Da der "Optimierungstrieb" bisher hauptsächlich unter dem Aspekt diskutiert wurde, dass "die anderen" die Möglichkeiten des Systems ausnutzen und so die Balance der Gruppe stören, möchte ich das ganze mal von der anderen Seite beleuchten.
Wenn ich in einem Kaufsystem einen neuen Charakter erstelle und mich über die Möglichkeiten informiere, stoße ich regelmäßig in fast jedem System auf das gleiche Problem:
Die Kosten bei der Charaktererschaffung weichen von denen bei der Steigerung später im Spiel ab, und zwar teilweise drastisch. Häufig sind die Kosten für das Anheben von Fertigkeiten bei der Erschaffung kontant, später jedoch steigen sie mit dem Fertigkeitsniveau an. Dadurch belohnt das System ein bestimmtes "Muster" der Punkteverteilung. Es fällt mir persönlich schwer Charaktere rein nach einem Konzept aufzubauen, wenn ich genau weiß, dass ich dabei Punkte "verschenke". Mir ist völlig klar, dass ich mit dem Charakter nicht mehr Spaß haben werde wenn er nach diesem Aspekt optimiert ist (eher sogar weniger, da er nicht mehr das Konzept abbildet das ich ursprünglich wollte), und trotzdem fällt es mir unheimlich schwer mich davon zu lösen.
Außerdem tritt noch das Problem auf, dass dadurch teilweise schon die Balance zerschossen wird, ohne dass irgendjemand versucht zu optimieren. Das entsteht ganz von selbst allein dadurch, dass manche Charakterkonzepte zufällig besser in das vom System vorgeprägte Muster passen als andere.
Zusammenfassend kann man sagen, dass das Optimieren zwar ein Problem ist, aber ein lösbares. Leider findet man in kaum einem der großen Systeme ein wirkliches Balancing. Dadurch gehen mMn häufig fast alle theoretischen Vorteile von Kaufsystemen in der Praxis den Bach runter, selbst wenn man keinen Optimierer in der Runde hat.
"Zufallssysteme" sind da allerdings auch keine Alternative, da sie meistens nur Attribute zufällig ermitteln, und beim Rest auch wieder ein Kaufsystem (mit genau den gleichen Schwächen) verwenden.
Was einem bleibt ist entweder sich gleich von der Illusion zu lösen das System stelle brauchbare Mechnismen für die Erstellung einer ausgewogenen Gruppe bereit, sich selbst mit Hausregeln Abhilfe zu verschaffen, oder eines der wenigen Systeme zu finden, bei dem das Balancing seinen Namen wirklich verdient und nicht nur Augenwischerei ist.