren ("Ich mache Pediküre für Drachen. Könntens mir sagen, wos zum nächsten Drachen geht?"), aber bei Spielbeginn interessiert sich die Umwelt nicht für die Protagonisten. Aus Sicht der Umwelt sind tabula rasa.

 :'(

Warum schreibst du denn sowas?

Natürlich kann eine Sandbox auch so angelegt sein, dass die Protagonisten darin eingebettet sind. Warum sollte das nicht gehen?


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Re: Sandboxing
« Antwort #274 am: 25.01.2015 | 16:12 »
@Pyromancer:

Wenn du den Schritt weg von der "neutralen" Welt machst, bist du schon wieder am Anfang einer Erzählung ...
Wenn wir einander in der Dunkelheit festhalten .. dann geht die Dunkelheit dadurch nicht vorbei
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