Guten Morgen erst einmal
Ich hatte eigentlich nicht vor, den Thread derart entgleiten zu lassen.
Da ist man mal einen Tag nicht da...
Ich war mir ja selbst nicht ganz sicher, ob das Problem auf Spielerblödheit oder würgenswerten SL zurückzuführen war. Hier im Thread werden auch beide Meinungen vertreten, so dass naheliegt, dass die Wahrheit irgendwo dazwischen liegt. Vermutlich liegt der Knackpunkt bei einer Diskrepanz der Spielstile.
Mit dem SL habe ich schon die Carrion Crown gespielt, also bin ich kein unbeschriebenes Blatt in seiner Runde. Ich möchte ihn auch nicht als Arschloch-SL oder ähnliches tituliert sehen, denn das ist er nicht (sonst würde ich nicht mit ihm spielen). Er pflegt tatsächlich einen herausforderungslastigen Spielstil. Manchmal trifft er fragwürdige Entscheidungen, vor allem wenn er manche Charaktere als "zu stark" erachtet. Ich habe gelegentlich das Gefühl, er nimmt es persönlich, wenn die Gruppe aus einem Encounter schnell Kleinholz macht. Und dann richtet sich der Fokus schon mal gezielt auf bestimmte Charaktere. (Ich bin bei Carrion Crown mit einem Gunslinger gestartet. Als er anfing richtig Schaden zu machen und mal einen Zwischenboss mit einer Full Round Action niedergeschossen hat, wurde er kurz darauf gezielt mit nem Save Or Die aus dem Verkehr gezogen. EIn Kleriker, der ein Encounter mit einem "Banishment" ziemlich schnell beendete wurde beim nächsten Dämon gleich mal mit einem Power Word Stun kaltgestellt. 1. Runde, kein Save, Kampf vorbei und eine Stunde dumm rumsitzen. Okay... das klingt jetzt schon arschig)
Abgesehen davon macht er ganz stimmungsvolle Spielleitung und spielt auch seine NSCs immer nett aus.
Jedenfalls hatte besagter SL bemängelt dass so wenig Rollenspiel gemacht würde. Wir haben ca. ein 50/50 VErhätlnis in unserer Runde von Spielern, die Charakterspiel betreiben, zu Würfelspielern. Die meisten Optimierer, nicht zwingend Powergamer. Soll heißen, es werden nicht immer DIE besten builds gespielt, aber wir versuchen schon aus unseren entsprechenden Rollen mechanisch das Beste herauszuholen.
Außerdem betonte er immer wieder, dass er für Kingmaker charismatische Führerfiguren brauche.
So kam es dann eben, dass ich einen Paladin mit CHA als Primärattribut erstellt hatte und vor dem Spielabend dem SL meinen Char auch vorgelegt habe und noch darauf hingewiesen hatte, dass er eben viel auf Charisma, Diplomatie und Menschenkenntnis setzt.
Ich denke, damit hatte ich meine Flags gesetzt. Mir ist natürlich bewusst, dass der SL nicht auf jede blöde Aktion eingehen muss, nur weil ein Spieler einen Charakter in eine entsprechende Richtung ausgestaltet hat.
Ich versuche noch mal, die Situation aus dem Gedächtnis zu schildern:
Oleg der Wirt erzählt von seinem Banditenproblem: Als er vor einem halben Jahr den Handelsposten übernommen hat, kam eine Truppe von einem Dutzend Banditen, hat ihn und seine Frau bedroht, beinahe seine Hand abgeschlagen und seither muss er Schutzgeld zahlen. Alle paar Wochen kommen seither 2-3 Banditen und holen das Geld ab. Nachfrage seitens der Charaktere: Nein, es waren immer nur 2-3. Unter ihnen ist eben noch jener, der scheinbar mit seinem Falken redet.
Es läuft immer gleich ab: Sie kündigen an wenn sie das nächste Mal kommen, er lässt das Tor offen, sie reiten ins Fort und er bringt ihnen das Geld. Und wie es sich so trifft, sollen sie am nächsten Morgen wieder aufschlagen.
Aus den vorliegenden Informationen ergibt sich folgender Plan:
Die Banditen sind laut Charta zum Tod durch Schwert oder Strick verurteilt. Ich plädiere für eine Gefangennahme und Verhandlung. Für harmlose Mitläufer und bei mildernden Umständen ließe sich auch eine Zwangsarbeit zur Wiedergutmachung verhängen, so mein Argument.
