Nicht ganz richtig ist Deine Formulierung: Doch nur, weil das System hier nicht ausreichend klar stellt, dass auch Soziales ein Aspekt des Charakters ist, der entsprechend regelseitig verwurstet ist.
Es gibt einige Systeme, die das sehr wohl klarstellen, bzw. mitliefern. Kennst Du Burning Wheel? Bei Interesse vertiefen wir das andernorts mal
So hatte ich das auch gemeint: In Systemen, die entsprechende Regeln beinhalten und diese gut erklären, kommt auch kein Spieler auf die Idee, dass man sich da in irgendeiner Form rausschlawinern oder das ganze Thema ignorieren könnte.
Nur wenn System X sich dazu ausschweigt oder nur ganz am Rande mal was dazu sagt, entsteht das von mir genannte Phänomen.
Und davon getrennt:
Burning Wheel fasse ich höchstens noch mal an, um es ins Feuer zu werfen
Auch regelseitig geben die meisten Systeme nicht viel her, soweit klar. D&D? Willensrettungwurf für Wasdennbitte? Nichtmagische Beeeinflussung? Mööp! Ein sozialer Pool oder Widerstand müsste her. Da viele Systeme das nciht abbilden (können), ist deren Ausrichtung doch wohl klar. Die Mechanik dafür ist doch sicherlich bei 300+ Seiten Kampfkapitel gaaanz einfach herzustellen. Quasi copy-paste.
Geistige Finte, mentales Überrennen, verbales Entwaffnen ... Alles doch schon da. Nur eben nicht sozial.
Hm...ich bin ja ein Freund gut aufgezogener Subsysteme, von daher würde mir eine 1:1-Kopie eines Kampfsystems recht sicher nicht gefallen.
Wenn das ausreichend abstrakt ist, vielleicht.
Aber schaue ich mir an, was ich in anderen Medien für einen gut umgesetzten Sozialkampf halte, dann komme ich zu der Überzeugung, dass ein Abziehbild eines Kampfsystems mit sozialen Hitpoints und spielmechanisch identischen Manövern weit an dem vorbei geht, was ich mir da erhoffen würde.
Nicht bei allen Spielen.
Solange das Spiel irgendeine Art von Vor- und Nachteilen kennt, kann man es da recht problemlos anbauen.
Was mir auf Anhieb als ungünstig einfiele, wären Systeme mit starren Klassen und Steigerungsmodellen - da artet es dann schnell in Arbeit aus.
Genauso wird natürlich ein psychologisches System keinen echten Psychologen hinterm Ofen vorlocken können, aber es geht ja nicht unbedingt um Realität sondern vor allem um ein System, das spielerischen Spaß macht und nachvollziehbar ist.
Psychologie wird deswegen oft als Scharlatanerie wahrgenommen, weil viele Psychologen mit der Realität nicht viel zu tun haben
Nein, im Ernst:
Da geht es doch um die alltägliche Verwendung und nicht um das, was ein Psychologe X auf seinem Spezialgebiet unter Laborbedingungen treibt.
Für Regelinspiration würde ich da viel eher nach entsprechenden Endprodukten (=(Lehr)Büchern*) suchen, die sich damit befassen und mir Leute mit den relevanten Fertigkeiten anschauen.
*und die realitätsbezogenen schreiben oftmals keine Psychologen...
Die Psychologie stellt zwar letztlich die Erklärungen bereit, aber die Spielmechanik befasst sich mit dem Thema gar nicht auf dieser Ebene.
Man fragt ja für ein Kampfsystem auf einem halbwegs erträglichen Detailgrad auch keine Physiker und Biologen
Ich bin völlig deiner Meinung. Ist auch in der Realität so.
Aber welche Spiele unterstützen das regelseitig?
Dazu wären ja psychologische Regeln notwendig.
Gibt es ja ab und zu, aber mein großes Problem dabei ist, dass diese Regeln meist nur recht eingeschränkt funktionieren.
Da hat der Autor ein konkretes Problem erkannt (oder erlebt ein neutrales Phänomen als Problem) und schreibt dann Regeln, die genau dieses Problem beheben.
Öfter mal mit der Folge, dass dann alle im Kampf voreinander Angst haben und viel eher wegrennen, als sich mal richtig zu waffeln.
Wenn man so etwas anfängt, muss man auch die richtigen Stellschrauben und Aspekte reinbringen, die die komplette "reale" Ergebnisbreite abdecken.
Und meistens landet man an dem Punkt, dass man sagen muss:
"Bei unserem Kampagnenfokus nehmen alle Spieler psychologische Eigenschaften, die das Thema auf SC-Seite fast komplett verschwinden lassen."
Dann kann man es sich auch sparen und die SCs ohne Verregelung als die gewissenlosen Murder-Hobos erstellen, die sie eh geworden wären