Außerdem lehne ich einen Angriff in Überzahl (6 gegen 3) aus dem Hinterhalt ab. Der Cavalier ist ganz bei mir, die andern knirschen etwas mit den Zähnen.
Die Location hat man sich vorzustellen, wie ein Trapper-Fort oder einen kleinen Wehrhof. Quadratischer Grundriss, großes Holztor; ein Haupthaus, ein Stall und ein Gästehaus, die mehr oder weniger rund um den Platz hinter dem Tor angeordnet sind.
Mein Paladin wird die Gruppe im Hof erwarten, versuchen sie zu überzeugen auf Gewalt zu verzichten, einen fairen Prozess versprechen. NAtürlich mit der Option dass es nicht klappt, aber wenigstens die Banditen ein oder zwei Runden abgelenkt zu haben.
Die anderen verbergen sich hinter den Türen der Gebäude, um nicht aufzufallen, wenn der Falke den Hof vorher ausspäht. Zwei Mann verstecken sich unter einem Karren, der neben dem Tor steht, um das Tor hinter den Banditen zu schließen und eine Flucht zu verhindern.
Der Plan wurde offen besprochen, so dass die Erwartungshaltung an den SL als kommuniziert gelten kann.
Gesagt, getan.
Dann kommen eben besagte 7 Banditen angeritten. Ich sage mein Sprüchlein auf, der Anführer gibt Feuerbefehl und fertig.
Mir als Spieler war natürlich bewusst, dass es ein für den Paladin riskanter Plan ist. Ich erwarte auch nicht, dass jeder Spinnerei und blöden Aktion stattgegeben wird, nur weil es Charakterspiel(TM) ist.
Aber ich habe das Potential für eine "geile Szene" gesehen, die dann aber mit minimaler interaktionsmöglichkeit für mich oder die anderen niedergewalzt wurde. Und das kreide ich letztlich an. Kein Diplomatie, kein Einschüchtern. Während des "Dialogs" durften die anderen Spieler auch keine Handlungen ergreifen, zum Beispiel versuchen das Tor zu schließen.
Außerdem kreide ich an, dass die NPC-Informationen gezielt falsch gegeben wurden. Natürlich KANN immer mal eine größere Schar auftreten, aus diesem oder jenem Grund. Aber wie habe ich mir den Rest der Kampagne vorzustellen, wenn ich dieses Encounter jetzt mal als Signal ansehe?
Scheiß auf NPC-Infos, es gibt ohnehn immer aufs Maul?
Vom Metagaming her bin ich auch etwas angepisst, denn dem SL muss klar sein, wenn er 6 Gegner, mit einer Trefferchance von 50%
und einem durchschnittlichen Schaden von der Hälfte meiner Hipoints auf mich losgehen lässt, dass mein Char mindestens mal umgeht und gute Chancen hat draufzugehen. Was nicht passiert ist.
Natürlich mag das realistisch sein, aus Sicht der Banditen (wobei vielleicht nicht alle Stufe 1 Banditem hartgesottene Mörder sind, die ohne Gewissensbisse auf einen ausgewiesenen Paladin schießen; vielleicht nicht sofort eine tödliche Lösung angestrebt wird, gerade angesichts dessen, dass der Paladin NICHT allein ist etc.) aber vom spielerischen war es nicht notwendig. was will der SL mir damit sagen?
Ih sage mal was bei mir ankommt: Blöd, wenn du Rollenspiel machst, selbst schuld, wenn du den Rest des Abends dumm daneben sitzt, wenn wir hier einen Kampf mit 12 Beteiligten + 3 Tiergefährten ausfechten. Spiel doch einen Teflon-Billy. Es ist dämlich, sich selbst Beschränkungen aufzuerlegen, wenn man aus dem Hinterhalt draufschießen kann.
Meine Dummheit war es im vorliegenden Fall, den SL falsch einzuschätzen, obwohl mir seine Schrullen bekannt sein sollten. Aber er hatte eben für die Sandbox-Kampagne in meinen Augen was anderes kommuniziert und die Hoffnung stirbt bekanntermaßen zuletzt.
Der Plan war nicht wasserdicht und das war mir bekannt, also bitte keine Spielerblödheit unterstellen, die ich auf "mein Charakter ist halt so" schiebe. Meine Blödheit liegt woanders.
Dass die Gegner noch Slayer aus dem neuen ACG waren, die mich einstudiert haben um ihren Angriff zu boosten und dann auch allesamt gediegen bis zum Tod gekämpft haben, sei nur der Vollständigkeit halber noch erwähnt.